Am 02.12.1932 trug Reichswehrminister Oberstleutnant Ott die Ergebnisse einer Simulation vor. Laut dieser konnte die Reichswehr „…einen Zweifrontenkampf gegen Kommunisten und Nationalsozialisten nicht gewinnen…“ . Papen gab das Ergebnis der Studie an Hindenburg weiter, woraufhin dieser bereit war, Schleicher das Kanzleramt zu überlassen. Dieser wurde daraufhin am 03.12. zum Reichskanzler ernannt, befand sich allerdings von vornherein in einer Zwangslage: Obwohl es ihm selbst bei besagtem Planspiel wohl um die kurzfristige Wirkung gegangen war, wurde von ihm erwartet, dass er die festgestellte Bürgerkriegsgefahr beseitigte und er die für den Staat gefährlichen Gruppen zumindest neutralisierte. Schleicher behielt selbst den Posten des Reichswehrministers, den er seit 1930 innehatte, und tauschte in seinem Kabinett nur zwei Minister aus.
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Inhaltsverzeichnis
1. Schleichers Versuch der Bildung einer „Querachse“
2. Papens Intrige gegen Schleicher
3. Literaturverzeichnis
1. Schleichers Versuch der Bildung einer „Querachse“
Am 02.12.1932 trug Reichswehrminister Oberstleutnant Ott die Ergebnisse einer Simulation vor. Laut dieser konnte die Reichswehr „…einen Zweifrontenkampf gegen Kommunisten und Nationalsozialisten nicht gewinnen…“[1]. Papen gab das Ergebnis der Studie an Hindenburg weiter, woraufhin dieser bereit war, Schleicher das Kanzleramt zu überlassen. Dieser wurde daraufhin am 03.12. zum Reichskanzler ernannt, befand sich allerdings von vornherein in einer Zwangslage: Obwohl es ihm selbst bei besagtem Planspiel wohl um die kurzfristige Wirkung gegangen war, wurde von ihm erwartet, dass er die festgestellte Bürgerkriegsgefahr beseitigte und er die für den Staat gefährlichen Gruppen zumindest neutralisierte. Schleicher behielt selbst den Posten des Reichswehrministers, den er seit 1930 innehatte, und tauschte in seinem Kabinett nur zwei Minister aus.
Dass gegenüber Schleicher eine verhaltene Zustimmung seitens von Bevölkerung und Reichstag bestand, zeigt, dass zu Beginn der Reichstagssession am 06.12. kein Misstrauensantrag gegen seine Kanzlerschaft gestellt wurde. Von Schleicher wurde allgemein erwartet, dass er auf Verfassungsexperimente verzichten würde. Papen hatte im Gegensatz hierzu versucht, einen autoritären Staat zu schaffen. Papen, „…der politische Widerstände notorisch unterschätzte und nicht zuletzt an diesem Unvermögen gescheitert war“[2], behielt jedoch seine Dienstwohnung und – wichtiger noch – seinen unmittelbaren Zugang zum Reichspräsidenten, da er nach wie vor Hindenburg Vertrauen genoss.
Um seine Politik durchzusetzen, benötigte Schleicher parlamentarische Mehrheiten. Da er im Reichstag über keine Hausmacht verfügte, verkündete er eine Art Burgfrieden und versuchte, die SPD, die freien Gewerkschaften, das Zentrum Hugenberg (DNVP) und Gregor Strasser (NSDAP) für eine Unterstützung der Regierung zu gewinnen, um quer durch die Parteien eine parlamentarisch sichere Basis für die Regierungsarbeit zu schaffen. Gleichzeitig bestünde die Möglichkeit, durch die Einbeziehung des linken Flügels der NSDAP diese zu spalten. Hierfür schien eine gute Ausgangslage zu bestehen, da die NSDAP bei den letzten Reichstagswahlen eine Wahlniederlage hatte einstecken müssen und es infolgedessen Konflikte über den Parteikurs gab.[3]
Schleicher setzt hierbei auf den Kopf des linken Flügels, Gregor Strasser.
Die Initiative Schleichers scheitert unter anderem am hohen persönlichen Einfluss Hitlers in der NSDAP. Strasser scheute einen Machtkampf größeren Ausmaßes mit Hitler. Zudem bestand eine Furcht bei den Gewerkschaften, Einfluss an die grundsätzlich oppositionelle KPD zu verlieren. Der SPD- Fraktionsvorsitzende Otto Wels lehnte Verhandlungen mit „diesem General“[4] kategorisch ab.
Die einzige Alternative für Schleicher stellte eine autoritäre Regierung ohne den Reichstag dar. Diese Alternative war jedoch nicht wahrnehmbar, da sie die Bürgerkriegsgefahr anheizen würde.
[...]
[1] Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933 (Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung), Bonn 2002, S.534. Des Weiteren wurde im Planspiel Ott ein gleichzeitiger Angriff Polens auf die Ostgrenze einbezogen, was das Abschneiden der Reichswehr in der Studie zusätzlich verschlechterte.
[2] Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen, S.535.
[3] Statistisches Jahrbuch des Deutschen Reiches, 1933, S.539. Die erste Abbildung zeigt die Ergebnisse der Reichstagswahl vom 31.07.1932, die zweite Abbildung die Ergebnisse der Reichstagswahl vom 06.11.1932. Auffällig ist, das die NSDAP mehr als vier Prozent Stimmanteile (etwa zwei Millionen Stimmen) verloren hat, die demokratischen Parteien nur noch leichte Verluste haben und die DNVP und KPD Stimmengewinne. Es war ob dieses Ergebnisses abzusehen, dass die NSDAP ihr Ziel der Machtübernahme durch die Erringung parlamentarischer Mehrheiten verfehlen würde. Zudem war die Weltwirtschaftskrise im Abflauen begriffen, so dass die NSDAP in Zugzwang versetzt wurde.
[4] http://home.t-online.de/home/DFennen/weimrep.htm
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Andre Budke (Autor:in), 2004, Die Regierung Schleicher - Schleichers Versuch der Bildung einer "Querachse", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84377
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