Längst steht der Name „Don Juan“ nicht mehr nur für eine berühmte spanische Dramenfigur des siglo de oro, den von einem Mönch namens Tirso de Molina erdachten „Verführer von Sevilla“, sondern wird heutzutage als symptomatische Bezeichnung für einen notorischen Frauenhelden oder Verführer verwendet. Über mehrere Jahrhunderte hinweg hat die Don Juan-Figur sowohl Schriftsteller, Opernschreiber und Regisseure in vielen verschiedenen Kulturkreisen immer wieder inspiriert, kein anderer Stoff hat so zahlreiche unterschiedliche mediale Umsetzungen erfahren wie das Don Juan-Sujet, und kaum eine andere Figur ist noch heute so präsent. Selbst im Jahre 1995, mehr als 370 Jahre nach der Uraufführung des Urdramas „Don Juan-El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra“, hat die Gestalt des „größten Liebhabers aller Zeiten“ für den Regisseur und Drehbuchautor Jeremy Leven genug Potential dargestellt, um einen weltweit erfolgreichen Hollywood-Film mit Starbesetzungen wie Johnny Depp und Marlon Brando zu produzieren. Was aber macht die Gestalt des Don Juan über Jahrhunderte hinweg so attraktiv? Was beinhaltet der Stoff, der ihn zu einem resistenten Mythos in epischen, dramatischen, lyrischen und musikalischen Adaptionen macht, obwohl seine Herkunft längst in Vergessenheit geraten ist? Impliziert bereits das Ursprungsdrama bestimmte intermediale Ansätze, welche die umfangreichen medialen Adaptionen initiiert haben? Und wie verarbeitet der Film Levens diese dem Stoff immanente Intermedialität? In der folgenden Arbeit werde ich sowohl das Primärwerk Tirso de Molinas als auch die filmische Adaption Jeremy Levens im Hinblick auf ihre intermedialen Aspekte analysieren und das umfassende Phänomen der Transmedialität und Mythologisierung dieses Themenkomplexes erklären.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intermedialität: Definitionsproblematiken
- Tirso de Molina: „Don Juan- El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra“
- Der kontradiktorische Aufbau des Dramas
- Der Ursprung des Stoffes
- Historischer Kontext der Entstehung des Primärdramas
- Das Schuld- und Sühne-Motiv
- Das Ehrmotiv
- Stoffgeschichte
- „Mythos Don Juan“- Was macht den Stoff so resistent?
- Die Konturlosigkeit Don Juans
- Der Mythos „Don Juan“
- Intermediale Aspekte des Dramas
- Die Steinstatue
- Die Theatralik des Schlusses
- Der Brief als Medium
- Intertextualität
- Intermedialität im Theater und Film
- Vorbemerkung zur Filmanalyse
- Jeremy Leven: „Don Juan de Marco“ (1995)
- Ein neuer Don Juan? Levens Doppelkonstruktion der Figur
- Die Don Juan-Darstellung im Kinotrailer und auf dem Cover
- Der Film als Don Juan-Parodie: Eine Destruktion des Mythos?
- Don Juans Stimme im Off
- Die Besetzung der Hauptrollen
- Intermedialität durch theatralische Strukturen im Film
- Intermediale Verweise auf vorherige Don Juan-Adaptionen
- Die Plakatwand als intermedialer Verweis
- Ein neuer Don Juan? Levens Doppelkonstruktion der Figur
- Das Spiel mit dem Stoff auf Metaebene
- Der Film im Film
- Die Scheinexistenz Don Juans
- Das Spiel mit der Wahrheit
- „Theatrum mundi“- Das Leben als Theaterinszenierung
- Don Juan als Heiler oder: Die Intention des Films
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die intermedialen Aspekte im Ursprungsdrama von Tirso de Molina und in der Filmadaptation von Jeremy Leven ("Don Juan de Marco"). Ziel ist es, das Phänomen der Transmedialität und Mythisierung des Don Juan-Stoffes zu erklären und die Verarbeitung intermedialer Aspekte in beiden Werken zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext und untersucht Schlüsselmotive wie Schuld, Sühne und Ehre im Primärdrama.
- Intermedialität im Don Juan-Stoff
- Die Entwicklung des Don Juan-Mythos
- Vergleichende Analyse von Theater und Filmadaptation
- Levens Interpretation und Darstellung Don Juans
- Das Spiel mit Wahrheit und Fiktion im Film
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der anhaltenden Faszination der Don Juan-Figur und der intermedialen Aspekte in ihren verschiedenen Adaptionen. Sie umreißt den Aufbau der Arbeit und kündigt die Analyse sowohl des Ursprungsdramas als auch des Films von Jeremy Leven an.
Intermedialität: Definitionsproblematiken: Dieses Kapitel diskutiert die Schwierigkeiten bei der Definition von „Intermedialität“ und „Medium“ in der wissenschaftlichen Literatur. Es werden verschiedene Ansätze und Definitionen präsentiert, insbesondere die von Jürgen E. Müller, die als Grundlage für die folgende Analyse dient. Die Komplexität der Begrifflichkeit und die Abgrenzung zu verwandten Konzepten wie „Multimedialität“ und „Intertextualität“ wird herausgearbeitet.
Tirso de Molina: „Don Juan- El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra“: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Ursprungsdrama von Tirso de Molina, beleuchtet dessen Entstehung im historischen Kontext und analysiert zentrale Aspekte wie den Aufbau des Dramas, das Schuld- und Sühne-Motiv, und das Ehrmotiv. Es wird die Bedeutung des Dramas für die spätere Rezeption des Don Juan-Stoffes und dessen Einfluss auf die zahlreichen Adaptionen hervorgehoben.
„Mythos Don Juan“- Was macht den Stoff so resistent?: Dieser Abschnitt untersucht die Gründe für die anhaltende Relevanz des Don Juan-Mythos. Die „Konturlosigkeit“ der Figur und ihre Adaptionsfähigkeit in verschiedenen Medien und Epochen werden analysiert. Es wird diskutiert, welche Aspekte des Stoffes ihn zu einem so resistenten Mythos gemacht haben.
Intermediale Aspekte des Dramas: Hier werden die intermedialen Aspekte innerhalb des Dramas von Tirso de Molina untersucht. Elemente wie die Steinstatue, die Theatralik des Schlusses, und der Brief als Medium werden analysiert und ihre Bedeutung für die spätere mediale Umsetzung des Stoffes erläutert. Der Begriff der Intertextualität wird in diesem Kontext diskutiert.
Intermedialität im Theater und Film: Dieses Kapitel legt den Fokus auf die intermedialen Aspekte im Kontext von Theater und Film, wobei spezielle Problematiken von Literaturverfilmungen beleuchtet werden. Es dient als Brücke zur anschließenden Analyse des Films von Jeremy Leven.
Jeremy Leven: „Don Juan de Marco“ (1995): Diese zentrale Analyse befasst sich mit Levens Film und konzentriert sich auf die Darstellung Don Juans, den Film als Parodie, die intermedialen Strukturen, sowie die Verweise auf vorherige Adaptionen. Es wird die Doppelkonstruktion der Figur, das Spiel mit Fiktion und Realität, und die Intention des Regisseurs untersucht.
Das Spiel mit dem Stoff auf Metaebene: Dieses Kapitel analysiert die metafiktionalen Aspekte des Films, wie z.B. „Der Film im Film“ und die Darstellung von Don Juans Scheinexistenz, und deren Bedeutung für das Verständnis der Gesamtinszenierung.
Das Spiel mit der Wahrheit: Der Abschnitt befasst sich mit der Thematik von Wahrheit und Täuschung im Film, insbesondere im Kontext des „Theatrum mundi“-Konzepts.
Don Juan als Heiler oder: Die Intention des Films: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Interpretation und die Intentionen des Films von Jeremy Leven, indem die Rolle Don Juans als Heiler und die damit verbundene Botschaft untersucht wird.
Schlüsselwörter
Don Juan, Intermedialität, Transmedialität, Mythos, Tirso de Molina, Jeremy Leven, Don Juan de Marco, Film, Theater, Literaturverfilmung, Schuld, Sühne, Ehre, Parodie, Fiktion, Realität.
Häufig gestellte Fragen zu: Intermediale Aspekte im Don Juan-Stoff - Eine Analyse von Tirso de Molina und Jeremy Leven
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die intermedialen Aspekte des Don Juan-Stoffes, indem sie das Ursprungsdrama von Tirso de Molina („Don Juan – El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra“) und die Filmadaptation von Jeremy Leven („Don Juan de Marco“, 1995) vergleicht. Im Fokus steht die Untersuchung der Transmedialität und Mythisierung des Don Juan-Stoffes sowie die intermedialen Aspekte in beiden Werken.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Intermedialität im Don Juan-Stoff, die Entwicklung des Don Juan-Mythos, einen Vergleich von Theater und Filmadaptation, Levens Interpretation und Darstellung Don Juans, sowie das Spiel mit Wahrheit und Fiktion im Film. Zusätzlich werden der historische Kontext, Schlüsselmotive wie Schuld, Sühne und Ehre im Primärdrama, und die Problematik der Intermedialitätsdefinition beleuchtet.
Welche Werke werden analysiert?
Die Hauptaugenmerke liegen auf Tirso de Molinas Drama „Don Juan – El Burlador de Sevilla y Convidado de Piedra“ als Ursprungstext und Jeremy Levens Filmadaptation „Don Juan de Marco“ (1995). Die Analyse umfasst die Untersuchung der intermedialen Elemente innerhalb des Dramas und die intermedialen Verweise und Strukturen im Film.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung und einer Auseinandersetzung mit Definitionsproblemen der Intermedialität. Es folgen Kapitel zur Analyse des Dramas von Tirso de Molina (inkl. historischem Kontext und Motiv-Analyse), zur Erklärung des anhaltenden Mythos Don Juans, zu intermedialen Aspekten im Drama, zu Intermedialität im Theater und Film allgemein, und zur detaillierten Analyse von Levens Film „Don Juan de Marco“. Abschließende Kapitel befassen sich mit dem Spiel mit Metaebenen, Wahrheit und Fiktion im Film und Levens Intentionen.
Welche zentralen Fragen werden gestellt?
Die zentrale Frage ist, was die anhaltende Faszination der Don Juan-Figur und die intermedialen Aspekte in ihren verschiedenen Adaptionen ausmacht. Weitere Fragen betreffen die Entwicklung und die Resistenz des Don Juan-Mythos, die intermedialen Strategien in beiden analysierten Werken und die Interpretation Don Juans in Levens Film.
Welche Schlüsselbegriffe werden verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Don Juan, Intermedialität, Transmedialität, Mythos, Tirso de Molina, Jeremy Leven, Don Juan de Marco, Film, Theater, Literaturverfilmung, Schuld, Sühne, Ehre, Parodie, Fiktion, Realität.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine ausführliche Zusammenfassung jedes Kapitels, die die wesentlichen Inhalte und die jeweiligen Forschungsfragen zusammenfasst.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser und Wissenschaftler, die sich für den Don Juan-Stoff, Intermedialität, Transmedialität, Theater- und Filmwissenschaft sowie Literaturverfilmungen interessieren.
Wo finde ich den vollständigen Text?
Der vollständige Text dieser Arbeit ist nicht in diesem FAQ enthalten. Dieser FAQ bietet lediglich eine Übersicht über die wichtigsten Inhalte.
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- Bettina Arzt (Author), 2005, Don Juan im Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82158