Der Vergleich von Berlin und Brandenburg führt zu Tage, dass die Entwicklung des Einen unmittelbar mit der Entwicklung des Anderen verzahnt ist. Von Berlin geht eine Sogwirkung für ganz Brandenburg aus, die die Menschen von der Peripherie ins Zentrum zieht. Doch kurz vor den Grenzen Berlins entlädt sich dieser Sog und die Wandernden lassen sich vor Ort, außerhalb von Berlin nieder. Womit lockt die Hauptstadt beziehungsweise was treibt die Menschen aus den entlegenen Gebieten Brandenburgs und warum lassen diese sich dann doch nur dezentral vom Herzen Berlins nieder? Die demografischen Wechselwirkungen zwischen Brandenburg und der enklavierten Hauptstadt werden im ersten Kapitel der Arbeit erörtert.
In einem gesonderten Teil wird darauf eingegangen, welcher Zusammenhang zwischen Wirtschaftskraft und Frauenanteil einer Region besteht. Manche Gebiete Brandenburg weisen das Phänomen auf, geradezu von einer Flucht junger, gut qualifizierter Frauen entkräftet zu werden.
Im zweiten Kapitel wird die wirtschaftliche Entwicklung beider Länder seit der Wiedervereinigung nachgezeichnet. Hier weisen Berlin und Brandenburg verschiedene Brennpunkte auf, die jeweils auf deren Rolle in der ehemaligen DDR zurückzuführen ist. Berlin fiel nach der Wende in ein finanzielles Loch mit tiefem Boden, da mit der Vereinigung der Stadt plötzlich das subventionierte Polster West-Berlins genommen wurde. Brandenburg leidet ebenfalls an der Kehrseite der Medaille als Schwerindustriezentrum der DDR.
Anhand der neulichen Entwicklungen der Arbeitslosenzahlen wird abschließend dargestellt wie die wirtschaftliche Gegenwart beider Länder aussieht.
Abschließend werden die Ergebnisse auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Siedlungsstruktur Berlin und Brandenburgs
1.1 Wanderung von der Peripherie ins Zentrum
1.2 Frauenmangel in Brandenburg
1.3 Ausländeranteil von Berlin und Brandenburg
2. Wirtschaftliche Lage
2.1 Berlin
2.2 Brandenburg
3. Berlin und Brandenburg im Vergleich
4. Anhang: Abbildungen
5. Quellen
Einleitung
Der Vergleich von Berlin und Brandenburg führt zu Tage, dass die Entwicklung des Einen unmittelbar mit der Entwicklung des Anderen verzahnt ist. Von Berlin geht eine Sogwirkung für ganz Brandenburg aus, die die Menschen von der Peripherie ins Zentrum zieht. Doch kurz vor den Grenzen Berlins entlädt sich dieser Sog und die Wandernden lassen sich vor Ort, außerhalb von Berlin nieder. Womit lockt die Hauptstadt beziehungsweise was treibt die Menschen aus den entlegenen Gebieten Brandenburgs und warum lassen diese sich dann doch nur dezentral vom Herzen Berlins nieder? Die demografischen Wechselwirkungen zwischen Brandenburg und der enklavierten Hauptstadt werden im ersten Kapitel der Arbeit erörtert.
In einem gesonderten Teil wird darauf eingegangen, welcher Zusammenhang zwischen Wirtschaftskraft und Frauenanteil einer Region besteht. Manche Gebiete Brandenburg weisen das Phänomen auf, geradezu von einer Flucht junger, gut qualifizierter Frauen entkräftet zu werden.
Im zweiten Kapitel wird die wirtschaftliche Entwicklung beider Länder seit der Wiedervereinigung nachgezeichnet. Hier weisen Berlin und Brandenburg verschiedene Brennpunkte auf, die jeweils auf deren Rolle in der ehemaligen DDR zurückzuführen ist. Berlin fiel nach der Wende in ein finanzielles Loch mit tiefem Boden, da mit der Vereinigung der Stadt plötzlich das subventionierte Polster West-Berlins genommen wurde. Brandenburg leidet ebenfalls an der Kehrseite der Medaille als Schwerindustriezentrum der DDR.
Anhand der neulichen Entwicklungen der Arbeitslosenzahlen wird abschließend dargestellt wie die wirtschaftliche Gegenwart beider Länder aussieht.
Abschließend werden die Ergebnisse auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammengetragen.
1. Siedlungsstruktur Berlin und Brandenburgs
Berlin liegt im geografischen Herzen Brandenburgs und übt von dort eine starke Strahlkraft auf das fünftgrößte Bundesland Deutschlands aus. In der Bevölkerungsstruktur weisen die Hauptstadt und Brandenburg starke regionale Disparitäten auf. Während Berlin und sein Speckgürtel mit 4,36 Millionen Einwohnern nach dem Ruhrgebiet den zweitgrößten Ballungsraum Deutschlands bildet (Deutschland 2020: 41), besitzt Gesamtbrandenburg 2004 mit 87 Einwohnern je Quadratkilometer nach Mecklenburg-Vorpommern die dünnste Besiedlung Deutschlands (Datenreport 2006: 29). Aus Abbildung 1 wird ersichtlich, das der Großteil der an Berlin angrenzenden Gemeinden mit über 300 Einwohnern je Quadratkilometer besiedelt ist. Die bessere Lebensqualität außerhalb der Stadt hält viele Menschen, besonders Familien, von Berlin ab. Lärm, höhere Luftverschmutzung und beengter Wohnraum als Nachteile in der Lebensqualität sind typische Kriterien einer Stadt. Da die Arbeitsplätze großteils in der Stadt sind, pendeln die Menschen täglich zwischen Büro und Heim. Auf Grund dieser Tatsache ist zum Beispiel die ungefähr 40 Kilometer außerhalb gelegene Landeshauptstadt Potsdam an das S-Bahnnetz Berlins angebunden. Insgesamt ist der engere Verflechtungsraum um Berlin herum seit 1994 um über ein Viertel auf fast eine Million Menschen angewachsen. Der Speckgürtel, der nur 15 Prozent der Fläche Brandenburgs ausmacht, wurde 2004 von 39 Prozent der Einwohner Brandenburgs bewohnt (Die demografische Lage der Nation: 84).
Im restlichen Teil des Bundeslands nahm die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um zehn Prozent ab. Die Abbildung zeigt auch, wie mit zunehmender Entfernung von der Hauptstadt sich die Einfärbungen der Gemeinden immer mehr auf hellen, das heißt die Bevölkerung bis auf unter 30 Einwohner je Quadratkilometer abnimmt. Als Ausnahmen dieses Trends stechen als Städte mit hoher Einwohnerdichte, die nicht im Siedlungssog Berlins stehen Brandenburg an der Havel westlich und Luckenwalde südlich von Berlin, sowie Wittenberge im Nord-Westen und Frankfurt/Oder, Eisenhüttenstadt, Guben und Cottbus im süd-östlichen Brandenburg hervor.
1.1 Wanderung von der Peripherie ins Zentrum
Doch die Siedlungsdichte der genannten Städte muss im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung seit dem Mauerfall betrachtet werden, um ein charakteristisches Bild für das heutige Brandenburg zu erhalten.
Wie zuvor angedeutet, ist ein negatives Wanderungssaldo seit Beginn der neunziger Jahre für die peripheren Städte bezeichnend, wogegen die zentralen Gemeinden und Berlin gewachsen sind. Abbildung 2 veranschaulicht diesen Prozess seit 1990.
Dieser Trend wirft die Frage auf, welche Push- und Pull-Faktoren die Regionen perspektivlos oder attraktiv werden lassen?
Vor 1990 war Brandenburg Hauptstandort für die Schwerindustrie der DDR. Verteilt auf das Land stand eine Erölraffinerie in Schwedt, Braunkohle wurde in der Lausitz abgebaut und Stahlwerke arbeiteten in Eisenhüttenstadt, Henningsdorf und Brandenburg an der Havel. Mit der Wende gingen diese Industriestandorte und Hauptarbeitgeber wegen der neuen Konkurrenz aus dem Westen bankrott oder mussten sich zumindest verkleinern, wodurch vielen Arbeitern an diesen Orten ihre Lebensgrundlage entzogen wurde. Als Extrembeispiele dieser Entwicklung verließen zwischen 1995 und 2005 den Landkreis Cottbus in der Lausitz 21 Tausend Menschen, das entspricht 16 Prozent, den Landkreis Frankfurt an der Oder 17 Tausend, entsprechend 21 Prozent und den Landkreis Schwedt Zwölftausend, was fast einem Viertel gleichkommt.
Eine der Gewinnerregionen der Abwanderung ist der Landkreis Teltow-Fläming, südlich von Berlin. Die Stadt Teltow wuchs im selben Zeitraum um 28 Prozent auf fast 20 Tausend Einwohner[1] und der Landkreis weist nach Potsdam das höchste Bruttoinlandsprodukt in Brandenburg auf (Die demografische Lage der Nation: 88). Auf die wirtschaftliche Entwicklung diese Landkreises wird in Kapitel 2 vertieft eingegangen.
Die Abgewanderten erhofften sich im Zentrum ihres Bundeslandes bessere Perspektiven und nicht im Westen, wohin die übrigen neuen Bundesländer „hunderttausende“ Bürger verloren (Deutschland 2020: 41). Den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsverlusten am Rand und Gewinnen in Berlin/Stadt stellt Abbildung 3 her, aus der ersichtlich ist, wie gegen Ende der Achtziger Jahre die Einwohnerschere plötzlich divergiert. In der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre stagnieren beide Kurven für Berlin bei 3,4 Millionen und Brandenburg bei 2,6 Millionen Einwohnern (Deutschland 2020: 43). Das entspricht dem Niveau nach der Wiedervereinigung. Es ist damit das einzige neue Bundesland, das keine deutlichen Einwohnerverluste zu verzeichnen hat (Die demografische Lage der Nation).
1.2 Frauenmangel in Brandenburg
Bei einer differenzierten Untersuchung der geschilderten Wanderungsbewegungen seit der Wiedervereinigung, tritt für Brandenburg, wie auch für die anderen ostdeutschen Bundesländer, ein neuartiges Phänomen auf: unter den Abgewanderten befinden sich überproportional viele junge Frauen. Wird zunächst das Land Brandenburg betrachtet, wird dieses Problem nicht ersichtlich. Zwischen 1992 und 2002 hat sich der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung nur geringfügig von 51,3 Prozent auf 50,6 Prozent verringert[2]. Auch hier wiederholen sich die innerbrandenburgischen Disparitäten. Die kreisfreie Stadt Cottbus hat im genannten Zeitraum ein Viertel seiner weiblichen Einwohner verloren, 13.292 Frauen, während der Landkreis Potsdam-Mittelmark mit 20.628 Frauen um 19 Prozent gewachsen ist.
Wenn auch der prozentuale Frauenverlust von 0,7 Prozent auf Landesebene demografisch unbedeutend ist, so spiegelt er doch einen Trend seit 2000 wider. Bis zu diesem Jahr hatte Brandenburg mit 2.542 Frauen stets ein positives Wanderungssaldo. Im Jahr 2001 war das Saldo zum ersten mal seit der Wende mit 1.649 Frauen negativ. Im Folgejahr verließen 1.857 Frauen mehr das Brandenburg, als hinzukamen. Ein differenziertes Bild der Frauenabwanderung ergibt eine Aufsplittung der Salden in Altersgruppen, wie in Abbildung 4 aufgelistet. Lediglich die Kohorten bis 30 Jahren weisen seit 2000 ein negatives Saldo auf. Dabei sind über 90 Prozent unter 25 Jahren. Bei den Über-30jährigen ist das Saldo stets positiv.
Aus dieser einseitigen Belastung ergeben sich Folgen für Brandenburg.
1. Mit den jungen Frauen wandern jene im gebärfreudigsten Alter ab[3], somit gehen potentielle Mütter verloren. Angesichts des hohen Anteils an Frauen, die keinen Nachwuchs mehr bekommen werden ist es folglich, dass 2001 die Fertilitätsrate bei 1,18 Kindern je Frau lag, was deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 1,3 Kindern je Frau liegt . Wiederum stehen an Berlin grenzende Landkreise relativ besser da. Zum Beispiel liegt das Havelland mit 1,31 Kinder je Frau leicht über dem deutschen Schnitt (Deutschland 2020: 43). Berlin an sich schließt sich mit 1,16 Kindern je Frau im Jahr 2003 dem brandenburgischen Schnitt an (Die demografische Lage der Nation).
Der Mangel an Nachwuchs lässt die Bevölkerung zusätzlich zur steigenden Lebenserwartung rasant altern. Abbildung 5 prognostiziert das Auseinanderklaffen der Altersschere mit dem Schnittpunkt bei 45 Jahren ab 2004, bei einer nur schwach sinkenden Gesamtanzahl Frauen. Diese Entwicklung beschreibt den viel diskutierten demografischen Wandel, wodurch der Generationenvertrag ausgehebelt wird.
2. Mit den jungen Frauen geht Brandenburg Zukunftspotenzial verloren, da häufig Frauen mit hohem Bildungsgrad ihre Heimat verlassen. Dies ist auf zwei Tatsachen zurückzuführen.
Zum Ersten haben zwischen Schuljahren 1997/98 und 2003/04 71 Prozent[4] der weiblichen Schulentlassenen einen Realschulabschluss oder die Hochschulreife erlangt. Damit befindet sich ein Großteil derjenigen Frauen in der abwanderungswilligen Altersgruppe auf einem hohen Bildungsstand.
Zum anderen ist die Abwanderung von Frauen aus den Gebieten besonders hoch, die vornehmlich Arbeitsplätze in typischen Männerberufen zu bieten haben, wie Land- und Forstwirtschaft, produzierendes Gewerbe oder im Baugewerbe
(Not am Mann: 54).
[...]
[1] Datenbasis: http://www.citypopulation.de/Deutschland-Brandenburg_d.html, 24.06.2007
[2] http://www.statistik.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/Frauen.pdf, S. 4, 22.10.2007
[3] Durchschnittsalter bei Geburt des ersten Kindes war 2002 bei 28,6 Jahren, ebd., S. 9.
[4] Auf Basis der Daten: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hrsg.): Not am Mann.. Von Helden der Arbeit zur neuen Unterschicht. Berlin. 2007. S. 45
- Arbeit zitieren
- Eric Placzeck (Autor:in), 2007, Städtische und ländliche Sozialstruktur im Vergleich: Berlin und Brandenburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84726
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