In den vergangenen Jahren, insbesondere jedoch durch die in letzter Zeit vieldiskutierten drohenden wirtschaftlichen und klimatischen Veränderungen, erscheint zumindest ein Wort nicht mehr so fern, geschweige denn als ein Fremdwort: die „Globalisierung“.
Auch der „Klimawandel“ oder auch die „globale Erwärmung“ ist derzeit in aller Munde – ja hier macht das größte ökologische und humanitäre Problem unserer Zeit und der höchstwahrscheinlich näheren Zukunft auch dementsprechend große Schlagzeilen. Offensichtlich jedoch erst nachdem viele Menschen große Flutmassen, Stürme von zerstörerischster Kraft und zuletzt ungewöhnlich hohe Temperaturen als nicht mehr ganz geheuer ansahen – und einen, zwar noch als Ausnahme geltenden, aber doch recht wahrscheinlichen Vorgeschmack von verändertem Klima erlebten.
Die verunsicherte Lage zeigt: es gibt durchaus auch Bewegung im Denken, welche sich wahrscheinlich immer dann beschleunigt, wenn sich Menschen unmittelbar von negativen Auswirkungen oder –folgen beeinflusst oder bedroht sehen. – Doch welche Veränderungen gibt und gab es in der Entwicklungshilfe, bei der negative Folgen schon jetzt und noch deutlicher sichtbar werden und wurden?
Für meine Hausarbeit wird daher die folgende Frage von großer Bedeutung sein:
Welche Rollen spielten und spielen die Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in der Politik sowie der öffentlichen Meinung – angesichts dieser zum Teil äußerst dramatischen Entwicklungen?
Ich möchte dabei versuchen darzustellen, auf welchen geschichtlichen Grundlagen die heutigen NGOs der Entwicklungshilfe beruhen, welche Möglichkeiten der Einflussnahme sie sich erarbeiteten und welche Zielsetzungen sie in der jüngsten Zeit verfolgten und verfolgen.
Ich vermute dabei, dass sich sehr schnell zeigen wird, dass NGOs anderen politischen und wirtschaftlichen Organisationsmechanismen schon weit voraus sind und auch, aber längst nicht mehr nur lokal und national wirken, sondern zu einer weltweiten Bewegung und Angelegenheit geworden sind. Aber auch einige Probleme z.B. bei der Realisierung und der Wirksamkeit von Informationsangeboten, Aktionen oder Konferenzen werden sich – so ist zu vermuten – im Verlauf der Hausarbeit zeigen. Weiterhin ist vorab anzunehmen, dass sich der Bereich der „Entwicklungshilfe“ und „-zusammenarbeit“ oftmals mit unmittelbar angrenzenden Feldern, beispielsweise der „Umweltpolitik“, überschneiden wird.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitende Betrachtung und Klärung wichtiger Begriffe
1.1) Einleitung
1.2) Was versteht man eigentlich unter einer „Nichtstaatlichen Organisation“?
2) Nichtstaatliche Organisationen in der Entwicklungshilfe: Entstehung, Etablierung und Zielsetzungen
2.1) Vorbetrachtung bis 1918/1919: Von ersten (internationalen) Vorreitern
2.2) Die Zeit von 1919 bis 1945: Vom Entstehen einer Grundhaltung
2.3) Die Zeit von 1945 bis 1972: Vom Aufstieg einer neuen Politikform
2.4) Die Zeit seit 1972: Von Professionalisierung und Politisierung
3) Verwendete Literatur
1) Einleitende Betrachtung und Klärung wichtiger Begriffe
1.1) Einleitung
Nichtstaatliche Organisationen (NGOs) in den Bereichen „Umwelt“ und (für diese Hausarbeit von besonderer Bedeutung) „Entwicklung“ – ob Greenpeace, WWF (World Wide Fund for Nature), CARE International, Amnesty International, der Naturschutzbund (NABU), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Robin Wood oder auch „attac“. Nahezu täglich können wir zumindest von einigen dieser Organisationen lesen, hören und/oder sehen, wenn auch mit z.T. stark schwankender Ausführlichkeit.
Zu überwiegenden Teilen geht es in den betreffenden Meldungen, Anmerkungen und Berichten nämlich nicht um übermäßig groß angelegte und besonders öffentlichkeitswirksame Aktionen oder Blockaden. Diese gibt es zwar auch weiterhin (so ist z.B. jeder Atommüll-Transport auch mit Protestaktionen verbunden), jedoch drängt sich hierbei der Eindruck auf, dass diese Tatsache schon fast als Normalität angesehen und dementsprechend abgetan wird.
Vielleicht ist dieser Umstand ja tatsächlich auch auf eine Art „Gewöhnungsmentalität“ zurückzuführen, vielleicht ist es aber auch der Wandel hin zu einer schnelllebigen und komplexer werdenden Informationsgesellschaft, welche mit ihrer schier unendlich wirkenden Vielfalt von mehr oder minder wertvollen Informationen besonders den Anliegen der NGOs Konkurrenz macht.
Aber vielleicht hat sich auch die Rolle der NGOs insgesamt – analog der allgemeinen Entwicklung – geändert. Es ist zu vermuten, dass die NGOs die allgemeinen Entwicklungen z.T. schon über Jahre mitverfolgt und sich auf die geänderte Interessenlage sowie benötigte neue Überzeugungskräfte eingestellt haben, so dass heute insgesamt weniger durch Aufsehen erregende Aktionen, denn durch Wissen, Aufklärung sowie konkrete Vorschläge überzeugt werden soll. – NGOs also eher als mahnende, aufklärerische Akteure?
In den vergangenen Jahren, insbesondere jedoch durch die in letzter Zeit vieldiskutierten drohenden wirtschaftlichen und klimatischen Veränderungen, erscheint zumindest ein Wort nicht mehr so fern, geschweige denn als ein Fremdwort: die „Globalisierung“.
Auch der „Klimawandel“ oder auch die „globale Erwärmung“ ist derzeit in aller Munde – ja hier macht das größte ökologische und humanitäre Problem unserer Zeit und der höchstwahrscheinlich näheren Zukunft auch dementsprechend große Schlagzeilen. Offensichtlich jedoch erst nachdem viele Menschen große Flutmassen, Stürme von zerstörerischster Kraft und zuletzt ungewöhnlich hohe Temperaturen als nicht mehr ganz geheuer ansahen – und einen, zwar noch als Ausnahme geltenden, aber doch recht wahrscheinlichen Vorgeschmack von verändertem Klima erlebten.
Die verunsicherte Lage zeigt: es gibt durchaus auch Bewegung im Denken, welche sich wahrscheinlich immer dann beschleunigt, wenn sich Menschen unmittelbar von negativen Auswirkungen oder –folgen beeinflusst oder bedroht sehen. – Doch welche Veränderungen gibt und gab es in der Entwicklungshilfe, bei der negative Folgen schon jetzt und noch deutlicher sichtbar werden und wurden?
Für meine Hausarbeit wird daher die folgende Frage von großer Bedeutung sein:
Welche Rollen spielten und spielen die Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in der Politik sowie der öffentlichen Meinung – angesichts dieser zum Teil äußerst dramatischen Entwicklungen?
Ich möchte dabei versuchen darzustellen, auf welchen geschichtlichen Grundlagen die heutigen NGOs der Entwicklungshilfe beruhen, welche Möglichkeiten der Einflussnahme sie sich erarbeiteten und welche Zielsetzungen sie in der jüngsten Zeit verfolgten und verfolgen.
Ich vermute dabei, dass sich sehr schnell zeigen wird, dass NGOs anderen politischen und wirtschaftlichen Organisationsmechanismen schon weit voraus sind und auch, aber längst nicht mehr nur lokal und national wirken, sondern zu einer weltweiten Bewegung und Angelegenheit geworden sind. Aber auch einige Probleme z.B. bei der Realisierung und der Wirksamkeit von Informationsangeboten, Aktionen oder Konferenzen werden sich – so ist zu vermuten – im Verlauf der Hausarbeit zeigen. Weiterhin ist vorab anzunehmen, dass sich der Bereich der „Entwicklungshilfe“ und „-zusammenarbeit“ oftmals mit unmittelbar angrenzenden Feldern, beispielsweise der „Umweltpolitik“, überschneiden wird.
Bevor ich aber zu den eigentlichen Hauptfeldern meiner Hausarbeit komme, möchte ich zunächst für diese Hausarbeit, aber auch zu meinem eigenen Verständnis, den Begriff der „Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs)“ abstecken.
1.2) Was versteht man eigentlich unter einer „Nichtstaatlichen Organisation“?
Der Begriff „Nichtregierungsorganisation“ bzw. „Nichtstaatliche Organisationen“ leitet sich aus dem englischen „non-governmental organization“ ab, daher auch die vielfach gebrauchte Abkürzung „NGO“. Im Deutschen wird zumeist von Nichtregierungsorganisationen gesprochen, was wiederum die Abkürzung „NRO“ nach sich zieht.
Zusammenschlüsse und Verbände, die der heutigen Definition einer „NGO“ wohl am ehesten entsprechen würden, gab es erstmals im 19. Jahrhundert (auf den folgenden n soll auf die historischen Wurzeln noch ausführlicher eingegangen werden). So geht beispielsweise die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung auf ein Gründungskomitee und eine darauf folgende Gründungskonferenz in den Jahren 1863/1864 zurück. Bis heute beruft sich die Bewegung analog ihrer Gründungstradition auf staatliche Unabhängigkeit und Neutralität zum Schutz des Lebens.
Der eigentliche Begriff „non-governmental organization“ (NGO) wurde jedoch erst 1949, also rund 80 Jahre nach der Gründung der Rotkreuz-Bewegung, geprägt und bekannt. (vgl. Take 2002) So wurden verschiedenste NGOs, meist mit internationaler Politikausrichtung, schon seit 1949 in den „Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der UNO“ (Brand 2000, S. 16) miteinbezogen. Bis zum heutigen Tage gibt es unter diesem Dach eine Vielzahl von Verbänden und Zusammenschlüssen. (vgl. ebd.)
Da die UNO (United Nations Organization) die moderne Form der NGOs maßgeblich mitgestaltete und dies noch immer versucht, wundert es nicht, dass ihrerseits auch eine umfassende Liste von Anforderungen an Organisationen und Zusammenschlüsse existiert, um einen Zusammenschluss auch als NGO (im Sinne der UNO) beschreiben zu können. Diese Anforderungen liefern somit auch eine erste mögliche Teil-Definition.
Als Nichtstaatliche Organisation (NGO) gilt demnach ein privat organisierter Zusammen-schluss von Menschen, welcher zum einen staatlich und parteilich unabhängig und nicht gewinn- und profitorientiert zustande kommt und zum anderen auf Freiwilligkeit (z.B. auf freiwilliger Arbeit, aber auch auf Spendenbereitschaft) und gewisser Dauerhaftigkeit beruht. (vgl. Wörner 2004)
Sofern die staatliche Unabhängigkeit – welche ganz offensichtlich besonders in finanziellen Belangen gegeben sein muss – gewahrt bleibt, ist also z.B. in der Bundesrepublik Deutschland ein mit der Verfassung bzw. geltenden Gesetzen konformer und eingetragener, möglichst auch als gemeinnützig anerkannter Verein eine potentielle „Nichtstaatliche Organisation“. In der wissenschaftlichen Definitions-Herangehensweise ist dabei von großer Bedeutung, dass sich dieser nicht an den Eigeninteressen seiner Mitglieder orientiert – neben der Unabhängigkeit nach außen muss also auch eine gewisse Unabhängigkeit nach innen gegeben sein – sowie „nicht ethnisch, national, religiös oder geschlechtsspezifisch exklusiv“ auftritt. (vgl. ebd.) Nichtstaatliche Organisationen nehmen also meist eine stellvertretende Interessenswahrnehmung für sich in Anspruch, welche sie in zunehmendem Maße professionell und dauerhaft organisieren und ausüben müssen.
Der Aktionsradius einer NGO steht dabei in einer gewissen Abhängigkeit zu a) den sich selbst gesteckten Zielen und ihrem Verwirklichungsaufwand, b) dem gezeigten freiwilligen Engagement von Mitgliedern oder Sympathisanten (in Form von freiwilliger Arbeit oder auch Spendenbereitschaft) sowie c) letztlich der erreichbaren und erreichten Öffentlichkeit. Im Gegensatz dazu bietet die schon angesprochene Unabhängigkeit zahlreiche Vorteile. So kann eine NGO sowohl nur auf lokaler Ebene, aber genauso gut auch auf nationaler oder internationaler Ebene tätig werden.
Entscheidend ist dabei also die (politische) Zielsetzung im Verbund mit einer Orientierung an Gemeinnützigkeit sowie universellen Prinzipien. Die schon angesprochene mögliche Verbindung zu Abteilungen und Einrichtungen der Vereinten Nationen (UNO) hängt weiterhin ggf. ganz von den Zielen und gewählten Standorten ab.
Mit dieser Ausrichtung und auf dieser Basis gibt es derzeit eine Fülle von NGOs, die – allgemein gesehen – eine Vielfalt von Leistungen und humanitären Funktionen zu vertreten versuchen. Dabei ist eine Spezialisierung auf bestimmte Aufgaben oder Themenbereiche schon mit der eigentlichen Gründung möglich, z.B. auf Umwelt und Naturschutz, Menschenrechte, Gesundheit, Armut, Ernährung oder Globalisierung im Allgemeinen.
Der schon unter Punkt 1.1 angesprochene Wandel der Gesellschaften, und damit auch der Anforderungen an eine NGO ermöglicht bei geschickter Nutzung und Arbeit eine Reihe von Möglichkeiten. So gelten NGOs weithin als „besonders demokratisch, bürgernah, sozial-integrativ, unbürokratisch, flexibel und innovativ“. (Take 2002)
Auf der anderen ergeben geänderte Bedingungen nicht nur Vorteile, daher leiden NGOs heute nicht selten unter gesteigerten Anforderungen; denn die zunehmende „Institutionalisier-ung, Bürokratisierung und Professionalisierung der Organisationsstrukturen vieler NGOs“ sind im Begriff die eben genannten Möglichkeiten (wie z.B. die besondere Form der Demokratie) z.T. stark einzuschränken.
Im ungünstigsten Fall können auch die stark gestiegenen materialistischen und organisatorischen Anforderungen zu einer deutlichen Einschränkung der NGO-Arbeit führen; so sind heutige „NGOs oft durch überforderte und überlastete Mitarbeiter, schlechte technische Ausstattung (besonders in den Entwicklungsländern), Finanznot und durch ein niedriges Informationsniveau, was politische Verhandlungsprozesse angeht, gekennzeichnet.“ (Take 2002)
Aus diesen Gründen gelten NGOs in der wissenschaftlichen Wahrnehmung heute zum einen als die am meisten überschätzen Akteure, was ihren Einfluss und ihre Möglichkeiten betrifft, zum anderen gelten sie aber auch als eine Art „Hoffnungsträger einer zivilgesellschaftlichen und demokratischen Entwicklung.“ (Wörner 2004)
Besonders die Funktion eine Art Hoffnungsträger zu sein, hat in den vergangenen Jahren zu einem starken Bedeutungszuwachs der NGOs geführt – gerade unter dem (durchaus subjektiven) Eindruck, dass nationalstaatliche Institutionen der Interessenvermittlung angesichts stetig steigender Komplexität der Aufgaben und insgesamt anwachsender Globalisierung zum Teil an ihre Grenzen gekommen zu sein scheinen.
Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit wird daher zusätzlich zu untersuchen sein, ob dieser eben angedeutete eher subjektive Bedeutungszuwachs, der den „Nichtstaatlichen Organisationen“ in den vergangenen Jahren zunehmend zugesprochen wird, auch unter objektiven Gesichtspunkten bestätigt werden kann. Um aber überhaupt zu dieser Art Fazit gelangen zu können, soll zunächst die Darstellung der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der NGOs im Vordergrund stehen. Dabei wird das Hauptaugenmerk – analog des Hausarbeitsthemas – zunächst auf dem entwicklungspolitischen Bereich liegen.
2) Nichtstaatliche Organisationen in der Entwicklungshilfe: Entstehung, Etablierung und Zielsetzungen
Auf den folgenden n soll der Versuch unternommen werden, die lange Entstehungsgeschichte der NGOs, ihre Etablierungsversuche, ihr Wirken und ihre Zielsetzungen bis hin zu einigen ihrer höchst aktuellen Anliegen und Standpunkte in angemessener Form darzustellen.
2.1) Vorbetrachtung bis 1918/1919: Von ersten (internationalen) Vorreitern
Wie schon in der Einleitung erwähnt, beginnt die Geschichte der NGOs nicht erst mit ihrer erstmaligen Definition durch die UNO in den 1940er Jahren. Schon weit davor gab es unter Menschen das Bedürfnis, sich für ihre Belange und Überzeugungen, aber auch im Namen von Dritten einzusetzen.
Im sozialen und humanitären Sektor, einem heute klassischen NGO-Bereich, lassen sich diese Absichten erstmals in der römisch-katholischen Kirche sowie bei christlichen Orden (Benediktiner, Franziskaner, Jesuiten, Dominikaner) erkennen. (vgl. Stoecker 2000) Es ist dabei durchaus umstritten, ob – wie im Falle des ersten Benediktinerordens, der im 6. Jahrhundert seine Arbeit begann – die Geschichte der NGOs wirklich über Jahrhunderte betrachtet werden sollte. Rein durch ihre Zielausrichtungen und ihr Engagement besaßen diese Vereinigungen jedoch durchaus eine Art Vorbildfunktion (vgl. ebd.) – und können in diesem Zusammenhang m.E. zumindest als entfernte Vorreiter für zahlreiche heutige NGOs angesehen werden.
Als erste wirkliche Vorläufer im Sinne des heutigen NGO-Verständnisses gelten jedoch im allgemeinen Konsens erst die Neugründungen „freiwilliger Vereinigungen von Bürgern“ (Furtak 1997, S. 27) sowie die ersten internationalen Organisationen des 19. Jahrhunderts. Besonders die philanthropischen Initiativen des (westlichen) Bürgertums im frühen 19. und später auch im 20. Jahrhundert gelten hierbei als Vorreiter. (vgl. Heins 2002) Sie kümmerten sich sowohl um die persönliche körperliche Unversehrtheit wie auch um das Heil von Entfernten und Fremden – häufig mit einer beachtlichen organisatorischen Kreativität. (vgl. ebd.)
Alexis de Tocqueville fielen so bei einer Reise durch die USA im Jahre 1835 zahlreiche gemeinwohlorientierte Vereinigungen von Bürgern auf, die gänzlich auf Freiwilligkeit beruhten. Ihre Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, soziale Dienste und Hilfen dort zu ermöglichen, wo von n des Staates Missstände auftraten. (Stoecker 2000) An dieser Stelle eröffnet sich so bereits ein erster Hinweis auf das Verständnis heutiger NGOs: dort einzugreifen, wo staatliche Akteure (vermeintlich) versagt haben und/oder nicht an einer Lösung eines offensichtlichen Problems interessiert sind. Als Vorläufer müssen daher so z.B. die großen Kampagnen gelten, „die seit Mitte des 19. Jahrhunderts beispielsweise gegen die Sklaverei im Süden der USA, gegen die Verweigerung des Frauenwahlrechts in Europa oder gegen rituelle Verstümmelungspraktiken […] in China oder Kenia gestartet wurden.“ (Heins 2002, S. 50)
Die Abschaffung der Sklaverei bildet so eines der ältesten Motive der ersten Menschenrechtsorganisationen. An Vereinigungen wie der „transatlantischen Kampagne für die Abschaffung der Sklaverei“ (ebd.) sowie der 1839 gegründeten „internationalen Anti-Sklaverei-Gesellschaft“ (ebd.) konnten spätere moderne Nichtregierungsorganisationen anknüpfen. Trotz vieler moralischer Ideen, die für damalige Verhältnisse unvorstellbar erschienen und zudem auch den eigenen Standpunkt angreifen konnten (Sklaverei trug z.B. einen entscheidenden Anteil zum Wohlstand der amerikanischen Südstaaten bei), gelang es den ersten Vereinigungen durch einen Rückgriff auf neue Werte (in den städtischen Mittelschichten wurden Werte wie Eigeninitiative und Selbstverantwortlichkeit populär) und auf religiöse Überzeugungen (an christliche Grundüberzeugungen wurde appelliert) in der Diskussion zu überzeugen und viele neue Anhänger zu gewinnen.
Auch in vielen anderen Nationen, in denen Sklaverei oder vielmehr noch Kolonialismus noch gewärtig war – genannt sei hier das Beispiel Großbritanniens – gab es diesen, für die Vereinigten Staaten beschriebenen, Wandel. Bereits in den 1840er Jahren gab es so beispielsweise politisch korrekte Konsumgüter wie Kaffee oder Zucker, die mit der Aufschrift „not made by slaves“ versehen waren. (vgl. Heins 2002) Auch Anti-Sklaverei-Konferenzen im Jahre 1840 und 1843 in London sowie spätere Kampagnen über die Folgen des Kolonialismus (kritisiert und hervorgehoben wurden hier besonders die dramatischen ökologischen Folgen – auf Grund eines Kolonialismus, der überwiegend rücksichtslos mit den vorgefundenen Naturgütern umging) künden von einem wachsenden Aufklärungsbedarf und Interesse an den Folgen von expandierendem Handeln.
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- Arbeit zitieren
- Ludwig Finster (Autor:in), 2007, Nichtstaatliche Organisationen (NGOs) in der Entwicklungshilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82795
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