Aktuell verlangen Politiker von der schulischen im besonderen der politischen Bildung, neben vielem anderen verlangt einen stärkeren Fokus auf Praxisbezug zu legen (Hohlmeier, 1999). Auch in der Wissenschaftlichen Diskussion um ein neues Methodenverständnis im Sozialkundeunterricht spielt in letzter Zeit verstärkter Praxisbezug eine Rolle. Begründen wird dieser mit einer Kritik des Sozialkunde Unterrichts (v.a. der 50er und 60er Jahre), welcher als abstrakte und idealisierte Wert- und Tugendlehre sowie als abstrakte Institutionenkunde entfernt von praktischer Politik und der Lebenswelt der Schüler sei (Rothe 1989, S. 26 ff.).
Eine Möglichkeit wie Praxisbezug stärker in den Sozialkundeunterricht einbezogen werden kann bieten die Methoden „Erkundung“ und „Gäste im Unterricht“. Im folgenden sollen nun deren Grundprinzipien dargestellt (Kapitel 2 und 3) werden. Zur Verdeutlichung wird daraufhin ein Beispiel aus der Praxis näher erläutert (Kapitel 4). Abschließend sollen aber auch etwaige Probleme konstruktiv diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
0. Problemstellung
1. Grundprinzipien der Erkundung im Unterricht
1.1 Definition
1.2 Methodischer Aufbau
1.3 Lehr-Lern-Rollen
2. Grundprinzipen des methodischen Einsatzes von Gästen im Unterricht
2.1 Definition
2.2 Methodischer Aufbau
2.3 Lehr-Lern-Rollen
3. Praxisbeispiel: Auschwitz-Gedenkstättenfahrt
3.1 Methodische Umsetzung einer Erkundung
3.2 Methodischer Einsatz von Gästen
4. Mögliche Probleme im Unterricht
4.1 Probleme bei Erkundungen
4.2 Probleme bei dem Einsatz von Gästen im Unterricht
5. Fazit
Literaturverzeichnis
0. Problemstellung
Aktuell verlangen Politiker von der schulischen im besonderen der politischen Bildung, neben vielem anderen verlangt einen stärkeren Fokus auf Praxisbezug zu legen (Hohlmeier, 1999). Auch in der Wissenschaftlichen Diskussion um ein neues Methodenverständnis im Sozialkundeunterricht spielt in letzter Zeit verstärkter Praxisbezug eine Rolle. Begründen wird dieser mit einer Kritik des Sozialkunde Unterrichts (v.a. der 50er und 60er Jahre), welcher als abstrakte und idealisierte Wert- und Tugendlehre sowie als abstrakte Institutionenkunde entfernt von praktischer Politik und der Lebenswelt der Schüler sei (Rothe 1989, S. 26 ff.).
Eine Möglichkeit wie Praxisbezug stärker in den Sozialkundeunterricht einbezogen werden kann bieten die Methoden „Erkundung“ und „Gäste im Unterricht“. Im folgenden sollen nun deren Grundprinzipien dargestellt (Kapitel 2 und 3) werden. Zur Verdeutlichung wird daraufhin ein Beispiel aus der Praxis näher erläutert (Kapitel 4). Abschließend sollen aber auch etwaige Probleme konstruktiv diskutiert werden.
1. Grundprinzipien der Erkundung im Unterricht
1.1 Definition
Die pädagogische Qualität außerschulischer Lernorte ist keine Idee der Moderne. Vielmehr haben bereits Pädagogen wie Comenius, Rousseau, Pestalozzi und später auch ein großer Teil der Reformpädagogen ihren Nutzen betont. Die Bildungsreise junger Adliger im 18. Jahrhundert oder die Wanderschaft von Handwerksgesellen sind frühe Beispiele organisierten Lernens, die Eigenschaften von Erkundungen aufweisen. (Flechsig, 1983) Während diese Methode im Erdkunde-, Geschichts- und Wirtschaftsunterricht auf eine lange Tradition zurückblicken kann, wird sie erst seit kürzerer Zeit in der politischen Bildung diskutiert und angewandt (Becker 1988, 102 ff). Die wenigen empirischen Studien die hierzu vorliegen deuten daraufhin, dass die Erkundung selten bis nie im Sozialkunde Unterricht eingesetzt wird (vgl. Abbildung I). Da in der didaktischen Literatur keine deutlich auseinandergehenden Definitionen zur Methode der Erkundung gibt, soll hier exemplarisch die Definition von Flechsig zitiert werden:
Die Lerner begeben sich in natürliche Umwelten oder Institutionen zur Beobachtung und Datenerhebung, um Zusammenhänge zu überschauen sowie Interessen und Standpunkte zu gewinnen.. Es werden Orte aufgesucht, an denen Ereignisse wahrgenommen werden können, die für die Lerner wichtig sind. Der Lerner ist aktiver Beobachter (was man wissen will, warum man was wissen will). (Flechsig, 1983)
Flechsig stellt im folgenden die didaktischen Prinzipien der Erkundung dar:
- Lernen durch unmittelbare Erfahrung und direkten Umgang
- Orientierendes Lernen
- Beiläufiges Lernen[1]
In anderen Worten lässt sich das didaktische Ziel der Erkundung wie folgt formulieren:
Der Anspruch ist daher die Überwindung der Trennung von Lern- und Lebenssituation. (Reeken, 2004)
Der Vollständigkeit halber, sollen nun andere gebräuchliche Bezeichnungen dargestellt werden (Flechsig, 1983):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Methodischer Aufbau
Im Göttinger Didaktik Katalog werden folgende Phasen einer Erkundung unterschieden (Flechsig, 1983):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhand diese Phasengliederung soll im Rahmen der Problemdiskussion näher eingegangen werden. Hier soll lediglich darauf verwiesen werden, dass
1.3 Lehr-Lern-Rollen
Gemäß Flechsig soll während einer Erkundung der Lerner in die Rolle eines „aktiven Beobachters wechseln“. Aktiv heißt in diesem Zusammenhang, dass dem Lernenden sein Erkentnisinteresse an dieser Erkundung klar ist und darum bereit ist sich Informationen zu beschaffen (z.B. Durchlesen eines Museumsführers, Fragen an den Erkundungsleiter stellen). Um auf Vorwissen aufzubauen, benötigen darum die Lernenden eine inhaltliche aber auch organisatorische Vorbereitung. Für den Schulunterricht bedeutet dies, dass dies in der Planungsphase geklärt ist. Beispielsweise sollten Schüler vor Erkundungen wissen was sie erwartet, welche Hilfsmittel sie benötigt oder welche etwaigen Gefahren drohen. Auch muss im Vorfeld der Erwerb bzw. das Beherrschen bestimmter Beobachtungstechniken sichergestellt sein (z.B. Museumsgang, Ablauf einer Plenarsitzung).
Die Lehrkraft bzw. der Lernhelfer tritt während der Durchführung einer Erkundung in den Hintergrund und interveniert gegebenen Falls. Ihr obliegt vor allem die Vor- und Nachbereitung und die pädagogische wie rechtliche Verantwortung während einer Erkundung.
2. Grundprinzipen des methodischen Einsatzes von Gästen im Unterricht
2.1 Definition
Der methodische Einsatz von Gästen oder Experten im Unterricht stellt sich offenkundig auch im theoretischen wie praktischen Zusammenhang mit der Methode der Erkundung.
Aus theoretischer Sichtweise ist es ebenfalls Ziel dieser Methode das außer-schulische Leben in den Unterricht einzubeziehen (vgl. Histoprim, 2004). Die didaktische Literatur der politischen Bildung geht allerdings fast nicht ausdrücklich auf diese Methode explizit ein. Hier wird diese Unterrichtsmethode lediglich , genauso wie im Göttinger Didaktikkatalog implizit im Zusammenhang mit anderen Unterrichtsmethoden thematisiert. Wesentlich ausführlicher sind dagegen die didaktisch theoretischen Überlegungen zum Einsatz von Gästen im Unterricht in der Geschichtspädagogik. Hier wird diese Methode, aufgrund ihrer U.S.-amerikanischen Herkunft als „Oral History“ bezeichnet.
Dennoch ergibt sich ein praktischer Zusammenhang zwischen „Oral History“ und Gästen im Sozialkundeunterricht. So ließe sich argumentieren, dass politische Bildung immer im engen Zusammenhang zu Neuerer und Neuster Geschichte steht. Darum sind Gäste im Unterricht ebenfalls immer auch gleichzeitig Zeitzeugen, ob es sich nun um Institutionenvertreter oder andere Vertreter sozialer Gruppen im sozialkundlichen Kontext handelt. Ebenfalls ergibt sich ein praktischer Zusammenhang zu der Methode der Erkundung. In der Praxis sind oftmals Lehrkräfte aufgrund mangelnden Expertenwissen nicht in der Lage selber als Leiter von Erkundungen zu fungieren und darum auf externe Experten (Gäste) angewiesen.
Ebenfalls wie bei der Erkundung ist der Einsatz dieser Methode bisher unzureichend empirisch erforscht. Die vorliegenden Ergebnisse (vgl. Abbildung I) deuten jedoch darauf hin dass auch diese Methode selten bis nie im Sozialkundeunterricht eingesetzt. In der Geschichtsdidaktik wird diese Methoden allgemein wie folgt definiert:
[...]
[1] im Unterschied zum gezielten Lernen
- Arbeit zitieren
- Martin Hoffmann (Autor:in), 2004, Erkundung und Gäste im Sozialkundeunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84079
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