Sind die Klienten für ihren Zustand verantwortlich zu machen oder als Invaliden zu behandeln?
Um diese Frage zu beantworten, werde ich mich in meinem erörternden Essay vorwiegend auf Theorien von Oevermann, Hildenbrand sowie auf Oerter und Montada beziehen.
Es kann für einen Menschen viele Gründe geben, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Meist führen kritische Lebensereignisse in der Kindheit, daraus folgende eventuelle Entwicklungsstörungen oder nicht zu bewältigende Konflikte in der Familie zu diesem Entschluss. Oft sind diese Ereignisse gepaart mit einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Nach Oevermanns Theorie besitzt jeder Mensch für bestimmte Probleme vorgefertigte Lösungsmuster, welche er durch Erfahrungen aus vorher bewältigten Krisen erworben hat. Wenn also eine Person für ein Problem kein Bewältigungsmuster abrufen kann, sucht diese sich Hilfe bei einem Therapeuten und dabei geht auch die Autonomie der Person an den Therapeuten über. Der Klient ist nicht selbständig in der Lage, sich aus der Krise zu befreien und möchte, dass der Therapeut ihn befreit. In diesem Sinne könnte man den Klienten als invalid bezeichnen. Dennoch ist die Person selbst für ihr Handeln verantwortlich und die Aufgabe des Therapeuten ist es seinem Klienten dabei zu helfen, das Problem allein zu lösen und seine volle Autonomie wieder zu erlangen.
Sind die Klienten für ihren Zustand verantwortlich zu machen oder als Invaliden zu behandeln?
Um diese Frage zu beantworten, werde ich mich in meinem erörternden Essay vorwiegend auf Theorien von Oevermann, Hildenbrand sowie auf Oerter und Montada beziehen.
Es kann für einen Menschen viele Gründe geben, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Meist führen kritische Lebensereignisse in der Kindheit, daraus folgende eventuelle Entwicklungsstörungen oder nicht zu bewältigende Konflikte in der Familie zu diesem Entschluss. Oft sind diese Ereignisse gepaart mit einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Nach Oevermanns Theorie besitzt jeder Mensch für bestimmte Probleme vorgefertigte Lösungsmuster, welche er durch Erfahrungen aus vorher bewältigten Krisen erworben hat.[1] Wenn also eine Person für ein Problem kein Bewältigungsmuster abrufen kann, sucht diese sich Hilfe bei einem Therapeuten und dabei geht auch die Autonomie der Person an den Therapeuten über. Der Klient ist nicht selbständig in der Lage, sich aus der Krise zu befreien und möchte, dass der Therapeut ihn befreit. In diesem Sinne könnte man den Klienten als invalid bezeichnen. Dennoch ist die Person selbst für ihr Handeln verantwortlich und die Aufgabe des Therapeuten ist es seinem Klienten dabei zu helfen, das Problem allein zu lösen und seine volle Autonomie wieder zu erlangen. Trotzdem gibt es meiner Meinung nach Unterschiede. Schließlich gibt es Menschen, die für ihr Problem nicht verantwortlich gemacht werden können; Menschen, die schwer traumatisiert sind durch Misshandlung oder sexuellen Missbrauch und dadurch vielleicht als geistig verwirrt gelten. Ich denke diese Personen sind vor allem zu Beginn einer Therapie als Invalide zu behandeln, da sie nicht durch ihr eigenes Handeln in diese scheinbar ausweglose Situation gerutscht sind und deswegen auch keine Lösung für ihr Problem parat haben bzw. selbständig erarbeiten können. Erst nach einer langen Therapie können diese Menschen mit Hilfe des Therapeuten lernen, mit dem Erlebten umzugehen und es als Teil ihres Lebens anzuerkennen. Vor allem müssen die Klienten aber lernen, das Erlebte immer wieder als Sündenbock für ihr eigenes Handeln vorzuschieben. Oft kann man beobachten, dass zum Beispiel straffällig gewordene Jugendliche ihre Kriminalität mit ihrer schlechten Kindheit begründen und alles auf die Eltern und die schlechte Erziehung schieben. Meines Erachtens ist jeder Mensch ab einem bestimmten Alter selbst für sein Handeln verantwortlich. Außerdem ist bewiesen, dass gerade einmal 10 Prozent der psychischen Störungen bei Menschen auf kritische Lebensereignisse zurückzuführen sind.[2] Des weiteren erwirbt man durch solche Einschnitte neue Problemlösungsstrategien. Doch die meisten Klienten sind nicht in der Lage, aus ihren Erlebnissen auch positive Aspekte herauszuziehen. Hier ist es die Aufgabe des professionellen Therapeuten selbst in kritischen Situationen Sinnstrukturen zu erkennen und entsprechend dieser Strukturen zu handeln. „Das Finden der Sinnstruktur und das Erfinden alternativer Möglichkeiten der Lebenspraxis verschränken sich im therapeutischen Prozess.“[3]
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[1] Ulrich Oevermann: Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns. S.75
[2] Oerter / Montada: Entwicklungspsychologie. S.45
[3] Welter-Enderlin / Hildenbrand: Systemische Therapie als Begegnung. S. 28
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- Anonymous,, 2007, Sind die Klienten für ihren Zustand verantwortlich zu machen oder als Invaliden zu behandeln?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84028