Die vorliegende Arbeit versucht die Bedingungsfaktoren für Varietäten innerhalb einer Sprache zu eruieren. Im zweiten Teil werden verschiedene Beispieläußerungen anhand des Zackenmodells von Löffler in die varietätenspezifische Systematik der Standardsprache Deutsch verortet.
Inhaltsverzeichnis
1. Welche Bedingungsfaktoren für Varietäten gibt es? 3
2. Ordnen Sie die folgenden Äußerungen in eine 4 varietätenspezifische Systematik der deutschen Sprache mit kurzer Beschreibung der Varietäten ein
a) Wo salln de ´ne Supp herkregen mit en beten wat in?
b) Woher sollen diese Leute eine Suppe mit bestimmten Zutaten darin bekommen?
c) Ich hab nix andres gesagt als daß die Verfassung von freiheitlicher demokratischer Grundordnung spricht, wo jeder Normalmensch kurz „Demokratie“ sagen würde, und daß das ja wohl Gründe hat
d) Die Präteritumsreduzierungen des Trivialromans und des Sachbuchs sind zum großen Teil dadurch bedingt, daß in diesen Werken das Präsens über weite Phasen als Erzähl- bzw. als Berichttempus gewählt wird
e) Ahoi Paul! Hast gesehen, wie Michael die Schnecke angestiert hat? Voll peinlich, der Alte!
3. Verortung der Beispielsätze a) bis e) 6
4. Literaturverzeichnis 8
1. Welche Bedingungsfaktoren für Varietäten gibt es?
Während meiner Berufsausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der Volkswagen AG, die vor sieben Jahren ihren Abschluss fand, ist mir ein großer Unterschied zwischen der Sprache außerhalb und innerhalb des Arbeitsbereichs Volkswagen aufgefallen, ohne dabei jedoch den soziolinguistischen Begriff der Varietät zu kennen. Geht es der Soziolinguistik unter anderem also darum, eine „[...] Beschreibung der Unterschiede im Sprachverhalten der Angehörigen verschiedener sozialer Gruppen und Schichten [...]“ (Ulrich 1987: 162) zu formulieren, ergibt sich hieraus der Auftrag, diese Unterschiede respektive Varietäten aufzuspüren, zu definieren, abzugrenzen oder Kongruenzen festzustellen und gegebenenfalls weiter zu entwickeln. Dadurch dass Varietäten nur in Sprachen vorkommen, die eine „Mehrzahl von Sprachen“ beinhalten, welche untereinander in „Beziehung“ stehen (Thun 2005: 108), sind klare Abgrenzungen, nicht nur in der germanistischen Varietätenlinguistik, nur schwer haltbar.
„Bei allen [Varietätenmodellen, P.H.] geht es aber darum, einen funktionalen Zusammenhang zwischen linguistisch beschreibbaren sprachlichen Merkmalen und außersprachlichen Faktoren herzustellen.“ (Földes 2005: 37)
Ich werde zunächst die „aussersprachlichen Parameter“ (vgl. Linke/Nussbaumer/ Portmann 2004) kurz anführen, die ich nachfolgend als mögliche Bedingungs-faktoren für Varietäten beschreibe[1], um sie im zweiten Abschnitt eingehender zu untersuchen.
Das Alter als Faktor ergibt sich aus der unterschiedlichen Erfahrungs- und Lebenswelt und dem jeweiligen, stark unterschiedlichen, täglichen Ablauf, etwa von Jugendlichen und Rentnern. Die in den letzten Jahrzehnten herausgearbeitete „ […] soziale Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen in unserer patriarchalisch orientierten Gesellschaft“ (L/N/P 2004: 361) bildet eine weitere Bedingung: das Geschlecht. Wenn man das jeweilige Alter berücksichtigt, dann ist auch eine altersübergreifende Gruppe, mit beispielsweise gleichen Interessen, als Grundelement einer Varietät zu bedingen. Diese Gruppe kann beispielsweise aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft, Klasse, aber auch aufgrund ihres gemeinsamen Berufs oder Hobbies interagieren.[2] Im Zeitalter des Internets ergeben sich neue Mittel zur Verwendung von Sprache, die mannigfaltigen Chat-Möglichkeiten dienen als Beispiel. Auch eine auf einen gewissen Raum beschränkte Sprachverwendung kann als Faktor bezeichnet werden. Durch die verschiedensten Erwartungshaltungen, in den verschiedensten Situationen des heutigen Alltags, wird die soziale Rolle einer Person in den unterschiedlichsten Ausprägungen abgefordert. Mit der Einteilung der Gesellschaft in verschiedene Schichten, wird auch ein weiterer Bedingungsfaktor für verschiedene Varietäten geschaffen. Die Situation bildet sozusagen den „melting pot“ der aussersprachlichen Parameter und ergibt sich aus den nicht strikt einzuordnenden Bedingungsfaktoren. Weiterhin fordert auch die jeweilige Zeit ihren Anteil an den Varietäten einer Sprache.
2. Ordnen Sie die folgenden Äußerungen in eine varietätenspezifische Systematik der deutschen Sprache mit kurzer Beschreibung der Varietäten ein:
f) Wo salln de ´ne Supp herkregen mit en beten wat in?
g) Woher sollen diese Leute eine Suppe mit bestimmten Zutaten darin bekommen?
h) Ich hab nix andres gesagt als daß die Verfassung von freiheitlicher demokratischer Grundordnung spricht, wo jeder Normalmensch kurz „Demokratie“ sagen würde, und daß das ja wohl Gründe hat.
i) Die Präteritumsreduzierungen des Trivialromans und des Sachbuchs sind zum großen Teil dadurch bedingt, daß in diesen Werken das Präsens über weite Phasen als Erzähl- bzw. als Berichttempus gewählt wird.
j) Ahoi Paul! Hast gesehen, wie Michael die Schnecke angestiert hat? Voll peinlich, der Alte!
Um die Sätze a) bis e) einordnen zu können, bediene ich mich beim soziolinguistischen Zackenmodell (vgl. Löffler 1994), welches nachfolgend beschrieben wird. Auch hier sei angemerkt, dass dieses Modell keine maßstabsgetreue Nachbildung der Realität, sondern eher eine Ordnung herstellende Möglichkeit zum besseren Verständnis darstellen soll.[3]
[...]
[1] Den Charakter der Beschreibung und eben nicht den der Feststellung möchte ich betonen, da in den Veröffentlichungen zu diesem Thema, die Schwierigkeit einer festen Einordnung der Varietäten und somit auch ihrer Bedingungsfaktoren immer wieder zum Ausdruck gebracht wird.
[2] Die Frage des Verhältnisses von Sprache und Gesellschaft sei hier aufgrund der vorgegebenen Kürze unberücksichtigt.
[3] Aus dem Vortrag „Ein Varietätenmodell für die neuen Medien“ von Dr. Johannes Bittner am Deutschen Seminar der Universität Zürich vom 05. November 2003; vgl. hierzu: Bittner, Johannes (2003): Sprache und Kommunikation in digitalen Medien. Berlin: Schmidt.
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- Patrick Hillegeist (Author), 2007, Soziolinguistik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83367
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