Ort, Gemeinde, Bezirk, Landkreis, Region, Bundesland, Staat, Kontinent, die Welt – die Globalisierung verbindet das kleinste mit dem größten Glied. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) beginnen viele Staaten damit, sich neben ihrer nationalen Identität auch eine europäische Identität zu schaffen. Für den Geschichtsstudenten ermöglichen sich an dieser Stelle verschiedene Blickrichtungen. Vor allem Lehramtsstudenten begegnen in Rahmenplänen und Schulbüchern diverse Unterrichtssequenzen, diee die deutsche Vergangenheit als Schwerpunkt erkennen lassen. Längst haben sich die Kultusminister in Deutschland aber auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Dänemark, Schweden, den USA und Frankreich auf einen europäischen und weltumspannenden historischen Diskurs geeinigt. Das aktuelle Geschichtsbewusstsein ist bemüht, möglichst viele Aspekte aufzugreifen. Regionale, nationale, europäische und globale Geschichtsbetrachtung sind das erklärte Ziel der Forscher und Didaktiker. Das Verständnis und die Wahrnehmung von historischen Prozessen beginnt schließlich schon in der Schule und prägt den späteren geschichtlichen Denkprozess. Die historischen, politischen und sozialen Umbrüche einzelner Regionen und Länder hatten oft Auswirkungen auf benachbarte Staaten. Unlängst drängen sich hier Parallelen zur Völkerwanderung, der Französischen Revolution, der Reformation oder den beiden Weltkriegen auf. Viele Ereignisse sind deshalb nicht nur als regionale oder einzelstaatliche Phänomene zu betrachten. Dozenten weisen während des Studiums häufig auf die verschiedenen Blickwinkel hin, mit denen man als gewissenhaft und wissenschaftlich arbeitender „Forscher“ eine historische Tatsache betrachten und bewerten kann und muss. Genauso wie die Welt und die Gesellschaft sich wandeln, ändert sich auch der Anspruch an die Geschichtswissenschaft. Als angehender Geschichtslehrer sieht der Autor seine Aufgabe in der Verbindung regionaler Ereignisse mit nationaler und internationaler Geschichte. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Verknüpfung von schwedischer und deutscher Geschichte so eng wie in kaum einem anderen Bundesland. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 fielen die Norddeutschen Territorien, darunter Vorpommern und Rügen, an das schwedische Königreich. Während die meisten Gebiete bereits 1718 nach dem Tod des Schwedenkönigs Karl XII. zurückgegeben werden mussten, fiel Rügen erst 1815 in preußischen Besitz.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Europäisierung und globale Aspekte als pre-moderne Phänomene
1.1 Begriffserklärungen
1.1.1 Weltgeschichte
1.1.2 Globalisierung und globales Lernen im Kontext europäisierter Geschichtsbetrachtungen
2. Die Renaissance verändert das europäische Weltbild – Die Neuzeit
3. Der schwedische Staat auf dem Weg zur Großmacht
4. Der Gotizismus als Faktor der Legitimierung
4.1 Der schwedische Gotizismus
5. Der Weg in den Dreißigjährigen Krieg
5.1 Der Prager Fenstersturz
6. Der politische Glaubenskrieg in seinen unterschiedlichsten Facetten
6.1 Der Niedersächsisch-Dänische Krieg (1625-1630)
6.2 Schwedens politische Wende – Die Jahre 1628-1630
6.3 Der Schwedische Krieg (1630-1634)
6.3.1 Erste Blitzerfolge
6.3.2 Grauen und Terror werden Zeichen des Krieges
6.3.3 Die protestantische Union wuchs und erzielte Erfolge im Eilgang
6.3.4 Der Rheinübergang der Protestanten
6.3.5 Die Endphase des Krieges
7. Der Westfälische Friede von 1648
7.1 Die politischen Bestimmungen
7.2 Territoriale Bestimmungen
7.3 Konfessionelle Bestimmungen
8. Schlussfolgerung
9. Bibliographie
Einleitung
Ort, Gemeinde, Bezirk, Landkreis, Region, Bundesland, Staat, Kontinent, die Welt – die Globalisierung verbindet das kleinste mit dem größten Glied. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) beginnen viele Staaten damit, sich neben ihrer nationalen Identität auch eine europäische Identität zu schaffen. Für den Geschichtsstudenten ermöglichen sich an dieser Stelle verschiedene Blickrichtungen. Vor allem Lehramtsstudenten begegnen in Rahmenplänen und Schulbüchern diverse Unterrichtssequenzen, diee die deutsche Vergangenheit als Schwerpunkt erkennen lassen. Längst haben sich die Kultusminister in Deutschland aber auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Dänemark, Schweden, den USA und Frankreich auf einen europäischen und weltumspannenden historischen Diskurs geeinigt. Das aktuelle Geschichtsbewusstsein ist bemüht, möglichst viele Aspekte aufzugreifen. Regionale, nationale, europäische und globale Geschichtsbetrachtung sind das erklärte Ziel der Forscher und Didaktiker. Das Verständnis und die Wahrnehmung von historischen Prozessen beginnt schließlich schon in der Schule und prägt den späteren geschichtlichen Denkprozess. Die historischen, politischen und sozialen Umbrüche einzelner Regionen und Länder hatten oft Auswirkungen auf benachbarte Staaten. Unlängst drängen sich hier Parallelen zur Völkerwanderung, der Französischen Revolution, der Reformation oder den beiden Weltkriegen auf. Viele Ereignisse sind deshalb nicht nur als regionale oder einzelstaatliche Phänomene zu betrachten. Dozenten weisen während des Studiums häufig auf die verschiedenen Blickwinkel hin, mit denen man als gewissenhaft und wissenschaftlich arbeitender „Forscher“ eine historische Tatsache betrachten und bewerten kann und muss. Genauso wie die Welt und die Gesellschaft sich wandeln, ändert sich auch der Anspruch an die Geschichtswissenschaft. Als angehender Geschichtslehrer sieht der Autor seine Aufgabe in der Verbindung regionaler Ereignisse mit nationaler und internationaler Geschichte. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Verknüpfung von schwedischer und deutscher Geschichte so eng wie in kaum einem anderen Bundesland. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 fielen die Norddeutschen Territorien, darunter Vorpommern und Rügen, an das schwedische Königreich. Während die meisten Gebiete bereits 1718 nach dem Tod des Schwedenkönigs Karl XII. zurückgegeben werden mussten, fiel Rügen erst 1815 in preußischen Besitz. Ein Überrest aus der schwedischen Besatzungszeit ist der Ausruf „Alter (Süd-)Schwede“.[1]
Diese Seminararbeit soll den Ansprüchen an einer wissenschaftlichen Bearbeitung länderübergreifender Geschichte gerecht werden. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Rolle Schwedens im Dreißigjährigen Krieg. Dabei ist es bedeutsam, den schwedischen Weg zur Großmacht nachzuzeichnen, den schwedischen und deutschen Gotizismus zu erklären, den Prager Fenstersturz als Auslöser des Krieges zu identifizieren und Schwedens Gründe für den Kriegseintritt darzulegen. Weitere Faktoren, denen ein großes Maß an Aufmerksamkeit zugesprochen werden muss, sind das veränderte Weltbild durch die Epoche der Renaissance, die Glaubensbewegung der Reformation und ein verändertes soziales Gefüge. Letztendlich soll gezeigt werden, dass Geschichte schon immer regionale Rahmen sprengte und eurozentristische Gesichtspunkte schon vor dem 20. Jahrhundert zu globalen Themen avancierten. Auf diese Weise kann sich der spätere Lehrer auf seine Aufgabe vorbereiten, den Schülerinnen und Schülern historische, europäische und globale Zusammenhänge, die wissenschaftlich erarbeitet sind, angemessen zu präsentieren, da sie die Geschichtswissenschaftler von morgen sind.
1. Europäisierung und globale Aspekte als pre-moderne Phänomene
Wo immer Frontiers fallen, beginnt in verschiedenen aktiv und passiv agierenden Prozessen die Mobilisierung. Mit „mobil“ ist in diesem Zusammenhang der Austausch von Informationen, politische und wirtschaftliche Interaktion gemeint. Dort, wo der Anspruch an Globalität wächst, geht auch der Vorgang der Stärkung der regionalen Netze einher.
Die Aufnahme und die Aufnahmeverträge für die Europäische Union (EU) hatten in den letzten Jahren Konjunktur und zeigen globale Tendenzen von der regionalen über die lokale bis hin zur nationalen und internationalen Ebene. Die Schülerinnen und Schüler von heute erleben die politisch-gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten anderer Länder und Kulturen mit. Tauscht man an dieser Stelle den Blickwinkel, dann fällt auf, dass der Leser auch schon vor 2000 Jahren oder vor 1200 Jahren diese Sätze hätte lesen können. Damals wären sie von römischen Gelehrten oder fränkischen Gelehrten verfasst worden. Verteilte sich doch ein Großteil des Römischen Imperiums und des Kaiserreichs Karls des Großen auf der Fläche der heutigen EU. Nicht umsonst wird von Kaiser Karl oft als „Vater Europas“ gesprochen.
Der Ansatz der Globalisierung geht davon aus, dass alles, was durch die Medien, vor allem die Neuen Medien aufgenommen wird, mit Hilfe von Satelliten innerhalb kürzester Zeit dank moderner und schneller Datenübertragung jeden Winkel der Erde erreichen kann. Interesse und die Möglichkeit sind dabei Vorraussetzungen für die Realisierung. Macht man auch hier einen Schnitt, so wird klar, dass globale Strukturen und Europäisierung schon viel früher entstanden.[2] Tauscht man die Neuen Medien Internet, Handy und Fax gegen Eilboten, mittelalterliche Ausrufer oder simple Aushänge, dann hat man die aktuellsten „Medien“ aus der Zeit des Römischen Imperiums aufgezählt.
Die Menschheit war von jeher bestrebt, das Wissen schnellstmöglich zu verbreiten. So finden sich auch erste Graffitis in den ägyptischen Nekropolen und dienten damals wie heute dem Informationsaustausch. Die antiken Ägypter nutzen dieses Medium, um „Gerüchte“ zu verbreiten.[3] Heutige Forscher und Interessierte gewinnen aus den Darstellungen Informationen über politische und gesellschaftliche Ereignisse, die von offiziellen Schreibern gern vernachlässigt wurden.
Mit den technischen Mitteln der Vergangenheit war das Überbringen von Nachrichten die schnellste Möglichkeit – zumal die zukünftige Entwicklung der Medien nicht vorstellbar war. Der Prozess der Völkerwanderung zerstörte das „Alte Römische Europa“ und schaffte später ein neues Europa. Traditionen, Wissen, Kultur und politische Ordnungen wurden von Vorderasien, Nord-, Mittel-, Ost-, Süd- und Westeuropa gebracht und ausgetauscht, gemischt und wiederverwertet.[4] Der Prozess als solcher konzentrierte sich zwar auf das Gebiet Europas, doch die guten Handelsbeziehungen nach Asien (Seidenstraße) und Afrika und der damit verbundene kulturelle Austausch machen aus diesen Etappen einen global wirkenden Ablauf.[5] Diese Aussage stützt sich ebenfalls auf das bekannte Weltbild und Staatengefüge jener Zeit. Die Kontinente Amerika und Australien waren entweder noch nicht entdeckt oder ihre Existenz war bereits wieder vergessen worden. Es gab de facto nur drei Kontinente. Diese waren über Handel und kriegerische Auseinandersetzungen miteinander verbunden. Man spricht in diesem Fall über eine die damalige bekannte Welt umfassende Beziehung.
1.1 Begriffserklärungen
1.1.1 Weltgeschichte
Der Versuch, die Geschichte der Erde und der gesamten Menschheit in einem Konzept zu erfassen, ist das Anliegen der Weltgeschichte. Die neuen Ansätze versuchen, auf differenzierten methodischen Wegen, die Vergangenheit in ihren vielschichtigen Aspekten zu greifen. Handel, Wirtschaft, ökonomische Beziehungen, diplomatische und kriegerische Auseinandersetzungen, Gesellschafts- & Klassensysteme, Bildungs-systeme, die Rollen von Frauen und Männern als Handelnde in der Geschichte sind nur einige Bereiche, die die Vertreter der Weltgeschichte zu behandeln versuchen. Ähnlich bedeutsam wie auch neu ist der Versuch, die Geschichte und die ihr inhärenten globalen Vernetzungen aufzuspüren und darzustellen. Um nicht wie in der Vergangenheit der Geschichtswissenschaft auf eine männerzentrierte und männerdominierte Anschauung zurückzukehren, eröffnet Herzog-Schröder in ihrem Aufsatz Die Kategorie gender aus ethnologischer Sicht eine Diskussion über die Bedeutung geschlechtertrennender und -verbindender Elemente der Global History. Herzog-Schröder denkt in dem Zusammenhang mit der globalen Geschichtsbetrachtung auch an die Gefahr, auf den westlichen Eurozentrismus zurückzukehren, wenn die Kategorie gender nicht Bestandteil der Forschung bliebe. Gender ist in ihren Augen der Versuch, Fremdes mit wissenschaftlichen Kategorien zu erfassen, ohne es auf das Vertraute zu reduzieren. Die global orientierte Weltgeschichte wird bei Herzog-Schröder zu einer Konzentration der sozialwissenschaftlichen Aspekte erhoben, die die vereinfachten und exotisierenden Bilder nicht mehr kennen will und muss. Kompetenzen für das Verstehen und die Interpretation von illiteraten und „geschichtslosen“ Kulturen stehen durch den ethnologischen Zugang einer global orientierten historischen Bildung zur Verfügung. „Die Konstruktion von ‚Männlichkeit’ und ‚Weiblichkeit’ durchschaubar zu machen, wenn man zur Erkenntnis gesellschaftlicher Machtkonstruktionen gelangen will“[6], ist ein weiteres Anliegen der gender -Frage. Der Herrschaftsdiskurs der vergangen Jahrhunderte wird zu Gunsten der Darstellung der jeweiligen zeitgenössischen Lebensformen und der Aufzeichnung des Lebensalltags der Menschen, die als Mitgestalter der Geschichte viel zu lange in deren Schatten standen, aufgegeben. Die Weltgeschichte darf und kann nicht nur auf „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ reduziert werden. Das Gegenteil ist der Fall, denn durch die Kategorisierung des gender -Aspektes werden die Lebenswelten und das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen erfasst und die gesellschaftliche Organisation aufgeschlüsselt. So kann das „Unbekannte“ und bisher oft auch „Unverstandene“ der „fremden“ Kulturen verstanden, untersucht und vermittelt werden. Der Dialog zwischen der historischen und ethnologischen Perspektive ist also ein neues Feld der Global History und wartet nur darauf, Einzug in die Bildungsanstalten zu halten. „Es ist also eine große didaktische Aufgabe, Schülerinnen und Schüler[n] zu ermöglichen, die Entwicklung der Weltgesellschaft angemessen zu verstehen und in Worte fassen zu können. Das Verstehen globaler Prozesse ist unter dieser Perspektive ein wichtiges Lernziel.“[7] So besteht der Anspruch an den Pädagogen, der gleichzeitig auch Geschichtswissenschaftler ist, den Schülerinnen und Schülern das Konzept „Weltgeschichte“ so plausibel wie möglich vorzustellen, greifbar zu machen und ihnen auf der anderen Seite die nötigen Methoden- und Handlungskompetenzen an die Hand zu geben, um selbständig weltgeschichtliche Phänomene aufzuspüren, zu hinterfragen und den europäischen Blickwinkel in eine globale Perspektive zu kehren. Ein Nachschlagewerk, das sich den Themen Globalisierung und Weltgeschichte verpflichtet fühlt, ist der TaschenAtlas Weltgeschichte. Herausgeber und Verlag sehen den Atlas als „Informations- und Nachschlagemedium in handlicher Form – bildet in Zeiten wachsender Informationsflut ein kompaktes Nachschlagewerk für jeden geschichtlich und politisch Interessierten […]. Aufgrund der wachsenden Bedeutung der globalen Ereignisse, der ‚Weltgeschichte’, für unser Leben konzentriert er sich auf ‚Europa und die Welt’.“[8] Der neue Anspruch übernimmt hier also noch den Eurozentrismus und erweitert diesen mit globalen Themen. Ein erster größerer Schritt in ein neues Bewusstsein der Geschichtsbearbeitung muss angestrebt werden. Es muss weiterhin eine Konzentration auf europäische Schwerpunkte stattfinden, oder zumindest deren Perspektiven berücksichtigt werden. Dennoch muss bereits jetzt begonnen werden den Sprung in eine perspektivisch unabhängige Geschichtsbetrachtung zu gehen.
1.1.2 Globalisierung und globales Lernen im Kontext europäisierter Geschichtsbetrachtungen
Es gibt keine allgemein gültige Definition des Globalisierungs-Begriffes, der sämtliche komplexe Erklärungsmodelle miteinander vereint. Es gibt lediglich Punkte der Übereinstimmung, die im Folgenden erläutert werden sollen.
Ausgangspunkt für einen Erklärungsversuch des Globalisierungs-Begriffes ist die These, dass Globalisierung überall und jederzeit stattfinden kann. Die beiden großen Eckpfeiler der Globalisierung sind der Wille, ein Netzwerk aufzubauen und die Fähigkeit, in diesem Netzwerk zu kommunizieren. Der technische Fortschritt in der Kommunikationsbranche und der damit verbundene Aufschwung der Neuen Medien haben dazu einen großen Beitrag geleistet. Der Informationsfluss kann mittlerweile fast ohne Unterbrechung in alle Regionen der Welt gelangen. Dafür sorgen spezielle Satelliten, GPRS und Wireless-LAN. Man spricht hierbei von einem Netzwerk.[9] Dieses Netzwerk wird aber nur als ein solches gewertet, wenn es von dauerhaftem Bestand ist. Weltweit können auf die Weise soziale, wirtschaftliche, kommunikative, politische und gesellschaftliche Beziehungen und damit die soziale Interaktion gewährleistet werden. Daraus lässt sich ableiten, dass unter Globalisierung „die Aufmerksamkeit auf die Geschichte weltweiter Verflechtungen, ihres Aufbaus und ihrer Erosion, ihrer Intensität und Auswirkungen“[10] zu verstehen ist.
Der moderne Mensch kommuniziert demzufolge in einer globalen Welt. Die Menschen des 17.Jahrhunderts kommunizierten und bauten Verbindungen in der ihnen bekannten europäischen Welt auf.
Es ist heute umso wichtiger, sich mit der außereuropäischen, zumeist englischsprachiger Fachliteratur zu befassen, um dem Anspruch von globaler Geschichtsbetrachtung gerecht werden zu können. Es stellen sich die Fragen, ob die Ergebnisse und Errungenschaften des Dreißigjährigen Krieges und seines Verlaufs in Asien oder Amerika ähnliche Veränderungen hervorriefen oder ob andere Kontinente völlig unberührt blieben.
2. Die Renaissance verändert das europäische Weltbild – Die Neuzeit
Das ausgehende 15.Jahrhundert zeichnet sich vor allem durch den radikalen Umbruch des mittelalterlichen Weltbildes zu einer humanistischen Philosophie aus. Die Wiederentdeckung der klassischen Werte der Antike befreite den europäischen Kontinent von reglementierter mittelalterlicher Unterdrückung. Die katholische Kirche musste wiederentdeckte klassische Werke und Ideen, nach reichlicher Unterdrückung der Wissenschaftler, ihre Berechtigung einräumen. Besonders in Deutschland begannen die Humanisten damit, ihren Unmut über römisch-päpstlich-katholische Einmischung und Unterdrückung freien Lauf zu lassen. Nicht zuletzt ist auch die Reformation ein Aufschrei der Gläubigen, der in den Glaubenskriegen den vorläufigen Höhepunkt fand. Eine Abkehr von feudalistischen Tendenzen beobachtete man jedoch noch nicht. Das Gegenteil ist der Fall, denn der europäische Adel und der Klerus erhielten umfangreiche Privilegien und Steuervorteile, während der Monarch eine absolutistische und zentralistische Regierung aufbaute. Die niederen Stände hatten kaum Anteil an den geistigen Neuerungen der Renaissance. Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts forderte Immanuel Kant (1724-1804) die „Befreiung des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ und damit auch eine Welle der politischen Aufklärung.
Während die Ideen der Antike in den muslimischen Ländern weiter Bestand hatten, verschrieb sich das christliche Europa den theologischen Erklärungen und Mutmaßungen. Beschränkte das geozentrische Weltbild maßgeblich die Vorstellungskräfte des „guten christlichen Seefahrers“, so begann mit der Wiederbelebung des heliozentrischen Weltbildes die Ära der Entdeckungsfahrten. Hier bildete sich schon eine globale oder mindestens europäische Komponente heraus, die Verbreitung einer wissenschaftlichen Veränderung, dem Wechsel des Weltbildes, das über Italiens Grenzen hinaus seine Wege an die großen und wichtigen europäischen Höfe und zu den gebildeten Bürgern fand.
Das etablierte Europa begann sich aufzuteilen, es bildeten sich Einzelstaaten heraus, Fürstentümer entstanden und verschwanden, gewannen an Einfluss und erweiterten das Staatsgebiet ebenso schnell wie sie verschwanden. Die Probleme des mitteleuropäischen Festlandes waren jedoch nicht die Probleme der skandinavischen Halbinsel.
Diese Differenzen und der Informationsfluss zeigen besonders deutlich, dass die flächendeckende Verbreitung von Information bereits vor dem Ende des Kalten Krieges, ja bereits vor dem 20.Jahrhundert, möglich war. Die Komponente der Globalisierung wird heute nur als allgegenwärtig empfunden, weil die technischen Neuerungen den Informationsfluss beschleunigt haben. Für die damalige Zeit waren Postkutschen und Kurierreiter bzw. Eildepeschen die gängigen und auch zügigsten Mittel um die Informationsverbreitung zu beschleunigen.[11] /[12]
[...]
[1] Findseisen, Jörg-Peter: Karl XII. von Schweden. Ein König, der zum Mythos wurde, Berlin 1992; S. 247f.
[2] Osterhammel, Jürgen/ Petersson Niels: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, München 2004, S. 10f.
[3] Reeves, Nicholas/ Wilkinson, Richard: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen, Augsburg 2000, S. 23.
[4] Taschenatlas Weltgeschichte. Europa und die Welt, hrsg. v. H.U. Rudolf/ V. Oswalt, Gotha/ Stuttgart 2004, S. 56f.
[5] Ebenda, S. 90f.
[6] Herzog-Schröder, Gabriele: Die Kategorie gender aus ethnologischer Perspektive, In: Curriculum Weltgeschichte. Globale Zugänge für den Geschichtsunterricht, hrsg. v. S. Popp/ F. Förster, Schwalbach/ Ts. 2004, S. 135.
[7] Scheunpflug, Annette: Die globale Perspektive einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, In: http://www.sowi-onlinejournal.de(nachhaltigkeit/scheunpflug.htm, S.3. (Entnommen 22.07.06)
[8] Taschenatlas Weltgeschichte. Europa und die Welt, hrsg. v. H.U. Rudolf/ V. Oswalt, Gotha/ Stuttgart 2004, S. 3.
[9] Osterhammel, Jürgen/ Petersson Niels: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, München 2004, S. 20.
[10] Osterhammel, Jürgen/ Petersson Niels: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, München 2004, S. 24.
[11] Zusammengefasst aus: Bildatlas Weltgeschichte. Eine Chronik von den Anfängen bis heute, hrsg. v. Barth, Reinhard/ Forster, Mathias u.a., St. Gallen 2004, S. 228ff.
[12] weiterführende Literatur: Bouwsma, William: Der Herbst der Renaissance. 1550-1640, Berlin 2005.
- Quote paper
- Sebastian Putzier (Author), 2007, Tendenzen der Europäisierung zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges am Beispiel Schwedens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84048
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