Der erste Schriftstellerkongress im Jahre 1934 gilt häufig als die „Geburtsstunde“ des
Sozialistischen Realismus, der nach den Worten Ždanovs1 „die grundlegende Methode der
sowjetischen schönen Literatur und der Literaturkritik ist“ (Christ 1999: 208) und (zumindest
offiziell) die vorherrschende Kunstdoktrin bis zum Ende der Sowjetunion darstellte.
Nach den Worten Ždanovs war die sowjetische Literatur „die jüngste unter den Literaturen
aller Völker und Länder.“ (Christ 1999, 205). Gleichzeitig war die Sowjetliteratur für Ždanov
„die ideenreichste, fortschrittlichste und revolutionärste Literatur.“, wie bereits dem Titel
seiner Rede auf dem ersten Schriftstellerkongress zu entnehmen war.
Doch was machte den Sozialistischen Realismus aus? Welche Anforderungen stellte er an die
Schriftsteller und was wollte er erreichen? Wie sah die konkrete Umsetzung in literarischen
Werken jener Zeit aus?
Diesen und anderen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit.
Zunächst soll ein allgemeiner Überblick über die Entstehungsgeschichte, Charakteristika und
Zielsetzungen des Sozialistischen Realismus gegeben werden. Anschließend geht die
vorliegende Arbeit näher auf den neuen Heldentypus - den positiven Helden - und dessen
reale Vorbilder ein und beschäftigt sich mit der Umsetzung der realen Helden in der Literatur
am Beispiel von Gor´kij´s Roman „Mat´“, der häufig als das „Musterstück“ des
Sozialistischen Realismus angesehen wurde / wird. Im Schlusswort wird insbesondere die
Frage nach den Schwächen des Sozialistischen Realismus und der Schwierigkeit einer von
offizieller Seite forcierten Kunstdoktrin aufgeworfen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Sozialistische Realismus: Entstehung, Charakteristika, Zielstellungen
- 3. Zwischen Idealisierung und Wirklichkeit: Helden im Sozialistischen Realismus
- 3.1. Der Begriff des positiven Helden und seine Funktion
- 3.2. Heldentypen und ihre realen Vorbilder
- 4. Umsetzung der realen Helden in der Literatur Am Beispiel von Gor´kij´s Roman „Mat“
- 4.1. Was machte Gor'kij's Roman zum „Musterstück“ des Sozialistischen Realismus?
- 5. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Sozialistischen Realismus in der sowjetischen Literatur, insbesondere seine Idealisierung und Widerspiegelung der Wirklichkeit. Sie analysiert die Entstehung, Charakteristika und Zielsetzungen dieser Kunstdoktrin und beleuchtet den neuen Heldentypus – den positiven Helden – und seine realen Vorbilder. Der Roman „Mat“ von Maxim Gorki dient als Fallbeispiel für die Umsetzung dieser Ideale in der Literatur.
- Entstehung und Entwicklung des Sozialistischen Realismus
- Charakteristika und Zielsetzungen des Sozialistischen Realismus (Parteilichkeit, Volkstümlichkeit, Typik)
- Der positive Held und seine Funktion im Sozialistischen Realismus
- Reale Vorbilder der Helden im Sozialistischen Realismus
- Analyse von Gor’kijs „Mat“ als Beispiel für den Sozialistischen Realismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Sozialistischen Realismus ein und skizziert die Forschungsfrage der Arbeit. Sie benennt den ersten Schriftstellerkongress 1934 als Geburtsstunde dieser Kunstdoktrin und stellt die zentralen Fragen nach den Charakteristika, Zielen und der konkreten Umsetzung des Sozialistischen Realismus in der Literatur. Die Arbeit kündigt eine Analyse der Entstehungsgeschichte, der Charakteristika und der Zielsetzungen an, gefolgt von einer Betrachtung des positiven Helden und seiner realen Vorbilder. Der Fokus liegt auf Gor'kijs Roman "Mat" als Beispiel für die Umsetzung des Sozialistischen Realismus, wobei im Schlussteil auch die Schwächen dieser Doktrin thematisiert werden sollen.
2. Der Sozialistische Realismus: Entstehung, Charakteristika, Zielstellungen: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des Sozialistischen Realismus in zwei Etappen nach Hans Günther: die „Leninsche Etappe“ als Wegbereiter und die Institutionalisierung durch staatliche Maßnahmen. Die Arbeit beleuchtet Stalins Forderung nach einem „großen Umschwung“ und das „Nachhinken des Bewusstseins“, das durch die Unterdrückung abweichender Positionen behoben werden sollte. Die Auflösung der RAPP und die Gründung des Schriftstellerverbands werden als entscheidende Schritte zur Etablierung des Sozialistischen Realismus als staatlich kontrollierte Kunstdoktrin dargestellt. Die zentralen Postulate – Parteilichkeit, Volkstümlichkeit und Typizität – werden erläutert und ihre Bedeutung für die ideologischen Ziele des Sozialismus herausgestellt. Die Uneindeutigkeit und Manipulierbarkeit dieser Postulate werden angesprochen.
3. Zwischen Idealisierung und Wirklichkeit: Helden im Sozialistischen Realismus: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem "positiven Helden" im Sozialistischen Realismus. Es untersucht dessen Funktion als Träger der ideologischen Botschaft und dessen Verhältnis zur Realität. Es werden verschiedene Heldentypen und ihre realen Vorbilder vorgestellt, wobei der Fokus auf dem Idealbild des sozialistischen Menschen und dessen Umsetzung in der Literatur liegt. Der Abschnitt zeigt den Konflikt zwischen der idealisierten Darstellung und der tatsächlichen Wirklichkeit auf und bereitet den Boden für die detaillierte Analyse von Gor'kijs "Mat" im folgenden Kapitel.
4. Umsetzung der realen Helden in der Literatur Am Beispiel von Gor´kij´s Roman „Mat“: Dieses Kapitel analysiert Gor’kijs Roman „Mat“ als Beispiel für die Umsetzung des Sozialistischen Realismus. Es untersucht, welche Aspekte des Romans diesen zu einem „Musterstück“ dieser Kunstdoktrin machen. Die Arbeit wird sich mit der Darstellung der Helden, der Handlung und der Thematik auseinandersetzen und diese im Kontext der ideologischen Vorgaben des Sozialistischen Realismus betrachten. Die Analyse wird vermutlich sowohl die Stärken als auch die Grenzen dieser Umsetzung beleuchten.
Schlüsselwörter
Sozialistischer Realismus, Sowjetliteratur, Maxim Gorki, Mat, positiver Held, Parteilichkeit, Volkstümlichkeit, Typizität, Idealisierung, Wirklichkeit, Kunstdoktrin, sowjetische Literaturkritik, Lenin, Stalin, ideologische Umgestaltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Sozialistischen Realismus am Beispiel von Gorkis "Mat"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Sozialistischen Realismus in der sowjetischen Literatur, insbesondere seine Idealisierung und Widerspiegelung der Wirklichkeit. Im Fokus steht die Untersuchung der Entstehung, Charakteristika und Zielsetzungen dieser Kunstdoktrin, die Betrachtung des neuen Heldentyps – des positiven Helden – und seiner realen Vorbilder. Maxim Gorkis Roman "Mat" dient als Fallbeispiel für die Umsetzung dieser Ideale in der Literatur.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Entstehung und Entwicklung des Sozialistischen Realismus, seine Charakteristika und Zielsetzungen (Parteilichkeit, Volkstümlichkeit, Typik), der positive Held und seine Funktion, reale Vorbilder der Helden im Sozialistischen Realismus und eine detaillierte Analyse von Gorkis "Mat" als Beispiel für den Sozialistischen Realismus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Entstehung, Charakteristika und Zielsetzungen des Sozialistischen Realismus, Helden im Sozialistischen Realismus (mit Unterkapiteln zum positiven Helden und seinen Vorbildern), Umsetzung des Sozialistischen Realismus in Gorkis "Mat" und Schlusswort. Jedes Kapitel fasst seine Inhalte zusammen.
Welche Rolle spielt Maxim Gorkis Roman "Mat"?
Gorkis "Mat" dient als Fallbeispiel, um die Umsetzung der Ideale des Sozialistischen Realismus in der Literatur zu analysieren. Die Arbeit untersucht, welche Aspekte des Romans ihn zu einem "Musterstück" dieser Kunstdoktrin machen, indem sie die Darstellung der Helden, die Handlung und die Thematik im Kontext der ideologischen Vorgaben betrachtet.
Was sind die zentralen Charakteristika des Sozialistischen Realismus?
Die zentralen Postulate des Sozialistischen Realismus sind Parteilichkeit, Volkstümlichkeit und Typizität. Die Arbeit erläutert diese Postulate und ihre Bedeutung für die ideologischen Ziele des Sozialismus, unterstreicht aber auch deren Uneindeutigkeit und Manipulierbarkeit.
Welche Bedeutung hat der "positive Held" im Sozialistischen Realismus?
Der "positive Held" fungiert als Träger der ideologischen Botschaft des Sozialistischen Realismus. Die Arbeit untersucht seine Funktion, sein Verhältnis zur Realität und verschiedene Heldentypen sowie deren reale Vorbilder. Der Konflikt zwischen idealisierter Darstellung und tatsächlicher Wirklichkeit wird hervorgehoben.
Wie wird die Entstehung des Sozialistischen Realismus dargestellt?
Die Entstehung des Sozialistischen Realismus wird in zwei Etappen beschrieben: die „Leninsche Etappe“ als Wegbereiter und die Institutionalisierung durch staatliche Maßnahmen unter Stalin. Die Auflösung der RAPP und die Gründung des Schriftstellerverbands werden als entscheidende Schritte zur Etablierung des Sozialistischen Realismus als staatlich kontrollierte Kunstdoktrin dargestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sozialistischer Realismus, Sowjetliteratur, Maxim Gorki, Mat, positiver Held, Parteilichkeit, Volkstümlichkeit, Typizität, Idealisierung, Wirklichkeit, Kunstdoktrin, sowjetische Literaturkritik, Lenin, Stalin, ideologische Umgestaltung.
- Quote paper
- Maxi Hinze (Author), 2007, Zwischen Idealisierung und Wirklichkeit: Der Sozialistische Realismus und seine Helden am Beispiel von Gor´rkij´s Roman "Mat´" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83434