Die vorliegende Untersuchung analysiert das Exit-Konzept und seine praktische Umsetzung in Norwegen und Schweden. Dieses Konzept richtet sich an Personen, welche aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollen, an Eltern von rechtsextremen Jugendlichen sowie an Fachpersonal im weitesten Sinne. Die Arbeit gibt eine Gesamtdarstellung der Entwicklung des Exit-Konzepts und seiner Realisierung seit 1996 bis zum Herbst 2002 wieder und dient damit gleichzeitig einer Korrektur der bisherigen Rezeption im deutschsprachigen Raum. Bei der Realisierung wurden in Norwegen und Schweden aus verschiedenen Gründen unterschiedliche Aspekte des Konzepts betont. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das Exit-Konzept Ansätze für die Prävention, die Intervention sowie die gesellschaftliche Reintegration von Rechtsextremisten und ein hohes Potenzial für einen internationalen Transfer bietet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Fragestellung, Zielsetzung und Methode
1.2. Gliederung
1.3. Quellen und Materialien der Untersuchung
1.4. Rechtsextremismus, rechtsextreme Szene und Aussteiger – Begriffsdiskussion
2. Die rechtsextreme Szene in Norwegen
3. Das Exit-Konzept und die praktische Realisierung in Norwegen
3.1. Wissenschaftliche Grundlage des Exit-Konzepts
3.1.1. Motive für den Einstieg in die rechtsextreme Szene
3.1.2. Der Sozialisierungsprozess
3.1.3. Motive für den Ausstieg aus der rechtsextremen Szene
3.2. Förderantrag für das Exit-Projekt
3.3. Abschlussbericht des Exit-Projekts
3.4. Das lokale Exit-Projekt in Kristiansand
3.5. Exit-Handbuch
3.6. „Kirkens Ungdomsprosjekt“ in Kristiansand als Beispiel für ein ähnliches Konzept
3.7. Das Exit-Programm
3.8. Der Diskurs in den norwegischen Medien zum Exit-Projekt und Exit-Programm
3.9. Zusammenfassung
4. Die rechtsextreme Szene in Schweden
5. Die Exit-Organisationen in Schweden
5.1. BRÅ-Evaluation 2001
5.2. Staatliche Vorschläge zur Unterstützung von Aussteigern
5.3. Die einzelnen Exit-Organisationen
5.3.1 Exit-Stockholm
5.3.2. Exit-Motala
5.3.3. Exit-Skåne
5.4. Der Diskurs in den schwedischen Medien zu den Exit-Organisationen
5.5. Zusammenfassung
6. Exit – Ein Modell mit Zukunft?
6.1. Vergleich der Realisierung des Exit-Konzepts
6.2. Perspektiven des Exit- Konzepts und seiner Realisierung nach Einschätzung der Interviewpartner
6.3. Potenziale des Exit-Konzepts
6.3.1. Prävention
6.3.2. Intervention
6.3.3. Reintegration von Aussteigern
6.4. Ausblick – Rezeption und Transfer
Glossar
Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Fragestellung, Zielsetzung und Methode
Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem Exit-Konzept als einer 1996/97 in Norwegen ausgearbeiteten Strategie für den Umgang mit der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung des Rechtsextremismus in Norwegen und Schweden.
Ausgangspunkt dieser Arbeit war der Transfer des Exit-Konzepts von Schweden nach Deutschland im Jahre 2000. Die Verbreitung des Konzepts in Schweden, Deutschland, Finnland sowie in der Schweiz wirft die Frage nach der Besonderheit desselbigen gegenüber den bisherigen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Ansätzen gegen Rechtsextremismus auf. Rechtsextremismus äußert sich in einem erschreckenden Ausmaß von Propaganda und in Gewalttaten gegen Einwanderer, Asylsuchende, Personen jüdischen Glaubens, Homosexuelle sowie Vertreter des Staates und der Zivilgesellschaft. Vor allem Jugendliche zwischen 13 und 25 Jahren prägen gegenwärtig das Bild einer rechtsextremen Jugendszene.[1] Aus diesem Phänomen heraus ergibt sich die Fragestellung, ob für die gegenwärtige rechtsextreme Szene die definitorische Beschreibung von Jugendszenen generell zutrifft. Jugendszenen können definiert werden als „[t]hematisch fokussierte kulturelle Netzwerke von Personen, die bestimmte materiale und/oder mentale Formen der kollektiven Selbststilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stabilisieren und weiterentwickeln.“[2] Ein solches Netzwerk setzt sich aus verschiedenen Gruppierungen und einzelnen Personen zusammen. Auch wenn bei vielen rechtsextremen Gruppen das konstituierende Element der Peer-Groups, die Altershomogenität, durch eine Heterogenität ersetzt ist, können sie als solche verstanden werden. Eine Peer-Group oder Clique ist „eine freiwillige, eigenständige und meist gemischt geschlechtliche Kleingruppe im Freizeitbereich, die sich durch ähnliche Ziele, Wertvorstellungen, Interessen, Geheimnisse, Stilrichtungen, Bindungen der Zuneigung und Bewunderung zusammenfindet und in der Jugendliche wesentliche Teile ihrer Freizeit gestalten.“[3] Generell ist die Bildung von Gruppen ein natürlicher Entwicklungsprozess, der etwa mit dem siebten Lebensjahr mit der Hinwendung zu einer Spielgruppe einsetzt. Die Neigung zur Gruppenbildung verstärkt sich zunehmend im Jugendalter. Peer-Groups befriedigen einige wesentliche soziale und psychologische Bedürfnisse wie Sicherheit, Schutz und Zugehörigkeit. Die Gruppe kann Defizite ausgleichen, die im Elternhaus oder in der Schule entstanden sind. Peer-Groups grenzen sich gegenüber Erwachsenen und anderen Cliquen in der Regel durch eigene subkulturelle Symbole oder Elemente verschiedener jugendkultureller Stile ab und entwickeln eigenständige Wert- und Normstrukturen, welche die Möglichkeit abweichenden Verhaltens einschließen können. Rechtsextreme Jugendgruppen betonen diese Abgrenzung stark und wirken in der Öffentlichkeit oftmals bedrohlich. Sie beziehen aus den verschiedenen Reaktionen ihrer Umwelt und hier insbesondere der Erwachsenen ein Teil ihrer Identität. Im Alter zwischen 18 und 25 Jahren erfolgt durch Berufseinstieg oder Partnerschaft die Loslösung aus der Peer-Group. Dieser Prozess gestaltet sich in der Regel reibungsfrei. Der Ausstieg aus rechtsextremen Gruppen ist dagegen mit verschiedenen Problemen behaftet. Manche Rechtsextremisten sehen nach mehreren Jahren in der Szene trotzt des Wunsches keine Möglichkeit auszusteigen. An diesem Punkt setzt das Exit-Konzept an.
Das Konzept basiert neben den wissenschaftlichen Studien des Sozialanthropologen Tore Bjørgo[4] über die individuellen Einstiegs- und Ausstiegsmotive der Szenemitglieder auf den Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen lokalen rechtsextremen Gruppen in Norwegen. Den größten Anteil daran haben die Erkenntnisse aus dem Osloer Stadtteil Nordstrand, wo mittels niederschwelliger Strategien[5] (Nordstrand-Modell[6]) innerhalb eines Jahres eine der größten Gruppen aufgelöst wurde. Die praktische Umsetzung des Exit-Konzepts begann 1997 in Norwegen als Exit-Projekt, auf Anregung eines Angestellten der Manglerud-Polizeistation innerhalb der Nichtregierungsorganisation „Voskne for Barn“ (VfB).
Ein Jahr später bereits nahm die Exit-Organisation in Schweden mit dem 1993 aus der rechtsextremen Szene ausgestiegenen Kent Lindahl als Leiter ihre Arbeit auf.[7] Im Jahre 2000 wurde innerhalb des Berliner „Zentrum Demokratische Kultur“[8] EXIT-Deutschland etabliert.
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Untersuchung und Interpretation des Exit-Konzepts und die praktische Realisierung in Norwegen und Schweden. Im Zentrum der Arbeit stehen die Fragen nach den Schwerpunkten bei der praktischen Umsetzung des Konzepts, ob Schwerpunktverschiebungen im Realisierungsverfahren zu verzeichnen sind, welche Resultate und Erkenntnisse vorliegen und welche Perspektiven für diese Arbeitsstrategie in Norwegen und Schweden gesehen werden. Teilweise hat die Arbeit referierenden Charakter. Der Versuch einer Gesamtdarstellung wird zum einen deshalb als notwendig erachtet, weil bisher nur ansatzweise von Tore Bjørgo eine solche Arbeit geleistet wurde.[9] Die Schlussfolgerungen, die sich aus dieser Magisterarbeit ergeben, können für den Transfer des Konzepts und die Umsetzung in den jeweiligen Ländern von Bedeutung sein. Zum anderen stellte sich während der Untersuchung heraus, dass die Rezeption des Exit-Konzepts und seiner Realisierung in Schweden und Norwegen im deutschsprachigen Raum nicht ausreichend differenziert erfolgt. Dies ist zum größten Teil auf die alleinige Rezeption der Vorträge und Texte des Sozialanthropologen Tore Bjørgo und des Leiters von Exit-Stockholm Kent Lindahl zurückzuführen, die Exit in den letzten Jahren auf internationaler Ebene präsentiert haben. Ihre Interpretationen führten zu einer einseitigen Rezeption, weil sie die Grenzen des Exit-Konzepts einerseits und Potenziale anderseits nicht ausreichend deutlich machen. Darum soll diese Arbeit auch als ein Beitrag zur Korrektur der bisherigen Rezeption verstanden werden. Dazu wurden vor allem die schwedisch- und norwegischsprachigen Quellen ausgewertet und Interviews mit verschiedenen Fachleuten und Exit-Vertretern in Norwegen und Schweden genutzt. Diese Interviews wurden im Rahmen eines einmonatigen Rechercheaufenthalts durchgeführt, dem eine intensive Vorbereitungszeit und Kontaktaufnahme mit den einzelnen Interviewpartner vorausging. Als Befragungsmethode wurde das Experteninterview, eine besondere Form des Leitfadengesprächs, gewählt. Der Gesprächspartner ist dabei weniger als Person interessant, sondern viel mehr in seiner Funktion als Experte für ein klar definiertes Feld bzw. eine klar umrissene Tätigkeit.[10] Die Methode des Leitfadengesprächs wird in der empirischen Sozialforschung unter anderem zur Ergänzung und zur Validierung anderer Forschungsinstrumente genutzt.[11] Dieses Interview basiert auf einem vorbereiteten Fragebogen, dessen Abfolge aber vom Interviewer je nach Verlauf der Befragung variiert werden kann und somit Möglichkeiten der Vertiefung eines oder mehrerer Komplexe bietet. Der Nachteil gegenüber einem stark strukturierten Interview liegt in der mangelnden Vergleichbarkeit der verschiedenen Gespräche.
1.2. Gliederung
Die Arbeit unterteilt sich in drei Komplexe. Der erste Teil (Kap. 2.) beginnt mit einer kurzen Einführung in die rechtsextreme Szene Norwegens. Daran schließt sich die Untersuchung des Exit-Konzepts und seine praktische Umsetzung im Kontext der Entstehung und seiner theoretischen Grundlagen an. In diesem Zusammenhang werden die Forschungsergebnisse von Tore Bjørgo über die Einstiegs- und Ausstiegsmotive der Mitglieder sowie den Sozialisierungsprozess in der rechtsextremen Szene und die Hindernisse für einen Ausstieg präsentiert. Die Abschnitte über das Exit-Konzept und seine Realisierung innerhalb des Exit-Projekts (1997-2000) stützen sich auf die gedruckten Quellen: den Förderantrag von 1997, den Abschlussbericht von 2000 und das Handbuch mit den Erfahrungen und Methoden des Exit-Projekts. Das Projekt war in eine zentrale und eine lokale Ebene geteilt. Um die Unterscheidung auch in der Gliederung zu verdeutlichen, werden die Ergebnisse des lokalen Projektteils in Kristiansand in einem gesonderten Kapitel (Kap. 3.4.) dargestellt. Diese Dokumentation ist eingebettet in eine kurze Präsentation der lokalen rechtsextremen Szene in Kristiansand. Zudem wird auf das kirchliche Projekt „Kirkens Ungdomsprosjekt“ in derselben Stadt eingegangen, dass über einen ähnlichen Arbeitsansatz wie das Exit-Projekt verfügt. Danach folgt die Darstellung des seit 2001 bestehenden und aus dem dreijährigen Projekt hervorgegangenen Exit-Programms. Der Teil über Norwegen schließt mit Betrachtungen über die Rezeption des Exit-Projekts und Exit-Programms in den norwegischen Medien und einer Zusammenfassung.
Der zweite Komplex widmet sich der praktischen Umsetzung des Exit-Konzepts in Schweden. Er beginnt ebenfalls mit einer allgemeinen Einführung in die rechtsextreme Szene. Die Struktur der sich daran anschließenden Kapitel ist erneut von den zur Verfügung stehenden Quellen über die Exit-Organisationen bestimmt. Das Kapitel 5.1. rekonstruiert anhand einer Evaluation durch den „Brottsförebyggande rådet“[12] (BRÅ) die Entwicklung der Exit-Organisation bis zum Sommer 2001. Das darauf folgende Kapitel geht auf die Vorschläge einer von der Regierung berufenen Arbeitsgruppe über die lokale Unterstützung von ausstiegswilligen Personen ein. Diese Ausführungen sind für die Perspektive des Exit-Konzepts und die Zukunft der einzelnen Organisationen relevant. Seit 2001 existieren neben Exit-Stockholm Exit-Organisationen in Skåne und in Motala. Die Loslösung der beiden letzteren Organisationen von Exit-Stockholm sowie ihre unabhängige Weiterentwicklung wird in gesonderten Kapiteln analysiert. Der Komplex über Schweden schließt ebenso mit Beispielen für den medialen Diskurs zu den Exit-Organisationen und einer Zusammenfassung. Alle schwedisch- und norwegischsprachigen Zitate sind, so nicht anders gekennzeichnet, von der Autorin dieser Arbeit übersetzt worden. Auf eine Umrechnung der im Text wiedergegebenen Wertangaben wurde verzichtet, weil die Umrechnungskurse dem jeweiligen Jahr angepasst werden müssten und deswegen variieren würden.[13]
Im letzten Komplex der Arbeit soll auf der Basis der vorangegangenen Darstellungen die Realisierung des Konzepts in Norwegen und Schweden ansatzweise verglichen (Kap.6.1.) sowie die Perspektiven des Exit-Konzepts und die zukünftige praktische Ausrichtung erörtert werden. Des Weiteren werden die gewonnenen Erkenntnisse für einen Ausblick mit Schwerpunkt auf das Potenzial sowie auf den Transfer des Konzepts genutzt.
1.3. Quellen und Materialien der Untersuchung
Das Material setzt sich aus Publikationen der Exit-Organisationen und des Exit-Projekts bzw. Exit-Programms[14], wissenschaftlichen Untersuchungen zum Rechtsextremismus, Statistiken sowie Dokumenten staatlicher Behörden, Zeitungsartikeln und Interviews zusammen. Um die Untersuchung zeitlich zu begrenzen, wurde der Rechercheaufenthalt in Norwegen und Schweden im September 2002 als Ende der Datenerhebung deklariert.
Als Quellen für die Analyse des Exit-Konzepts und des daraus entstandenen Projekts in Norwegen dienen wie bereits erwähnt der Antrag auf Finanzierung von 1997, der Abschlussbericht des Projekts von 2000 und das 2001 erschienene Handbuch.[15]
Als Ergänzung zu diesen Quellen und vor allem für die Betrachtungen über die rechtsextreme Szene in Norwegen sind die Untersuchungen der Soziologin Katrine Fangen und Tore Bjørgos relevant.[16] Katrine Fangen begann 1990 mit ihrer Feldstudie über die rechtsextreme Szene in Oslo und Umgebung. Der Schwerpunkt lag auf der „Backstage“-Darstellung der Szene. Um einen Zugang zu den Mitgliedern zu finden und die Heterogenität einer Szene erfahren zu können, die sich für die Außenwelt weitestgehend homogen darstellt, bot die Methode der Feldarbeit oder teilnehmenden Beobachtung für Katrine Fangen die beste Möglichkeit. In ihren Arbeiten diskutiert sie ausführlich die verschiedenen Aspekte ihrer Forschung wie das ideologische Selbstverständnis, die Selbstdefinition der Mitglieder, die rechtsextreme Ideologie und die Kommunikationsstruktur der Szene. Sie geht in ihren Studien als einzige intensiv auf die weiblichen Szenemitglieder in Norwegen ein. In ihrer 2001 erschienenen kumulativen Habilitation „Pride and Power – A Sociological Interpretation of the Norwegian Radical Nationalist Underground Movement“ fasst sie die Ergebnisse ihrer Forschung zusammen. Ihre Studien stellen für diese Arbeit eine wichtige Ergänzung zu den Ausführungen von Tore Bjørgo dar, der von außen versucht hat, unter anderem die Einstiegs- und Ausstiegsmotive für die Mitglieder der rechtsextremen Szene zu analysieren.
Die Quellen und die Literatur werden durch die Interviews komplementiert, die im September 2002 in Norwegen durchgeführt wurden. Es wurden eine Vertreterin der Organisation „Voskne for Barn“ (VfB) in Oslo und ihre Mitarbeiterin des Exit-Projekts in Kristiansand befragt. Als Initiatoren des Exit-Konzepts konnten der Sozialanthropologe Tore Bjørgo, der kommunale Projektleiter des Nordstrand-Modells sowie ein Mitarbeiter für die präventive Arbeit der Manglerud-Polizeistation interviewt werden. Um die Ergebnisse des Exit-Projekts in Kristiansand in einen lokalen Zusammenhang einordnen zu können, wurde die Koordinatorin für Kriminalitätsprävention der Kommune befragt. Zusätzlich ergab sich in Kristiansand die Möglichkeit, ein Gespräch mit einem Vertreter eines kirchlichen Jugendprojekts zu führen, dessen Ansatz dem Exit-Konzept ähnelt. Als Ergänzung zur Literatur über die rechtsextreme Szene in Norwegen dienten die Interviews mit der Soziologin Katrine Fangen, einem Angestellten der Norwegischen Sicherheitspolizei sowie einem Mitarbeiter des Antirassistischen Zentrums in Oslo. In Absprache mit den Personen werden sie bis auf Tore Bjørgo und Katrine Fangen nicht namentlich genannt und nicht zitiert.
In Schweden ist die Quellenlage problematischer. Die Exit-Organisationen haben kaum eigene Darstellungen veröffentlicht. Als Quellen standen nur ein Jahresbericht für 2001 von Exit-Skåne, eine Broschüre von Exit-Stockholm und eine Präsentation des Arbeitskonzepts von Exit-Motala zur Verfügung.[17] Deswegen mussten verstärkt staatliche Dokumente über die Exit-Organisationen hinzugezogen werden. Zum einen handelt es sich um eine von der schwedischen Regierung in Auftrag gegebenen Evaluation durch den „Brottsförebyggande rådet“ (BRÅ) aus dem Jahr 2001, und zum anderen um den Bericht einer im Juni 2001 ebenfalls von der Regierung berufenen Arbeitsgruppe, welche Vorschläge für die lokale Unterstützung von ausstiegswilligen Personen ausarbeiten sollte.[18] Anhand dieser Quellen kann die Entwicklung der Exit-Organisationen bis Sommer 2001 verfolgt werden. Der Zeitraum von der zweiten Hälfte des Jahres 2001 bis zum Abschluss der Datenerhebung Anfang Oktober 2002 kann in großen Linien nur anhand von Zeitungsartikeln rekonstruiert werden. Die teilweise unreflektierte und lückenhafte Berichterstattung macht eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Pressematerial erforderlich. Um eine möglichst differenzierte Darstellung der Entwicklung gewährleisten zu können, wurden in Schweden Mitarbeiter der drei Exit-Organisationen befragt. Für die Ausführungen über die rechtsextreme Szene Schwedens bieten die Studien der schwedischen Historikerin Heléne Lööw sowie die Jahresberichte der schwedischen Sicherheitspolizei eine fundierte Grundlage. Heléne Lööw dokumentiert ausführlich die Entwicklung und Kontinuität des Rechtsextremismus vom Anfang bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts.[19]
1.4. Rechtsextremismus, rechtsextreme Szene und Aussteiger – Begriffsdiskussion
Neonazismus, Neofaschismus, Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus sind Begriffe, die in der Wissenschaft wie im Alltag weitestgehend synonym gebraucht werden. Die Ursache liegt unter anderem in der Unübersichtlichkeit bei der Verwendung hinsichtlich der Terminologie, der Begriffskonzepte und des Gegenstandsbereichs. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich seit Mitte der 70er Jahre der Terminus des Rechtsextremismus durchgesetzt. Wichtigen Anteil daran hatte der durch die deutschen Ämter für Verfassungsschutz als nachgeordnete Institutionen der Innenministerien konstituierte Rechtsextremismus-Begriff als rechte Variante eines „politischen Extremismus“. Diesem Konzept folgen nicht alle Sozial- und Politikwissenschaftler. Der Unterschied liegt im Arbeitsauftrag der Behörden. Sie sollen die verfassungsmäßige Ordnung des Staates schützen.[20] Deswegen ist für den Verfassungsschutz die Frage nach den gesellschaftlichen Ursachen des Rechtsextremismus zweitrangig.[21] Auf die Schwäche der Definition wies unter anderem der Politologe Hans-Gerd Jaschke hin. Er kritisierte die starke Bindung des Begriffs an das Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutschland und dessen Auffassung von Extremismus, wodurch sich ein Vergleich des Phänomens auf internationaler Ebene problematisch gestaltet.[22] Weitere Kritikpunkte beziehen sich auf die Konzentration auf rechtextremistisches Verhalten und die Nichtbeachtung des Einstellungspotenzials sowie die fehlende Einbettung der Definition in einen historischen, ökonomischen und sozialen Kontext. Durch die Verortung von Extremismus am äußerten Rand des Rechts-Links-Kontinuums, negiert die Definition die Tatsache, dass es sich beim Rechtsextremismus um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt.[23]
Innerhalb der Sozial- und Politikwissenschaften wiederum existiert kein einheitlicher kanonisierter Rechtsextremismus-Begriff. In den Sozialwissenschaften kann zwischen den Forschungsrichtungen über rechtextreme Einstellungen und über rechtsextremes Verhalten differenziert werden. Einstellungen sind dem Verhalten in der Regel vorgelagert, führen aber nicht kumulativ zu einer bestimmten Verhaltensäußerung. Im Allgemeinen ist das rechtsextreme Einstellungspotenzial größer als das Verhaltenspotenzial. Als rechtsextreme Einstellungen werden Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Verharmlosung oder Verherrlichung des Nationalsozialismus sowie Diffamierung der Demokratie, ihrer Vertreter und Einrichtungen eingestuft. Rechtsextremes Verhalten äußert sich im Wahlverhalten, durch die Mitgliedschaft in Parteien und Kameradschaften, durch Gewalt, Protest, Provokation sowie einen bestimmten Lebensstil.[24] Es muss beachtet werden, dass vor allem im Zusammenhang mit Jugendgruppen unspezifische Einstellungen in einem bestimmten Kontext zu einem Verhalten führen, welches spezifische politisch-ideologisch rechtsextreme Einstellungen nach sich zieht. Die Unterscheidung zwischen Einstellungen und Verhalten ist für diese Arbeit relevant, weil das Exit-Konzept am Verhalten rechtsextremer Jugendlicher ansetzt und sich im Ausgangpunkt nicht mit rechtsextremen Einstellungen beschäftigt.
Das weitverbreitete Konzept von Wilhelm Heitmeyer[25] versucht beide Aspekte zu kombinieren. Nach dieser Ende der achtziger Jahre entstandenen Definition kann von einem rechtsextremen Orientierungsmuster gesprochen werden, wenn die beiden Grundelementen „Ideologie der Ungleichwertigkeit der Menschen“ sowie „Akzeptanz von Gewalt“ vorliegen. Die Ideologie der Ungleichheit beinhaltet die Facetten Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Nationalismus sowie Führer- und Gefolgschaftsideologien. Wilhelm Heitmeyer, auf den sich Tore Bjørgo in seinen Studien mehrfach bezieht, sieht den Rechtsextremismus als Folge eines „Individualisierungsprozesses“, einer sozial-strukturellen und individuellen Entwicklung der Desintegration in der bürgerlich demokratischen Gesellschaft im Laufe der Sozialisation eines Jugendlichen. Der Soziologe Albert Scheer kritisiert, dass durch den Einfluss der „Individualisierungsthese“ der Rechtsextremismus weniger als politisches Phänomen wahrgenommen wird und dadurch eine politische Auseinandersetzung in der Arbeit mit rechtsextremen Jugendlichen vernachlässigt wurde.[26] Die Definition von Wilhelm Heitmeyer dient einer Untersuchung der rechtsextremen Szene als einem jugendspezifischen Problem, aber als Grundlage für die Analyse von Parteien und Parteimitglieder ist sie weniger geeignet.[27] Die Verwendung dieser Definition als Arbeitsbegriff würde eine Untersuchung der einzelnen norwegischen und schwedischen Gruppen im Hinblick auf die beiden Grundelemente voraussetzen. Zudem würde die Definition Parteien wie die schwedische „Nasjonalsosialistisk Front“ (NSF) ausschließen, die sich im Jahre 2000 an der Kommunalwahl in Karlskrona beteiligte und die für diese Arbeit insofern relevant ist, als mehrere Personen bei ihrem Ausstieg aus der NSF von den Exit-Organisationen unterstützt wurden. In die Definition der schwedischen Historikerin Heléne Lööw wäre die NSF eingebunden. Sie verwendet den umfassenden Begriff der „rassistischen Untergrundbewegung“. Kritisch ist, dass sie nur indirekt die Koordinaten für ihre Konstituierung des Begriffs angibt, in dem sie Strukturen, Ideologien und Arbeitsmethoden der verschiedenen Gruppen und Parteien analysiert.[28] Hinsichtlich der rechtsextremen Szene Schwedens könnte der Begriff nach einer vorhergehenden Diskussion der Bezeichnung „Untergrundbewegung“ vielleicht übernommen werden, aber eine Übertragung auf die sich stark unterscheidende rechtsextreme Szene in Norwegen wird von der Autorin dieser Arbeit als problematisch angesehen.
Die von den Exit-Organisationen in Schweden und dem Exit-Projekt in Norwegen herausgegebenen Texte tragen nicht zur Konstituierung eines Arbeitsbegriffs „Rechtsextremismus“ bei. In den Quellen findet sich keine einheitliche Begriffsverwendung. Stattdessen werden Formulierungen wie „gewalttätige Jugendgruppen“, „rassistische/ nationalsozialistische Gruppen“, „extrem nationalistisches Milieu“ oder „Neonazis“ gleichrangig genutzt, ohne sie zu definieren.[29] Selbst der Wissenschaftler Tore Bjørgo verwendet in seinen theoretischen Ausführungen zum Exit-Konzept die Begriffe Neonazismus, Rechtsextremismus und Rassismus synonym.[30] In einer Studie konstituiert Tore Bjørgo Rechtsextremismus anhand einer politischen Rechts-Links-Dimension, wobei er gleichzeitig auf die problematische Grundlage dieser Definition für einen internationalen Vergleich hinweist. „Part oft the problem is that what are considered rightist and leftist issues change from country to country and over the time, and that some relevant issues and traits transced the left-right distinction.”[31]
Der schwedische Ethnologe Karl-Olov Arnstberg und der Journalist Jonas Hållén verstehen nach ihrer Befragung von 15 Aussteigern für das Stockholmer Freizeitzentrum „Fryshuset“ im Juni 2000 Rechtsextremismus als einen politischen Protest, der für manche Jugendliche eine bewusste und für andere eine unbewusste Reaktion auf Segregation in der schwedischen Gesellschaft, das Gefühl der Machtlosigkeit und erlebte Ungerechtigkeiten darstellt.[32] Diese Definition korrespondiert nicht mit den für diese Arbeit wesentlichen Forschungsergebnissen von Tore Bjørgo über die Einstiegs- und Ausstiegsmotive der Jugendlichen in die rechtextreme Szene.
Wie die kurz umrissene Komplexität der verschiedenen Definitionsansätze deutlich macht, bedarf es für diese Arbeit einer Nominaldefinition des Begriffs, der eine umfassende Grundlage für die Bezeichnung der verschiedenen Strömungen, Gruppen und Organisationen innerhalb der rechtsextremen Szene in Norwegen und Schweden bietet.[33] Der Begriff konstituiert sich anhand der Definition von Hans-Gerd Jaschke.
„Als ‚rechtsextremistisch’ werden Personen, Gruppen, Parteien und Organisationen bezeichnet, für die in der Tradition des Faschismus bzw. Nationalsozialismus eine hierarchische, ethnozentrische Gesellschaftsordnung, gestützt auf einen nationalistischen, starken Staat, politisches Leitbild ist. Konservative Sekundärtugenden und Werte, wie Familie, Pflicht, Ordnung, Sauberkeit, werden radikalisiert, indem sie von ihrer Bindung an rechtsstaatlich-parlamentarische Politikprozesse gelöst und in obrigkeitsstaatliche-vordemokratische autoritäre Ordnungskonzepte eingebunden werden. Das prekäre Verhältnis zur liberalen Demokratie zeigt sich darüber hinaus in der tendenziellen Ablehnung der Menschenrechte zugunsten einer organisch, sozialdarwinistischen Sicht von Gesellschaft. Als Verhaltensattitüde gelten rigide Denkstrukturen in bezug auf Ethnozentrismus und politisches Führertum, ausgeprägte Law-and-order-Mentalitäten, ‚männliche’ Persönlichkeitsmerkmale, wie Kraft, Härte, Ausdauer, Durchsetzungsvermögen, Kameradschaft bis hin zu militanten Formen politischer Beteiligung, aber auch die provokative Verwendung von faschistischen Symbolen und Accessoires als Ausdruck individueller und kollektiver rechtsextremer Potentiale.“[34]
In dieser Arbeit wurde auf deutschsprachige Literatur zur Konstituierung eines Arbeitsbegriffes Bezug genommen, weil die norwegisch- und schwedischsprachige Literatur keinen äquivalenten Rechtsextremismus-Begriff bieten konnte, wie einige Beispiele verdeutlicht haben. Zudem kann die Definition von Hans-Gerd Jaschke auf das rechtsextreme Spektrum in Norwegen und Schweden angewandt werden.
Für die Struktur des Rechtsextremismus als soziokulturelles Alltagsphänomen eignet sich ein Zwiebelmodell.[35] Das Modell wird in der Literatur gleichzeitig für die Definition von Jugendszenen und einzelner Cliquen genutzt. Eine solche Variationsfähigkeit führt zu der Frage nach dem Nutzen des Modells. Für diese Arbeit dient es zur Veranschaulichung hinsichtlich der Zielgruppen des Exit-Konzepts.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Rechtsextremismus als soziokulturelles Alltagsphänomen; schematisches Modell einer komplexen Erscheinungsform
Thomas Grumke, Mitarbeiter des „Zentrum Demokratische Kultur“ weist darauf hin, dass für eine rechtsextreme Jugendszene der organisierte Kern (die Kader) nicht zwingend erforderlich ist.[36] Für die Soziologen Ronald Hitzler, Thomas Bucher und Arne Niederbacher ist dieser Kern allerdings ein wesentliches Element der Jugendszenen. Eine Szene konstituiert sich nach ihrer Definition um einen „harten Kern“, der als Organisationselite bezeichnet wird, um den sich die Mitläufer gruppieren. Am Rand befinden sich die Sympathisanten.[37] Das Zwiebelmodell lässt sich wie bereits erwähnt ebenfalls auf einzelne Gruppen übertragen. Der wesentliche Unterschied zwischen einer Gruppe und einer Szene besteht darin, dass letztere Gruppen überdauern kann und somit unabhängig von einzelnen Teilnehmern ist. In dieser Arbeit wird als Ebene zwischen die einzelnen Gruppierungen und der gesamten rechtsextremen Szene des jeweiligen Landes die Bezeichnung lokale oder regionale rechtsextreme Szene gesetzt. Diese Ebene wird als sinnvoll erachtet, weil im Gegensatz zur ausgebauten Szene in Schweden die Infrastruktur der norwegischen Szene bis Ende der 90er Jahre kaum entwickelt war. So existierten in der Kommune Kristiansand verschiedene rechtsextreme Gruppen, die zusammen ein Gebilde darstellten, das als Szene beschrieben werden kann. Erst seit dem Jahre 2001 sind die Gruppen in Kristiansand verstärkt in die gesamte Szene Norwegens eingebunden.
Die rechtsextreme Szene wird in dieser Arbeit als Jugendszene verstanden, die nach der Rechtsextremismus-Definition nur ein Teil des rechtsextremen Spektrums sein kann. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die schwedischen rechtsextremen Gruppierungen mit einem hohen Durchschnittsalter als Teil einer Jugendszene beschrieben werden können. Tore Bjørgo und Heléne Lööw lehnen die Verwendung dieses Begriffs ab.[38] Anderseits ist der größte Teil der Klienten der Exit-Organisationen in Schweden zwischen 13 und 25 Jahre alt und könnte damit als Mitglied einer Jugendszene bezeichnet werden.[39]
Die Verwendung des Begriffs „Szene“ in dieser Arbeit lehnt sich an die Ausführungen von Ronald Hitzler, Thomas Bucher und Arne Niederbacher an, die sich intensiv mit verschiedenen Jugendszenen, allerdings nicht mit der rechtsextremen Szene auseinandergesetzt haben.[40] Einige Merkmale für Jugendszenen sind auf die rechtsextreme Szene übertragbar, andere betonten in ihrer Abweichung die Besonderheit. Ronald Hitzler, Thomas Bucher und Arne Niederbacher begreifen die Szenen als positive Sozialisationsinstanzen, welche die bisher für die Entwicklung der Identitäten und Kompetenzen von Jugendlichen relevanten Peer-Groups abzulösen scheinen, aber gleichzeitig zur Bewältigung des eigenen Lebens über die Zeit in der Szene hinaus beitragen und die die Jugendlichen „befähigen, in erwachsenenbestimmten Sozialgebilden zu agieren“[41]. Diese Erkenntnisse sind nicht auf die rechtsextreme Szene übertragbar. Die szenespezifischen Kompetenzen und die Identität, welche die Jugendlichen im Laufe eines Sozialisierungsprozesses erwerben, sind destruktiv und grenzen sie aus der bürgerlich demokratischen Gesellschaft aus. Sie führen zu einer Isolation, die ein Teil der Rechtsextremisten allein nicht mehr durchbrechen kann. Zudem stellten die Autoren für die von ihnen untersuchten Szenen kaum „szeneeigene Sanktionsinstanzen bzw. –mechanismen zur Verhinderung von Ein- und Austritten“[42] fest. Für den Eintritt in die rechtsextreme Szene kann diese Beobachtung bestätigt werden, für den Ausstieg allerdings nicht. Personen, die mehrere Jahren in der Szene verbracht haben und möglicherweise leitende Positionen inne hatten, können Erfahrungen mit Sanktionen machen. Vor allem die Angst vor Sanktionen ist ein Grund für den Verbleib in der Szene trotzt des Ausstiegswunsches.
In der norwegischsprachigen Literatur findet sich für den Zusammenschluss von rechtsextremen Gruppen oder als Bezeichnung der Rechtsextremen eines Ortes der Begriff „Milieu“, welcher inhaltlich gleich verwendet wird wie „Szene“. Tore Bjørgo behauptet in seiner Doktorarbeit, das der Begriff „Milieu“ im Deutschen das gleiche wie „Szene“ bedeutet. „In the Scandinavian languages as well as in German and French, the word milieu [Hervorhebung im Original] is commonly used to describe loose groups without formal membership or sharp boundaries between members and non-members.”[43] Dabei bezeichnet „Milieu“ im deutschen Sprachgebrauch eine soziale Schichtung, weswegen die Szenemitglieder verschiedenen Milieus entstammen können.
Ebenso wie auf die Übernahme des Begriffs „Milieu“ wird auf die Bezeichnung „Gang“ verzichtet, die in norwegisch- und schwedischsprachigen Texten zu dieser Thematik als Synonym für Gruppen oder Cliquen verwendet wird.[44] Von der amerikanischen Forschung beeinflusst sind in den letzten Jahren zahlreiche Studien unter anderem von Tore Bjørgo über Gangs in Norwegen erschienen. Der derzeit beim „Norsk Utenrikspolitisk Institutt“[45] (NUPI) angestellte Sozialanthropologe verfasste 1997 seine Habilitation über rassistische und rechtsextremistische Gewalt in Skandinavien. Seine Forschung konzentriert sich auf die fünf teilweise miteinander kombinierten Hauptgebiete: der Konflikt im Mittleren Osten, politische Kommunikation, politische Gewalt/Terror, Rassismus und Rechtsextremismus sowie kriminelle Gangs/Subkulturen. Seine Forschung über Gangs bestimmt zum großen Teil seinen Blickwinkel auf die rechtsextreme Szene in Norwegen. Die verschiedenen rechtsextremen Gruppen bezeichnet und definiert er als Gangs. Mit der Übertragung des Begriffs auf rechtsextreme Gruppen hat er die Forschung über Rechtsextremismus in Norwegen und Schweden stark beeinflusst. Tore Bjørgo stützt sich bei seiner Definition auf die Ausführungen von Scott H. Decker und Barrik Van Winkle. „...a gang is an agegraded peer group that exhibits some permanence, engages in criminal activity, and has some symbolic representation of membership.”[46] Nach dieser Definition kann der Begriff auf alle Peer-Groups angewendet werden, die ein abweichendes, und gelegentlich kriminelles Verhalten aufweisen. Im Gegensatz dazu werden Begriffe wie „Gang“ oder „Bande“ in der Kriminologie im Zusammenhang mit Kriminalität auf dem Vermögenssektor und zur Bereicherung genutzt.[47] Dagegen hat die Gewalttätigkeit oder das kriminelle Verhalten von rechtsextremen Gruppen eine andere Ursache und äußert sich anders, auch wenn sich das Motiv der Verteidigung eines Territoriums, wie es für eine Gang typisch ist, bei einigen rechtsextremen Gruppen wiederfindet.[48] Demnach ist die Verwendung des Begriffs „Gang“ äußerst problemtisch und wird in dieser Arbeit abgelehnt.
Der Begriff „Aussteiger“ wird in der norwegischen und schwedischen Literatur kaum problematisiert. Eine Definition findet sich in einer Analyse von Ygnve Carlsson und Herman von der Lippe über den Osloer Stadtteil Nordstrand und das „Nordstrand-Modell“, dass zur Auflösung der lokalen rechtsextreme Gruppe genutzt wurde. Demnach könnten nur Personen als Aussteiger bezeichnet werden, die sowohl praktisch als auch ideologisch Abstand von der rechtsextremen Szene genommen haben. „Et par av de intervjuede tilkjennega fortsatt sterkt findlige synspunkter på flyktninger og innvandrere. Det dreier seg derfor ikke om typiske avhoppere som hat tatt avstand til det miljøet de var med.”[49]
Der schwedische Ethnologe Karl-Olov Arnstberg und der Journalist Jonas Hållén fanden in ihrer Befragung der 15 Aussteigern heraus, dass für die meisten der interviewten Personen ein Ausstieg nicht mit einer Änderung aller politischer Ansichten einher geht. Die meisten Personen könnten nach ihrem Ausstieg weiterhin als fremdenfeindlich eingestuft werden. Somit bedeutete ein Ausstieg für sie vor allem der Weg von einer aktiven zu einer passiven politischen Verhaltensweise.[50] Für einige Personen folgt die Einstellungsänderung erst in einer späteren Phase nach dem organisatorischen Ausstieg. Ein Zitat von einem schwedischen Aussteiger illustriert diese Entwicklung. „När jag hoppade av ville jag förändra mitt liv radikalt. Jag ville absolut inte vara kvar i det där, för jag var så djävla trött på allting. I början tänkte jag att åsikterna vill jag ha kvar men åsikterna ramlade av mig ju mer jag jobbade med mig själv.”[51]
Bei den Exit-Organisationen in Schweden und dem Exit-Projekt in Norwegen steht der praktische Ausstieg im Vordergrund. Im Gegensatz dazu definiert Exit-Deutschland den Begriff „Aussteiger“ idealistischer mit den zwei Komponenten: dem organisatorischen sowie den ideologischen Ausstieg. Der Klient soll demanach mit Unterstützung der Betreuer in die Lage versetzt werden, sich seine eigene demokratische Position zu erarbeiten.[52]
2. Die rechtsextreme Szene in Norwegen
Die Okkupation Norwegens durch Deutschland von 1940 bis 1945 prägte das Verhältnis der norwegischen Gesellschaft zum Rechtsextremismus nach 1945. Mitglieder und Sympathisanten der „Nasjonal Samling“ (NS), der faschistischen Partei Norwegens, wurden nach dem Krieg im Rahmen der „landssvikanordningen“[53] verurteilt und stigmatisiert. Wie der Politologe Hans Morten Haugen in seiner universitären Abschlussarbeit anmerkt, wurde die Mitgliedschaft in der NS auf Grund der Kooperation mit der Okkupationsmacht kriminalisiert und nicht die undemokratischen und faschistischen Ideen der NS.[54] Die ehemaligen Mitglieder und Sympathisanten der NS versuchten nach 1945 ihre politischen Ideen zu legitimieren und im engen Kontakt mit Gleichgesinnten in Schweden eine „Kameradschaft“ zu etablieren. Eines ihrer Kommunikationsmittel wurde eine Zeitung, die ab 1946 unter dem Titel „skolennytt“ und ab 1956 unter „Folk og Land“ erschien. „Folk og Land“ wurde von dem Kreis um das "Institutt for okkupasjonshistorie“ (INO) herausgegeben, einem Archiv für die Geschichte des II.Weltkriegs.[55] 1968 gründeten diese Personen die Jugendorganisation „Nasjonal Ungdomsfylking“ (NUF). Sie erhielt zumeist von Studenten Zulauf.[56] Der Fakt, dass ein großer Teil der Rechtsextremisten in den 60er und 70er Jahren aus studentischen Kreisen kam, ist insofern von Interesse, als dass die Szenemitglieder der 90er Jahre vor allem der sogenannten „working-class“[57] angehören. Die Studenten, welche in den 60er und 70er Jahren Mitglieder der „NUF“ waren, könnten zwar aus der „working-class“ kommen, wären aber nach Abschluss ihres Studiums nach dem sozialwissenschaftlichen Schichtenverständnis nicht mehr Teil der sogenannten Arbeiterklasse. Somit ist eine soziale Verschiebung im Klientel der rechtsextremen Szene zu verzeichnen. Dies hat zur Folge, dass Diskurse über die sozialen und sozioökonomischen Hintergründe des Rechtsextremismus und eine Analyse der Motive für einen Einstieg in rechtsextreme Gruppierungen zeitlich differenziert werden müssen.[58]
Die NUF versuchte sich als eine moderne, intellektuell anspruchsvolle und nationale Bewegung darzustellen. Durch Abgrenzung von diskreditierten nationalsozialistischen Ideen sollten mit Schlagworten wie Antikommunismus, Tradition, Militarisierung sowie einer restriktiven Position gegen Einwanderung neue Mitglieder rekrutiert werden.[59] 1975 ging aus der NUF die außerparlamentarische Organisation „Norsk Front“ (NF) hervor. Der Leiter wurde Erik Blücher. Ihre Propaganda richtete die NF vor allem gegen Einwanderer[60] aus der III.Welt, Homosexuelle und Menschen jüdischen Glaubens. Der Redakteur des norwegischen antirassistischen Magazins „Samora“, Henrik Lunde, teilt die rechtsextreme Aktivität in Norwegen in drei Phasen.[61] Die erste Phase von 1975 bis 1985 bezeichnet er nach dem Leiter der NF als „Blücher-Epoche“. Dieser Zeitraum war geprägt von mehreren rechtsextrem motivierten Straftaten. Beispielsweise warf der Rechtsextremist Petter Kristian Kyvik 1979 eine selbstgebaute Bombe in eine Volksmenge während der Demonstration zum 1. Mai, wobei eine Person verletzt wurde.[62] Nach diesem Attentat löste sich die NF proforma auf und etablierte sich in der Nachfolgeorganisation „Nasjonalt Folkeparti“ neu, welche bis 1985 existierte. Laut der Soziologin Katrine Fangen besaß das um außerparlamentarische Parteien herum organisierte Spektrum von 1979 bis 1985 sein deutlichstes ideologisches und politisches Profil.[63]
Die zweite Phase von 1987 bis 1993 wird von Henrik Lunde mit „Myrdal-Epoche“ betitelt. Arne Myrdal war der Sprecher der Gruppe „Folkbevegelsen Mot Innvandring“ (FMI). FMI strebte einen Einwanderungsstopp sowie eine Volksabstimmung über Einwanderungspolitik an.[64] 1989 kam es zu einer Spaltung der FMI und Gründung der Gruppe „Norge mot Innvandring“ (NIM). Arne Myrdal nutzte rassistisch motivierte Übergriffe Anfang der 90er Jahre in den norwegischen Kleinstädten Brumunddal und Vennesla zum Ausbau seiner Organisation. Einige der Mitglieder waren bereits als Jugendliche in der NF und ihrer Nachfolgeorganisation aktiv gewesen.[65]
Gleichzeitig entwickelte sich Ende der 80er Jahre neben Gruppierungen wie „Zorn 88“ oder „Einsatzgruppe“ eine rechtsextreme Skinheadszene in Norwegen. Eine der Gruppen, „Boot Boys“, wurde von Ole Krogstad, einem ehemaligen Jugendsekretär der „Nasjonalt Folkeparti“ gegründet.[66]
Bis zum Jahre 2002 existierte kein Jahresbericht der norwegischen Sicherheitspolizei (PST), der wie der jährliche Verfassungsschutzbericht in Deutschland ein offizielles Bild der rechtsextremen Gruppierungen wiedergeben könnte. Deswegen müssen für die Betrachtung der rechtsextremen Szene in den 90er Jahren Studien von Katrine Fangen, Tore Bjørgo sowie die Jahresberichte des antirassistischen Zentrums in Norwegen herangezogen werden.[67] Da die Angaben in vielen Fällen starke Diskrepanzen aufweisen, sollen nur einige Züge der Szene beleuchtet werden.
Henrik Lunde bezeichnet die letzte Phase seit 1994 als „Organisations-Epoche“. Sie ist charakterisiert von einer Radikalisierung der ideologischen Inhalte und in diesem Zuge einer offeneren Verherrlichung von Gewalt und nationalsozialistischen Ideen.[68] Katrine Fangen konstatiert ebenfalls, dass sich die rechtsextreme Szene, die seit Mitte der 90er Jahre verstärkt den Ausdruck einer jugendlichen Subkultur hat, militanter gibt.[69] Ein Beispiel ist die 1994 im Osloer Stadtteil Nordstrand gegründete Gruppe „Viking“, die in der Umgebung von Oslo paramilitärisches Training absolvierte.[70] Zudem übten sie Gewalt gegen die Einwanderer aus, die den Stadtteil besuchten oder gegen norwegische Jugendlichen, welche mit Einwanderer befreundet waren und bedrohten Repräsentanten der Polizei und der Zivilgemeinschaft, die sich gegen die Szene engagierten.[71]
Norwegische Versandhandlungen wie „NordEffekter“ oder „Boot Boys Records“ erreichten in den 90er mit der Distributation von Musik, Kleidung sowie rechtsextremistischen Zeitschriften im Gegensatz zu den bisherigen Rekrutierungsmitteln wie der Zeitung „Folk og Land“ eine größere Anzahl von Jugendlichen.[72] Verstärkt wurde diese Entwicklung durch das Medium Internet, das rechtsextreme Ideen für ein breiteres Publikum zugänglich macht.[73] So stieg die Anzahl der aktiven Rechtsextremen in Norwegen von 40 bis 50 Anfang der 90er Jahre auf 300 bis 400 Mitglieder 1995/1996. Gegen Ende der 90er Jahre sank die Zahl wieder auf 150 Mitglieder ab.[74] Eine Ursache für den Rückgang ist, dass mehrere zentrale Personen Ende der 90er Jahre langfristige Haftstrafen antreten mussten. Des weiteren führte der rechtsextrem motivierte Mord an dem 15jährigen dunkelhäutigen Benjamin Hermansen am 26. Januar 2001 in Holmia, einem Stadtteil Oslos, zu einem Rekrutierungsstopp und Rückgang der Mitgliederzahlen.[75]
Aktive Gruppen existierten Ende der 90er Jahre in Bøler, einem Stadtteil Oslos, Drammen, Kristiansand, Lillesand, Bergen, Halden sowie in einigen Gemeinden der „fylke“ Romerike und Hadeland/Ringerike.[76] Tore Bjørgo bescheinigt der norwegischen rechtsextremen Szene einen geringen Organisationsgrad, der unter anderem durch eine kaum entwickelte Kommunikations- und Infrastruktur im Bereich der Medien und Musikbranche deutlich wird.[77]
Nach Informationen eines Vertreters der norwegischen Sicherheitspolizei sind die meisten Mitglieder der Gruppen zwischen 13 und 23 Jahre alt. Diese Alterzusammensetzung ist seit Mitte der 90er Jahre konstant. Eine statistische Erhebung aus dem Jahre 1995 macht diese Altersspektrum anschaulich. 1995 wurden 78 Rechtsextremisten in der „Aker Kulturverksted“, einem von der Szene angemieteten Gebäude, verhaftet.[78] Die Polizeiprotokolle lieferten Tore Bjørgo eine statistische Grundlage für die Alterszusammensetzung und die soziale Herkunft der Mitglieder. Unter den Verhafteten befanden sich 30 Personen mit Wohnsitz in Nordstrand und mit einer Verbindung zur Gruppe „Viking“. Weitere Personen kamen aus der Gruppierung „Boot Boys“. 14% der 78 Personen waren weiblich.[79] Folgende Abbildung gibt die Alterszusammensetzung der 78 verhafteten Personen an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 : Alterszusammensetzung der 78 Personen
Abbildung 2[80] verdeutlicht, dass von den 78 festgenommenen Personen 42% unter 18 Jahre und weitere 45% zwischen 19 und 25 Jahre waren. Bei der Anzahl der über 25jährigen erhöht sich die Altersstreuung stark. Ursache kann zum einen eine schwache Rekrutierung Ende der 80er Jahre sein. Zum anderen könnte interpretiert werden, dass etliche Personen ab Mitte zwanzig aus der Szene aussteigen oder weniger in der Öffentlichkeit agieren. Die Statistik belegt, dass die norwegische rechtsextremen Szene als eine Jugendszene verstanden werden kann. Die Altersgrenze bei der prozentualen Angabe wurde bei 18 Jahren gezogen, weil bis dahin die Personen minderjährig sind und der Staat Rechte und Pflichten geltend machen kann wie z.B. die Informationspflicht über die Straftaten einer Person gegenüber den Eltern. Wie im Laufe der Untersuchung deutlich werden wird, differenzierte das Exit-Projekt in der Arbeit mit Jugendlichen unter und über 18 Jahre. Der hohe Anteil der unter 18jährigen prägte die Statistik über die Tätigkeit der 78 Personen. 47% waren Schüler. 19% standen in einem Arbeitsverhältnis und 17% waren arbeitslos.[81] Tore Bjørgo weist zurecht darauf hin, dass es sich diesen Angaben um Selbstauskünfte der Personen handelt. Somit ist möglich, dass mehr als 19% über einen Arbeitsplatz verfügten, aber dies aus Angst vor Problemen mit dem Arbeitgeber nicht angaben. Die Arbeitsplätze werden von Tore Bjørgo als typische „working-class jobs“ bezeichnet.[82] Darunter versteht er vor allem Stellen im Transport- und Verteilungswesen wie z.B. bei der Post. Vier Personen von den 78 studierten, eine war hauptberuflich Redakteur einer rechtsextremistischen Zeitschrift. Die Tätigkeiten der männlichen Rechtsextremisten korrespondieren mit den Beschäftigungen der weiblichen Szenemitglieder, die wenn sie bereits berufstätig sind, traditionelle Frauenberufe wie Kindergärtnerin, Tagesmutter oder Verkäuferin ausüben.[83]
Sowohl Tore Bjørgo als auch Katrine Fangen betonen in ihren Arbeiten den „working-class“ Charakter der rechtsextremen Szene in Norwegen. Allerdings gibt Tore Bjørgo in seiner Studie über die Ursachen des Einstiegs von Jugendlichen in rechtsextreme Gruppierungen zu bedenken, dass die verschiedenen Aspekte des Rechtsextremismus an Personen mit unterschiedlicher sozialer Herkunft appellieren.[84] Der Rechtsextremismus würde als gesellschaftliches Phänomen vereinfacht werden, wenn man ihn nur in einer Bevölkerungsschicht verortet. Tore Bjørgo verweist in diesem Zusammenhang auf die Gruppe „Viking“, von der ein großer Teil der Mitglieder aus Familien der sogenannten Mittelklasse kam.[85] Katrine Fangen nimmt verstärkt den Beruf des Vaters als Ausgangspunkt für eine Klassifizierung und weist in den Fällen, wo die Mitglieder der Szene Arbeitnehmer sind, auf ihre Berufe hin. Sie macht den Begriff „working-class“ an den manuellen Tätigkeiten der Eltern oder der Mitglieder selbst fest. „[...] most of the radical nationalists come from similar backgrounds. Most of them come from families where the father carries out manual rather than intellectual work.”[86] In wie fern in Norwegen noch von einer sogenannten Arbeiterklasse ausgegangen werden kann, ist fraglich. Wichtiger ist die Rezeption einer “working-class cultur” durch die rechtsextreme Szene, die sich an dem Bild der englischen “working-class” orientiert.[87] Erinnert sei an den Kleidungsstil der Skinheads, der in England geprägt wurde. Katrine Fangen arbeitet in diesem Zusammenhang mit Pierre Bourdieus Begriff des „Habitus“. Der soziale Hintergrund reflektiere die Wertevorstellungen und Standpunkte des Einzelnen. In den Studien von Katrine Fangen finden sich Aussagen von Rechtsextremisten, dass die Szene die erste Umgebung war, wo sie sich zu Hause fühlten. Deswegen nimmt sie vor dem Hintergrund von Bourdieus „Habitus“-Begriff an, dass die Wertvorstellungen der Szene mit der sozialen Herkunft des Einzelnen korrespondieren.[88] Da sie diese Herkunft über die sozioökonomische Stellung der Eltern definiert, muss angenommen werden, dass die Wertevorstellungen der Eltern und damit die der „working-class“ rechtsextreme Facetten aufweist. Internationale sowie norwegische Studien haben ergeben, dass negative Attitüden gegenüber Einwanderern sowie Asylsuchenden in der sogenannten Arbeiterklasse verstärkt vorkommen. Ein Grund für die Bildung von Vorurteilen ist die Erfahrung relativer Deprivation.[89] Der Vertreter der norwegischen Sicherheitspolizei führte im Interview an, dass zahlreiche Rechtsextremisten aus Familien mit fremdenfeindlichen Einstellungen kommen.[90] Katrine Fangen bestätigt diesen Eindruck mit den Ergebnissen ihrer Feldstudie.[91] Allerdings wird nicht deutlich, ob sie mit den Eltern persönlich Kontakt hatte oder ob diese Informationen Selbstauskünfte der Jugendlichen waren, welche Aussagen ihrer Eltern in ihrem Sinne interpretiert haben könnten.
3. Das Exit-Konzept und die praktische Realisierung in Norwegen
Das Konzept basiert auf den wissenschaftlichen Studien des Sozialanthropologen Tore Bjørgo, die im nächsten Kapitel ansatzweise präsentiert werden sollen, sowie den praktischen Erfahrungen der Angestellten für die Kriminalitätsprävention der Manglerud-Polizeistation im Umgang mit rechtsextremen Jugendlichen. In Nordstrand, einem Stadtteil im Süden Oslos, der zum Einsatzgebiet der Manglerud-Polizeistation zählt, hatte sich seit 1994 eine rechtsextreme Szene um die bereits erwähnte Gruppierung „Viking“ etabliert.[92] Die Szenemitglieder waren in den meisten Fällen unter 18 Jahren. Nordstrand wurde zum Treffpunkt für die rechtsextreme Szene Oslos und der Umgebung. 1995 registrierte die Polizei 105 Personen, von denen ein Drittel in Nordstrand wohnhaft war.[93] Der Szene gelang es zudem, zahlreiche Mädchen zu rekrutieren, welche nach einiger Zeit die Gruppe „Valkyria“ gründeten.[94] Durch die enge Zusammenarbeit der Manglerud-Polizeistation, der Stadtteilverwaltung von Nordstrand, der Schulen und der Eltern dieser Jugendlichen konnte die Gruppe „Viking“ und ihr Umfeld in Nordstrand bis zum Jahre 1997 aufgelöst werden. Als neuer Treffpunkt der Rechtsextremisten in Oslo kristallisierte sich gegen Ende der 90er Jahre der benachbarte Stadtteil Bøler heraus, in dem zentrale Mitglieder der Gruppe „Boot Boys“ wohnhaft sind. Ein Teil des niederschwelligen, aufsuchenden „Nordstrand-Modells“ umfasste die Arbeit mit den Eltern der rechtsextremen Jugendlichen in Selbsthilfegruppen.[95]
Den Anlass für die Kooperation zwischen den Angestellten der Manglerud-Polizeistation und Tore Bjørgo bildete die bereits erwähnte Verhaftung von 78 Rechtsextremisten im Februar 1995. Zahlreiche Eltern der Verhafteten suchten Kontakt mit Tore Bjørgo, der durch die Medien als Experte für Extremismus bekannt war. Sowohl Tore Bjørgo als auch die Angestellten der Manglerud-Polizeistation erkannten die Notwendigkeit, die Idee der Selbsthilfegruppen für Eltern rechtsextremer Jugendlicher auszubauen und entwickelten ein Konzept für ein Elternnetzwerk.[96] Im Dezember 1995 stellten sie beim „Justis- og Politidepartement“[97] einen Antrag auf finanzielle Unterstützung für das Projekt „Nettverk for foreldre med barn i rasistiske miljøer“. Träger sollte die Organisation „Voskne for Barn“ (VfB) werden, die bereits in anderen Projekten mit der Methode der Elterngesprächskreise arbeitete. Nichtregierungsorganisationen übernehmen in Norwegen ähnlich wie in Deutschland nach dem Subsidiaritätsprinzip Aufgaben des Staates. Die Organisation VfB existiert seit 1960 und besitzt lokale sowie regionale Arbeitsgruppen in neun „fylker“.[98] Das Arbeitsgebiet beinhaltet verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Norwegen. Die Aufgaben der Organisation umfassen die Schulung von Fachpersonal, zentralen sowie lokalen Institutionen und Behörden sowie die Betreuung von Eltern. 1997 – möglicherweise im Zuge des Exit-Projekts – beschloss VfB, der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Priorität zu geben.[99]
Im August 1996 kam von „Justis- og Politidepartement“ eine Zusage für das Projekt. Gleichzeitig bewilligte das „Utlendingsdirektoratet“ (UDI)[100] 100.000NOK, um den Entwurf auszubauen und weiterzuentwickeln. Das führte zu einem neuen Antrag für ein erweitertes Projekt mit dem offizielle Titel „Tiltak for unge med tilknytning til rassistiske og ekstrem nasjonalistiske miljøer” im Februar 1997.[101] Ein Ziel des Projekts war die Unterstützung von Personen, die aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollten. In jedem Jahr verlassen mehrere Rechtsextremisten allein oder mit Unterstützung verschiedener Personen wie den Eltern die Szene. Das Exit-Konzept sieht eine Professionalisierung dieser Unterstützung vor allem für diejenigen vor, die über kein soziales Netzwerk außerhalb der Szene verfügen. Der zweite Aspekt des Konzepts zielt erneut auf die Betreuung von Eltern rechtsextremer Jugendlicher ab. Diesen Eltern wird von der Umwelt einerseits ein Versagen bei der Erziehung vorgeworfen, anderseits erfahren sie nur selten Unterstützung durch öffentliche Institutionen wie Jugendfürsorge oder Schulen. Eltern können oftmals den Einstieg ihrer Kinder in die rechtsextremen Gruppen vor Ort frühzeitig erkennen und könnten durch eine Intervention eine Sozialisation in der Szene verhindern. Um solche Tendenzen erkennen und letztlich intervenieren zu können, brauchen sie Kenntnisse über Rechtsextremismus und Unterstützung von öffentlichen Institutionen. Deswegen sieht der dritte Bereich des Exit-Konzepts die Schulung von Fachpersonal wie Lehrern, Sozialarbeitern, Angestellten bei der Jugendfürsorge oder Polizeibeamten vor. Sie sollen in die Lage versetzt werden, ausstiegswillige Personen und Eltern von rechtsextremen Jugendlichen zu unterstützen.
3.1. Wissenschaftliche Grundlage des Exit-Konzepts
Tore Bjørgo kommt in den Mitte der 90er Jahre entstandenen Untersuchungen zu dem Schluss, dass eine Kombination von unterschiedlichen Gründen und Motiven die Ursache dafür ist, dass Jugendliche Mitglieder der rechtsextremen Szene werden. Die Beachtung der verschiedenen Motive ist für die Prävention, Intervention sowie die Rehabilitation[102] der einzelnen Personen von wesentlicher Bedeutung. Dazu ist jedoch ein Arbeitsansatz notwendig, bei dem das Verhalten des Individuums im Vordergrund steht und nicht von typologisierten Charakteren ausgegangen wird.[103] Viele der von Tore Bjørgo analysierten Ein- und Ausstiegsmotive lassen sich durch verschiedene Maßnahmen beeinflussen. Auf diese Weise können die Einstiegsmotive verringert, der Ausstiegswunsch verstärkt und die Hindernisse für einen Ausstieg reduziert werden.
[...]
[1] Als Jugend wird in dieser Arbeit die Altersgruppe der etwa 13- bis 25jährigen bezeichnet. Die 20-25jährigen könnten sehr wohl als junge Erwachsene angesehen werden. Aber auf Grund des sozialen Status und des Verhaltens können die meisten noch als Jugendliche bezeichnet werden. Siehe: Schäfers, Bernhard: Soziologie des Jugendalters. Eine Einführung, Opladen 21984, S.11. Hinsichtlich der Gewalt der rechtsextremen Szene berichtete beispielsweise die Frankfurter Rundschau am 22.11.02 über die Misshandlung eines politischen Gegners in Malmö. Siehe: Links-Aktivisten misshandelt, in: Frankfurter Rundschau, 22.11.2002.
[2] Hitzler, Ronald; Bucher, Thomas; Niederbacher, Arne: Leben in Szenen. Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute, Opladen 2001, S.20.
[3] Klawe, Willy: Arbeit mit Jugendlichen. Einführung in Bedingungen, Ziele, Methoden und Sozialformen der Jugendarbeit, Weinheim/München 1986, S.165.
[4] Siehe u.a.: Bjørgo, Tore: Hvorfor går ungdom inn i rasistiske grupper – og hvordan kommer de seg ut igjen?, PHS-Forskning, Oslo 1998; Derselbe: Rassistische Gruppen: Die Anwerbung reduzieren und den Ausstieg fördern, Journal für Konflikt- und Gewaltforschung, 1 (2002c), S.5-31.
[5] Unter niederschwelligen Strategien wird aufsuchende Jugendarbeit verstanden. Aufsuchende Arbeit impliziert in dieser Studie, dass sich der Betreuer nicht in der Lebenswelt der Zielgruppe bewegen muss, wie in der aufsuchenden Jugend- und Sozialarbeit üblich. Viel mehr beschreibt der Begriff niederschwellige Beratungs- und Begleitungsangebote zur Organisation von Alltags- und Lebenshilfen.
Im Gegensatz dazu stellt der hochschwellige Ansatz Anforderungen an eine Betreuung. So muss für eine Unterstützung durch die Exit-Organisation der Erstkontakt von den ausstiegswilligen Personen ausgehen.
[6] Für eine ausführliche Darstellung des „Nordstrand-Modell“ siehe: Carlsson, Yngve; von der Lippe, Herman: Velstandsbydelen og rasisme. Hve ble gjort for å løse opp et høyreekstremt ungdomsmiljø på Nordstrand i Oslo, 1994-1997, NIBR Prosjektrapport, 1999:9, Oslo 1999.
[7] Kent Lindahl hielt auf einer der ersten Konferenzen des Exit-Projekts eine Vortrag über seine Zeit in der Szene und seinen Ausstieg. Auf dieser Konferenz wurde er von Tore Bjørgo dazu ermutigt, das Exit-Konzept in Schweden zu realisieren. Siehe: Lindahl, Kent: Exit. Ein Neonazi steigt aus, München 2001, S.229ff.
[8] Das „Zentrum Demokratische Kultur“ wurde 1997 als Projekt der „Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) e.V.“ gegründet. Das ZDK sieht seine Aufgabe darin die Öffentlichkeit über die Entwicklung des Rechtsextremismus und die Möglichkeiten der Intervention zu informieren.
[9] Bjørgo, Tore: Exit-suksess eller fiasko? in: Bulletin, Voskne for Barn, Juni 2002; Derselbe: Exit Neo-Nazism: Reducing Recruitment and Promoting Disengagement from Racist Groups, NUPI Paper 627, 2002; Derselbe: The Exit Project: Promoting disengagement from violent and racist groups, EUMC-Workshop „Decreasing Racial Violence“, Wien, 02.‑03.07.2001.
[10] Mayer, Horst O.: Interview und schriftliche Befragung. Entwicklung, Durchführung und Auswertung, München/Wien 2002, S.37.
[11] Schnell, Rainer; Hill, Paul B.; Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung, München/Wien 61999, S.355.
[12] „Brottsförebyggande rådet“ könnte übersetzt werden mit „Rat für Verbrechensbekämpfung“. Da eine vergleichbare Organisation in Deutschland nicht existiert, wird auf eine Übersetzung verzichtet und der Eigenname beibehalten.
[13] Der Umrechnungskurs vom 05.07.03 betrug: 1EURO = 8,28717NOK; 1EURO = 9,21010SEK. http://www.oanda.com/convert/classic (eingesehen am 05.07.03).
[14] In dieser Arbeit wird zwischen den Exit-Organisationen in Schweden sowie dem Exit-Projekt und später dem Exit-Programm in Norwegen unterschieden. Sie werden einzeln aufgeführt, auch wenn das die Flüssigkeit des Textes beeinflusst. Weshalb eine solche Differenzierung notwendig ist, wird an späterer Stelle verdeutlicht werden. Die Unterscheidung ist für die vorliegende Arbeit um so wichtiger, als dass die deutschsprachige Rezeption diese Differenzierung nicht vollzieht.
[15] Søknad om tilskudd til tiltak for unge med tilknytning til rasistiske og ekstrem nasjonalistiske miljøer, Oslo, 10.02.1997; Diese Quelle wird im laufenden Text als Förderantrag bezeichnet. Exit – ut av voldelige ungdomsgrupper, Voskne for Barn, Oslo 2000; Diese Quelle ist im Text mit Exit-Abschlussbericht betitelt. EXIT – Ut av voldelige ungdomsgrupper. Kunnskap, erfaringer og metoder i lokalt tverrfaglig og tverretatlig arbeid, Voksne for Barn, Oslo 2001. Der Förderantrag wurde von VfB zur Verfügung gestellt. Der Abschlussbericht wird auf Anfrage zugesandt. Das Exit-Handbuch, die letzte Quelle, ist unter http://www.vfb.no/forside.html zugänglich.
[16] Fangen, Katrine: Skinheads i rødt, hvitt og blått. En sosiologisk studie fra ”innsiden”, Oslo 1995, Dieselbe: En bok om Nynazister, Oslo 2001a; Dieselbe: Pride and Power – A Sociological Interpretation of the Norwegian Radical Nationalist Underground Movement, Institutt for sosiologi og samfunnsgeografi, Universitetet Oslo 2001b; Bjørgo, Tore: Racist and Right-Wing violence in Scandinavia.Patterns, Perpetrators and Resonses, Oslo 1997.
[17] Exit-Skåne: En sammanfattning av 2001,o.O. Exit en väg ut. Att möta nazism och rasism bland ungdomar. Information från Exit i Sverige, Stockholm 2002. Bakgrunn, Exit-Motala, o.J.
[18] Vägen tillbaka – stöd till verksamhet för att bistå personer som vill lämna rasistiska och andre liknande grupperingar, Departementsserien (Ds) 2001:70, in: http://naring.regeringen.se/propositioner_mm/pdf/ds2001_70.pdf, (eingesehen am 15.01.03); Exit för avhoppare. En uppföljning och utvärdering av organisationen Exit åren 1998-2001, BRÅ-rapport 2001:8.
[19] Lööw, Heléne: Hakkorset och Wasakärven: En studie av nationalsocialismen i Sverige 1924-1950, Göteborg 1990, Dieselbe: Nazismen i Sverige 1980-1997. Den rasistiska undergroundrörelsen: musiken, myterna, riterna, Stockholm 1998.
[20] Der deutsche Verfassungsschutz charakterisiert in seinem Bericht 2001 die rechtsextreme Gedankenwelt als von nationalsozialistischen und rassistischen Anschauungen geprägt. Die ethnische Zugehörigkeit zu einer Nation oder Rasse entscheide dabei über den Wert eines Menschen. Ein weiteres wichtiges Element ist die Vorstellung des Begriffs Volk als eine ethnisch homogene Einheit. Siehe: Bundesministerium des Inneren: Verfassungsschutzbericht 2001, S.23.
[21] Kohlstruck, Michael: Rechtsextreme Jugendkultur und Gewalt. Eine Herausforderung für die pädagogische Praxis, Berlin 2002, S.26ff.
[22] Jaschke, Hans-Gerd: Rechtsextremismus, in: Iring Fetscher, Herfried Münkler (Hrsg.): Pipers Handbuch der politischen Ideen, Bd. 5, München/Zürich 1987, S.488.
[23] Kohlstruck 2002, S.32.
[24] Grumke, Thomas; Kahane, Anetta: Grundbegriffe, in: Rechtsextremismus heute. Eine Einführung in Denkwelten, Erscheinungsformen und Gegenstrategien, Bulletin. Schriftenreihe des Zentrum Demokratische Kultur, 1 (2002), S.5, Sp .2.
[25] Heitmeyer, Wilhelm: Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen: Empirische Ergebnisse und Erklärungsmuster einer Untersuchung zur politischen Sozialisation, Weinheim 1987.
[26] Scheer, Albert: Gefährliche Nazis, überforderte Sozialarbeiter: Die Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Auftrag der Jugendhilfe, in: Jugendhilfe 38, 6 (2000), S.310.
[27] Hans-Gerd Jaschke: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen, Praxisfelder, Wiesbaden 22001, S.28f.
[28] Lööw 1998.
[29] Siehe u.a.: Exit-Abschlussbericht, S. 1; Förderantrag, S. 6; Backgrunn, Exit-Motala, o.J.
[30] Siehe: Bjørgo 2002a; Bjørgo, Tore; Carlsson, Yngve; Haaland, Thomas: Generalisert hat – polariserte fellesskap. Om konflikter mellom undgomsmiljøer i en norsk by, NIBRs PLUSS-serie, 2001:4, Oslo 2001.
[31] Bjørgo, Tore: Introduction, in: Bjørgo, Tore (Hrsg.): Terror from the Extreme Right, London 1995, S.2. Katrine Fangen diskutiert diese problematische Einordnung in ihrem Beitrag: Living out our ethnic Instincts: Ideological Beliefs among Right-Wing Activists in Norway, in: Fangen 2001b, S.202-230.
[32] Arnstberg, Karl-Olov, Hållén, Jonas: Smaka känga. Vägen tillbaka. Intervjuer med avhoppade nynazister, Stockholm 2000.
[33] In dieser Arbeit wird auf eine Differenzierung zwischen rechtsextremen Skinheads und politisch orientierten Gruppen verzichtet, weil zum einen in vielen Fällen über Skinheadgruppen der Einstieg in die rechtsextreme Szene erfolgte und zum anderen, wie am Beispiel der Szene in Kristiansand deutlich werden wird, mehrere Personen zwischen verschiedenen Gruppen wechseln.
[34] Jaschke 1987, S.488.
[35] Grumke, Thomas: Infrastruktur. Organisationsgeschichte und -struktur des deutschen Rechtsextremismus, in: Rechtsextremismus heute. Eine Einführung in Denkwelten, Erscheinungsformen und Gegenstrategien, Bulletin, Schriftenreihe des Zentrum Demokratische Kultur, 1 (2002), S.19, Sp.2.
[36] Ebenda.
[37] Hitzler u.a.,2001, S.27f.
[38] Heléne Lööw lehnt den Begriff des Weiteren auf Grund der Kontinuität des Rechtsextremismus in Schweden ab. „Några av 1930-talsgenerationen av nationalsocialistsika aktivister och medlemmer av den generation, som var aktive under perioden 1950-1980-talet ingår även i 1990 talets rasideologiska undergroundkultur. Och i vissa fall är den nye generations aktivister deras barn eller barnebarn. Det är därför felaktigt att betedna den rasideologiska undergrounsvärlden som en ungdomsrörelse även om flertalet av dess ’medlemmar‚ är under 30 år. Det existerar inga åldersgränser – alla som accepterar de grunnläggande rasideologiska föreställningarna och som accepteras av nätverket betecknas som bröder eller systrar, oavsett ålder, kön, yrke, social ställning eller utbildning.” Lööw, Heléne: Från Lindholmare till Vamare, in: Rasismens varp och trasor. En antologi om främlingsfientlighet och rasism Statens invandrarverk, Norrköping 1995, S.33f.
[39] BRÅ-rapport 2001:8, S.19.
[40] Hitzler u.a., 2001, S.20.
[41] Ebenda, S.30.
[42] Ebenda, S.23.
[43] Bjørgo 1997, S.58, Fußnote 95.
[44] Siehe u.a.: Bjørgo u.a. 2001; Wigerfelt, Berit; Wigerfelt, Anders S: Rasismens yttringar. Exemplet Klippan, o.O. 2001.
[45] NUPI kann übersetzt werden mit „Institut für Internationale Beziehungen“.
[46] Decker, Scott H.; Van Winkle, Barrik: Life in the Gang. Family, Friends, and Violence, Cambridge 1996, S.31.
[47] Kaiser, Günther: Kleines Kriminologisches Wörterbuch, Heidelberg 21985, S.42-49; Vgl.: Göppinger, Hans: Kriminologie, München 41980, S.559ff. Anschaulich stellt Hermann Tertilt den Zusammenhang zwischen einer Gang und Bereicherungskriminalität dar. Siehe: Tertilt, Hermann: Turkish Power Boys. Ethnigraphie einer Jugendbande, Frankfurt a. M. 1996. Malcolm W. Klein geht intensiv auf drogenorientierte Gangs ein und schließt bei seinem Gangbegriff Skinheads aus. Siehe: Klein, Malcolm W.: The American Street Gang. Its Nature, Prevalence, ans Control, New York/ Oxford 1995.
[48] Fangen 2001b, S.52-59.
[49] Carlsson; von der Lippe 1999, S.20. ”Einige der interviewten Personen haben immer noch fremdenfeindliche Ansichten. Es handelt sich deshalb nicht um typische Aussteiger, die Abstand von der Szene genommen haben.“
[50] Arnstberg u.a. .2000, S.38.
[51] Ebenda, S.39. „Als ich ausstieg, wollte ich mein Leben radikal verändern. Ich wollte damit nichts mehr zu tun haben, weil ich dessen so müde war. Anfangs dachte ich, dass ich meine Einstellungen behalten würde, aber sie verschwanden je mehr ich mit mir arbeitete.“
[52] EXIT – Deutschland: Ausstieg aus dem Rechtsextremismus. Unterstützung Angehöriger von Rechtsextremen, o.O. o.J. Das Faltblatt ist beim „Zentrum Demokratische Kultur“ in Berlin erhältlich.
[53] Die „landssvikanordningen“ verurteilte die Mitgliedschaft in der NS oder anderen Organisationen, welche den Feind unterstützten, als Landesverrat. Gegen 53.000 Mitglieder der NS wurden Verurteilungen ausgesprochen. Siehe: Bohn, Robert: Schuld und Sühne. Die norwegische Abrechnung mit den deutschen Besatzern, in: Bohn, Robert (Hrsg.): Deutschland, Europa und der Norden, Stuttgart 1993, S.107-143; Derselbe: Die strafrechtliche Abrechnung mit den deutschen Besatzern in Dänemark und Norwegen im Vergleich, in: Bohn, Robert; Elvert, Jürgen (Hrsg.): Kriegsende im Norden: vom heissen zum kalten Krieg, Stuttgart 1995, S.143-160; Andenæs, Johannes: Det vansklige oppgjøret. Rettsoppgjøret etter okkupasjonen, Oslo 31998.
[54] Haugen, Hans Morten: Exit, Voice, Violence. Høyreekstreme gruppers respons på statlige juridisk-politiske tiltak i England, Norge, Sverige og Tyskland, Hovedoppgave, Institutt for statsvitenskap, Universitet Oslo 1995, S.49.
[55] Das INO war neben einer Hilfsorganisation für ehemalige Frontkämpfer die einzige offizielle Vereinigung für Rechtsextremisten. Siehe: Bangsund, Per: Arvtakererne. Nazisme i Norge etter krigen, Oslo 1984, S.13. Die Entwicklung von rechtsextremen Gruppierungen in Norwegen von den 40ern bis in die 80er Jahre und ihre intensiven Verbindungen zum rechtsextremen Spektrum in Schweden hat der Journalist Per Bangsund ausführlich dargestellt. Die populärwissenschaftlichen Ausführungen gelten immer noch als Grundlage für Betrachtungen über den Rechtsextremismus in Norwegen nach 1945. Denn Wissenschaftler wie Tore Bjørgo oder Katrine Fangen haben sich vor allem mit der Entwicklung in den 90er Jahren auseinandergesetzt.
[56] Lodenius, Anna-Lena; Larsson, Stieg: Extremhögern, Stockholm 1991, S.223, Sp.2.
[57] Der von Tore Bjørgo und Katrine Fangen eingeführte Begriff der „working-class“ soll später in einem anderen Zusammenhang diskutiert werden.
[58] Somit können die Forschungsergebnisse des Sozialantrophologen Tore Bjørgo über die Einstiegsmotive in den 90er Jahren nicht ohne eine vorhergehende Analyse auf ältere Generationen übertragen werden.
[59] Fangen 2001a, S.76f.
[60] Der Begriff „Einwanderer“ konsituiert sich in dieser Arbeit als Bezeichnung für alle Menschen mit im Ausland geborenen Eltern. Diese Definition lehnt sich an die des Norwegischen Statistischen Zentralbüros von 1994 an. Siehe: Bjertnæs, Marte Kristine: Innvandring og innvandrere 2000, Statistik sentralbyrå, Oslo o.J.
[61] Lunde, Henrik: Norge for nordmenn – med alle midler, in: Samora, 3/4 (1995), S.36.
[62] Ausführlich wird die Entwicklung der NUF und NF von Henrik Lunde in dem Buch ”Aller ytterst” behandelt. Siehe: Lunde, Henrik: Aller ytterst, Antirasistisk Senter, Oslo 1993, S.13-22.
[63] Fangen 2001a, S.78.
[64] Lodenius u.a.1991, S.232, Sp.1.
[65] Über die Ereignisse in Brumunddal und Vennesla und die Reaktionen der Kommunen existieren ausführliche Analysen. Siehe: Eidheim, Frøydis: Hva har skledd i Brumunddal. Bygdesamfunnet i møte med de fremmede og seg selv, NIBR-rapport, 1993:20, Oslo 1993; Carlsson, Yngve: Aksjonsplan Brumunddal – ga den resultater? Bekjempelse av fremmedfiendligt vold og trakassering i lokalsamfunnet, NIBR-rapport, 1995:13; Oslo 1995; Carlsson, Yngve; von der Lippe, Herman: Industribygda og rasismen. Utvikling og avvikling av et fremmedfiendtlig ungdomsmiljø i Vennesla 1991-1996, NIBR Prosjektrapport 17, Oslo 1997.
[66] Lodenius u.a. 1991, S.233.
[67] Fangen 2001a, S.76-104.
[68] Hverken død eller begravet. Høyreekstremisme i Europa, Antirasistisk Senter, Oslo 1997, S.39.
[69] Fangen 2001a, S.96.
[70] Lunde, Henrik: Høyreekstremisme i Norge 1996, Antirasistisk Senter, Oslo o.J., S.12.
[71] Carlsson u.a., 1999.
[72] Laut Redakteur der rechtsextremen Zeitschrift „Fritt Forum“, der gleichzeitig der Chef der Firma „NordEffekter“ ist, hatten 1999 900 Personen ein Abonnement. Von diesen haben 10% keinen weiteren Kontakt gesucht. Siehe: Fangen 2001a, S.91.
[73] Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Deutschland schätzte 1998 ein, dass eine Bekämpfung rechsextremistischer Ideen im Internet in absehbarer Zeit nicht möglich sein werde, da es auf Grund der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen der einzelnen Länder einer internationalen Kooperation bedürfte. Siehe: Bundesamt für Verfassungsschutz: Rechtsextremistische Bestrebungen im Internet, Köln 1998.
[74] Fangen 2001a, S.104.
[75] Bjørgo, Tore: Rasistiske ungdomsmiljøer i Norge, in: Om. Temamagasinet for foreldre: Gjenger – på godt og vondt, Voskne for Barn, 1 (2002), S.14, Sp.2.
[76] Ebenda.
[77] Bjørgo 2002d, S.7.
[78] Lunde Henrik: Høyreekstremisme i Norge 1995, Antirasistisk Senter, Oslo o.J., S.20f.
[79] Bjørgo 1997, S.110.
[80] Bjørgo 1997, S.109.
[81] Ebenda, S.110.
[82] Ebenda.
[83] Fangen 2001a, S.298.
[84] Bjørgo 1998, S.7.
[85] Bjørgo 1997, S.111. Ein großer Teil der Mitglieder von „Viking“ kam aus dem Osloer Stadtteil Nordstrand. Nordstrand ist ein „vestkantbydel“ im Südosten der Stadt. Oslo wird durch zwei sozio-geographische Achsen geteilt, zum einen in äußere und innere Stadtgebiete und zum anderen durch eine Ost-West-Achse. Geographisch wird der östliche und westliche Teil durch den Fluss „Akerselva“ getrennt. Die Bevölkerung der „vestkant“ Viertel gehört der Mittel- sowie oberen Mittelschicht an. Diese Trennung schlägt sich statistisch in den Bereichen höhere Einkommen, höhere Ausbildung und bessere Lebensbedingungen nieder. In den „østkant“ Stadtvierteln sind traditionell Arbeiter und Angehörige der unteren Mittelschicht wohnhaft. Diese Unterteilung in Klassen ist äußerst schematisch und problematisch. Zumal sich in einigen Stadtteilen wie beispielsweise in Grünnerløkka in den letzten Jahren durch den Zuzug von Personen mit höherer Ausbildung die sozioökonomischen Verhältnisse verschoben haben. Im östlichen Teil befinden sich die sogenannten „drabantbyer“, die Hochhaussiedlungen. Die Stadtteile Lambertseter, Böler und Manglerud zählen beispielsweise zu den älteren Siedlungen. Im Gegensatz zu den „vestkant“ Stadtteilen bilden die östlichen keine sozio-ökonomische Einheit. Die „østkant“ Viertel Ekeberg-Bekkelaget, Nordstrand und Grefsen-Kjelsås könnten auf Grund ihrer Bevölkerungsstruktur als „vestkant“ Stadtteile bezeichnet werden. Siehe: Bakken, Anders: Ungdomstid i storbyen, Norsk institutt for forskning om oppvekst, velferd og aldring, NOVA Rapport 7 (1998), Oslo 1998, S.43f. Aus dem statistischen Jahrbuch der Stadt Oslo von 2000 ist zu entnehmen, dass 45,4% der in Nordstrand wohnhaft gemeldeten Personen einen Universitäts- oder Hochschulabschluß besitzen. Das Ausbildungsniveau ist vielleicht der einzige Indikator, der zur Zeit am besten den sozialen Hintergrund einer Person beschreiben kann. Nur sieben der insgesamt 25 aufgeführten Stadtteile weisen einen höheren Prozentsatz auf. Alle diese Viertel liegen im westlichen Gebiet der Stadt. Siehe: Statistik årbok for Oslo, 2000, Oslo kommune, Byrådsavdeling for finans, S.198. Nach Angaben der Soziologen Yngve Carlsson und Herman von der Lippe hatten 1995 26,5% der zwischen 30- und 60jährigen ein Einkommen über 300.000NOK. Nur vier „vestkant“ Stadtteile hatten einen höheren Prozentanteil in dieser Einkommenskategorie. Siehe: Carlsson u.a., 1999, S.29. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass die Jugendlichen, die sich Mitte der 90er Jahre der rechstextremen Szene anschlossen, zur ökonomisch marginalisierten Gruppe in Nordstrand gehörten. Die Marginalisierung der Familien und Jugendlichen, die nicht mit dem Verbrauchsmuster und Lebensstil der Nachbarn mithalten können, ist in einem gutsituierten Viertel wie Nordstrand besonders gravierend, betonte ein Vertreter der Manglerud Polizeistation, in deren Verantwortungsbereich Nordstrand liegt. In der Literatur sowie in den Interviews wurde die Heterogenität der sozialen Herkunft der Mitglieder betont. Der Vertreter der Adminstration von Nordstrand konstatierte, dass viel mehr der Aspekt der persönlichen Bestätigung eine Rolle gespielt hat. Die Szene bot Verantwortung, Sicherheit, Spannung, Zugehörigkeit, Macht, Identität, Schutz und gab dem einzelnen Mitglied das Gefühl, etwas zu können. Interwiev mit dem ehemaligen Leiter des „Nordstrand Modells“, 02.10.02.
[86] Fangen 2001b, S.36. Die Väter der Rechtsextremen, mit denen sie in ihrer Feldstudie Kontakt hatte, waren Maler, Zimmermänner, Dachdecker, Fliesenleger oder Maurer.
[87] Fangen diskutiert ausfürlich den Aspekt der Männlichkeit in der Arbeiterklasse. Siehe: Fangen 2001a, S.115ff.
[88] Fangen 2001b, S.39.
[89] In Norwegen haben sich besonders die Soziologen Gudmund Hernes und Knut Knudsen mit dieser Thematik beschäftigt. Sie erklären den verstärkten Rassismus in der Arbeiterklasse als Resultat von „relativ deprivasjon“. Deprivationserfahrungen bezeichnen Vorurteile einzelner Personen. Diese entstehen durch Vergleiche jener Personen mit anderen Gruppen. Sie haben das Gefühl, dass diese mehr bekommen als sie selbst und sehen sich in einer teilweise reellen aber zum Teil auch eingebildeten Konkurrenz um wertvolle Ressourcen wie Arbeitsplätze oder Wohnungen. Relative Deprivation wird demnach meistens von Personen erlebt, die sich an den Ränder einer Gesellschaft befinden, die sich unsicher fühlen und geringe Ressourcen in Bezug auf Ausbildung, Einkommen und Beruf haben. Siehe: Hernes, Gudmund; Knudsen, Knud: Klimaskifte? Norske reaksjoner på flyktninger, asylsøkere og innvandrere 1988-1993, in: Tidskrift for samfunnsforskning, 3 (1994); S.319-343; Dieselben: Svart på Hvit. Norske reaksjoner på flyktninger, asylsøkere og innvandrere, FAFO-rapport, Nr. 109, o.O. 1990; Vgl.: Pedersen, Willy: Working-class Boys at the Margins: Ethnic Prejudice, Cultural Capital, and Gender, in: Acta Sociologica, 39 (1996), S.257-279. In Schweden ist in den letzten Jahren zu dieser Thematik zahlreiche Literatur erschienen. Siehe: Franzén, Elsie C.: Invandring och arbetslöshet, Lund 1997; Lange, Anders: Diskriminering, integration och etniska relationer, Integrationsverket, Norrköping 2000; Ahmadi, Nader (Hrsg.): Ungdom, kulturmöten, identitet, Stockholm 1998; Roja, Mauricio: Sveriges oälskade barn. Att vare svensk men ändå inte, Stockholm 2001.
[90] Interview mit einem Vertreter der Norwegischen Sicherheitspolizei (PST), 30.09.02.
[91] Fangen 2001a, S.112.
[92] Nach Informationen von Interviewpartnern der Soziologen Yngve Carlsson und Herman von der Lippe hätten die Medien den Namen „Viking“ erfunden. Die Jugendlichen hätten den Namen adoptiert, ebenso wie die Identität als eigenständige und gefährliche Gruppe von außen übergestülpt wurde. Siehe: Carlsson u.a. 1999, S.26.
[93] Carlsson u.a. 1999, S.25.
[94] Fangen 2001a, S.93, 297ff.
[95] Carlsson, von der Lippe beschäftigen sich in ihrer Studie intensiv mit dem Stadtteil Nordstrand und den ergriffenen Maßnahmen zur Auflösung der rechtsextremen Szene in diesem Gebiet. Die Maßnahmen der Stadtteilbehörden stehen vor dem Hintergrund, dass seit 1988 die Kommune Oslo über eine dezentralisierte Verwaltungsstruktur verfügt. Die Verwaltung der Gesundheits- und Sozialeinrichtungen wie Kindergärten, Jugendamt sowie Jugendarbeit unterliegt der Adminstration des Stadtteils. Ein politischer Stadtteilausschuss kann innerhalb gewisser Richtlinien bestimmen, auf welche verschiedenen Einatzgebiete die ökonomischen Ressourcen vertreilt werden. Siehe: Carlsson u.a. 1999, S.34.
[96] Exit-Abschlussbericht, S.18.
[97] ”Justis- og Politidepartement” kann mit Justiz- und Polizeiministerium übersetzt werden. In Deutschland ist die Polizei nicht an das Justizministerium gebunden und somit besteht ein Unterschied in der Struktur. Deswegen wird von einer Übersetzung in der Arbeit abgesehen.
[98] Der Begriff „fylke“ entspricht dem deutschen Verständnis von Bundesland und wird in der Literatur sowohl mit „Provinz“ als auch mit „Distrikt“ sowie „Verwaltungsbezirk“ übersetzt. Letztere Übersetzung würde am ehesten der politischen Struktur entsprechen. In Norwegen werden allerdings die Kommunen in kleinere Bereiche unterteilt. Diese werden als Distrikte bezeichnet. Deswegen wird die norwegische Bezeichnung „fylke“ beibehalten. „Fylke“ haben eine politische und eine administrative Leitung. Das „Fylkettinget“ wird alle vier Jahre gewählt. Norwegen unterteilt sich in 19 „fylker“, die ein selbständiges Organ zwischen dem Staat und den Kommunen bilden. Ihre Arbeitsaufgaben liegen im regionalen Bereich und umfassen z.B. höhere Ausbildung, Straßenbau, Krankenhäuser.
[99] Søknad om tilskudd til tiltak for unge med tilknytning til rasistiske og ekstrem nasjonalistiske miljøer, Oslo, 10.02.1997 S.9, 19. Diese Quelle wird im weiteren Verlauf der Arbeit als Förderantrag bezeichnet. Der Antrag wurde mir von der Organisation ”Voskne for Barn” zur Verfügung gestellt.
[100] Utlendingsdirektoratet (UDI) könnte übersetzt werden mit „Norwegisches Zentralamt für Ausländerfragen“. Es wurde 1988 gegründet und ist verantwortlich für Ausländer-, Einwanderung- sowie Flüchtlingspolitik. Für die Gesetzgebung ist aber weiterhin das „Justisdepartement“ zuständig. Da das UDI keinem Ministerium in Deutschland entspricht, wird von einer Übersetzung in dieser Arbeit abgesehen.
[101] Exit-Abschlussbericht, S.19.
[102] Der Begriff „Rehabilitation“ beschreibt in dieser Arbeit die Wiedereingliederung von Aussteigern aus der rechtsextremen Szene und bezieht sich nicht wie allgemein üblich auf die Wiedereingliederung von Behinderten oder chronisch kranker Menschen in die Gesellschaft.
[103] Die bekannte sozialwissenschaftliche Studie der Berkley-Gruppe, der Theodor W. Adorno angehörte, konstruierte eine „autoritäre Persönlichkeit“, deren faschistische Charakterstruktur von Antisemitismus, Ethnozentrismus, Konventionalismus, Autoritarismus, Law-and-Order-Denken, Bedrohungsgefühle durch Fremdes, Zynismus und übertriebene Sexualität geprägt ist. Siehe: Adorno, Theodor W.: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt a.M. 1973. Seit dem Erscheinen Anfang der 50er Jahre ist die Studie von verschiedenen Wissenschaftlern auf Grund des starren Charakterkonstrukts kritisiert worden. Siehe: Wetherell, Margaret; Potter, Jonathan: Mapping the Language of Racism. Discourse and the Legitimation of Exploitation, Hertsfordshire 1992. Eine andere Typologisierung wurde in den 90er Jahren auf Grundlage von Polizeiakten von Helmut Willems entwickelt. Siehe: Willems, Helmut: Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen – Täter – Konflikteskalation, Opladen 1993.
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