A und seine Schwester B beerben ihren Vater und erwerben jeweils ein bebautes Nachbargrundstück. A, Zahnarzt, nutzt sein erworbenes Haus als Arztpraxis während B es an ihren Ehemann als Arztpraxis vermietet. Nach 11 Jahren veräußern A und B ihr Grundstück und erzielen jeweils einen Veräußerungsgewinn von 600.000 EUR. B erfährt von ihrem Steuerberater, dass sie den Gewinn nicht zu versteuern hat. A glaubt daraufhin dies gelte auch für seinen Gewinn. Als A sich wenige Monate später in einem Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten muss, staunt er gemeinsam mit dem zuständigen Strafrichter nicht schlecht, als der Vertreter des Finanzamts erläutert, dass A und B nach dem Gesetz und der Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichts unterschiedlich zu behandeln seien und A im Gegensatz zu B seinen Veräußerungsgewinn deshalb zu versteuern habe.
Das Beispiel macht deutlich, dass der „Systematik“ der Veräußerungsgewinnbesteuerung ein eklatanter Verstoß gegen das allgemeine Gerechtigkeitsempfinden zugrunde liegt. Die Arbeit zeigt auf, welche gesetzlichen Grundprinzipien eine derartig unsystematische Veräußerungsgewinnbesteuerung verursachen und hinterfragt kritisch warum selbst Richter des Bundesverfassungsgerichts darin keinen Verstoß gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz sehen.
Darüber hinaus wird insbesondere analysiert inwieweit die derzeitige Veräußerungsgewinnbesteuerung aus betriebswirtschaftlicher Sicht tragbar ist, d.h. inwiefern sie effizient und neutral belastend wirkt. Ausgangspunkt ist dabei die Erkenntnis, dass der Markt sowohl bei Haushalten als auch bei Unternehmen für eine optimale Ressourcenallokation sorgt und deshalb auch nach Erhebung von Steuern der Markt und nicht das Steuersystem die Grundlage wirtschaftlicher Entscheidungen sein muss.
Bei der Diskussion des Themas Kapitalgesellschaftverkauf wird häufig die Vereinfachung bzw. der Fehler gemacht, dass die Belastungs- und Vorteilsanalysen lediglich auf eine an der Transaktion beteiligte Person abzielen. Dies soll in der Arbeit vermieden werden. Steuern beeinflussen Preise und damit das Zustandekommen der Transaktion an sich. Sie können bei falscher Ausgestaltung dazu führen, dass ökonomische Entscheidungen anders getroffen werden als es der Markt vorgibt. Deshalb kann nur eine den Erwerber, Veräußerer sowie die Preisbildung am Markt umfassende Gesamtschau eine zutreffende Aussage über Überbesteuerung bzw. Subventionierung der Transaktion liefern.
Inhaltsverzeichnis
- III. Leistungsfähigkeitsprinzip, Einkommen und Veräußerungsgewinne
- A. Rechtfertigung und Ziel der Arbeit
- B. Veräußerungsgewinne im „System“ des deutschen Einkommensteuerrechts
- I. Systemdenken und Systembegriff in der Rechtswissenschaft.
- II. Die Systembindung des Gesetzgebers.….….......
- IV. Der Dualismus der Einkünfteermittlung..
- 1. Quellen- und Reinvermögenszugangstheorie
- 2. Kritik am Dualismus der Einkünfteermittlung
- 3. Ungleiche Behandlung von Betriebs- und Privatvermögen..
- 4. Ungleiche Behandlung von Vermögenszuwächsen im Privatvermögen .......
- 5. Zusammenfassung des Dualismus der Einkünfteermittlung ....
- V. Die Rechtssprechung zum Dualismus der Einkünfteermittlung.
- 1. Fruchtziehungsforme
- 2. Das Bundesverfassungsgericht zum Dualismus der Einkünfteermittlung.....
- 3. Die heutige strengere Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichts .....
- C.Die Besteuerung der Veräußerung von Unternehmensbeteiligungen..
- I. Die Veräußerung von Kapitalgesellschaftsanteilen.………….
- 1. Anteile im Privatvermögen
- 2. Anteile im Betriebsvermögen
- a. Anteile im Betriebsvermögen einer Personengesellschaft..
- a. Mitunternehmer ist natürliche Person
- ß. Mitunternehmer ist juristische Person.
- y. Übertragung stiller Reserven durch Reinvestitionsrücklage….……………………………….
- b. Anteile im Betriebsvermögen einer juristischen Person
- II. Die Veräußerung einer Personengesellschaft..
- 1. Anteile im „Privatvermögen“
- 2. Anteile im Betriebsvermögen
- a. Anteile im Betriebsvermögen einer juristischen Person
- b. Anteile im Betriebsvermögen einer Personengesellschaft..
- III. Zusammenfassender Überblick.
- D.Die Veräußerungsgewinnbesteuerung aus betriebswirtschaftlicher Sicht..
- I. Die Kalküle der Vertragsparteien beim Kapitalgesellschaftskauf..
- II. Grenzpreiskalkül und Besteuerung
- 1. Das Korrespondenzprinzip bei Beteiligungen an Kapitalgesellschaften.......
- 2. Die Entsteuerung und der Zeiteffekt – temporäre Doppelbesteuerung.
- 3. Der Zeiteffekt bei der Veräußerung von Anteilen an Personengesellschaften
- 4. Ergebnisse..
- III. Die wirtschaftliche Identität von Dividenden und Veräußerungsgewinnen.…………..
- 1. Exkurs: Veräußerungsgewinnbegünstigungen .......
- 2. Rechtliche Ungleichbehandlung von Dividenden und Veräußerungsgewinnen
- a. Kritik und Problemaufriss
- 3. Gesamtbetrachtung im Einperiodenmodell...
- a. Untersuchungsdesign ...
- b. Referenzbelastung.
- c. Der Veräußerer
- a. Keine gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- B. Gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- d. Der Erwerber..
- a. Keine gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- B. Gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- e. Das Modell...
- a. Keine gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- B. Gewerbesteuerliche Schachtelbeteiligung
- y. Ergebnisse und Beurteilung.
- IV. Die „,ideale\" Veräußerungsgewinnbesteuerung.
- E. Veräußerungsgewinnbesteuerung in Großbritannien....
- I. Allgemeine Regelungen der Veräußerungsgewinnbesteuerung...
- II. Veräußerung von Kapitalgesellschaftsanteilen durch natürliche Personen.......
- III. Veräußerung von Kapitalgesellschaftsanteilen durch juristische Personen
- F.Großbritannien ein Vorbild für Deutschland?.
- Der Dualismus der Einkünfteermittlung im deutschen Einkommensteuerrecht
- Die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen in Deutschland und Großbritannien
- Der Vergleich der deutschen und britischen Veräußerungsgewinnbesteuerung im Hinblick auf die Kapitalmarktentwicklung
- Die wirtschaftliche Identität von Dividenden und Veräußerungsgewinnen
- Die „ideale“ Veräußerungsgewinnbesteuerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen in Deutschland und Großbritannien aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Das Ziel ist es, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Steuersysteme aufzuzeigen und zu bewerten, welche Auswirkungen diese auf die jeweiligen Kapitalmärkte haben.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel III behandelt das Leistungsfähigkeitsprinzip, Einkommen und Veräußerungsgewinne im deutschen Einkommensteuerrecht. Es werden die Rechtfertigung und das Ziel der Arbeit erläutert und die Systembindung des Gesetzgebers im deutschen Einkommensteuerrecht beleuchtet. Besonderes Augenmerk wird auf den Dualismus der Einkünfteermittlung gelegt und die unterschiedliche Behandlung von Betriebs- und Privatvermögen sowie die rechtliche Diskussion um diesen Dualismus wird dargestellt. Kapitel IV untersucht die Veräußerungsgewinnbesteuerung von Unternehmensbeteiligungen in Deutschland. Die Veräußerung von Kapitalgesellschaftsanteilen und Personengesellschaften im Privat- und Betriebsvermögen werden detailliert analysiert und die steuerlichen Auswirkungen auf verschiedene Fallkonstellationen werden dargestellt. Kapitel V widmet sich der Veräußerungsgewinnbesteuerung aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Die Kalküle der Vertragsparteien beim Kauf von Kapitalgesellschaften, das Grenzpreiskalkül und die Besteuerung, sowie die wirtschaftliche Identität von Dividenden und Veräußerungsgewinnen werden im Detail betrachtet. Die Kapitel befasst sich auch mit den Auswirkungen der Veräußerungsgewinnbesteuerung auf die Kapitalmarktentwicklung und analysiert die „ideale“ Veräußerungsgewinnbesteuerung. Kapitel VI stellt das britische Steuersystem zur Veräußerungsgewinnbesteuerung dar. Es werden die allgemeinen Regelungen der Veräußerungsgewinnbesteuerung, die Veräußerung von Kapitalgesellschaftsanteilen durch natürliche und juristische Personen, sowie die Besonderheiten der britischen Veräußerungsgewinnbesteuerung im Vergleich zum deutschen System erläutert.
Schlüsselwörter
Veräußerungsgewinnbesteuerung, Dualismus der Einkünfteermittlung, Einkommensteuerrecht, Leistungsfähigkeitsprinzip, Betriebsvermögen, Privatvermögen, Kapitalgesellschaft, Personengesellschaft, Dividenden, Kapitalmarkt, Unternehmenssteuerrecht, Deutschland, Großbritannien, Vergleichende Steuerlehre.
- Quote paper
- Jonas Eckhardt (Author), 2007, Die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen in Deutschland und Großbritannien - eine betriebswirtschaftliche Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82257