Im Zuge der Professionalisierungsdebatte hinsichtlich dem Bereich Pädagogik, beteiligte sich auch Maria Kurz-Adam an der Diskussion und bezieht sich in ihrem Beitrag besonders auf die Erziehungsberatung. Sie beschäftigt sich mit Fachlichkeit und Ambivalenz im Beratungsalltag, erörtert inwiefern informelle Prozesse die Beratungsarbeit prägen und beschreibt, wie Berater und Beraterinnen ihre Arbeit sehen. Letzteres wird mit speziellen Beispielen aus dem Berater-Alltag belegt.
Im Zuge der Professionalisierungsdebatte hinsichtlich dem Bereich Pädagogik, beteiligte sich auch Maria Kurz-Adam an der Diskussion und bezieht sich in ihrem Beitrag besonders auf die Erziehungsberatung. Sie beschäftigt sich mit Fachlichkeit und Ambivalenz im Beratungsalltag, erörtert inwiefern informelle Prozesse die Beratungsarbeit prägen und beschreibt, wie Berater und Beraterinnen ihre Arbeit sehen. Letzteres wird mit speziellen Beispielen aus dem Berateralltag belegt.
Zuerst nennt Kurz-Adam als wesentlichen Charakterzug der Erziehungsberatung die Vielfalt der Beratungsbausteine und die vielfältigen Lebensformen der Klientel. Dem entsprechend würde der Stellenwert der Professionalität (im Sinne von Regelhaftigkeit von Konzepten) im Vordergrund stehen. Die Berater müssen über ein ausreichendes Wissen um den Paragraphendschungel unserer Gesetzgebung verfügen, sich mit den verschiedenen therapeutischen Konzepten bestens auskennen und sich verständnisvoll um die verschiedensten Klientel kümmern. Meines Erachtens sind diese Klientel wohl Familien aus Mittelschicht oder Unterschicht, Familien mit alleinerziehenden Elternteilen oder ALG-Empfänger oder Kombinationen aus diesen Formen. Bei einem Praktikum in einer Beratungsstelle ist mir stark aufgefallen, dass ich dort hauptsächlich Familien aus der Unterschicht angetroffen habe. Ich nehme an, dass sich der allgemeine Frust hinsichtlich Arbeitslosigkeit und daraus folgenden finanziellen Engpässen leider viel zu oft auch in der Erziehung niederschlägt. Doch die flüchtige und gegenwärtige Struktur des Alltags gerät aus Sicht der Autorin rasch in Konflikt mit dem professionellen Verständnis der Erziehungsberatung (S.203), d.h. das Alltags-Chaos hat einen negativen Einfluss auf die Fachlichkeit der Beratung. Hier bestimmen nur Faktoren wie Alter des Kindes, Schichtzugehörigkeit, Familienphase oder Ausdifferenzierungsprozesse in den beiden wesentlichen Institutionen Kindergarten und Schule die Arbeit des Therapeuten (S.204). In meinen Augen ist der Alltag trotzdem ein aussagekräftiger Hinweis auf das jeweilige Familienleben. Die meisten Probleme entstehen doch im Alltag. Unter anderem wird die Beschäftigung des Pädagogen mit den alltäglichen Gewohnheiten einer Klienten-Familie zur Erkenntnis über den tatsächlichen Hintergrund für deren Notlage führen. Zum Teil könnte beispielsweise der Ursprung eines Problems sogar weit in der Vergangenheit eines Elternteils liegen, doch bei einer Vermutung dieser Art sollte ein Psychologe hinzugezogen werden. Trotzdem wird die Erziehungsberatung als alltagsdistanziert beschrieben, da sie zur Institution „Therapie“ gezählt wird. Nichtsdestoweniger wurde diese Distanz bereits in den 70er/80er Jahren als Hauptkritikpunkt der Erziehungsberatung erkannt, da diese ganze Problemgruppen und Lebenswelten ausschließe. Erziehungsberatungsstellen im traditionellen Sinne seien antimodern, da sich hier keinerlei Fortschritt erkennen ließe. Deren Begriff von Therapie sei zu stark institutionalisiert und es würde zu wenig oder gar nicht mit neuen Konzepten experimentiert. Als Zukunftsperspektive sieht man alltags- und unterschichtorientierte „Alternative Einrichtungen“. An dieser Stelle frage ich mich ernsthaft, weshalb, nach diesem Text zu urteilen, die Erziehungs-beratungsstellen noch immer an ihrem traditionellen Profil festhalten und bis dahin allem Anschein nach noch keinerlei Reformierung stattgefunden hat. Auch Kurz-Adam überlegt, ob die Prozesse der Modernisierung, d.h. die Vielfalt von Konzeptionen und Lebenslagen heute auch die Beratungsarbeit allgemein erreicht haben. Letztendlich fasst sie zusammen, dass eine an der Ordnung orientierte Beratungsarbeit eher an einem klaren, professionellen Konzept festhält und eine zielgerichtete methodische Vorgehensweise verfolgt. Dem gegenüber stellt die Autorin die an der Unordnung der Lebenswelt der Klienten orientierte Beratungsarbeit. Diese lässt das professionelle Konzept hinter die Situation zurücktreten oder es sogar mit der Situation verwandeln. Demzufolge setzt diese Beratungsarbeit auf kleine situationsspezifische Konzepte und kann auch ohne große, übergreifende und standardisierte Entwürfe und Perspektiven auskommen (S.206).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2006, Ein Essay zu 'Fachlichkeit und Alltag in der Erziehungsberatung' von Maria Kurz-Adam (1997), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84025