In Kolumbien findet heute der blutigste und längste Bürgerkrieg Lateinamerikas statt. Dabei hat sich in dem Andenland auch außerhalb der politischen Auseinandersetzungen ein extremes Kriminalitäts- und Gewaltniveau entwickelt. Dennoch ist Kolumbien seit langer Zeit eine, wenn auch eingeschränkt funktionierende, Demokratie und kann seit über 100 Jahren formal demokratische Regierungswechsel vorweisen. Ein dritter Faktor, der Kolumbien zu einem besonderen Land macht, ist seine absolute Dominanz auf dem Weltmarkt für Kokainproduktion. Ist dieser Kontext allein schon sehr komplex, lassen sich die Rahmenbedingungen des Landes nicht ohne die USA, dem mit Abstand wichtigsten Abnehmer von Kokain, beschreiben. Offiziell nur motiviert, den Drogenanbau zu bekämpfen sowie den kolumbianischen Staat und seine Demokratie zu stärken, intervenieren die USA seit Jahrzehnten (mitlerweile fast ausschließlich) militärisch in dem Andenland und bauten ihr Engagement ab 2000 mit den Plan Colombia massiv aus.
Das Demokratien allgemein zugeschriebene vergleichsweise niedrigere interne Gewaltniveau lässt sich in Kolumbien offenbar kaum beobachten, die friedlichen Konfliktlösungskompetenzen sind nicht sehr ausgeprägt. Diese mangelnde Fähigkeit, Konflikte ohne Waffengewalt zu lösen gilt oft als Folge des Bürgerkriegs und als bedeutendes Hindernis in der Überwindung der Gewaltspiralen. Da die militärische Intervention der USA in den letzten Jahren enorm zunahm, widmet sich diese Arbeit den Auswirkungen der US-amerikanischen Intervention auf eben diese Fähigkeit der kolumbianischen Gesellschaft, Interessenunterschiede gewaltfrei auszutragen. Die zentrale Fragestellung lautet daher: Welchen Einfluss hat die militärische Intervention der USA in Kolumbien auf die Konfliktlösungskompetenzen der kolumbianischen Gesellschaft?
Es soll demnach nicht der Einfluss der Intervention etwa auf die Konfliktdauer oder die Drogenanbauflächen untersucht werden. Es geht auch nicht darum, wie die Militärhilfe der USA das Kräftegleichgewicht der Parteien verschiebt, sondern vielmehr um die Frage nach den tiefer gehenden Einflüssen der Intervention auf die Gesellschaft Kolumbiens und deren Kompetenz, innere Konflikte gewaltfrei zu lösen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Relevanz der Forschungsfrage
- 1.2. Theoretischer Hintergrund und methodisches Vorgehen
- 1.3. Forschungsstand
- 1.4. Quellen
- 2. Zivilisatorisches Hexagon und Konfliktlösungskompetenzen
- 2.1. Theoretische Annäherung und Operationalisierung: Senghaas' zivilisatorisches Hexagon
- 2.2. Das zivilisatorische Hexagon Kolumbiens
- 2.3. Universalisierbarkeit und Kritik am zivilisatorischen Hexagon
- 3. Anwendbarkeit des Hexagons
- 3.1. Die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien
- 3.2. Gewalt, Kriminalität und Bürgerkrieg
- 4. Die Intervention der USA
- 4.1. Interventionsbegriff
- 4.2. Ursachen und Entwicklung der Intervention in Kolumbien
- 4.3. Ziele der Intervention
- 4.4. Ausmaß und Aktionsradius der Intervention
- 5. Die Auswirkungen der Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen
- 5.1. Auswirkungen auf das Gewaltmonopol
- 5.2. Auswirkungen auf die Rechtsstaatlichkeit
- 5.3. Auswirkungen auf Interdependenzen und Affektkontrolle
- 5.4. Auswirkungen auf die demokratische Beteiligung
- 5.5. Auswirkungen auf soziale Gerechtigkeit
- 5.6. Auswirkungen auf eine konstruktive politische Konfliktkultur
- 5.7. Zwischenfazit: Die Auswirkungen der Intervention
- 6. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der US-amerikanischen Intervention in Kolumbien auf die Fähigkeit der kolumbianischen Gesellschaft, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Es wird nicht der Einfluss auf die Konfliktdauer oder Drogenanbauflächen betrachtet, sondern die tiefergehenden gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Analyse konzentriert sich auf den Zeitraum 1998-2004, in dem das US-Engagement deutlich zunahm.
- Der Einfluss der US-Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien.
- Die Anwendung des zivilisatorischen Hexagons von Senghaas auf den kolumbianischen Kontext.
- Analyse der Gewalt, Kriminalität und des Bürgerkriegs in Kolumbien.
- Die Ursachen, Ziele und das Ausmaß der US-Intervention.
- Die Auswirkungen der Intervention auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche (Gewaltmonopol, Rechtsstaatlichkeit, etc.).
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den komplexen Kontext des kolumbianischen Bürgerkriegs, der hohen Kriminalitätsrate und der langjährigen, eingeschränkt funktionierenden Demokratie. Sie stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss der US-Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien. Die Relevanz der Frage wird sowohl politisch/gesellschaftlich als auch wissenschaftlich begründet, wobei die hohen ökonomischen Kosten der Gewalt hervorgehoben werden. Die Methodik und der theoretische Rahmen werden kurz skizziert, und der Fokus auf den Zeitraum 1998-2004 wird erklärt, da in dieser Zeit das US-Engagement deutlich zunahm.
2. Zivilisatorisches Hexagon und Konfliktlösungskompetenzen: Dieses Kapitel erläutert das theoretische Konzept des zivilisatorischen Hexagons von Senghaas und dessen Operationalisierung zur Analyse von Konfliktlösungskompetenzen. Es wird dann auf die Anwendung des Modells auf den kolumbianischen Kontext eingegangen, wobei die Stärken und Schwächen des Modells im Hinblick auf die spezifischen Herausforderungen Kolumbiens diskutiert werden. Kritische Aspekte des Hexagons und seine Universalisierbarkeit werden ebenfalls beleuchtet.
3. Anwendbarkeit des Hexagons: Dieses Kapitel analysiert die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien vor dem Hintergrund des zivilisatorischen Hexagons. Es wird die bestehende Gewalt, Kriminalität und der Bürgerkrieg als Ausdruck mangelnder Konfliktlösungskompetenzen beschrieben und analysiert. Die Kapitel legen den Schwerpunkt auf die bestehende Situation in Kolumbien vor dem Hintergrund der zu untersuchenden US Intervention.
4. Die Intervention der USA: Dieses Kapitel beschreibt die US-Intervention in Kolumbien, beginnend mit einer Definition des Interventionsbegriffs. Es werden die Ursachen und die Entwicklung der Intervention im Laufe der Zeit detailliert dargestellt, einschließlich der Ziele und des Ausmaßes des militärischen Engagements. Die Analyse der US-amerikanischen Intervention bildet die Grundlage für die anschließende Untersuchung ihrer Auswirkungen.
5. Die Auswirkungen der Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es untersucht die Auswirkungen der US-Intervention auf verschiedene Aspekte der Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien, wie das Gewaltmonopol des Staates, die Rechtsstaatlichkeit, Interdependenzen und Affektkontrolle, demokratische Beteiligung und soziale Gerechtigkeit. Jeder Aspekt wird detailliert analysiert, um den komplexen Einfluss der Intervention aufzuzeigen. Ein Zwischenfazit fasst die zentralen Ergebnisse zusammen.
Schlüsselwörter
Kolumbien, US-Intervention, Plan Colombia, Konfliktlösungskompetenzen, zivilisatorisches Hexagon, Senghaas, Gewalt, Kriminalität, Bürgerkrieg, Drogenhandel, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Auswirkungen der US-Intervention in Kolumbien auf die Konfliktlösungskompetenzen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der US-amerikanischen Intervention in Kolumbien auf die Fähigkeit der kolumbianischen Gesellschaft, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Konfliktdauer oder dem Drogenanbau, sondern auf den tiefergehenden gesellschaftlichen Auswirkungen im Zeitraum 1998-2004, als das US-Engagement deutlich zunahm.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit verwendet das „zivilisatorische Hexagon“ von Senghaas als theoretisches Modell zur Analyse der Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien. Die Arbeit analysiert den Einfluss der US-Intervention auf verschiedene Aspekte dieses Hexagons (Gewaltmonopol, Rechtsstaatlichkeit, Interdependenzen, Affektkontrolle, demokratische Beteiligung, soziale Gerechtigkeit und eine konstruktive politische Konfliktkultur).
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: den Einfluss der US-Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen, die Anwendung des zivilisatorischen Hexagons auf Kolumbien, die Analyse von Gewalt, Kriminalität und Bürgerkrieg, die Ursachen, Ziele und das Ausmaß der US-Intervention sowie die Auswirkungen der Intervention auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung (mit Forschungsfrage, theoretischem Hintergrund und Methodik), Erläuterung des zivilisatorischen Hexagons und dessen Anwendung auf Kolumbien, Analyse der Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien, Beschreibung der US-Intervention, detaillierte Analyse der Auswirkungen der Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen und abschließendes Fazit und Ausblick.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Kolumbien, US-Intervention, Plan Colombia, Konfliktlösungskompetenzen, zivilisatorisches Hexagon, Senghaas, Gewalt, Kriminalität, Bürgerkrieg, Drogenhandel, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit.
Welcher Zeitraum wird untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf den Zeitraum von 1998 bis 2004, da in dieser Zeit das US-Engagement in Kolumbien deutlich zunahm.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Arbeit (ohne detaillierte Ausführungen)?
Die Arbeit analysiert die komplexen Auswirkungen der US-Intervention auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche in Kolumbien und deren Einfluss auf die Fähigkeit des Landes, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Die detaillierten Ergebnisse sind im Kapitel 5 der Arbeit beschrieben.
Wo finde ich mehr Informationen?
Die vollständigen Informationen, inklusive detaillierter Analysen und Ergebnisse, finden sich im vollständigen Text der Arbeit.
- Quote paper
- Christof Mauersberger (Author), 2007, Die militärische Intervention der USA und die Konfliktlösungskompetenz in Kolumbien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84294