aus der Einleitung:
Die bekannteste Bearbeitung des Motivs der Zähmung einer widerspenstigen Frau in der Literatur findet sich bei Shakespeares The Taming of the Shrew (datiert um 1593 ). Sehr schnell ist Shakespeares ‘Zähmung’ in den Interessenfokus der feministischen Literaturkritik geraten: die Darstellung von Frauenhass, Sexismus und patriarchalischen Machtstrukturen haben dem Stück zum Prädikat ‘Problem Play’ verholfen (vgl. Pfister 2000a: 393).
Doch basiert die Komik des Stückes wirklich nur auf frauenfeindlichen Äußerungen und Handlungen gegen eine als ‘shrew’ gebrandmarkte, ungehorsame Frau? Vor dem Hintergrund eines kurzen Überblicks zum Menschenbild im England der frühen Neuzeit, möchte ich in dieser Arbeit näher auf die Typologie der Hauptcharaktere des Dramas eingehen und die vordergründig frauenfeindlichen Aspekte – vor allem bezüglich des Zähmungsgeschehens – näher betrachten. Daran schließt sich eine Untersuchung der Sprache Katherinas und Petruchios in Schlüsselstellen, wie zum Beispiel dem Schlagabtausch und der Schlussrede an, um von diesen Ergebnissen auf ironische Aussagen ‘zwischen den Zeilen’ sowie Widersprüchen und Spannungen zu schließen und damit die rein misogyne Auslegung des Komischen in The Taming of the Shrew in Frage zu stellen. Da auch die gattungstheoretische Einordnung - die sich zwischen ‘farce’ und ‘romance’ bewegt - Aufschluss zur Interpretation des Komischen im Stück gibt, möchte ich mich im Anschluss an die Textbetrachtung auch diesem Thema zuwenden und diesbezüglich zwei Interpretationsansätze darstellen. Ein Blick auf einige in den Kontext des Stückes und der Fragestellung gehörige Aspekte des elisabethanischen Theaters rundet meine Darstellung ab. Dazu gehören die Aufführungspraxis des ‘cross-casting’, dessen offene Thematisierung in dem Verwirrspiel um Christopher Sly in der Einleitung einen nicht unwesentlichen Teil zur Rezeption der darauf folgenden Geschehnisse beiträgt, sowie die Beschreibung der damaligen Publikumsstrukturen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Typologie der Hauptcharaktere und frauenfeindliche Aspekte vor dem Hintergrund des Menschenbildes der Renaissance
- Das Menschenbild im England der frühen Neuzeit
- Typologie der Hauptcharaktere
- Frauenfeindliche Aspekte in The Taming of the Shrew
- Frauenfeindlichkeit als Quelle des Komischen?
- Betrachtung der Sprache Katherinas und Petruchios
- Widersprüche und kritische Spannungen
- Möglichkeiten der gattungstheoretischen Einordnung
- Theaterpraxis und Publikum
- Aufführungspraxis des 'cross-casting'
- Publikum
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Komik in Shakespeares "The Taming of the Shrew" und hinterfragt die These, dass diese ausschließlich auf frauenfeindlichen Elementen beruht. Die Analyse konzentriert sich auf die Charaktertypologie im Kontext des Renaissance-Menschenbildes, die sprachliche Darstellung der Hauptfiguren und die gattungstheoretische Einordnung des Stücks. Zusätzlich werden Aspekte der elisabethanischen Theaterpraxis beleuchtet.
- Das Menschenbild der Renaissance und seine Auswirkungen auf die Darstellung von Frauen
- Die Charakterisierung von Katherina und Bianca und ihre Beziehung zueinander
- Die Rolle der Sprache in der Darstellung von Komik und Frauenfeindlichkeit
- Die gattungstheoretische Einordnung des Stücks und ihre Bedeutung für die Interpretation
- Der Einfluss von Theaterpraxis und Publikum auf die Rezeption des Stücks
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Shakespeares "The Taming of the Shrew" als bekanntestes Beispiel für die literarische Bearbeitung des Motivs der Zähmung einer widerspenstigen Frau vor. Sie thematisiert die feministische Kritik an dem Stück und dessen Einstufung als "Problem Play" aufgrund der Darstellung von Frauenhass und patriarchalen Strukturen. Die Arbeit beabsichtigt, die These einer rein misogynen Komik zu hinterfragen und dies durch die Analyse der Hauptcharaktere, ihrer Sprache und der gattungstheoretischen Einordnung zu belegen.
Typologie der Hauptcharaktere und frauenfeindliche Aspekte vor dem Hintergrund des Menschenbildes der Renaissance: Dieses Kapitel untersucht zunächst das Menschenbild der frühen Neuzeit im England, geprägt von der Viersäftelehre und der Vorstellung einer physischen und sozialen Inferiorität der Frau. Anschließend werden die Hauptfiguren Katherina und Bianca im Kontext dieses Menschenbildes charakterisiert. Katherina wird als widerspenstig und cholerisch dargestellt, während Bianca dem Ideal der gehorsamen Frau entspricht, jedoch im Verlauf des Stücks auch ungehorsame Züge zeigt. Baptista als Vater verkörpert das patriarchalische System, während Petruchio als derjenige, der Katherina zähmen will, dargestellt wird. Der Abschnitt betont den Kontrast zwischen den Schwestern und deren Ausspielung gegeneinander im Kontext des gesellschaftlichen Ideals.
Schlüsselwörter
The Taming of the Shrew, Shakespeare, Frauenfeindlichkeit, Komik, Renaissance, Menschenbild, Viersäftelehre, Charaktertypologie, Katherina, Bianca, Petruchio, Patriarchat, Elisabethanisches Theater, cross-casting, Gattungstheorie, Ironie, Widersprüche.
Häufig gestellte Fragen zu Shakespeares "The Taming of the Shrew" - Eine literaturwissenschaftliche Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Komik in Shakespeares "The Taming of the Shrew" und hinterfragt die These, dass diese ausschließlich auf frauenfeindlichen Elementen beruht. Die Analyse betrachtet die Charaktertypologie im Kontext des Renaissance-Menschenbildes, die Sprache der Hauptfiguren und die gattungstheoretische Einordnung des Stücks. Zusätzlich werden Aspekte der elisabethanischen Theaterpraxis beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf das Renaissance-Menschenbild und seine Auswirkungen auf die Darstellung von Frauen, die Charakterisierung von Katherina und Bianca und deren Beziehung, die Rolle der Sprache in der Darstellung von Komik und Frauenfeindlichkeit, die gattungstheoretische Einordnung des Stücks und deren Bedeutung für die Interpretation sowie den Einfluss von Theaterpraxis und Publikum auf die Rezeption.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Typologie der Hauptcharaktere und frauenfeindlichen Aspekten vor dem Hintergrund des Menschenbildes der Renaissance, ein Kapitel zur Frauenfeindlichkeit als Quelle des Komischen, ein Kapitel zur Theaterpraxis und zum Publikum und eine Zusammenfassung. Jedes Kapitel unterteilt sich in weitere Unterpunkte.
Was wird im Kapitel über die Hauptcharaktere und frauenfeindliche Aspekte behandelt?
Dieses Kapitel untersucht zunächst das Menschenbild der frühen Neuzeit in England. Anschließend werden die Hauptfiguren Katherina und Bianca im Kontext dieses Menschenbildes charakterisiert, wobei der Kontrast zwischen den Schwestern und deren Ausspielung gegeneinander im Kontext des gesellschaftlichen Ideals betont wird. Baptista und Petruchio werden ebenfalls im Hinblick auf ihre Rollen im patriarchalischen System analysiert.
Wie wird die Komik im Stück analysiert?
Die Arbeit hinterfragt die These einer rein misogynen Komik und untersucht die sprachliche Darstellung der Hauptfiguren, um die verschiedenen Ebenen der Komik zu beleuchten. Dabei werden auch Widersprüche und kritische Spannungen im Stück berücksichtigt.
Welche Rolle spielt die Theaterpraxis?
Das Kapitel zur Theaterpraxis beleuchtet die Aufführungspraxis des "cross-casting" und die Relevanz des Publikums für die Rezeption des Stücks im elisabethanischen Kontext.
Welche gattungstheoretische Einordnung des Stücks wird vorgenommen?
Die Arbeit untersucht die gattungstheoretische Einordnung von "The Taming of the Shrew" und deren Bedeutung für die Interpretation der Komik und der Darstellung von Frauen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: The Taming of the Shrew, Shakespeare, Frauenfeindlichkeit, Komik, Renaissance, Menschenbild, Viersäftelehre, Charaktertypologie, Katherina, Bianca, Petruchio, Patriarchat, Elisabethanisches Theater, cross-casting, Gattungstheorie, Ironie, Widersprüche.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und gibt einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse bezüglich der Komik in "The Taming of the Shrew" und deren Beziehung zu frauenfeindlichen Aspekten.
- Quote paper
- Stephanie Pfeiffer (Author), 2004, Frauenfeindlichkeit als Quelle des Komischen? Misogyne Haltungen und Komik in William Shakespeares "The Taming of the Shrew", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83043