Die frühhellenistische Königsherrschaft des späten vierten Jahrhunderts v. Chr. war geprägt von Machtgier, politischen Morden, propagandistischen Erhebungen und Gottkönigtum. Der Fokus der althistorischen Wissenschaft richtet sich diesbezüglich überwiegend auf die Entwicklung und Etablierung der großen östlichen Diadochenreiche und vernachlässigt auf diese Weise ebenso beachtens- und forschungswerte Herrscherreiche und Bezirkskönigtümer im zentralen Mittelmeerraum. Exemplarisch für diesen Umstand liegen etwa für die syrakusanischen Geschichte des vierten und dritten Jahrhunderts v. Chr. kaum Forschungsansätze – zumindest in Art und Umfang in der Auseinandersetzung mit den Diadochenreichen nicht vergleichbar – vor, obgleich vor allem Sizilien auch aufgrund des Wandels der Machtverhältnisse nach dem Tode Alexanders des Großen 323 von herrschaftspolitischen Veränderungen betroffen war. Doch welche Gründe beeinflussen unter Umständen das relativ geringe Forschungsinteresse an der Herrschaft des Agathokles von Syrakus?
Wenige Publikationen widmen sich dem brutalen Tyrannen auf Sizilien. Das neueste Werk von Caroline Lehmler aus dem Jahre 2005 versucht diese Frage zu beantworten und verweist in ähnlicher Absicht wie Helmut Berve 1952 vor allem auf die unzureichende Quellenbasis sowie deren teilweise zweifelhaften, übertriebenen oder subjektiven Bezüge.
Tatsächlich verarbeiten lediglich vier antike Geschichtsschreiber das Handeln und Wirken des Agathokles – namentlich Diodor (Diod. XIX.1 – XXI.17), Justin (Justin XXII.1 – XXIII.2), Polyaen (Polyaen V.3.1 – 8) sowie Polybios (Polyb. VIII.12; IX.23.2; XII.15; XY.35.6). Zunächst mag dies ausreichend erscheinen, doch sind die meisten der Quellenabschnitte auf die nicht minder interessante, jedoch für das zentrale Thema der vorliegenden Ausarbeitung lediglich ungenügend bewertbare Jugendzeit sowie in Bezug auf das Amt des Agathokles als strategos autokrator von Syrakus datiert. Vor allem nach 304 – dem Jahre der Annahme des Königstitels durch selbigen – besitzt die althistorische Wissenschaft mit Ausnahme einiger kurzer Bezüge bei Diodor kaum Quellen. An dieser Stelle kann auch die Numismatik der zu bearbeitenden Tyrannenzeit nur bedingt Auskunft geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Anfänge der Herrschaft in Syrakus
- Der Weg des Karthagers nach Sizilien
- Der Sturz der Sechshundert - Befriedigung der Machtgier
- Agathokles als Herrscher über Syrakus
- Strategos Autokrator
- Tyrann oder höchster Beamter der Demos
- Das außenpolitische Auftreten des Agathokles bis 305 v. Chr.
- Der Karthager und die Annahme des Königstitels 304 v. Chr.
- Herr und Besitzer
- Agathokles im Verhältnis der Diadochen im Osten
- Strategos Autokrator
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herrschaft des Agathokles von Syrakus im späten 4. und frühen 3. Jahrhundert v. Chr. Ziel ist es, die Quellenlage kritisch zu analysieren und zu klären, inwieweit Agathokles' Herrschaft als Tyrannis oder als höchste Beamtenstellung im Rahmen der syrakusanischen Demokratie zu bewerten ist. Die Arbeit beleuchtet den Aufstieg Agathokles', seine außenpolitischen Aktivitäten und die Frage nach der Legitimität seiner Herrschaft.
- Die Quellenlage zur Herrschaft des Agathokles und deren kritische Bewertung
- Agathokles' Aufstieg zur Macht und seine frühen politischen Strategien
- Die außenpolitische Ausrichtung Agathokles' und seine Konflikte mit Karthago
- Die Frage nach der Legitimität von Agathokles' Herrschaft: Tyrann oder höchster Beamter?
- Die Bedeutung des Afrikafeldzuges für die Machtpolitik Agathokles'
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der frühhellenistischen Königsherrschaft ein und thematisiert das geringe Forschungsinteresse an der Herrschaft des Agathokles im Vergleich zu den Diadochenreichen im Osten. Sie begründet dies mit der problematischen und lückenhaften Quellenlage, die sich hauptsächlich auf die Berichte von Diodor, Justin, Polyaen und Polybios stützt und die Notwendigkeit einer kritischen Quellenanalyse hervorhebt. Die unterschiedlichen Perspektiven und möglichen Vorurteile der antiken Geschichtsschreiber (wie Timaios und Duris) werden angesprochen und die methodische Vorgehensweise der Arbeit skizziert.
Die Anfänge der Herrschaft in Syrakus: Dieses Kapitel beschreibt den Aufstieg Agathokles' zur Macht in Syrakus. Es beleuchtet seinen Weg nach Sizilien, seinen Beitrag zum Sturz der Sechshundert und die damit verbundene Befriedigung seiner Machtgier. Der Fokus liegt auf der Analyse der politischen Machtkämpfe und Intrigen, die zu Agathokles' Herrschaft führten. Die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und den späteren Handlungen Agathokles' werden hergestellt.
Agathokles als Herrscher über Syrakus: Dieser Abschnitt analysiert Agathokles' Herrschaft als Strategos Autokrator. Es wird untersucht, ob seine Herrschaft als Tyrannis oder als legitime höchste Beamtenstellung der syrakusanischen Demos zu interpretieren ist. Das außenpolitische Handeln Agathokles' bis 305 v. Chr., seine Annahme des Königstitels 304 v. Chr., sowie seine Stellung im Kontext der Diadochenreiche im Osten werden detailliert untersucht. Die verschiedenen Facetten seiner Herrschaft und die sich verändernden Machtverhältnisse werden umfassend beleuchtet.
Schlüsselwörter
Agathokles, Syrakus, frühhellenistische Königsherrschaft, Tyrannis, Strategos Autokrator, Diadochen, Karthago, Quellenkritik, Diodor, Timaios, Duris, Machtpolitik, Afrikafeldzug, Sizilien.
Häufig gestellte Fragen zu "Agathokles von Syrakus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Herrschaft des Agathokles von Syrakus im späten 4. und frühen 3. Jahrhundert v. Chr. Sie analysiert kritisch die Quellenlage und bewertet, ob Agathokles' Herrschaft als Tyrannis oder als höchste Beamtenstellung innerhalb der syrakusanischen Demokratie einzustufen ist. Die Arbeit beleuchtet seinen Aufstieg, seine Außenpolitik und die Legitimität seiner Herrschaft.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die kritische Bewertung der Quellenlage zur Herrschaft des Agathokles; seinen Aufstieg zur Macht und seine frühen politischen Strategien; seine außenpolitische Ausrichtung und seine Konflikte mit Karthago; die Frage nach der Legitimität seiner Herrschaft (Tyrann oder höchster Beamter?); und die Bedeutung des Afrikafeldzuges für seine Machtpolitik.
Welche Quellen werden verwendet und wie werden sie bewertet?
Die Arbeit stützt sich hauptsächlich auf die Berichte von Diodor, Justin, Polyaen und Polybios. Sie betont die Notwendigkeit einer kritischen Quellenanalyse, da die antiken Geschichtsschreiber (wie Timaios und Duris) unterschiedliche Perspektiven und mögliche Vorurteile hatten. Die methodische Vorgehensweise der kritischen Quellenanalyse wird in der Einleitung skizziert.
Wie wird der Aufstieg des Agathokles dargestellt?
Das Kapitel "Die Anfänge der Herrschaft in Syrakus" beschreibt Agathokles' Weg nach Sizilien, seinen Beitrag zum Sturz der Sechshundert und die damit verbundene Befriedigung seiner Machtgier. Analysiert werden die politischen Machtkämpfe und Intrigen, die zu seiner Herrschaft führten, und die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und seinen späteren Handlungen.
Wie wird Agathokles' Herrschaft als Strategos Autokrator charakterisiert?
Der Abschnitt "Agathokles als Herrscher über Syrakus" analysiert seine Herrschaft als Strategos Autokrator. Es wird untersucht, ob seine Herrschaft als Tyrannis oder als legitime höchste Beamtenstellung des syrakusanischen Demos zu interpretieren ist. Die außenpolitischen Aktivitäten bis 305 v. Chr., die Annahme des Königstitels 304 v. Chr. und seine Stellung im Kontext der Diadochenreiche im Osten werden detailliert untersucht.
Welche Bedeutung hat der Afrikafeldzug?
Die Bedeutung des Afrikafeldzuges für die Machtpolitik Agathokles' wird als ein wichtiger Aspekt seiner Herrschaft untersucht, jedoch sind die Details der Analyse nicht im Inhaltsverzeichnis explizit aufgeführt. Mehr Informationen hierzu finden sich im Haupttext.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Agathokles, Syrakus, frühhellenistische Königsherrschaft, Tyrannis, Strategos Autokrator, Diadochen, Karthago, Quellenkritik, Diodor, Timaios, Duris, Machtpolitik, Afrikafeldzug, Sizilien.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Anfänge der Herrschaft in Syrakus, ein Kapitel über Agathokles als Herrscher über Syrakus und einen Schlussteil. Jedes Kapitel wird im HTML-Dokument kurz zusammengefasst.
- Quote paper
- Holger Skorupa (Author), 2007, Agathokles – Tyrann oder höchster Beamter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82441