Die stetig zunehmende Globalisierung der Beschaffungs- und Absatzmärkte, die Entwicklung neuer Produktionstechnologien und das erhöhte Kundenbewusstsein führen in den Unternehmen zu Kostenwachstum und gerade in Ländern mit hohen Löhnen, wie unter anderem Deutschland, zu steigendem Kostendruck. Um global wettbewerbsfähig zu bleiben müssen, technisch ausgereifte, auf neuen Technologien aufbauende, komplexe Produkte mit hoher Qualität hergestellt werden. Die Folge davon ist, dass vor allem die Entwicklungskosten in den letzten Jahren angestiegen sind. Des Weiteren sind steigende Kosten, die nach dem Verkauf durch umweltpolitische Vorschriften, wie z.B. die Entsorgung oder die Ausweitung der Haftungs- und Gewährleistungsbestimmungen, entstehen, eine Tendenz der Neuzeit. Erschwerend zu dieser Entwicklung kommt noch hinzu, dass sich die Lebenszyklen von Produkten, aber auch Dienstleistungen, immer mehr verkürzen und die Unternehmen gefordert werden in kurzer Zeit neue, gewinnbringende Produkte in den Markt einzuführen um eine Verdrängung vom Markt durch Wettbewerber zu verhindern. Diese Entwicklung der Rahmenbedingungen hat dazu geführt, dass sich die Kostenstruktur, insbesondere die anteilige Höhe der Gemeinkosten, veränderte. Es hat sich gezeigt, dass die traditionellen Methoden der Kostenrechnung ihre Aufgaben, wie die Bereitstellung relevanter Kosteninformationen oder die Aufrechterhaltung der Kostentransparenz, bei diesen Entwicklungstendenzen nur unzureichend erfüllen. Die Unternehmen reagieren mit einer zunehmenden Strategieorientierung durch diese Entwicklungen, die dazu führt, dass auch in der Kostenrechnung ein längerer Planungshorizont erforderlich ist. Ein weiterer Ansatzpunkt vor dem Hintergrund des gestiegenen Kostendruckes ist das Feststellen und Nutzen von Kostensubstitutionen zwischen den Vorlauf- bzw. Folgekosten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Produktlebenszyklus
2.1. Grundlagen
2.2 Phasen des Produktlebenszyklus
2.3 Der Aussagewert des Produktlebenszykluskonzeptes
3. Die Lebenszykluskostenrechnung
3.1 Entstehungsgeschichte
3.2 Gegenstand und Rechnungsziel von Lebenszykluskostenrechnungen
3.3 Bezugsobjekte
3.3.1 Grundlagen
3.3.2 Lebenszykluskostenrechnung aus Konsumentensicht
3.3.3 Produktlebenszykluskostenrechnung aus Produzentensicht
3.4 Abgrenzung der Phasen und Kostenkategorien
3.5 Kosten und Erlöse in der Vor- und Nachlaufphase
3.6 Die Verrechnung der Vorlauf- und Folgekosten
3.6.1 Grundlagen
3.6.2 Die Prognose der Kosten und Erlöse
3.7 Die Ratierliche Kalkulation
3.8 Der deckungsbeitragorientierte Ansatz
3.8.1 Grundlagen
3.8.2 Der periodenübergreifende Ausweis von Vorlauf- und Folgekosten
3.8.3 Die periodengerechte Verrechnung von Vorlauf- und Folgekosten
3.9 Der investitionsorientierte Ansatz
3.9.1 Grundlagen
3.9.2 Der investitionsorientierte Ansatz für ein Produkt
3.9.3 Der Kalkulationszinssatz
3.9.4 Konzeption einer mehrstufigen Produktlebenszyklus- kostenrechnung
3.10 Die Bewertung der Ansätze der Produktlebenszyklus- kostenrechnung
3.11 Das Lücke-Theorem
3.11.1 Grundlagen
3.11.2 Abgrenzung der Begriffe Auszahlungen, Ausgaben bzw. Kosten und ihre Verbindung
3.11.3 Das Lücke-Theorem als Bindeglied zwischen zahlungsorientierter und kostenorientierter Produktlebenszykluskostenrechnung
3.11.4 Beurteilung des Lücke-Theorems
4. Die Abgrenzung zu anderen Kostenrechnungssystemen
4.1. Abgrenzung zum Target Costing
4.1.1. Grundlagen des Target Costing
4.1.2. Verbindungen zum Target Costing
4.2. Abgrenzung zur Plankostenrechnung
4.2.1. Grundlagen der Plankostenrechnung
4.2.2. Systeme der Plankostenrechnung
4.2.3. Verbindungen zur Plankostenrechnung
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnisverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhangsverzeichni
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die stetig zunehmende Globalisierung der Beschaffungs- und Absatzmärkte, die Entwicklung neuer Produktionstechnologien und das erhöhte Kundenbewusstsein führen in den Unternehmen zu Kostenwachstum und gerade in Ländern mit ho- hen Löhnen, wie unter anderem Deutschland, zu steigendem Kostendruck. Um global wettbewerbsfähig zu bleiben müssen, technisch ausgereifte, auf neuen Technologien aufbauende, komplexe Produkte mit hoher Qualität hergestellt wer- den.1 Die Folge davon ist, dass vor allem die Entwicklungskosten in den letzten Jahren angestiegen sind. Des Weiteren sind steigende Kosten, die nach dem Verkauf durch umweltpolitische Vorschriften, wie z.B. die Entsorgung oder die Ausweitung der Haftungs- und Gewährleistungsbestimmungen, entstehen, eine Tendenz der Neuzeit.2 Erschwerend zu dieser Entwicklung kommt noch hinzu, dass sich die Lebenszyklen von Produkten, aber auch Dienstleistungen, immer mehr verkürzen und die Unternehmen gefordert werden in kurzer Zeit neue, ge- winnbringende Produkte in den Markt einzuführen um eine Verdrängung vom Markt durch Wettbewerber zu verhindern.
Diese Entwicklung der Rahmenbedingungen hat dazu geführt, dass sich die Kos- tenstruktur, insbesondere die anteilige Höhe der Gemeinkosten, veränderte. Es hat sich gezeigt, dass die traditionellen Methoden der Kostenrechnung ihre Auf- gaben, wie die Bereitstellung relevanter Kosteninformationen oder die Aufrechter- haltung der Kostentransparenz, bei diesen Entwicklungstendenzen nur unzurei- chend erfüllen. Die Unternehmen reagieren mit einer zunehmenden Strategieori- entierung durch diese Entwicklungen, die dazu führt, dass auch in der Kosten- rechnung ein längerer Planungshorizont erforderlich ist. Ein weiterer Ansatzpunkt vor dem Hintergrund des gestiegenen Kostendruckes ist das Feststellen und Nut- zen von Kostensubstitutionen zwischen den Vorlauf- bzw. Folgekosten.3 Die Produktlebenszykluskostenrechnung ist ein Versuch die traditionelle Kosten- rechnung, wenn auch noch nicht immer bis ins Detail ausreichend, auf die neuen Rahmenbedingungen auszurichten.4 Die Herangehensweise dieses Instrumenta- riums ermöglicht gerade bei langlebigen Produkten frühzeitig Abweichungen zwi- schen Plan- und Istdaten zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen einzulei- ten.5
Zunächst wird das Produktlebenszyklusmodell als Prognosemodell vorgestellt und seine Eignung für den praktischen Einsatz hinterfragt. Neben den möglichen Ausgestaltungsvarianten, der Lebenszykluskostenrechnung, wird auf die Bedeutung des Lücke-Theorems für sie und allgemein für die Kostenrechnung eingegangen. Zum Abschluss werden die Abgrenzungen bzw. Verbindungen zum Target Costing und zur Plankostenrechnung herausgearbeitet.
2 Der Produktlebenszyklus
2.1 Grundlagen
Dem Konzept des Produktlebenszyklus liegt die Vorstellung zu Grunde, dass das Gesetz „des Werdens und Vergehens“ nicht nur für Lebewesen gilt, sondern auch auf Erzeugnisse übertragen werden kann. Der mit diesem Konzept in Zusam- menhang stehende Lebensweg von Produkten, vollzieht sich in verschiedenen Phasen zwischen Einführung in den Markt und Ausscheidung aus dem Markt.6 „ Lebenszyklusmodelle sind geeignet, diesen Sachverhalt zu beschreiben. “7 Die grundlegenden Aussagen eines solchen Konzeptes sind, dass jedes Produkt, unabhängig von seinem spezifischen Umsatzverlauf, erst steigende, dann sin- kende Umsätze erzielt und dass jedes Produkt ganz bestimmte Phasen durch- läuft, unabhängig davon, ob die absolute Lebensdauer eines Produktes Jahrzehn- te, einige Jahre oder nur wenige Monate beträgt.8
Im Kern handelt es sich hierbei um ein Marktreaktionsmodell, bei dem als abhän- gige variable Erfolgsgrößen wie Absatz, Umsatz, Deckungsbeitrag und Gewinn in Betracht kommen und die Zeit als unabhängige Variable fungiert.9 Von einem Lebenszyklusmodell ist die Rede, wenn ein spezifisches Muster in der zeitlichen Entwicklung dieser Erfolgsgrößen vorliegt.10
2.2 Phasen des Produktlebenszyklus
Üblicherweise geht man davon aus, dass dem Verlauf eines Produktlebenszyklus eine glockenförmige Gestalt zu Grunde liegt (siehe Abb.2).11 Dieses Konzept ist in der Regel durch die Abfolge von fünf Phasen gekennzeichnet, die sich durch unterschiedliche Ausprägungen bedeutsamer Zielgrößen (z.B. Absatz, Umsatz, Gewinn) auszeichnen.
Einführungsphase
Die Einführungsphase beginnt im Anschluss an die Produktentwicklung. Der
Markterfolg stellt sich nur langsam ein. Die Umsätze wachsen, aber es sind zum Teil erhebliche Investitionen in den Aufbau einer Verkaufs- bzw. Vertriebsorgani- sation vorzunehmen. Im Laufe der Zeit steigt der Bekanntheitsgrad des Produktes und die Zahl der Konsumenten nimmt stetig zu, sodass die Gewinnzone erreicht werden kann.12 Die Einführungsphase ist die Phase mit den höchsten Marktinves- titionen, vor allem durch Werbung und Verkaufsförderung, aber gerade diese In- vestitionen haben zur Folge, dass eventuelle Verluste in Kauf genommen werden müssen. Mit dem Erreichen der Gewinnschwelle tritt das neue Produkt in die
Wachstumsphase ein.13
Wachstumsphase
In der Wachstumsphase weitet sich die Nachfragermenge noch weiter aus und der Absatz bzw. Umsatz steigt, sodass auch bezüglich des Gewinns Zuwächse zu erwarten sind.14 Wenn das Produkt Anerkennung gefunden hat, kommen zu den Probekäufen zunehmend Wiederholungskäufe hinzu.15 Bei sehr kurzlebigen Gütern setzt in diesem Stadium schon die Ersatzbeschaffung ein. In dieser Phase des Produktlebenszyklus treten häufig Konkurrenten mit Nachahmungen auf. Eine starke Expansion des Marktes ist häufig die Folge. Nach zuerst überproportiona- len Umsatzzuwächsen stabilisiert sich die Zuwachsrate nach einigen Jahren auf einen bestimmten Prozentsatz. Mathematisch gesehen ist die Wachstumsphase am Wendepunkt der Umsatzkurve beendet. Es wird generell angenommen, dass an diesem Wendepunkt auch die höchste Umsatzrendite erreicht wird.
Reifephase
Diese dritte Phase ist durch eine weitere Marktausdehnung bei gleichzeitigem Absinken der Umsatzzuwachsraten und durch Rückgang der Umsatzrentabilität gekennzeichnet. Die Produktpolitik ist durch einen Anstieg der Zahl der Produkt- varianten, zur Anpassung an die Kundenwünsche, gekennzeichnet. Die im Zeit- verlauf wachsende Differenzierung der Abnehmerbedürfnisse ist ein Ergebnis der steigenden Produkterfahrung und des höheren Anforderungsniveaus der Konsu- menten.
Durch Investitionen der Wettbewerber wird die Konkurrenz in dieser Phase häufig sehr stark. Die Reifephase ist beendet, wenn das Umsatzwachstum zum Erliegen kommt. Da konjunkturelle Einflüsse eine Stagnation vortäuschen können, obwohl der Markt vielleicht noch auf längere Sicht expandiert, kann die Grenze hier nicht genau gezogen werden.16 In der Reifephase lassen sich die höchsten Deckungsbeiträge erwirtschaften, auch der Gewinn ist beachtlich.
Sättigungsphase
Die Sättigungsphase ist durch den stagnierenden Umsatz gekennzeichnet, der am Ende dieser Phase sogar einen negativen Einfluss auf Deckungsbeitrag, Ge- winn und andere Größen hat, die sich allesamt rückläufig entwickeln.17 Die Um- satzkurve erreicht, vor der Stagnation des Absatzes, in diesem Stadium ihr Maxi- mum. Die Grenzen zu benachbarten Phasen sind in dieser Situation nicht eindeu- tig festlegbar. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Abgrenzung zur Degenerati- onsphase. Darüber hinaus ist es möglich, durch preispolitische Maßnahmen (z.B. Preisnachlässe) in Verbindung mit einer weiterentwickelten Produktausstattung, den Absatz noch eine Weile zu stabilisieren und damit die Sättigungsphase erheblich zu verlängern.
Degenerationsphase
Die Degenerationsphase, die auch als Rückgangsphase bezeichnet wird, beendet den Lebenszyklus eines Produktes. Die Ursache hierfür ist, dass das Bedürfnis, für dessen Befriedigung das Produkt zuständig war, nun besser, billiger oder bequemer von neuen Produkten befriedigt werden kann. Die Degenerationsphase, als Stadium des Absterbens eines Produktes, kann auf die Faktoren technischer Fortschritte, wirtschaftliche Überholung oder auch gesetzliche und wirtschaftspolitische Maßnahmen zurückgeführt werden.18
Diese letzte Phase ist durch einen massiven Umsatzrückgang und einen erheblichen Deckungsbeitragsverfall gekennzeichnet. In diesem Stadium liegen Desinvestitionen nahe, sofern das betrachtete Produkt keine Verbundeffekte19 zu anderen Produkten aufweist.20
In der Reife- bzw. Sättigungs- sowie auch in der Degenerationsphase bedarf es u.a. einem konsequenten Kostenmanagement um sich durch ein attraktives Preis- Leistungsverhältnis, d.h. durch preispolitische Aktivitäten, Wettbewerbsvorteile zu erlangen.21
2.3 Der Aussagewert des Produktlebenszykluskonzeptes
Trotz diverser Anwendungsmöglichkeiten dieses Konzeptes weist es einige kriti- sche Punkte auf. Der Produktlebenszyklus entstammt einer Verallgemeinerung empirischer Befunde.22 So konnten völlig unterschiedliche Verläufe von Produkt- lebenszyklen empirisch nachgewiesen werden.23 Hinzu kommt die Kritik hinsichtlich der Abfolge der einzelnen Lebenszyklusphasen. Mehrere Beispiele zeigen, dass ein Produkt selbst in der Degenerationsphase, unterstützt durch produktpolitische Aktivitäten, durchaus wieder einen Aufschwung nehmen kann. Man denke in dieser Hinsicht beispielsweise an Produkte wie Persil, Maggi oder Nivea. Ein weiterer Kritikpunkt an diesem Modell ist, dass durch Marketingaktivitä- ten Einfluss auf den Verlauf des Produktionslebenszyklus genommen werden kann. Ebenso spielen Aktivitäten der Wettbewerber und staatliche Auflagen eine Rolle, die in diesem Lebenszykluskonzept nicht beachtet werden.24 Außerdem gibt es keine eindeutigen Kriterien zur Abgrenzung der Phasen.25 Alles in allem beschreibt das Lebenszyklusmodell einen idealtypischen Absatzverlauf, welcher sich ergibt, wenn alle übrigen Einflussgrößen des Absatzes konstant bleiben wür- den.26
Produktionslebenszykluskonzepte finden vor allem in der Situationsanalyse An- wendung, jedoch eignen sie sich auch für die Prognosen zukünftiger Erfolgsgrö- ßen, wie Absatz, Umsatz, unter Umständen auch Deckungsbeitrag, Gewinn, Cash Flow etc.27 Lebenszyklusmodelle spielen eine bedeutende Rolle in den Branchen, in denen die Absatzverläufe der Produkte stark dem idealtypischen Absatzverlauf entsprechen [z.B. Automobil- (siehe Abb.),[28] Pharmabranche].29 Eine auf das Produktlebenszykluskonzept aufbauende Kostenrechnung soll Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sein.
3 Die Lebenszykluskostenrechnung
3.1 Entstehungsgeschichte
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte das amerikanische Ver- teidigungsministerium (Department of Defence) ein neues Kostenrechnungskon- zept, welches als Entscheidungshilfe für die Beschaffung von Waffensystemen dienen sollte. Dieses sogenannte „Life Cycle Costing“ fand im Laufe der Zeit auch Anwendung für öffentliche Bauprojekte. Für den Anwender dieses Konzeptes be- stand das Augenmerk darin, durch Betrachtung von Anschaffungs- und Folgekos- ten die Investitionsentscheidungen zu fundieren und die Gesamtkosten zu beein- flussen.30
Der Einsatz der Lebenszykluskostenrechnung, insbesondere für den privatwirt- schaftlichen Bereich, ist nicht zuletzt auf die immer schnelllebigere Zeit und die damit stark in Verbindung stehenden, immer kürzer werdenden Produktzyklen, zurückzuführen. Heutzutage ist es keine Seltenheit, dass ein Produkt nur wenige Jahre auf dem Markt ist, bevor es infolge neuartiger Produktinnovationen zuneh- mend weniger nachgefragt wird. Dieser Sachverhalt führt zu einer Verkürzung des Zeitraumes der Gewinnrealisierung und zu einem Ansteigen der Gemeinkosten vor allem durch die notwendige intensive Forschung und Entwicklung. Aus dieser Dynamik heraus gewinnen diese Kosten zunehmend an Bedeutung, was insbe- sondere in der Lebenszyklusrechnung zur Anwendung kommt. Hierbei werden die Kosten und Erlöse bereits während der Entwicklungsphase analysiert und prog- nostiziert, wodurch eine Kostenplanung und - beeinflussung ermöglicht wird.31 Riezler definiert die Lebenszykluskostenrechnung kurz und dennoch aussagekräf- tig: „ Die Lebenszykluskostenrechnung ist ein umfassendes, periodenübergreifen- des Planungs- und Ü berwachungsinstrumentarium, das die mit einem Strategi- schen Projektüber dessen gesamte Laufzeit verbundenen wirtschaftlichen Wir- kungen berechenbar macht. “32
Es kann festgehalten werden, dass in den ersten Ansätzen zur Lebenszykluskos- tenrechnung zunächst die Interessen der öffentlichen Hand dominierten. Der zent- rale Einsatzbereich dieses Kostenrechnungskonzeptes befand sich zuerst nicht im erwerbswirtschaftlichen Bereich. Der Einsatz konzentrierte sich auf lang an- dauernde Projekte mit einem hohen Auftragsvolumen (z.B. Kraftwerke und Bohr- inseln, dem Transrapid, Museen,33 den Kliniken in Aachen und Wien, usw.34 ), für welche die Auftragsvergabe von der Informationstransparenz der Lebenszyk- luskosten abhing. Darüber hinaus sollten relevante Folgekosten und sogenannte Trade-offs, d.h. Kostensubstitutionen zwischen Anfangs und Folgekosten, mit beachtet werden. Die Lebenszykluskostenrechnung wurde erst teilweise in er- werbswirtschaftliche Unternehmen übertragen und an dessen Erfordernisse an- gepasst.35
3.2 Gegenstand und Rechnungsziel von Lebenszykluskostenrechnungen
Die Lebenszyklusrechnung definiert sich im weiteren Sinne als eine produktbezo- gene, unregelmäßige und eher strategisch orientierte Kosten-, Erlös- und Ergeb- nisrechnungskonzeption, für die insbesondere das Gesamtkosten- und Gesamt- rentabilitätsdenken in Bezug auf das Produkt charakteristisch ist. Die ganzheitli- che Sichtweise der Erfolgsgrößen soll in erster Linie die Wirtschaftlichkeit und Rentabilität des zu planenden Produktes in der Entstehungsphase vor dem Le- benszyklus überprüfen.36
Die klassische Kostenrechnung ist eine periodenbezogene Rechnung. Sie erfasst die innerhalb einer Periode angefallenen Kosten und verrechnet sie auf die in demselben Zeitraum hergestellten bzw. verkauften Produkte. Die Lebenszyklus- rechnung erweitert die periodenbezogene, klassische Kostenrechnung um eine periodenübergreifende Sichtweise. Sie versucht dem Produkt die Kosten zuzu- rechnen, die während des gesamten Lebenszyklus anfallen.37 Zu einem Lebens- zykluskonzept gehören nicht nur Kosten, sondern auch Erlöse und Zahlungen können Gestaltungsinstrumente sein.38 Die Lebenszyklusrechnung kann z.B. stra- tegisch bedeutsame Informationen dem Kostenmanagement dahingehend liefern, ob ein Produkt auch unter Einbeziehung der vor Produktionsbeginn oder nach Produktionsende entstehenden Kosten profitabel ist. Des Weiteren kann sie Ant- wort darauf geben, nach welchem Zeitraum die für die Entwicklung und Marktein- führung angefallenen Kosten, durch die Deckungsbeiträge aus dem Verkauf dieser Produkte, erwirtschaftet wurden (Amortisationszeitpunkt).39 Allgemeine Lebenszyklusmodelle können der Analyse und Gestaltung von Pro- dukten und Kunden(-beziehungen) innerhalb eines Unternehmens dienen. In einigen Modellen sind die in Unternehmen genutzten Ressourcen, wie Betriebsmittel, Material, Personal und Kapital, sowie die damit verbundenen Investitionen und Lieferanten(-beziehungen) Gegenstand einer Lebenszyklusrechnung. Ferner stellen auch Standorte, Beteiligungen, Technologien, Prozesse oder Projekte potentielle Objekte von Lebenszyklusmodellen dar.40
Für die Lebenszyklusrechnung ist außerdem die Erkenntnis maßgebend, dass die Kosten eines Erzeugnisses in hohem Maße durch die Forschung und Entwicklung bestimmt werden.41 Die zielorientierte Planung, Steuerung und Kontrolle aller mit der Entwicklung, Vermarktung und Entsorgung eines Objektes verbundenen Aktivitäten sind Gegenstand einer solchen Rechnung.42
3.3 Bezugsobjekte
3.3.1 Grundlagen
Bei der Betrachtung der Kosten in einem Produktlebenszyklus gilt, wie bei der klassischen Kosten- und Leistungsrechnung, die Zurechenbarkeit zu einem be- stimmten Bezugsobjekt, das eine Entstehung von Lebenszykluskosten direkt oder indirekt verursacht. In der Literatur wird dabei meist auf das Produkt oder den Projektbezug bei der Ermittlung von Lebenszykluskosten abgestellt, was im We- sentlichen als Grundlage zur Behandlung der Thematik dienen soll. Für ein aus- sagefähiges Lebenszyklusberichtswesen, welches über diese klassische Kosten- trägersicht hinausgeht, bedarf es sicherlich eines differenzierten Bezugsobjekt- spektrums. In der Literatur werden vor diesem Hintergrund weitere Bezugsobjek- te, wie Potentiale, Prozesse, Problemlösungen und Problemlösungsnehmer,43 Personal, Unternehmen, Standorte, Technologien, Dienstleistungen, Kundenbeziehungen, -gruppen usw. diskutiert. Als Basis aller Lebenszyklusmodelle kommen zwei Sichtweisen in Frage, zum einen die Konsumentensicht, zum anderen die Unternehmersicht.44
3.3.2 Lebenszykluskostenrechnung aus Konsumentensicht
Für eine umfassende Erfolgsbeeinflussung auf der Ebene des produzierenden Unternehmens sind die bei den Kunden auftretenden erfolgswirtschaftlichen Kon- sequenzen zu beachten, die möglicherweise Auswirkungen auf die Erfolgsposition des Herstellers haben können.45 Durch eine realistische und betriebswirtschaftli- che Abwägung dieser Beziehung ist es dem Kunden möglich, jene Produktalter- native zu wählen, welche nicht nur minimale Anschaffungskosten hat, sondern auch mit den geringsten Gesamtkosten über den gesamten Konsumentenzyklus hinweg, verbunden ist.46 Man denke hier beispielsweise an den Kauf von Fahr- zeugen mit Diesel- oder Benzinmotoren aus Sicht des Kunden. Ein benzinbetrie- benes Fahrzeug ist in der Anschaffung billiger als ein dieselbetriebenes Fahrzeug. Benzin ist teurer als Diesel und Dieselmotoren verbrauchen weniger Treibstoff. Dafür ist die Kfz-Steuer und Versicherung bei dieselbetriebenen Fahrzeugen hö- her als bei benzinbetriebenen Fahrzeugen. Diese Tatsachen führen dazu, dass ein dieselbetriebener PKW erst ab einer bestimmten Laufleistung pro Jahr weni- ger laufende Kosten für die Konsumenten verursacht als ein „Benziner“.47 Ein weiteres Beispiel ist die Auswahl an verschiedenen Druckern und der Preis für die Druckerpatronen des jeweiligen Druckers in Bezug auf die Wechselwirkung zwi- schen Anschaffungs- und Folgekosten. Drucker, die in der Anschaffung günstiger sind, können höhere Preise für Druckerpatronen haben. Der Preis für die Dru- ckerpatronen stellt in diesem Fall die laufenden Kosten für den Kunden im Pro- duktlebenszyklus dar und können je nach Kapazitätsauslastung ausschlaggebend für die Kaufentscheidung des Kunden sein.
Aus Kundensicht können alle Vorlauf- und Folgekosten in einem Produktlebens- zyklus erfasst werden, um eine ganzheitliche Beurteilung eines Produktes zu ermöglichen.48 Die Ergebnisse einer Lebenszykluskostenrechnung aus Konsu- mentensicht lassen sich nutzen, um das Verhältnis zwischen den Gesamtkosten und dem Nutzen im Lebenszyklus eines Produktes für den Kunden zu verbessern und damit den Wert des Produktes für den Kunden zu erhöhen.49 Die Vorzüge des entsprechenden Produktes sollten dem Kunden auf geeignete Weise (Wer- bung, Verkaufsgespräch) vermittelt werden und können zur Rechtfertigung von Preisen, als Argument für die Wahl eines bestimmten Produktes sowie als Anre- gung für einen Ersatzkauf, dienen.50
3.3.2 Lebenszykluskostenrechnung aus Produzentensicht
Der Produktlebenszyklus aus Produzentensicht stellt den Ursprung des Lebens- zyklusgedanken dar, auf dem ein Großteil der heutzutage erarbeiteten Lebens- zykluskonzepte beruht.51 Aus Produzentensicht sind bereits eine Vielzahl von Be- zugsobjekten abgeleitet worden, die das produzierende bzw. anbietende Unter- nehmen in einer jeweils anderen Dimension abbilden. Dieser Sichtweise sind bei- spielsweise Modelle, wie der Personal-, der Kunden-, der Dienstleistungs-, der Ressourcen-, der Standort-, der Technologie-, der System- oder Organisationsle- benszyklus, zuzuordnen.52 Die vorrangige Zielsetzung der Lebenszyklusrechnung aus Produzentensicht besteht jedoch darin, möglichst frühzeitig Informationen über die Gesamtrentabilität eines Produktes zu erlangen. Diese Kennzahl gilt es mittels Kostensenkungspotentialen zu optimieren. Dafür werden beispielsweise Erfahrungskurveneffekte im Produktlebenszyklus prognostiziert und Maßnahmen zur Minimierung der Gesamtkosten abgeleitet.53 Für strategische Entscheidungen (insbesondere der Auf- oder Herausnahme von Produkten in das Produktionspro- gramm und Entwicklung einer Nachfolgegeneration) steht durch die lebenszyk- lusbezogene Betrachtung der Kostenrechnung die informatorische Basis zur Ver- fügung. Diese Grundlage kann die Verbesserung des Produkterfolgs über den gesamten Lebenszyklus fördern. Die traditionelle Kostenrechnung ermöglicht diese Möglichkeit nicht, weil sie periodenbezogen und statisch angelegt ist.54 In den weiteren Ausführungen dieser Arbeit soll die Sichtweise des Produzenten mit dem Bezugsobjekt Produkt eingenommen werden.
3.4 Abgrenzung der Phasen und Kostenkategorien
Im Rahmen der Lebenszykluskostenrechnung wird der Produktlebenszyklus wei- ter gefasst, als dies traditionell der Fall ist. Der Produktlebenszyklus wird gewöhn- lich mit dem Marktzyklus eines Produktes gleichgesetzt. Der Marktzyklus wird ty- pischerweise in die Phasen Einführung, Wachstum, Reife, Sättigung und Degres- sion unterteilt.55 Die Lebenszykluskostenrechnung erweitert, diese Marktphase um die Vorlauf- und Nachlaufphase. Sowohl die Vorlauf- als auch die Nachlauf- phase bilden zusammen mit der klassischen Marktphase den Integrierten Pro- duktlebenszyklus.56
Eine Lebenszyklusrechnung beginnt mit der Vorlaufphase, in der Aktivitäten der Forschung und Entwicklung ( Produktkonzeption ) bis hin zur Produktions- und Absatzvorbereitung enthalten sind. Die Marktphase entspricht dem traditionellen Marktzyklus, d.h. dem Zeitraum von der Markteinführung des Produktes bis zur Einstellung des Verkaufes.
Die Nachlaufphase umfasst alle Leistungen nach dem Verkauf des Produktes, also beispielsweise Entsorgung und Serviceleistungen. Fasst man Vorlauf- und Marktphase zusammen, erhält man den Produktionslebenszyklus eines Erzeug- nisses. Markt- und Nachlaufphase zusammen ergeben den Konsumentenzyklus. Aus der Perspektive eines einzelnen Produktes folgen die Phasen zeitlich nach- einander.
Betrachtet man das Produkt als Gesamtheit, wird eine Überlagerung der Phasen deutlich. So werden beispielsweise auch während der Marktphase Entwicklungsarbeiten durchgeführt, falls Modifikationen erforderlich sind. Mit Verkauf des ersten Produktes beginnen schließlich auch die Nachsorgeverpflichtungen mit Nachlaufkosten (Garantieleistung etc.).
In der Entstehungsphase fallen Vorlaufkosten, manchmal auch Vorlauferlöse, an. In der Marktphase entstehende Kosten und Erlöse bezeichnet man als laufende Kosten bzw. laufende Erlöse.57 Die Lebenszyklusrechnung setzt voraus, dass die einzelnen Phasen (siehe Abb.)58 für ein Produkt geplant werden können.59
3.5 Kosten und Erlöse in der Vor- und Nachlaufphase
Die klassische Kostenrechnung kennt die Begriffe Vorlauf- und Folgekosten nicht.60
Vorlaufkosten61 sind Kosten, die speziell in der Vorlaufphase anfallen. Charakte- ristisch für sie ist, dass sie für die Schaffung von Leistungspotentialen für zukünf- tige Perioden anfallen und sie sich weder zu den fixen noch zu den variablen Kos- ten eindeutig zuordnen lassen.62 In der Regel sind Vorlaufkosten Anschaffungs- kosten und deren entsprechende Nebenkosten bestimmter Forschungsgüter, so- wie Löhne und Gehälter der beschäftigten F&E-Mitarbeiter.63 Kilger bezeichnet Vorlaufkosten sogar als „ [ … ] eine gesonderte Kostenkategorie[ … ], die bei der
Bestimmung von Preisuntergrenzen und der Verkaufssteuerung mit Hilfe von De- ckungsbeiträgen wie fixe Kosten zu behandeln ist. “ 64 Dem entsprechend werden, die Kosten die der Nachlaufphase angehören, als Folgekosten65 definiert. Für die Folgekosten ist charakteristisch, dass sie verbundene Kosten früherer Leis- tungserstellung sind, deshalb schon in früheren Phasen festgelegt werden, aber nachgelagert anfallen, wie beispielsweise die Entsorgungskosten. Für sie ist ins- besondere kennzeichnend, dass es auf Grund des größeren zeitlichen Vorgriffs als bei den Vorlaufkosten, im Bezug auf ihre Abschätzung, zu größeren Pla- nungsunsicherheiten kommt. Auch für Folgekosten ist eine Einstufung in eine gesonderte Kostenkategorie zweckmäßig.
Der direkten Leistungserstellung vorgelagert können auch Erlöse anfallen. Sie werden in Analogie zu den Vorleistungskosten als Vorlauferlöse bezeichnet und haben als Charakteristikum, dass sie in Verbindung mit Vorleistungen anfallen. Typische Vorleistungserlöse sind Subventionen in Form von Investitionszulagen bzw. -zuschüssen. Sie sind eher einmalige Erlöse für eine im Voraus nicht bestimmte Periodenzahl.
Die der direkten Leistungserstellung nachgelagerten Erlöse werden als Folgeer- löse definiert. Ebenso, wie bei den Vorleistungserlösen, ist ihr wesentliches Cha- rakteristikum, dass sie gekoppelt mit Nachleistungen anfallen und im Bezug auf ihre Häufigkeit eher einmalig sind. Typische Beispiele sind Resterlöse von Pro- duktionsanlagen und sonstigen nicht mehr benötigten Ausstattungen.66 In Abb. 5 erfolgt eine Systematisierung der Lebenszykluskosten und -erlöse.67
3.6 Die Verrechnung von Vorlauf- und Folgekosten
3.6.1 Grundlagen
Die periodische Kostenleistungsrechnung berücksichtigt Vor- bzw. Folgekosten nur in Sonderfällen.68 Die unter diesen Begriffen zusammengefassten Kosten werden als Gemeinkosten in unterschiedlichen Töpfen gesammelt und i.d.R. mit prozentualen Zuschlagssätzen auf die in der gleichen Periode hergestellten69 (Gesamtkostenverfahren), oder abgesetzten Produkte (Umsatzkostenverfahren) verteilt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Vorlauf- und Folgekosten in Hilfskostenstellen zu erfassen, diese auf die Hauptkostenstellen zu verteilen und im Rahmen der Zuschlagssätze auf die in der betreffenden Periode produzierten Produkte zuzurechnen. Nachteilig an beiden Möglichkeiten ist, dass eine Zurechnung dieser Kosten auf die Produkte, die sie tatsächlich verursachen, nicht er- folgt. Vorlaufkosten müssten künftigen und Nachlaufkosten bereits ausgelaufenen Produkten zugerechnet werden.
Eine umfassende periodenübergreifende Verrechnung erfordert, dass die Vorlauf- kosten zu „aktivieren“ und den verursachenden Produkten in den späteren Peri- oden zuzurechnen sind.70 Es können beispielsweise Vorlaufkosten gesammelt und sie erst dann dem Produkt zugerechnet werden, wenn es sich in der Markt- phase befindet. Die Vorlaufkosten werden aktiviert und in späteren Perioden, ähn- lich wie bei den Abschreibungsverfahren des Anlagevermögens, abgeschrieben.71 In gleicher Weise muss eine „Passivierung“ für produktspezifische erwartete Fol- gekosten erfolgen. Hier erfolgt die Zurechnung auf die verursachenden Produkte bereits bevor die Kosten anfallen.72 Bei Folgekosten kann auf Grundlage von Erfahrungswerten eine Zurechnung auf vorherige Phasen erfolgen.73 Diese Vari- ante hat etliche Vorbilder. Ein Vorbild ist die Auftragskalkulation im Industrieanla- genbau.74 Ein weiteres Vorbild ist die „ Passivierung“ von Folgekosten durch die Bildung von Rückstellungen in der Bilanzierung (z.B. Gewährleistungs- oder Ent- sorgungsrückstellung).75
Auf eine gesonderte Erfassung der Vorlauf- und Folgekosten kann verzichtet werden, wenn sie im Verhältnis zu den laufenden Kosten in ihrer Höhe unbedeutend sind oder wenn die Relation zu den laufenden Kosten für alle Erzeugnisse in etwa gleich groß ist und gleichzeitig keinen großen Schwankungen unterliegt. In allen anderen Fällen verzerrt eine periodenbezogene Rechnung die Informationen für das strategische Management.76
Ein weiteres Konzept für die periodenübergreifende Verrechnung von Vorlauf- und Folgekosten mit einer Verknüpfung zur klassischen Kostenrechnung auf Vollkostenbasis ist die Ratierliche Kalkulation.77
Eine umfassende Verrechnung von Vorlauf- und Folgekosten birgt eine Vielzahl theoretischer und praktischer Probleme. Ein Problem stellt die Zurechnung dieser Kosten zu den Produkten dar. Das Hauptproblem ist jedoch die Prognose der Vorlauf- und Folgekosten78 auf die im folgenden Abschnitt eingegangen wird.
3.6.2 Die Prognose der Kosten und Erlöse
Da die Produktlebenszykluskostenrechnung in den frühen Phasen des Produktle- benszyklus ansetzt, in denen die Kostenbeeinflussbarkeit am größten ist, stellt sich insbesondere das Problem geeigneter Kostenprognoseverfahren.79 Um die Kosten der Vorlauf-, Markt- und Nachlaufphase vorherzusagen, kann auf die Kos- tenschätzverfahren der entwicklungsbegleitenden Kalkulation zurückgegriffen werden.80 Kostenprognoseverfahren der entwicklungsbegleitenden Kalkulation greifen auf statistische Auswertungen (i.d.R lineare Regressionsanalysen) be- reits produzierter Erzeugnisse zurück oder prognostizieren die Produktkosten auf Basis von Ähnlichkeitsbeziehungen vergleichbarer, bereits produzierter, Er- zeugnisse.81 Aufgrund der unsicheren Datenbasis, insbesondere am Anfang der Produktentwicklungen, bieten sich Schätzungen auf Basis von Expertenbefra- gungen an. Die Kostenschätzungen und Prognosen können, in Analogie zum Target Costing, als Basis für Kostenvorgaben in der Produktentwicklung genutzt werden.82
Ein weiteres Verfahren zur Kostenprognose ist das Benchmarking.83 Das Ben- chmarking ist ein Managementinstrument, in dem ein Vergleich mit anderen Un- ternehmen durchgeführt wird und u.a. Kosten und Erlöse verglichen werden.84 Das Hauptanwendungsproblem dieses Verfahrens ist das Beschaffen vergleich- barer externer Daten.85
Bei der Erlösplanung kann nicht auf pauschale Prognosen zurückgegriffen wer- den. Die Erlösprognose ist damit ein wichtiges, aber auch kritisches Instrument in der Produktlebenszykluskostenrechnung sowie im Target Costing. Tritt der typi- sche Verlauf des Produktlebenszyklus nicht ein, können nur statistisch- analytische Prognoseverfahren, wie die Regressionsanalyse und Expertenbefra- gungen, Anwendung finden.86
Die größten Probleme bei der Lebenszykluskostenrechnung liegen in der hohen Planungsunsicherheit in der frühen Phase des integrierten Produktlebenszyklus. Die Planungsunsicherheit ist insbesondere auf die Prognoseunsicherheiten zu- rückzuführen.87
Methoden, um diese Prognoseunsicherheiten zu berücksichtigen, sind beispiels- weise Sensitivitäts- und Simulationsrechnungen. Simulationsrechnungen zei- gen, wie sich die Ergebnisgröße bei der Variation einer oder mehrer Eingangs- größen ändert. Sensitivitätsrechnungen untersuchen wie weit Eingangsgrößen geändert werden können, ohne das für die Ergebnisgrößen definierten Ober- oder Untergrenzen über- bzw. unterschritten werden.88 Die Prognoseunsicherheiten sollten nicht davon abhalten eine Produktlebenszykluskostenrechnung durchzu- führen.89 In den folgenden Abschnitten werden verschiedene Möglichkeiten einer Lebenszykluskostenrechnung vorgestellt.
3.7 Die Ratierliche Kalkulation
In der Regel fallen einmalig oder sporadisch Kosten an, die zwar in der Periode ihres Anfalls gebucht werden, deren Nutzen bzw. Auswirkungen aber diese Peri- ode weit überdauern. Hierzu zählen z.B. die Entwicklungskosten eines neuen Produktes oder die nach Produkteinführung zunächst höheren Garantie- und Ku- lanzkosten.90 Der Erkenntnisgewinn der Produktlebenszyklusrechnung liegt dies- bezüglich vor allem in der detaillierten Betrachtung und Planung der Vor- und Nachlaufphase des Produktlebenszyklus. Ein- und Auszahlungen in diesen Pha- sen werden genau geplant, erfasst und gesteuert. Um diese Beträge verursa- chungsgerecht und kontinuierlich auf die Kostenträger zu verrechnen, müssen sie zunächst je Produktart gesammelt bzw. geschätzt werden, um sie dann auf die erwartete Menge dieser Produktart während der Produktlebenszeit zu vertei- len. Daraus erhält man einen festen Kostenbetrag je Produkteinheit, der in der Kostenträgerkalkulation als Rate in einer separaten Zeile anzusetzen ist. Die ra- tierliche Kalkulation wird deshalb auch als Festpreiskalkulation bezeichnet.
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1 Vgl. Schild, U., Lebenszyklusrechnung und lebenszyklusbezogenes Zielkostenmanagement, Diss. Göttingen 2004, S.156 f.
2 Vgl. Joos-Sachse, T., Controlling, Kostenrechnung und Kostenmanagement, 4. Aufl., Stuttgart 2006, S. 291.
3 Vgl. Dellmann K., und K.-P., F. von der Kostenrechnung zum Kostenmanagement, Hrsg. Dellmann K., und K.-P., F., Bern-Stuttgart-Wien 1994, S. 15 f.
4 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., Interne Unternehmensrechnung, 4. Aufl., Berlin, Heidelberg u.a. 2000, S. 330.
5 Vgl. Brecht, U., Kostenmanagement, Wiesbaden 2005, S.129.
6 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A., und Sattler, H., Marketing, München 2006, S. 187.
7 Vgl. Meffert, H., Marketing, 9. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 339.
8 Vgl. Ebenda, S. 340.
9 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A., und Sattler, H., a.a.O., S. 187.
10 Vgl. Nieschlag, R., und Dichtl, E., und Hörschgen H., Marketing, 19. Aufl., Berlin 2002, S. 121.
11 Anhang S. XI.
12 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A. und Sattler, H., a.a.O., S. 187.
13 Vgl. Meffert, H., a.a.O., S. 340.
14 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A. und Sattler, H., a.a.O., S. 187.
15 Vgl. Nieschlag,R., und Dichtl, E., und Hörschgen H., a.a.O., S. 122.
16 Vgl. Meffert, H., a.a.O., S. 340 f.
17 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A. und Sattler, H., a.a.O., S. 187 f.
18 Vgl. Meffert, H., a.a.O., S. 341.
19 Aus Sicht der Kostenrechnung wäre vor einer Desinvestition beispielsweise zu prüfen, ob die anderen Produkte genügend Deckungsbeiträge erzielen, um die Gemeinkosten des Unterneh- mens zu decken.
20 Vgl. Esch, F.-R. und Herrmann und A., Sattler und H., a.a.O., S. 188.
21 Vgl. Nieschlag,R. und Dichtl, E. und Hörschgen H., a.a.O., S. 123.
22 Vgl. Esch, F.-R. und Herrmann, A. und Sattler, H., a.a.O., S. 188.
23 Vgl. Homburg, H. und Krohmer, H., Marketingmanagement, 2. Aufl., Wiesbaden 2006, S. 455.
24 Vgl. Esch, F.-R., und Herrmann, A., und Sattler, H., a.a.O., S. 188.
25 Vgl. Meffert, H., a.a.O., S. 342.
26 Vgl. Homburg, H., und Krohmer, H., a.a.O., S. 455.
27 Vgl. Nieschlag,R., und Dichtl, E., und Hörschgen, H., a.a.O., S. 129.
28 Abb. 3: Produktionszahlen VW Käfer im Anhang S. XI.
29 Vgl. Homburg, H., und Krohmer, H., a.a.O., S. 456.
30 Vgl. Siegwart, H., und Senti, R., Product Life Cycle Management, Stuttgart 1995 S. 12.
31 Vgl. Rückle, D., und Klein, A., Product Life Cycle Management, in: neuer Entwicklungen im Kostenmanagement, hrsg. v. Dellmann, Klaus, und Franz, Klaus-Peter, Bern-Stuttgart-Wien 1994, S. 337 f.
32 Riezler, S., Lebenszykluskostenrechnung, Diss. Wiesbaden, 1996, S.8.
33 Vgl. Schweitzer, M. und Küpper, H.-U., Systeme der Kosten und Erlösrechnung, 8. Aufl., München 2003, S. 214,
34 Vgl. Fröhling, O., Dynamisches Kostenmanagement, München 1993, S. 262.
35 Vgl. Zehbold, C., Lebenszykluskostenrechnung, Diss. Wiesbaden 1996, S.151.
36 Vgl. Zehbold, C., a.a.O., S.4 f.
37 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 290.
38 Vgl. Götze, U., Kostenrechnung und Kostenmanagement, 3 Auflage, Berlin - Heidelberg - New York 2004, S. 287.
39 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 291.
40 Vgl. Götze, U., a.a.O., S. 287.
41 Vgl. Schweitzer, M., und Küpper, H.-U., Systeme der Kosten und Erlösrechnung, a.a.O. 214.
42 Vgl. Pfohl, M., C., Prototypgestützte Lebenszyklusrechnung, München 2002, S. 8.
43 Vgl. Reichmann, T., Fröhling, A., Produktlebenszyklusorientierte Planungs- und Kontrollrech- nung, in: Neuere Entwicklungen im Kostenmanagement, hrsg. v. K. Dellmann und K.-P.
44 F., Bern- Stuttgart- Wien, S. 288.
45 Vgl. Schild, U., a.a.O., S.156 f.
46 Vgl. Zehbold, C., a.a.O., S.168.
47 Vgl. Ebenda, C., a.a.O., S. 175 f.
48 Vgl. Götze, U., a.a.O., S. 287.
49 Vgl. Schild, U., a.a.O., S.156.
50 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O., S. 332 f.
51 Vgl. Götze, U., a.a.O., S.298.
52 Vgl. Reichmann, T., Fröhling, O., a.a.O., S. 285.
53 Vgl. Schild, U., a.a.O., S.156 ff.
54 Vgl. Fischer, T., Life Cycle Costing, in: die Betriebswirtschaft, Bd. 53 (1993), S. 278.
55 Vgl. Zehbold, C., a.a.O., S. 9 f. siehe auch Abschnitt 2.
56 Vgl. Back - Hock, A., Lebenszyklusorientiertes Produktcontrolling, Berlin 1988, S.23.
57 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 291 f.
58 Abb. 4: Phasen des integrierten Produktlebenszyklus im Anhang S. XII.
59 Vgl. Brecht, U., a.a.O., S. 129.
60 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 292.
61 Vorleistungskosten ist in der Literatur ein häufig verwendetes Synonym. Nachleistungskosten oder Nachlaufkosten sind in der Literatur häufig verwendete Synonyme.
62 Vgl. Zehbold, C., a.a.O., S. 159 f.
63 Kilger, W., und Pampel, J., und Vikas K. Flexible, Plankostenrechnung und Deckungsbeitrags- rechnung, 12 Aufl., Wiesbaden 2007, S. 272.
64 Vgl. Reichmann, T., und Fröhling, O., a.a.O., S. 281-331.
65 Vgl. Zehbold, C., a.a.O., S. 163 ff.
66 siehe Abb. 5: Systematisierung von Lebenszykluskosten im Anhang S. XIII.
67 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O., S. 323.
68 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 292 f.
69 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O., S. 323 f.
70 Vgl. Brecht, U., a.a.O., S. 114.
71 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O., S. 324.
72 Vgl. Brecht, U., a.a.O., S.114.
73 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O., S. 324.
74 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 294.
75 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O, S. 324.
76 siehe Abschnitt 3.7.
77 Vgl. Ewert, R., und Wagenhofer, A., a.a.O, S. 324.
78 Vgl. Riezler, S., a.a.O., S. 99.
79 Vgl. Schild, U., a.a.O., S.177.
80 Vgl. Joos-Sachse, T., a.a.O., S. 317 ff.
81 Vgl. Riezler, S., a.a.O. , S. 100.
82 Vgl. Ebenda, S. 102.
83 Vgl. Götze, U., a.a.O., S. 311.
84 Vgl. Riezler, S., a.a.O., S102.
85 Vgl. Schild, U., a.a.O., S. 276.
86 Vgl. Riezler, S., a.a.O., S. 75.
87 Vgl. Zehbold, C., a.a.O. S. 250 f.
88 Vgl. Schild, U., a.a.O., S.254.
89 Vgl. Schmidt, A., Kostenrechnung, 4. Aufl., Stuttgart 2005, S. 133.
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