„Ein Spanier, der wie ein Italiener spricht, sich wie ein Franzose kleidet und
glaubt, er sei Engländer.“
So beschreibt Bruce Chatwin die Argentinier in einem seiner Werke und lässt
gleichzeitig die große kulturelle Wichtigkeit der Europäer für das im Süden
Südamerikas gelegene Land erkennen. Mit einer großen Einwanderungswelle,
die etwa um das Jahr 1880 begann, kamen viele Europäer nach Argentinien.
Dort hinterließen sie ihre Spuren sowohl in der Kultur, als auch in der Sprache.
Es entstanden viele unterschiedliche Varietäten des Spanischen durch den
Einfluss der europäischen Sprachen auf das argentinische Spanisch.
Besondere Bedeutung hat die Sprachvielfalt für Buenos Aires, denn hier ließen
sich die europäischen Einwanderer vorwiegend nieder. Hier findet man unter
anderem den Cocoliche, eine ehemals gesprochene Mischsprache aus
Italienisch und Spanisch und auch den Lunfardo, einen typischen Jargon der
Porteños1.
Letzteres soll in dieser Arbeit das Hauptthema sein.
Dabei werde ich versuchen diese Varietät des Spanischen zu definieren und
einzugrenzen. Ich werde den Ursprung des Lunfardos näher erläutern und
seine Bildung und Zusammensetzung erklären und auch inwiefern er heute
gesprochen wird, soll in dieser Hausarbeit immer wieder anklingen.
Die Schwierigkeit bei dieser Arbeit wird es sein, die kontroversen Auffassungen
über den Lunfardo der verschiedenen linguistischen Autoren zu vereinen, denn
man kann nicht generell sagen, wie genau er entstanden ist, ob man ihn nun
Soziolekt oder Dialekt nennen kann, noch ob es sich beim Lunfardo um eine
Sondersprache handelt und nicht vielleicht nur um Argentinismen.
Um dennoch die gängigsten Meinungen zum Lunfardo darstellen zu können,
werde ich mich neben anderen vor allem auf die Werke von José Gobello von
der Academia porteña del lunfardo und dem Wissenschaftler Mario E. Teruggi
stützen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Lunfardo
- Etymologie
- Genese und Definitionsversuch
- Historischer Hintergrund
- Zusammensetzung und Bildung des Lunfardo-Wortschatzes
- Neologismen
- Morphologische Änderungen
- Entlehnungen aus anderen Sprachen
- Schlusswort
- Quellen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Lunfardo, einer besonderen Varietät des Spanischen, die in Buenos Aires entstanden ist. Ziel ist es, den Ursprung des Lunfardos zu erläutern, seine Bildung und Zusammensetzung zu erklären und zu beleuchten, inwiefern er heute noch gesprochen wird. Darüber hinaus wird die Schwierigkeit aufgezeigt, verschiedene Auffassungen zum Lunfardo zu vereinigen und ihn eindeutig als Soziolekt, Dialekt oder Sondersprache zu kategorisieren.
- Der Lunfardo als Sprachphänomen in Buenos Aires
- Der Ursprung und die Entwicklung des Lunfardo
- Die Zusammensetzung des Lunfardo-Wortschatzes
- Die Bedeutung des Lunfardo in der argentinischen Kultur
- Die Kontroversen um die Definition des Lunfardo
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die große kulturelle Bedeutung der Europäer für Argentinien heraus, insbesondere in Bezug auf die Einwanderungswelle um 1880. Sie beschreibt die Entstehung verschiedener Varietäten des Spanischen in Argentinien, wobei der Lunfardo als typischer Jargon der Porteños hervorgehoben wird. Die Arbeit befasst sich mit der Definition, dem Ursprung, der Bildung und Zusammensetzung des Lunfardo und analysiert, inwiefern er heute noch gesprochen wird.
2. Der Lunfardo
2.1. Etymologie
Die Etymologie des Begriffs Lunfardo wird diskutiert, wobei zwei Thesen im Vordergrund stehen: Die Ableitung aus dem Italienischen "lombardo" und die Annahme, dass das Wort aus dem Cocoliche stammt und im Laufe der Zeit durch phonetische Verfälschungen zu "lunfardo" wurde. Beide Thesen werden als plausibel angesehen, da die Einwanderung von Italienern in Argentinien eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Lunfardo spielte.
2.2. Genese und Definitionsversuch
Die Entstehung des Lunfardo wird diskutiert. Es wird die These betrachtet, dass der Lunfardo in den Gefängnissen als Geheimsprache der Häftlinge entstanden ist, wobei diese Theorie jedoch als eher zweifelhaft gilt. Teruggi und Gobello schreiben den Ursprung des Lunfardo stattdessen den unteren Schichten von Buenos Aires zu, insbesondere den vielen italienischen Einwanderern, die sich in den unteren Milieus der Stadt bewegten und italienische Dialekte mit dem argentinischen Spanisch vermischten. Die Frage, ob der Lunfardo ein Soziolekt oder Dialekt ist, wird angesprochen und es wird betont, dass er sich im Laufe der Zeit weiter verbreitet hat und auch von höheren Schichten gesprochen wird.
- Quote paper
- Anne-Marie Schulze (Author), 2007, Der Lunfardo. Bildung und Zusammensetzung der Varietät des Spanischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84391