In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, im ersten Weltkrieg und später, trat eine umstrittene Gruppe von Dichtern auf, angeführt von Ungaretti, deren Dichtung aufgrund ihres ernsten, dunklen Tons den Namen poesia ermetica bekam. Es entstand eine Diskussion, ob dies als echte Dichtung zu bezeichnen sei, die Urteile fielen negativ aus: die Dichtung sei unverständlich, sehr schwer faßbar. Doch teilte sich diese Kritik bald in zwei Lager. Benedetto Croce, jener größte Literaturkritiker, war Vertreter derer, die aufgrund ästhetischer Unterscheidung diese Art Dichtung völlig ablehnten und als non-poesia bezeichneten. Croces enormer Einfluß in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bewirkte, daß diese Poesie lange unbeachtet blieb.
Auf der anderen Seite stand die zweite Gruppe: die der Universitätsprofessoren. Unter ihnen Petruzelli und De Robertis. Sie gaben der Dichtung ihren Namen: hermetische Poesie. Ein Dichter dieser poesia ermetica war Eugenio Montale aus Ligurien. Am 12. Oktober diesen Jahres jährt sich Montales Geburtstag zum hundertsten Male. Zahlreiche Kongresse, Vorträge, Sympossien deuten auf dieses Ereignis hin.
In Montale Lyrik finden sich Einflüsse von vielen großen Dichtern wie Leopardi, Pascoli, D'Annunzio und Sbarbaro, aber auch von jenem großen Dichter des 14. Jahrhunderts, Dante. Jedoch entwickelte Montale seine eigene charakteristische Originalität in Stil und Diktion. Sein Frühwerk, der Zyklus Ossi di seppia, 1925 veröffentlicht, besteht aus einer Reihe landschaftlich bestimmter Gedichte, in denen er Motive seiner heimatlichen, ligurischen Küste und des ligurischen Meeres einarbeitet. Die Darstellung des Konkreten, womit er Allgemeines ausdrückt, die naturalistische Beschreibung, die doch von metaphysischer Dimension ist, diese Opposition vom Besonderen und Speziellen, vom Vagen und Bestimmten soll auf Pascolis Einfluß zurückgehen.
Non chiederci la parola ist das Eingangsgedicht der Ossi di Seppia. Dieses Gedicht soll Gegenstand dieser Hausarbeit sein, die zunächst formal, dann inhaltlich Montale Gedicht zu erschließen und zu deuten versucht. So werden im ersten Teil Metrik und Reim analysiert werden, im zweiten Teil Bilder und Wortfiguren, bevor im dritten Teil eine Deutung versucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Formale Analyse
- Metrik
- Reim
- Phonemrekurrenzen
- Inhaltliche Untersuchung
- Semantische Äquivalenzrelationen
- Semantische Rekurrenzen
- Interpretationsrelevante Übersetzungsunterschiede
- Interpretation
- Rekonstruktion des oggettivo correlativo
- Allgemeine Interpretation
- Politische Interpretation
- Philosophische Interpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert Eugenio Montales Gedicht "Non chiederci la parola" aus seinem Zyklus "Ossi di seppia". Die Zielsetzung besteht darin, das Gedicht sowohl formal als auch inhaltlich zu erschließen und verschiedene Interpretationsansätze zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die sprachliche Gestaltung, die verwendeten Bilder und Wortfiguren sowie die möglichen politischen und philosophischen Bedeutungen des Textes.
- Formale Analyse von "Non chiederci la parola" (Metrik, Reim, Stilmittel)
- Inhaltliche Untersuchung der semantischen Strukturen und Rekurrenzen
- Interpretation des Gedichts im Kontext der "poesia ermetica"
- Einfluss von Dichtungstraditionen auf Montal’s Stil
- Untersuchung möglicher politischer und philosophischer Dimensionen
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkungen: Die Vorbemerkungen führen in die Thematik ein und zitieren Aussagen von Singh und Frenzel, die Montaltes Bedeutung für die moderne italienische Lyrik hervorheben. Sie beschreiben den Kontext der "poesia ermetica" und positionieren Montale innerhalb dieser Bewegung, wobei die kontroversen Reaktionen auf diese Gedichtform und der Einfluss von Benedetto Croce thematisiert werden. Der Fokus liegt auf Montaltes eigenem Stil und seiner Abgrenzung von anderen Dichtern der "poesia ermetica", sowie auf der Bedeutung von "Ossi di seppia" und dem ausgewählten Gedicht "Non chiederci la parola" für die Arbeit.
Formale Analyse: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die formale Struktur von "Non chiederci la parola". Im Gegensatz zu anderen Dichtern der "poesia ermetica", die oft auf auffällige Formen setzten, zeichnet sich Montaltes Stil durch eine Unauffälligkeit aus, die jedoch selbst wieder auffällig ist. Der Abschnitt analysiert die Metrik des Gedichts detailliert, wobei die unterschiedlichen Versmaße und deren Anordnung in den Strophen untersucht werden. Es wird auf die kombination aus expressiver Freiheit und disziplinierter Selbstkontrolle eingegangen, die den Einfluss von Dante erkennen lässt, aber dennoch Montaltes eigene stilistische Handschrift bewahrt. Der Vorwurf des "conservatismo formale" wird im Kontext diskutiert.
Inhaltliche Untersuchung: Dieser Teil geht auf die semantischen Aspekte des Gedichts ein. Die Analyse konzentriert sich auf die semantischen Äquivalenzrelationen, Rekurrenzen und die Bedeutungsunterschiede in möglichen Übersetzungen. Es wird nicht explizit auf den Inhalt eingegangen, sondern auf die sprachliche Struktur, die Bildsprache und deren Bedeutung für das Gesamtverständnis des Gedichts. Dies bildet die Grundlage für die anschließende Interpretation.
Interpretation: Dieser Abschnitt bietet verschiedene Interpretationsansätze für das Gedicht. Es werden die Rekonstruktion des "oggettivo correlativo", die allgemeine, die politische und die philosophische Interpretation beleuchtet. Jede Perspektive wird im Detail erläutert und mögliche Bedeutungsaspekte des Gedichts werden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Interpretationsebenen und deren Relevanz für ein umfassendes Verständnis des Gedichts werden hier diskutiert.
Schlüsselwörter
Eugenio Montale, Ossi di seppia, Non chiederci la parola, poesia ermetica, formale Analyse, Metrik, Reim, semantische Analyse, Interpretation, politische Interpretation, philosophische Interpretation, "oggettivo correlativo", Dante, Einflüsse, Stil, Diktion.
Häufig gestellte Fragen zu Eugenio Montales "Non chiederci la parola"
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert Eugenio Montales Gedicht "Non chiederci la parola" aus seinem Zyklus "Ossi di seppia". Sie untersucht das Gedicht sowohl formal (Metrik, Reim, Stilmittel) als auch inhaltlich (semantische Strukturen, Rekurrenzen) und beleuchtet verschiedene Interpretationsansätze (allgemein, politisch, philosophisch).
Welche Aspekte der formalen Analyse werden behandelt?
Die formale Analyse konzentriert sich auf die Metrik des Gedichts, die verschiedenen Versmaße und deren Anordnung in den Strophen. Es wird die Kombination aus expressiver Freiheit und disziplinierter Selbstkontrolle untersucht und der Einfluss von Dante diskutiert. Der scheinbar unauffällige, aber doch auffällige Stil Montaltes im Kontext des "conservatismo formale" wird beleuchtet.
Wie wird die inhaltliche Untersuchung des Gedichts durchgeführt?
Die inhaltliche Untersuchung analysiert die semantischen Äquivalenzrelationen, Rekurrenzen und Bedeutungsunterschiede in möglichen Übersetzungen. Der Fokus liegt auf der sprachlichen Struktur, der Bildsprache und deren Bedeutung für das Gesamtverständnis, ohne explizit auf den Inhalt einzugehen.
Welche Interpretationsansätze werden in der Arbeit vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert verschiedene Interpretationsansätze: die Rekonstruktion des "oggettivo correlativo", eine allgemeine Interpretation, eine politische Interpretation und eine philosophische Interpretation. Die Zusammenhänge zwischen diesen Ebenen und deren Relevanz für ein umfassendes Verständnis werden diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Eugenio Montale, Ossi di seppia, Non chiederci la parola, poesia ermetica, formale Analyse, Metrik, Reim, semantische Analyse, Interpretation, politische Interpretation, philosophische Interpretation, "oggettivo correlativo", Dante, Einflüsse, Stil, Diktion.
Wie wird die "poesia ermetica" in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit positioniert Montale innerhalb der "poesia ermetica", thematisiert die kontroversen Reaktionen auf diese Gedichtform und den Einfluss von Benedetto Croce. Sie hebt jedoch auch Montaltes eigenen Stil und seine Abgrenzung von anderen Dichtern dieser Bewegung hervor.
Welche Rolle spielen die Vorbemerkungen?
Die Vorbemerkungen führen in die Thematik ein, zitieren Aussagen von Singh und Frenzel zur Bedeutung Montaltes und beschreiben den Kontext der "poesia ermetica". Sie betonen Montaltes Stil und die Bedeutung von "Ossi di seppia" und "Non chiederci la parola" für die Arbeit.
Wie werden die Kapitel zusammengefasst?
Die Zusammenfassung der Kapitel fasst die wichtigsten Punkte jedes Abschnitts zusammen: die Einführung, die detaillierte formale und inhaltliche Analyse und die verschiedenen Interpretationsansätze.
Welche Quellen werden zitiert?
Die Arbeit zitiert explizit Aussagen von Singh und Frenzel, und implizit Benedetto Croce im Kontext der "poesia ermetica" und den Einfluss von Dante auf Montaltes Stil.
- Quote paper
- Kai-Uwe Heinz (Author), 1996, Zu: Eugenio Montale - Ossi di seppia, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82972