Die Arbeit beschreibt wie es der SS unter Zuhilfenahme der Funktionshäftlinge gelang, mit einer im Vergleich zu den Häftlingen recht kleinen Anzahl von SS-Männern, das Vernichtungslager Auschwitz zu betreiben. Die Arbeit zeigt aber auch am Beispiel Otto Küsels, dass die Funktionhäftlinge, trotz des enormen Druckes, der auf ihnen lastete, ihren zusätzlichen Spielraum nutzen konnten, um ihren Mithäftlingen zu helfen.
Betrachtet man die Organisationsstruktur des Vernichtungslagers Auschwitz, so ergibt sich ein erklärungsbedürftiger Befund: Der großen Zahl der Häftlinge steht – bei aller numerischen Vergrößerung der Gesamtstruktur des Lagers im Laufe der Zeit – eine relativ kleine Anzahl von SS-Männern gegenüber. So zählte das Lager im Juni 1942, kurz nach Beginn der jüdischen Massentransporte, 23 070 registrierte Häftlinge. Die SS zählte zu diesem Zeitpunkt rund 2000 Mann. Im August 1944 standen 104 878 registrierte Häftlinge einer Stärke von 3342 SS-Männern gegenüber. Es stellt sich also die Frage, wie es der zahlenmäßig recht kleinen SS gelang, ein reibungsloses Funktionen des Vernichtungslagers zu gewährleisten und so in den Jahren 1940 bis 1945 rund 1, 5 bis 2 Millionen Menschen in Auschwitz zu ermorden. Dabei fiel sicher ein Großteil der Häftlinge dem ständigen Terror der SS zum Opfer; dann auch der schweren Arbeit im Lager, der unzureichenden Verpflegung und schließlich den katastrophalen hygienischen und sanitären Verhältnissen im Lager, mit der Folge, dass innerhalb der ersten zwei Monate 80% der Neuankömmlinge im Lager verstarben. Doch um letztlich dieses ungeheuerliche Ausmaß an Toten erreichen zu können bei dieser konstant großen relativen zahlenmäßigen Überlegenheit der Häftlinge gegenüber der SS, drängt sich der Schluss auf, dass ein Teil der Häftlinge aktiv in die Vernichtungsmachinerie des Lagers involviert gewesen sein musste.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- A. Die Rolle der Funktionshäftlinge im Vernichtungslager Auschwitz
- B. Das Beispiel des Funktionshäftlings Otto Küsel
- III. Fazit
- IV. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Rolle von Funktionshäftlingen im Vernichtungslager Auschwitz und beleuchtet deren komplexe Stellung im Lagerkontext. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Beispiel von Otto Küsel, einem Funktionshäftling, der seinen Spielraum strategisch nutzte, um den Häftlingen unter seiner Aufsicht Schutz zu bieten.
- Die Bedeutung von Funktionshäftlingen für die Organisation und das Funktionieren des Vernichtungslagers
- Die Privilegien und Pflichten, die mit der Position des Funktionshäftlings einhergingen
- Das ambivalente Verhältnis der Funktionshäftlinge zur SS und zu den übrigen Häftlingen
- Die Rolle von Otto Küsel als Beispiel für einen Funktionshäftling, der seine Position zum Schutz der Häftlinge einsetzte
- Die Herausforderungen und Dilemmata, die mit der Position eines Funktionshäftlings verbunden waren
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung des Essays dar: Wie gelang es der SS, mit einer zahlenmäßig geringen Anzahl an Personal ein riesiges Vernichtungslager wie Auschwitz zu betreiben? Die Antwort liegt in der Nutzung der Funktionshäftlinge als verlängerten Arm der SS.
II. Hauptteil
A. Die Rolle der Funktionshäftlinge im Vernichtungslager Auschwitz
Dieser Abschnitt beleuchtet die Funktionsweise und den Hintergrund der Funktionshäftlinge. Er analysiert die Voraussetzungen, die ein Häftling erfüllen musste, um Funktionshäftling zu werden, wie z.B. deutsche Sprache, Intelligenz und Loyalität zur SS. Zudem werden die Privilegien und gleichzeitig die Abhängigkeiten der Funktionshäftlinge von der SS erläutert.
B. Das Beispiel des Funktionshäftlings Otto Küsel
Dieser Teil fokussiert sich auf die Biographie von Otto Küsel und zeigt auf, wie er seinen Einfluss als Funktionshäftling nutzte, um den Häftlingen unter seiner Aufsicht Schutz und Unterstützung zu bieten. Er stellt einen Gegenpol zu den Funktionshäftlingen dar, die sich vollständig in den Dienst der SS stellten.
Schlüsselwörter
Funktionshäftlinge, Vernichtungslager Auschwitz, SS, Otto Küsel, Lagerhierarchie, Privilegien, Abhängigkeit, Widerstand, Schutz, Terror, Organisation, Systematik, Arbeitsdienst, Häftlinge, Kapo, Reichsdeutsche, politische Gefangene.
- Quote paper
- Sebastian Dregger (Author), 2007, Die Rolle der Funktionshäftlinge im Vernichtungslager Auschwitz und das Beispiel Otto Küsels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82583