Die voranschreitende Globalisierung führte in den letzten Jahren zu einer Verringerung der nationalen Bindungen in den wirtschaftlichen Beziehungen. Innovationen bei den Verkehrs-, Informations- und Telekommunikationstechnologien, sowie die Liberalisierung der internationalen Güter-, Kapital- und Arbeitsmärkte haben zur Folge, dass Produktionsfaktoren wandern, die internationale Arbeitsteilung zunimmt und das Handelsvolumen steigt. Die gestiegene Mobilität und der Abbau vieler Barrieren bieten grenzüberschreitend tätigen Unternehmen neue Möglichkeiten zur Steuerplanung. Aus dieser Entwicklung heraus sind in den letzten Jahren eine Reihe von Problemen erwachsen.
Innerhalb der Europäischen Union (EU) werden die Gewinne multinationaler Unternehmen in jedem Land separat besteuert. Dadurch sind diese Unternehmen in der Lage, Gewinne ihrer Tochtergesellschaften durch die Manipulation von Verrechnungspreisen oder steuerlich motivierte Finanzierungsstrategien in Länder zu verschieben, in denen sie geringer besteuert werden und können somit ihre Gesamtsteuerbelastung senken. Die Konsequenz dieses Verhaltens ist ein Sinken der Steuereinnahmen der Länder, aus denen die Gewinne abfließen.
Darüber hinaus wächst der Druck auf die Regierungen, eine Abwanderung der Unternehmen in Länder mit günstigeren Steuerkonditionen zu verhindern. Innerhalb der EU bestehen große Unterschiede in den Besteuerungssystemen, Steuersätzen und Bemessungsgrundlagen, welche zu einem Steuerbelastungsgefälle führen. Da die einzelnen Mitgliedstaaten bemüht sind, ihre Steuereinnahmen aus der Unternehmensbesteuerung zu sichern, um die Versorgung mit öffentlichen Gütern zu gewährleisten, besteht die Gefahr eines ruinösen Steuerwettbewerbs zwischen den Mitgliedstaaten, der zu einem Steuersenkungswettlauf führen könnte. Wird die Steuerpolitik als Instrument genutzt, um Kapital und Unternehmenssitze anzuziehen, sinken die Steuersätze soweit, dass im Endeffekt alle Staaten zu geringe Einnahmen verzeichnen, um öffentliche Güter in unveränderten Umfang bereitstellen zu können.
Regierungen sind in der Lage Investitionsentscheidungen internationaler Unternehmen zu beeinflussen, indem sie Steuervergünstigungen für bestimmte Sektoren bieten, einen niedrigen Steuersatz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Aufbau der Arbeit
- Grundlagen der Unternehmensbesteuerung in der EU
- Abgrenzung internationaler Unternehmensbeziehungen
- Institutionen und Grundsätze der europäischen Steuerpolitik
- Die Körperschaftsteuer
- Körperschaftsteuersysteme im Überblick
- Körperschaftsteuersätze und Bemessungsgrundlagen
- Die effektive Durchschnittssteuerbelastung
- Problemfelder in der Unternehmensbesteuerung in der EU
- Die Verrechnungspreisproblematik
- Gewinnverlagerung durch Kreditvergabe
- Steuervergünstigungen
- Gefahren vor dem Hintergrund der Ost-Erweiterung
- Der Einfluss von Steuern auf Standortentscheidungen
- Bisherige Maßnahmen zur Beseitigung der Probleme
- Steuerharmonisierung gegen Steuerwettbewerb
- Konsequenzen des Steuerwettbewerbs
- Politische Zielsetzung der Harmonisierung
- Harmonisierung der Körperschaftssteuerbemessungsgrundlage
- Instrumente zur Harmonisierung der Bemessungsgrundlage
- Sitzlandbesteuerung
- Gemeinsame konsolidierte Bemessungsgrundlage (GKKB)
- Europäische Gesellschaftssteuer
- Harmonisierte Besteuerungsgrundlage
- Überblick
- Die GKKB als derzeitiges Zentrum der Diskussion
- Von der separaten zur gemeinsamen Gewinnermittlung
- Bestimmung des Verteilungsschlüssels
- Auswirkungen auf die Steuerbemessungsgrundlage
- Einfluss der GKKB auf Gewinnverlagerungsaktivitäten
- Nachteile der GKKB
- Interessenskonflikte zwischen den EU-Mitgliedstaaten
- Offene Fragen und Forschungsbedarf
- Beurteilung der Realisierungschancen der GKKB
- Fazit und kritische Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Harmonisierung der Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage in der Europäischen Union. Sie analysiert, ob diese Harmonisierung ein sinnvolles Instrument zur Eindämmung der Verlagerung steuerpflichtiger Gewinne innerhalb der EU darstellt.
- Die Auswirkungen der Globalisierung auf die Unternehmensbesteuerung in der EU
- Die Problematik der Gewinnverlagerung durch multinationale Unternehmen
- Die Folgen des Steuerwettbewerbs zwischen den EU-Mitgliedstaaten
- Die verschiedenen Instrumente der Steuerharmonisierung
- Die Chancen und Risiken der Einführung einer gemeinsamen konsolidierten Bemessungsgrundlage (GKKB)
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problemstellung dar, die mit der Verlagerung steuerpflichtiger Gewinne multinationaler Unternehmen innerhalb der EU einhergeht. Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen der Globalisierung auf die Unternehmensbesteuerung und den Folgen des Steuerwettbewerbs zwischen den EU-Mitgliedstaaten.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Grundlagen der Unternehmensbesteuerung in der EU. Es werden die Institutionen und Grundsätze der europäischen Steuerpolitik sowie die Körperschaftsteuer und ihre verschiedenen Systeme beleuchtet. Außerdem werden die Problemfelder der Unternehmensbesteuerung in der EU, wie die Verrechnungspreisproblematik und Gewinnverlagerung, erläutert.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Steuerharmonisierung als Mittel zur Bekämpfung des Steuerwettbewerbs. Es werden die Konsequenzen des Steuerwettbewerbs und die politische Zielsetzung der Harmonisierung beleuchtet.
- Kapitel 4: Im Mittelpunkt dieses Kapitels steht die Harmonisierung der Körperschaftssteuerbemessungsgrundlage. Es werden verschiedene Instrumente der Harmonisierung vorgestellt, darunter die gemeinsame konsolidierte Bemessungsgrundlage (GKKB), und deren Auswirkungen auf die Gewinnverlagerung analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Thematik der Steuerharmonisierung in der EU, insbesondere auf die Harmonisierung der Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage. Im Zentrum stehen die Folgen der Globalisierung auf die Unternehmensbesteuerung, die Problematik der Gewinnverlagerung, die Folgen des Steuerwettbewerbs und die Chancen und Risiken der Einführung einer gemeinsamen konsolidierten Bemessungsgrundlage (GKKB).
- Arbeit zitieren
- Sebastian Schewe (Autor:in), 2007, Harmonisierung der Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83792