In den letzten Jahren wird intensiv eine Diskussion über die Kontrolle und Führung von Unternehmen geführt. Der Begriff der Corporate Governance soll dabei die beiden Elemente der Unternehmenssteuerung und der Unternehmenskontrolle erfassen. Festzuhalten ist aber, dass diese Definition sehr allgemein und allumfassend ist. Die Definition reicht von den Kontrollmechanismen innerhalb des Unternehmens über Strukturen in der Unternehmensführung bis hin zur Kontrolle durch die Kapitalgeber. Weiterhin müssen nach dieser Definition auch die Interessen anderer beteiligter Gruppen berücksichtigt werden, wie zum Beispiel Interessen der Politik oder der Arbeiternehmer. Eine Definition von Corporate Governance als System der Unternehmenssteuerung und Unternehmenskontrolle unterscheidet dabei nicht in innere und äußere Kontrollmechanismen, sondern ist sehr weit gefasst. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Schmidt formuliert, dass es „… no clear-cut definition …“ für Corporate Governance gibt (vgl. Schmidt, 1997, S.15).
Ich werde mich in dieser Arbeit mit der Perspektive des Vorstandes beschäftigen. Dabei kommt es mir besonders darauf an, darzustellen, inwieweit der Vorstandsvorsitzende Entscheidungen im Vorstand bestimmt und lenkt und somit Einfluss auf die Unternehmenspolitik und die strategische Ausrichtung des Unternehmens hat. Dazu werde ich im ersten Abschnitt grundlegend auf die Funktion und die Gliederung des Vorstands in deutschen Aktiengesellschaften eingehen. Weiterhin werde ich in diesem Abschnitt den Shareholder Value und den Stakeholder Ansatz verdeutlichen. Im weiteren Verlauf der Seminararbeit werde ich die Entwicklung der Bayer AG darstellen und die strategische Ausrichtung in der geschichtlichen Entwicklung aufzeigen. Um den Einfluss des Vorstandsvorsitzenden zu untersuchen, betrachte ich kurz die Übernahmepolitik der Bayer AG seit 1972. Auch die Unternehmensphilosophie in Bezug auf Shareholder Value werde ich thematisieren.
Im dritten und letzten Abschnitt werde ich mich mit der Frage der Entscheidungsfindung im Vorstand befassen und dabei besonders auf das Direktorial- und Kollegialprinzip eingehen.
Den Abschluss bilden eine kurze Zusammenfassung der in dieser Arbeit aufgeworfenen Probleme und auch eine Bewertung meinerseits.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unterscheidung Single Board- Struktur und Duales System
- Single Board- Struktur
- Duales System bestehend aus Aufsichtsrat und Vorstand
- Unterscheidung zwischen Shareholder- und Stakeholder-Ansatz
- Shareholder-Ansatz
- Stakeholder-Ansatz
- Veränderung der Unternehmensausrichtung am Beispiel der Bayer AG
- Geschichtliche Entwicklung der Bayer AG
- Gliederung in Arbeitsgebiete
- Übernahmepolitik der Bayer AG
- Zwischen Shareholder-Value und den Stakeholdern
- Entscheidungsfindung im Vorstand
- Unterscheidung zwischen Kollegialprinzip und Direktorialprinzip
- Möglichkeiten der Entschlussfassung im Vorstand
- Direktorialprinzip
- Etablierung eines Direktorialprinzips
- Handlungsrationale Bewertung des Direktorialprinzips
- Handlungsreale Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entscheidungsfindung im Vorstand deutscher Aktiengesellschaften und beleuchtet dabei die Aspekte der Unternehmensführung und Kontrolle, insbesondere im Kontext der Corporate Governance. Sie untersucht die verschiedenen Modelle der Unternehmensführung, wie das Single Board- und das Duales System, sowie die normativen Ansätze des Shareholder- und Stakeholder-Modells. Des Weiteren betrachtet die Arbeit die Entwicklung der Bayer AG als Beispiel für die Veränderung der Unternehmenspolitik im Laufe der Zeit. Sie analysiert die Übernahmepolitik der Bayer AG und deren Fokus auf Shareholder-Value im Vergleich zu den Interessen der Stakeholder. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Entscheidungsfindung im Vorstand. Dabei wird die Unterscheidung zwischen dem Kollegialprinzip und dem Direktorialprinzip erläutert. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Möglichkeiten der Entschlussfassung im Vorstand und analysiert die Ursachen für die Etablierung des Direktorialprinzips. Schließlich wird eine handlungsrationale und eine handlungsreale Bewertung des Direktorialmodells durchgeführt.
- Corporate Governance Modelle
- Shareholder-Value vs. Stakeholder-Ansatz
- Strategische Ausrichtung von Unternehmen
- Entscheidungsfindung im Vorstand
- Kollegialprinzip vs. Direktorialprinzip
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Corporate Governance ein und definiert den Fokus der Arbeit auf die Entscheidungsfindung im Vorstand. Kapitel 2 erläutert die Unterscheidung zwischen dem Single Board-Modell, das in angelsächsischen Ländern verbreitet ist, und dem Duales System, das in Deutschland und anderen kontinentaleuropäischen Ländern vorherrscht. Dabei wird die Rolle des Vorstandes und des Aufsichtsrates im Dualen System hervorgehoben. Kapitel 3 behandelt die Unterscheidung zwischen dem Shareholder- und dem Stakeholder-Ansatz. Der Shareholder-Ansatz legt den Fokus auf die Interessen der Eigentümer, während der Stakeholder-Ansatz die Interessen aller am Unternehmen beteiligten Gruppen berücksichtigt. Kapitel 4 analysiert die Veränderung der Unternehmensausrichtung der Bayer AG als Beispiel für die Entwicklung von Unternehmen in den letzten Jahrzehnten. Es betrachtet die historische Entwicklung der Bayer AG, die Gliederung in Arbeitsgebiete und die Übernahmepolitik des Unternehmens. Außerdem wird die Orientierung der Bayer AG an Shareholder-Value im Vergleich zu den Interessen der Stakeholder diskutiert. Kapitel 5 befasst sich mit der Entscheidungsfindung im Vorstand. Es wird zwischen dem Kollegialprinzip, das auf der Gleichberechtigung der Vorstandsmitglieder basiert, und dem Direktorialprinzip, das eine Hierarchie im Vorstand etabliert, unterschieden. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Möglichkeiten der Entschlussfassung im Vorstand und die Ursachen für die Etablierung des Direktorialprinzips. Schließlich wird das Direktorialmodell aus handlungsrationaler und handlungsrealer Perspektive bewertet.
Schlüsselwörter
Corporate Governance, Unternehmenssteuerung, Unternehmenskontrolle, Single Board-Struktur, Duales System, Shareholder-Ansatz, Stakeholder-Ansatz, Entscheidungsfindung, Kollegialprinzip, Direktorialprinzip, Machtakkumulation, Bayer AG, Übernahmepolitik, strategische Ausrichtung, Unternehmenswert, Handlungsrationale Bewertung, Handlungsreale Bewertung.
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- Ralf Werner (Author), 2007, Macht und Herrschaft in Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84082