Die sachgerechte Bewertung von Unternehmen
sowie einzelner Vermögenswerte und Schulden ist eines der intensiv und kontrovers diskutierten Problemfelder der Betriebswirtschaftslehre und gilt daher als Königsdisziplin . Bei der Unternehmensbewertung sind zahlreiche Aspekte wie z. B. Markt- und Wettbewerbsumfeld, Prognosemethoden, Szenarien der Unternehmensentwicklung, Finanzierungsstrategien sowie der Einfluss des Steuer- und Gesellschaftsrechts zu berücksichtigen. Die Diskussion über die „richtige“ Vorgehensweise bei der Bewertung von Unternehmen hat in den vergangenen Jahren breiten Raum in der wirtschaftswissenschaftlichen und managementorientierten Literatur eingenommen. Bisher haben sich allerdings parallele Welten entwickelt: Die eher als kompliziert wahrgenommene Theoriediskussion steht einer an den verfügbaren Informationen orientierten Praxis gegenüber. Hinsichtlich der Notwendigkeit von Unternehmensbewertungen bspw. bei M&A-Transaktionen, die im Jahr 2006 eine neue Höchstmarke mit einem Volumen von 4,06 Bio. US-$ erreichten, ist der Wert eines Unternehmens ein elementarer Faktor für das Zustandekommen von Kauf und Verkauf einer Unternehmung.
Neben der Discounted Cash Flow-Methode, die derzeit wohl dem State-of-the-Art der modernen Unternehmensbewertung entspricht, wird im Folgenden auf den innovativen Ansatz von Fundamentalmultiples eingegangen, welcher in der Praxis, insbesondere bei Private Equity Investoren, weit verbreitet Anwendung findet. Die Multiplikator-Methoden, die auch als marktwert- oder kapitalmarktorientierte Bewertungsmethode in der Literatur zu finden ist, erfreuen sich in der heutigen Praxis an hoher Relevanz.
Entsprechend auch die theoretische Anerkennung, die sich nicht zuletzt durch die Aufnahme dieses Bewertungsverfahrens in den IDW S 1 - Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen - widerspiegelt.
Die vorliegende Arbeit befasst sich neben der Erläuterung der bereits angesprochenen Bewertungsmethoden im Rahmen von M&A-Transaktionen mit dem damit einhergehenden Mehrwert für Käufer bzw. Verkäufer. So gilt es die Substanz zu identifizieren und nach den rechtlichen Regeln für die Vertragsparteien einvernehmlich zu gestalten. Hier wird eine definitorische Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten notwendig.
Ein weiterer Problempunkt in der Bewertungspraxis sind die Auswirkungen der unterschiedlichen Methoden, die u. a. zu Veränderung im Working Capital Mechanismus führen, wobei das Working Capital Management als Hauptaufgabe der Unternehmensführung oftmals unterschätzt wird, denn die effiziente Bewirtschaftung des Working Capital steigert die Profitabilität des Unternehmens: Operative Lagerkosten, Forderungsbewirtschaftungskosten und Finanzierungskosten werden reduziert. Ein Studie von KPMG aus dem Jahr 2005, in der 550 führende europäische Unternehmen befragt wurden, hat ergeben, dass nur ein drittel der Unternehmen ein gezieltes Working Capital Management nutzt. Hier gilt es einen Brückenschlag zu den Bewertungsmethoden herzustellen
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 ANLASS FÜR BEWERTUNGEN
- 3 VERFAHREN IN DER UNTERNEHMENSBEWERTUNG
- 4 DUE DILIGENCE (UNTERNEHMENSPRÜFUNG)
- 4.1 DUE DILIGENCE - BEGRIFF UND INSTRUMENT
- 4.2 FINANCIAL DUE DILIGENCE - ZIELE UND BEDEUTUNG
- 5 AUSGEWÄHLTE VERFAHREN ZUR UNTERNEHMENSBEWERTUNG
- 5.1 DISCOUNTED CASH FLOW - VERFAHREN
- 5.1.1 Konzeption - Verfahrensbeschreibung und Überblick
- 5.1.2 Cash Flow
- 5.1.3 Überblick der Bewertungsansätze im Rahmen der DCF-Verfahren
- 5.1.3.1 Weighted Average Cost of Capital-Ansatz
- 5.1.3.2 Total Cash Flow-Ansatz
- 5.1.3.3 Adjusted Present Value-Ansatz
- 5.2 MULTIPLIKATOR-VERFAHREN
- 5.2.1 Konzeption - Verfahrensbeschreibung und Überblick
- 5.2.2 Multiplikatoren
- 5.2.2.1 Equity-Multiplikatoren
- 5.2.2.2 Entity-Multiplikatoren
- 6 DIE DEFINITORISCHE ABGRENZUNG VON NETTOUMLAUFVERMÖGEN UND NETTOFINANZVERBINDLICHKEITEN IM RAHMEN VON M&A-TRANSAKTIONEN
- 6.1 VORBEMERKUNGEN
- 6.2 BILANZEN IN M&A-TRANSAKTIONEN
- 6.3 NETTOFINANZVERBINDLICHKEITEN (NET DEBT AND DEBT-LIKE ITEMS)
- 6.3.1 Geldmittel (Cash)
- 6.3.2 Verbindlichkeiten (Debt)
- 6.4 NETTOUMLAUFVERMÖGEN (NET WORKING CAPITAL)
- 6.4.1 Das Working Capital in der betriebswirtschaftlichen Literatur
- 6.4.2 Das Working Capital für Analysezwecke
- 7 DARSTELLUNG DER UNTERSCHIEDLICHEN BETRACHTUNG VON BILANZIELLEN SACHVERHALTEN IN ABHÄNGIGKEIT VOM GEWÄHLTEN BEWERTUNGSVERFAHREN
- 7.1 BEHANDLUNG BESTIMMTER BILANZPOSITIONEN IM RAHMEN VON M&A-TRANSAKTIONEN
- 7.1.1 Anlagevermögen
- 7.1.2 Latente Steuern
- 7.1.3 Buchwert des Eigenkapitals
- 7.1.4 Erhaltene Anzahlungen
- 7.1.5 Berücksichtigung von Steuern
- 7.2 AUSWIRKUNGEN DER ANWENDUNG DER DCF-VERFAHREN ODER DER MULTIPLIKATOR-VERFAHREN AUF DEN CLOSING MECHANISMUS
- 7.2.1 Was ist ein Closing Mechanismus?
- 7.2.2 Betrachtung der Bewertungsverfahren auf den Closing Mechanismus
- 7.3 EXKURS: LOCKED-BOX-MECHANISMUS
- 7.4 EINFLUSS AUF DIE FINANCIAL DUE DILIGENCE
- 7.4.1 Definition von Nettofinanzverbindlichkeiten und Working Capital innerhalb der Due Diligence
- 7.4.2 Auswirkung der Anwendung von DCF-Verfahren gegenüber Multiplikator-Verfahren auf die Financial Due Diligence
- 7.4.3 Einfluss weiterer Closing Mechanismen auf die FDD
- 7.4.3.1 Mechanismus in Bezug auf Nettoanlagevermögen
- 7.4.3.2 Mechanismus in Bezug auf Nettofinanzverbindlichkeiten bzw. Nettoumlaufvermögen
- 7.4.3.3 Mechanismus in Bezug auf das Locked-Box-Verfahren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht kritisch die Abgrenzungskriterien von Working Capital und Finanzverbindlichkeiten bei M&A-Transaktionen. Es mangelt bisher an klaren Definitionen dieser wesentlichen Einflussgrößen. Das Buch richtet sich an Studierende, Lehrende, Wirtschaftsprüfer und alle, die sich mit Bewertungs- und Transaktionsthemen befassen.
- Definitorische Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten in M&A-Transaktionen
- Vergleich von Discounted Cash Flow-Verfahren und Multiplikator-Verfahren in der Unternehmensbewertung
- Behandlung bestimmter Bilanzpositionen im Rahmen von M&A-Transaktionen
- Einfluss der gewählten Bewertungsverfahren auf den Closing-Mechanismus
- Auswirkungen auf die Financial Due Diligence
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Unternehmensbewertung im Kontext von Mergers & Acquisitions (M&A) ein und begründet die Notwendigkeit einer genaueren Betrachtung der definitorischen Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten. Es skizziert den Aufbau der Arbeit und die Zielsetzung.
2 Anlass für Bewertungen: Der zweite Abschnitt beleuchtet die unterschiedlichen Anlässe für Unternehmensbewertungen, insbesondere im Rahmen von M&A-Transaktionen. Hier werden die verschiedenen Motive für Fusionen, Übernahmen und andere Transaktionen betrachtet und der Zusammenhang mit der Notwendigkeit einer präzisen Bewertung herausgestellt. Beispiele könnten den Bedarf an Unternehmensbewertungen vor dem Hintergrund von Kapitalmarkttransaktionen, strategischen Allianzen oder der Nachfolgeregelung illustrieren.
3 Verfahren in der Unternehmensbewertung: Kapitel drei liefert einen Überblick über verschiedene Methoden der Unternehmensbewertung. Es werden die grundlegenden Prinzipien verschiedener Ansätze vorgestellt und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen im Kontext von M&A-Transaktionen diskutiert. Diese Einführung dient als Basis für das tiefere Eintauchen in die im Folgenden behandelten Discounted Cash Flow- und Multiplikator-Verfahren.
4 Due Diligence (Unternehmensprüfung): Dieses Kapitel beschreibt den Begriff und die Instrumente der Due Diligence, mit besonderem Fokus auf die Financial Due Diligence. Es werden die Ziele und die Bedeutung einer gründlichen Prüfung der Finanzdaten eines Unternehmens im Vorfeld einer M&A-Transaktion erläutert. Die Bedeutung der sorgfältigen Analyse im Hinblick auf die spätere Bewertung wird hervorgehoben und mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht.
5 Ausgewählte Verfahren zur Unternehmensbewertung: Kapitel fünf vergleicht ausführlich die Discounted Cash Flow-Verfahren und die Multiplikator-Verfahren. Es werden die jeweiligen Konzepte, Verfahrensbeschreibungen und der Überblick über die einzelnen Ansätze detailliert dargestellt, einschließlich der verschiedenen Cash-Flow-Methoden im DCF-Kontext und der verschiedenen Multiplikatoren im Multiplikator-Verfahren. Die Stärken und Schwächen beider Methoden werden im Detail analysiert und miteinander verglichen, um die jeweilige Eignung für M&A-Transaktionen zu beurteilen.
6 Die definitorische Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten im Rahmen von M&A-Transaktionen: Das zentrale Kapitel sechs befasst sich eingehend mit der definitorischen Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten in M&A-Transaktionen. Es analysiert die Herausforderungen bei der Bestimmung des Working Capitals und des Net Debt und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen in der Praxis. Die Kapitel erläutert die Relevanz dieser Größen für die Unternehmensbewertung und die Auswirkungen auf den Kaufpreis. Durch die Einarbeitung von Beispielen wird die praktische Umsetzung verdeutlicht und die möglichen Probleme detailliert beschrieben.
7 Darstellung der unterschiedlichen Betrachtung von bilanziel-len Sachverhalten in Abhängigkeit vom gewählten Bewertungsverfahren: Kapitel sieben untersucht die Auswirkungen der Wahl des Bewertungsverfahrens (DCF vs. Multiplikator) auf die Behandlung verschiedener Bilanzpositionen. Es analysiert den Einfluss auf den Closing-Mechanismus und die Bedeutung für die Financial Due Diligence. Die Behandlung von Anlagevermögen, latenten Steuern, Eigenkapital und weiteren Positionen wird detailliert im Kontext der beiden Bewertungsverfahren beschrieben. Der Locked-Box-Mechanismus wird als ergänzende Methode vorgestellt.
Schlüsselwörter
Unternehmensbewertung, M&A-Transaktionen, Discounted Cash Flow Verfahren, Multiplikator-Verfahren, Nettoumlaufvermögen, Nettofinanzverbindlichkeiten, Due Diligence, Financial Due Diligence, Closing Mechanismus, Working Capital, Bilanzanalyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Unternehmensbewertung im Kontext von M&A-Transaktionen"
Was ist der Gegenstand des Buches "Unternehmensbewertung im Kontext von M&A-Transaktionen"?
Das Buch befasst sich eingehend mit der Unternehmensbewertung im Rahmen von Mergers & Acquisitions (M&A)-Transaktionen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der kritischen Untersuchung der Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen (Working Capital) und Nettofinanzverbindlichkeiten bei solchen Transaktionen, da es bisher an klaren Definitionen dieser wesentlichen Einflussgrößen mangelt.
Welche Zielgruppen spricht das Buch an?
Das Buch richtet sich an Studierende, Lehrende, Wirtschaftsprüfer und alle, die sich mit Bewertungs- und Transaktionsthemen befassen.
Welche Bewertungsverfahren werden im Buch behandelt?
Das Buch vergleicht ausführlich zwei zentrale Verfahren der Unternehmensbewertung: Discounted Cash Flow (DCF)-Verfahren und Multiplikator-Verfahren. Es werden die jeweiligen Konzepte, Verfahrensbeschreibungen und verschiedene Ansätze detailliert dargestellt und miteinander verglichen.
Wie werden Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten definiert und abgegrenzt?
Kapitel 6 widmet sich ausführlich der definitorischen Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten in M&A-Transaktionen. Es analysiert die Herausforderungen bei der Bestimmung des Working Capitals und des Net Debt und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen in der Praxis. Die Relevanz dieser Größen für die Unternehmensbewertung und die Auswirkungen auf den Kaufpreis werden erläutert.
Welche Rolle spielt die Due Diligence im Kontext der Unternehmensbewertung?
Das Buch beschreibt den Begriff und die Instrumente der Due Diligence, mit besonderem Fokus auf die Financial Due Diligence. Es werden die Ziele und die Bedeutung einer gründlichen Prüfung der Finanzdaten eines Unternehmens im Vorfeld einer M&A-Transaktion erläutert. Die Bedeutung der sorgfältigen Analyse im Hinblick auf die spätere Bewertung wird hervorgehoben.
Wie beeinflussen die gewählten Bewertungsverfahren den Closing-Mechanismus?
Kapitel 7 untersucht die Auswirkungen der Wahl des Bewertungsverfahrens (DCF vs. Multiplikator) auf die Behandlung verschiedener Bilanzpositionen und den Closing-Mechanismus. Der Einfluss auf die Financial Due Diligence wird ebenfalls analysiert. Der Locked-Box-Mechanismus wird als ergänzende Methode vorgestellt.
Welche Bilanzpositionen werden im Detail betrachtet?
Das Buch behandelt im Detail die Behandlung von Anlagevermögen, latenten Steuern, Eigenkapital und erhaltenen Anzahlungen im Kontext der beiden Bewertungsverfahren (DCF und Multiplikator).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Thematik des Buches?
Schlüsselwörter sind: Unternehmensbewertung, M&A-Transaktionen, Discounted Cash Flow Verfahren, Multiplikator-Verfahren, Nettoumlaufvermögen, Nettofinanzverbindlichkeiten, Due Diligence, Financial Due Diligence, Closing Mechanismus, Working Capital, Bilanzanalyse.
Welche Kapitel umfasst das Buch und welche Inhalte werden darin behandelt?
Das Buch beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu den Anlässen für Bewertungen, den Verfahren in der Unternehmensbewertung, Due Diligence, ausgewählten Bewertungsverfahren (DCF und Multiplikator), der definitorischen Abgrenzung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten sowie die Darstellung unterschiedlicher Betrachtung von Bilanzpositionen in Abhängigkeit vom gewählten Bewertungsverfahren.
- Quote paper
- André Peiffer (Author), 2007, Discounted Cash Flow-Verfahren versus Multiplikator-Verfahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82000