Unternehmenskrisen werden oftmals durch Versäumnisse und Fehleinschätzungen der Unternehmensführung hervorgerufen oder weiter vorangetrieben. Die Analyse dieser Fehleinschätzungen ist Gegenstand dieser Arbeit. Hierbei wird im Besonderen der Einfluss der begrenzten Rationalität bzw. der "bounded rationality" des Managements auf den Verlauf der Unternehmenskrise sowie deren Auswirkungen untersucht.
So hat der Verstoß des Managements gegen das noch weitläufig angenommene Konzept des Homo Oeconomicus weitreichende Folgen. Neben der Anwendung von Heuristiken sind bei der Beurteilung einer Krisensituation oftmals noch andere Verhaltensmuster von großer Bedeutung. So lassen viele Ausprägungen der "Prospect Theory" (Kahneman/Tversky) Rückschlüsse auf mögliches Fehlverhalten zu. Unternehmer neigen bspw. nicht nur zur Unter- bzw. Überreaktion, sondern auch zur Overconfidence. Besonders hervorgehoben wird in dieser Arbeit auch die Bedeutung des Reflection-Effekts, des Framing-Effekts, des Sunk-Cost-Effekts, des Besitzeffekts sowie des Status-Quo-Bias.
Bisher wurde der verhaltensökonomische Ansatz in der Fachliteratur im Zusammenhang mit Unternehmenskrisen stark vernachlässigt. Ein Fehler, wenn man bedenkt, dass jedes Unternehmen von Menschen geführt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verhaltensanomalien und deren Auswirkungen im Rahmen der Sanierungsbedürftigkeitsprüfung
- Konsequenzen der Anwendung von Heuristiken zur Komplexitätsreduzierung
- Konsequenzen der Anwendung von Heuristiken zur Beschleunigung der Urteilsfindung
- Verhaltensanomalien und deren Auswirkungen im Rahmen der Sanierungsfähigkeitsprüfung
- Konsequenzen der relativen Bewertung von Handlungsalternativen und der Verlustaversion
- Konsequenzen der Kontrollillusion und der Anwendung von Heuristiken
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Konsequenzen der begrenzten Rationalität des Managements auf den Entscheidungsfindungsprozess vor der eigentlichen Sanierung eines Unternehmens. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die die negativen Auswirkungen dieser Verhaltensanomalien auf den Sanierungsprozess minimieren können.
- Die Bedeutung der Sanierungsprüfung und ihrer drei Prüfungsschritte (Sanierungsbedürftigkeit, Sanierungsfähigkeit, Sanierungswürdigkeit)
- Verhaltensökonomische Erklärungsansätze für systematische Urteilsverzerrungen während der Sanierungsprüfung
- Analyse der Auswirkungen von Heuristiken zur Komplexitätsreduzierung und Beschleunigung der Urteilsfindung
- Die Relevanz der Verlustaversion und ihrer Auswirkungen auf die relative Bewertung von Handlungsalternativen
- Die Rolle der Kontrollillusion, Overconfidence und Über- bzw. Unterreaktion im Entscheidungsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel bietet eine Einleitung zum Thema und erläutert die verwendeten Begrifflichkeiten.
- Kapitel zwei untersucht mögliche Verhaltensanomalien des Managements und deren Auswirkungen im Rahmen der Sanierungsbedürftigkeitsprüfung. Es werden insbesondere die Verfügbarkeitsheuristik, das Mental Accounting, die Repräsentativitätsheuristik und die Verankerungsheuristik analysiert und Lösungsansätze zur Reduzierung der Urteilsverzerrungen vorgestellt.
- Kapitel drei konzentriert sich auf die Analyse von Verhaltensanomalien während der Sanierungsfähigkeitsprüfung. Im Fokus stehen die Auswirkungen der relativen Bewertung von Handlungsalternativen, die Verlustaversion, der Besitzeffekt, der Sunk-Cost-Effekt, der Status Quo Bias, die Overconfidence und die Über- bzw. Unterreaktion auf Informationen. Zusätzlich werden Lösungsansätze zur Optimierung der Entscheidungsprozesse dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der Verhaltensökonomik, die relevant für den Sanierungsprozess von Unternehmen sind. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Sanierungsprüfung, Verhaltensanomalien, begrenzte Rationalität, Heuristiken, Verfügbarkeitsheuristik, Mental Accounting, Repräsentativitätsheuristik, Verankerungsheuristik, Verlustaversion, Reflection-Effekt, Framing-Effekt, Besitzeffekt, Sunk-Cost-Effekt, Status Quo Bias, Kontrollillusion, Overconfidence, Überreaktion, Unterreaktion.
- Quote paper
- Michael Merath (Author), 2006, Verhaltensanomalien des Managements in der Unternehmenskrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84059