Die Entwicklung der Menschheit ist seit je her durch technologischen Fortschritt geprägt, technische Entwicklung verändert die Gesellschaft und haben damit Einfluss auf jeden einzelnen Menschen. Das gilt z.B. für die Entwicklung von den ersten Werkzeugen bis hin zur Industriegesellschaft, oder der Tatsache, dass heute in der Pharmaindustrie kein neues Medikament mehr entwickelt wird, das nicht von Methoden und Techniken aus der Biotechnologie abhängt. Dementsprechend werden neuen Technologien große Potenziale für die internationale Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Wirtschaftssektoren zugemessen, neue Technologien werden an dieser Stelle sprichwörtlich zur treibenden Kraft.
Diese Ausarbeitung soll die Fragen klären, wie man Potenziale neuer Technologien rechtzeitig erkennt und wie man diese möglichst effizient nutzt, welche Arten von Technologien es gibt und welche Merkmale und Eigenschaften Technologien haben. Abschließend wird ein konkreter Überblick gegeben, welche neuen Technologien in den kommenden Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnen werden, insbesondere auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schließlich sind Forschung, Entwicklung und daraus abgeleitete Hochtechnologien die einzige Ressource, mit denen ein Land wie Deutschland, ohne nennenswerte natürliche Rohstoffe, seine gute Stellung unter den führenden Wirtschaftsnationen in Zukunft weiterhin behaupten kann. Noch gibt es einen Vorsprung bzw. eine Spitzenstellung in neuen Technologien, doch immer weiter steigende Forschungs-budgets anderer Nationen, insbesondere der asiatischen, greifen diese Stellung auf Dauer an.
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlegende Begriffe
2.1 Innovation, Technologie und F&E
2.2 Innovations-, Technologie- und F&E-Management
3. Technologie als Basis von Innovationen
3.1 Auslöser: Demand Pull und Technology Push
3.2 Merkmale von Technologien
4. Technologielebenszyklen und -eigenschaften
4.1 Technologiedynamik
4.2 Technologielebenszyklusmodell von Ford und Ryan
4.3 Technologielebenszyklusmodell von Arthur D. Little
4.4 S-Kurven-Konzept von McKinsey
4.5 Klassifikationen von Technologien
4.6 Technologiefelder
4.7 Technologieportfolios
5. Strategisches Technologiemanagement
5.1 Technologiestrategien
5.2 Technology-Roadmapping
5.3 Technologietransfer
6. Potenziale neuer Technologien
6.1 Deutschland im internationalen Vergleich
6.2 Technopole
6.3 Nanotechnologie
6.4 Biotechnologie
6.5 Optische Technologien
7. Fazit
III. Literaturverzeichnis
IV. Anhang
II. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Reichweite des Innovationsmanagements
Abb. 2 Definitionen von Technologiemanagement
Abb. 3 Technologiemanagement als Bindeglied
Abb. 4 Wechselspiel zwischen technology push und demand pull
Abb. 5 Dreifacher Lebenszyklus: Nachfrage/Technologie/Produkt
Abb. 6 Technologielebenszyklus nach Ford/Ryan
Abb. 7 Technologielebenszyklus nach Little
Abb. 8 Lebenszyklus von Technologien in Abhängigkeit von der Zeit
Abb. 9 S-Kurven-Konzept konkurrierender Technologien
Abb. 10 Leistungsorientierte Entwicklungsstufen von Technologiearten
Abb. 11 Technologieportfolio nach Pfeiffer et al
Abb. 12 Poolung und Transfer als Formen der Zusammenarbeit
Abb. 13 Marktanteil deutscher Technologien
Abb. 14 Anteil staatlicher und industrieller F&E-Ausgaben am BIP
Abb. 15 Innovationsindex der Länder
Abb. 16 Querschnittstechnologien und ihr Einfluss
1. Einleitung
Sechs Jahre lang hat man gemütlich an der Zukunftstechnologie gebastelt - plötzlich hat die Zukunft begonnen.
Burkhard Strassmann, dt. Journalist ("Zeit")
Die Entwicklung der Menschheit ist seit je her durch technologischen Fortschritt geprägt, technische Entwicklung verändert die Gesellschaft und haben damit Einfluss auf jeden einzelnen Menschen. Das gilt z.B. für die Entwicklung von den ersten Werkzeugen bis hin zur Industriegesellschaft, oder der Tatsache, dass heute in der Pharmaindustrie kein neues Medikament mehr entwickelt wird, das nicht von Methoden und Techniken aus der Biotechnologie abhängt. Dementsprechend werden neuen Technologien große Potenziale für die internationale Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Wirtschaftssektoren zugemessen, neue Technologien werden an dieser Stelle sprichwörtlich zur treibenden Kraft.
Diese Ausarbeitung soll die Fragen klären, wie man Potenziale neuer Technologien rechtzeitig erkennt und wie man diese möglichst effizient nutzt, welche Arten von Technologien es gibt und welche Merkmale und Eigenschaften Technologien haben. Abschließend wird ein konkreter Überblick gegeben, welche neuen Technologien in den kommenden Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnen werden, insbesondere auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schließlich sind Forschung, Entwicklung und daraus abgeleitete Hochtechnologien die einzige Ressource, mit denen ein Land wie Deutschland, ohne nennenswerte natürliche Rohstoffe, seine gute Stellung unter den führenden Wirtschaftsnationen in Zukunft weiterhin behaupten kann. Noch gibt es einen Vorsprung bzw. eine Spitzenstellung in neuen Technologien, doch immer weiter steigende Forschungs-budgets anderer Nationen, insbesondere der asiatischen, greifen diese Stellung auf Dauer an.
2. Grundlegende Begriffe
2.1 Innovation, Technologie und F&E
Der Begriff Innovation besitzt seine Herkunft von dem lateinischen Wort „Innovatio“, welches Erneuerung, Neuerung durch Anwendung neuer Verfahren und Techniken bedeutet und sich auf eine realisierte Menge von Ideen bezieht. Vahs/Burmester verstehen „unter einer Innovation grundsätzlich die zielgerichtete Durchsetzung von neuen technischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und sozialen Problem-lösungen, (…) die darauf gerichtet sind, die Unternehmensziele auf eine neuartige Weise zu erreichen.“[1] Innovationen sind im Ergebnis qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenüber dem vorangegangenen Zustand merklich unterscheiden. Ziel einer Innovation ist es, die Leistung etablierter Lösungen zu übertreffen und einen möglichst großen Wettbewerbsvorteil mit wirtschaftlichem Erfolg zu erreichen.[2] Man kann festhalten, dass Innovationen als charakteristische, kennzeichnende Änderungen durch Erneuerungen definiert werden, sie können Verbesserungen oder etwas absolut Neues darstellen. Die Frage der Dimension einer Innovation geht einher mit der Charakterisierung der Innovation: Was ist neu (inhaltliche Dimension)? Wie neu (Intensitätsdimension)? Neu für wen (subjektive Dimension)? Wo beginnt, wo endet die Neuerung (prozessuale Dimension)? Ist neu gleich erfolgreich (normative Dimension)?[3] Das eindeutigste Merkmal einer Innovation ist der Neuheitsgrad, er variiert von der geringfügigen Veränderung bis hin zur fundamentalen Neuerung. Der Grad der Neuerung ist deshalb von grösster Bedeutung, weil mit ihm hohe Anforderungen an das Management von Innovationen verbunden sind. Außerdem ist ein hoher Neuheitsgrad insofern von Bedeutung, dass er im Allgemeinen einen Vorsprung und damit Wettbewerbsvorteil vor der Konkurrenz darstellt. Je höher der Neuheitsgrad einer Innovation ist, desto schwieriger wird es, auf bereits vorhandene Erfahrungswerte zurückzugreifen.
Im Gegensatz dazu „bezeichnet der Begriff der Technologie das gesammelte Expertenwissen, das auf einer theoretischen Basis aufbaut und versucht diese weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt der Technologie steht die Frage nach dem Funktionsprinzip und dessen Beschreibung und Erklärung.“[4]
Mit dem Begriff Technologie (= die Herstellungs- bzw. Verarbeitungslehre) können also alle Verfahren zur Produktion und Distribution von Waren und Dienstleistungen zusammengefasst werden, die einer technisch entwickelten Gesellschaft zur Verfügung stehen. Dementsprechend sagt der Begriff Technologie etwas über den Umgang mit den verfügbaren Techniken aus bzw. er klärt die Frage "Was mache ich mit der Technik, wie setze ich sie noch ein?"; sie ist also eher prozessorientiert und versucht sich vom Produkt zu lösen. Demgegenüber ist Technik die Anwendung einer Methode oder eines Prinzips, mit der eine bestimmte produktorientierte Wirkung erzielt wird bzw. die Frage "Wie mache ich das?" geklärt wird. „Erst die Technik setzt die aus der Technologie gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Produkte und Verfahren um.“[5]
Technologien können auch als naturwissentschaftlich-technische Wirkungs-beziehungen, die für bestimmte Anwendungsbereiche entsprechende Handlungsmöglichkeiten liefern sollen. Außerdem ist Technologie als Lehre über die Gestaltung der Natur zu verstehen, die ihre Kenntnisse durch entsprechende Naturgesetze, Analysen und Beobachtungen erlangt. Dabei dürfen Produkte und Prozesse nicht mit Technologien gleichgesetzt werden, denn Produkte und Prozesse stellen eine Kombination von vielen verschiedenen Technologien dar, die in das Produkt bzw. den Prozess einfließen.[6]
Unter dem Begriff Forschung und Entwicklung (F&E) fasst man letztlich die Aktivitäten zusammen, durch die eine Änderung der Technologie und der Technik herbeigeführt werden kann.[7] „Mit dem Begriff der F&E sind Aktivitäten und Prozesse gemeint, die zu neuen materiellen und/oder immateriellen Gegenständen führen sollen. F&E ermöglichen neues natur- und ingenieurwissenschaftliches Wissen und eröffnen neue Anwendungsmöglichkeiten für vorhandenes Wissen.“[8]
2.2 Innovations-, Technologie- und F&E-Management
Innovationsmanagement bezeichnet die systematische Planung, Durchführung, Steuerung und Kontrolle von Innovationstätigkeiten in Organisationen und ist auf die Verwertung von Ideen ausgerichtet.[9] Innovationsmanagement beschäftigt sich nicht ausschließlich mit der Umsetzung von neuen Ideen. Auch eine Kombination von bereits Bekanntem oder eine Idee, die einer Zielgruppe noch unbekannt ist, kann als Innovation gelten. Das Management von Innovationen ist Teil der Unternehmens-strategie und kann sich auf Produkte, Dienstleistungen, Fertigungsprozesse, Organisationsstrukturen oder Managementprozesse beziehen. Teilfunktionen des Innovationsmanagements sind u.a. die Formulierung/Verfolgung von Strategien; Treffen von Entscheidungen; Gestaltung/Aufrechterhaltung eines Informations-systems; Aufbau einer Innovationsfördernden Unternehmenskultur.[10] Nach Vahs/Burmester schließt das Innovationsmanagement alle wertschöpfenden Aktivitäten von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung ein (siehe Abb.1). Damit sind auch alle unterstützenden Funktionen wie Personalmanagement oder Finanzierung integriert, sofern diese etwas mit dem Innovationsprozess zu tun haben. Bleibt man dieser Sichtweise treu, geht Innovationsmanagement weit über die Begriffe F&E-Management sowie Technologiemanagement hinaus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Reichweite des Innovationsmanagements[11]
Die Abgrenzung zum F&E-Management lässt sich über die Definition von Forschung und Entwicklung ableiten, sie wird definiert als die Kombination von Produktionsfaktoren, die die Gewinnung neuen Wissens ermöglichen soll.[12] F&E zu managen bedeutet also, zielgerichtet Erkenntnisse zu gewinnen, die sich in konkrete und wirtschaftlich verwertbare Problemlösungen umsetzten lassen. Es dient damit sowohl der Generierung neuartiger Technologien als auch der strategischen Erhaltung und Weiterführung der vorhandenen Technologien. Zu seinen Aufgaben im Rahmen des Innovationsprozesses zählen die Grundlagenforschung, die angewandte Forschung und die Vorentwicklung. Hierzu müssen die dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Mittel optimal kombiniert und eingesetzt werden. Die Aufgaben des F&E-Managements beinhalten drei Teilbereiche: (1.) umfassen sie Planungs-, Organisations-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben in Bezug auf den F&E-Prozess. (2.) Die zur Verfügung stehenden Ressourcen Personal, Sachmittel und immaterielle Güter optimal einzusetzen. (3.) Um Entscheidungen zu erleichtern, sind anhand der jeweiligen Entscheidungshorizonte unterschiedliche Entscheidungsebenen zu bilden. „Die mit diesen Aufgaben verbundene Zielsetzung des F&E-Managements ist die effektive (auf die richtigen Handlungsfelder bezogene) und die effiziente (mit dem Einsatz der richtigen Mittel) Abwicklung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Unternehmen.“[13]
Um ein allgemeines Verständnis des Begriffs Technologiemanagement zu bekommen, sind Kenntnisse über die Begriffe Technologie und Technik (siehe Kapitel 2.1) notwendig. Technologiemanagement setzt sich dabei aber nicht einfach aus den Begriffen Technologie und Management zusammen, denn mit diesem neu entstandenem Begriff ist es im Feld des Unternehmensmanagements zu neuen Fragestellungen gekommen. „Technologiemanagement kann als Management technologischen Wissens bezeichnet werden. Es umfasst die Bereitstellung, Speicherung und Verwertung von Wissen, insbesondere aus den Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften. In jedem dieser Teilbereiche sind Planungs-, Organisations-, Führungs- und Kontrollaufgaben zu tätigen. Dabei wird – anders als im internen F&E-Management – auch auf externes Wissen zurückgegriffen.“[14]
Technologiemanagement kann i.e.S. auch als Lehre von der Umwandlung und Kombination von Produktionsfaktoren in Produktionsprozessen unter Nutzung materieller, energetischer und informationstechnischer Wirkflüsse gesehen werden, i.w.S. als Führungslehre, welche die Beachtung von bestimmten imperativen Regeln zum Gegenstand hat.[15] Verschiedene Definitionen von Technologiemanagement lassen sich in zentrierter Verknüpfung wie folgt darstellen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Definitionen von Technologiemanagement[16]
Darüber hinaus beschäftigt sich Technologiemanagement auch mit der Sicherung der strategischen Position eines Unternehmens im Wettbewerb, besonders der Erhalt und die Weiterführung der vorhandenen Technologien ist hier von Bedeutung. Spezifische Aufgabenfelder können insbesondere sein:[17]
- Erstellung von Technologieportfolios
- Sicherung der Technologiepotenziale mittels Patentierung
- Erstellung von Technologieprognosen, Technologiefolgenabschätzungen
- Strategisches Outsourcing von technologischen Vorleistungen an Lieferanten
- Bewertung und Entscheidung über technologische Allianzen und Kooperationen
- Technologieprojektprogrammplanung und -steuerung
- Steuerung des Übergangs zu neuen Technologien
- Abwägung der Chancen und Risiken von neuen Technologien
- Technologiecontrolling und Budgetentscheidungen
Im Technologiemanagement wird dementsprechend mehr Augenmerk auf technologische Entwicklungen gelegt, weniger auf einzelne Innovationsprozesse. „Unternehmerisch gesehen steht Technologiemanagement immer unter dem Imperativ des wirtschaftlichen Erfolges. Der Produkt- und Prozessentwicklung vorgeordnet ist die Marktanalyse zur strategischen Erfassung neuer Produkte und technologischer Anwendungsfelder.“[18] Schließlich formuliert Spur drei Leitsätze des Technologiemanagements, die das Inweltsystem und das Umweltsystem der Technik betreffen:[19]
- Die Wirkpotentiale der Inwelttechnik müssen mit denen der Umwelttechnik im Gleichgewicht stehen.
- Die Innovationsprozesse der Inwelttechnik werden durch solche der Umwelttechnik optimiert.
- Die Weiterentwicklung der Inwelt- und Umwelttechnik muss den Regeln der Ethik unserer Gesellschaft entsprechen.
Technologiemanagement setzt sich also nicht einfach aus den Begriffen Technologie und Management zusammen, sondern kann als Bindeglied zwischen Ingenieurwissenschaften und dem Management mit bestimmten Aufgabenfelder und Leitsätzen gesehen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Technologiemanagement als Bindeglied[20]
3. Technologie als Basis von Innovationen
3.1 Auslöser: Demand Pull und Technology Push
Technologien spielen eine wichtige Frage, wenn es um die Suche nach einem Auslöser für Innovationen geht. Dies ist insbesondere von Bedeutung für die strategische Ausrichtung eines Unternehmens, unterschieden wird hier zwischen „technology push“ und „demand pull“. „Dabei wird unter technology push die Strategie verstanden, ein latent vorhandenes Bedürfnis potentieller Kunden mit der Entwicklung neuer Technologien zu wecken und damit möglicherweise einen neuen Markt zu schaffen. Die demand pull-Strategie geht davon aus, dass die Entwicklungsaktivitäten durch eine Nachfrage der Kunden induziert werden und an deren Anforderungen auszurichten sind.“[21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Wechselspiel zwischen technology push und demand pull[22]
Bei technologieinduzierten (technology push) Innovationen dienen technischer Fortschritt und die externen und unternehmensinternen Technologieentwicklungen unabhängig von möglichen Anwendungen als Anstoß. Beim technology push muss in der weiteren Folge ein aufnahmebereiter Markt für die Innovation gefunden werden, weshalb hier das Risiko für mögliche Fehlschläge größer ist als beim demand pull. Letztlich ist es für erfolgreiche Unternehmen von Bedeutung eine ausgewogene Zusammensetzung dieser beiden Innovationsarten zu finden, um auf der eine Seite Fehlinvestitionen zu minimieren, und auf der anderen Seite die Marktposition zu stärken.[23] Der Innovationsprozess stellt dabei eine Art „Transferagent“ dar, der ein Auseinanderdriften zwischen Technologie- und Marktentwicklung verhindert.[24]
3.2 Merkmale von Technologien
Ähnlich wie bei Innovationen kann man auch bei Technologien nach verschiedenen Merkmalen unterscheiden, z.B. bezüglich der Dynamik, dem Potenzial bzw. Reifegrad, der Substituierbarkeit und der Vernetzung bzw. Hierarchie.[25]
Technologien entwickeln und verändern sich dynamisch und komplex, sie tun dies in Sprüngen und Diskontinuitäten, also Phasen mit mehr oder weniger Wachstum. Darauf folgt eine der wichtigsten Tätigkeiten des Technologiemanagements, nämlich der Erklärung und Prognose technologiedynamischer Abläufe.[26] Technologien sind bezüglich möglicher Verbesserungen nicht unbegrenzt nach oben hin offen, sie stoßen an ihre Grenzen. Daran lässt sich der Reifegrad einer Technologie ableiten, es handelt sich um den Abstand zwischen der Leistungsgrenze und der aktuellen Leistungsfähigkeit. Problematisch ist die Tatsache, das die Leistungsgrenze einer Technologie im Voraus schwer vorhersehbar ist, oft werden neue Technologien am Anfang unterschätzt, am Ende eher überschätzt.[27] Unter technologischer Substituierbarkeit versteht man die „Ablösung einer im Unternehmen eingesetzten Technologie durch eine andersartige Technologie“, Grundlage hierfür ist das Erreichen der Leistungsgrenze einer Technologie.[28] Die Ablösung einer Technologie in einer Branche verläuft oft S-Kurven-förmig, d.h. dass zuerst nur die alte Technologie verwendet wird, die aber langsam und stetig von der neuen Technologie abgelöst wird. Technologien müssen daher immer im Kontext mit anderen Technologien gesehen werden. Dies wird durch so genannte Technologiebündel beschrieben, einzelne Technologien stehen in Wechselwirkung mit anderen bzw. neue Technologien beeinflussen die bereits bekannten. Dabei entsteht oftmals eine Hierarchie der Technologien, die „major technologies“ dominieren die „minor technologies“ und zwingen diese zu Anpassungen.[29]
Bei der gegenseitigen Beeinflussung dieser Merkmale steht die Dynamik im Mittelpunkt, da die stetige Veränderungen von enormer Bedeutung ist. Reifegrad, Potential, Hierarchie und Vernetzung haben auf diese Dynamik eine positive Auswirkung. Aus dieser Dynamik heraus entstehen letztlich auch die verschiedenen Lebenszyklen der Technologien.
4. Technologielebenszyklen und -eigenschaften
4.1 Technologiedynamik
Da das technologische Umfeld eines Unternehmens von einem ständigen Wandel geprägt ist, gibt es das Konzept der Technologielebenszyklen zur Erfassung der Dynamik. Ein Technologielebenszyklus, der die Phasen der Entstehung, des Wachstums, der Reife und des Alters einer Technologie umfasst, ist definiert als der Grad der Erreichung des Wettbewerbspotenzials und ist eine von der Zeit abhängige Variable. Eine Charakterisierung der einzelnen Phasen kann hierbei über Indikatoren erfolgen. Die Analyse der technologischen Position in Beziehung zur Wettbewerberposition lässt Rückschlüsse über die Antizipation von Veränderungen der Wettbewerbsposition eines Unternehmens, über die Identifikation von Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber Wettbewerbern und über die Absetzung des Risikos von Investitionen im Forschungs- und Entwicklungsbereich zu. Die idealtypischen Standardmodelle sind vergleichbar mit den Modellen von Produkt- oder Nachfragelebenszyklen, häufig sind sie glockenförmig oder S-förmig, außerdem werden auch hier die Kurvenverläufe in verschiedene Phasen geteilt. Abb. 5 zeigt den Zusammenhang zwischen Nachfrage-, Technologie- und Produktlebenszyklus, wobei der Technologielebenszyklus i.d.R. länger als der entsprechende Produktlebenszyklus ist. Auf den folgenden Seiten sollen die drei am weitesten verbreiteten Technologielebenszyklusmodelle näher beschrieben werden, die Modelle nach Ford /Ryan, nach Little und nach McKinsey.[30]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 Dreifacher Lebenszyklus: Nachfrage/Technologie/Produkt[31]
4.2 Technologielebenszyklusmodell von Ford und Ryan
Ford und Ryan unterscheiden sechs Phasen im Technologielebenszyklus:[32]
- Technology development (Technologieentwicklung, Forschungsergebnisse liegen vor, die Technologie ist jedoch noch nicht anwendungsreif).
- Technology application (Entwicklung zur Anwendungsreife, Vorantreiben der Technologie bis zur Anwendung in Produkten oder Prozessen).
- Application launch (Erstanwendung der Technologie, Einsatz der Technologie im Sinne des ursprünglichen Zweckes).
- Application growth (zunehmende Technologieanwendung, Technologie-standardisierung mit abnehmendem Entwicklungspotenzial im ursprünglichen Anwendungsbereich).
- Technology maturity (Reife der Technologie, Einsatz der Technologie in nahezu allen möglichen Anwendungsgebieten realisiert).
- Degraded technology (Rückgang der Technologie, Einsatz der Technologie in allen möglichen Anwendungsgebieten realisiert).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6 Technologielebenszyklus nach Ford/Ryan[33]
[...]
[1] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 1
[2] Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 19
[3] Albers/Gassmann: Handbuch Technologie- und Innovationsmanagement, S. 26 ff.
[4] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 2
[5] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 2
[6] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 16
[7] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 2
[8] Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 14
[9] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 2
[10] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 22
[11] vgl. Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 50
[12] vgl. Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 48
[13] Vahs/Burmester: Innovationsmanagement, S. 49
[14] Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 23
[15] vgl. Spur, G.: Technologie und Management, S. 106
[16] vgl. Spur, G.: Technologie und Management, S. 106
[17] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 23
[18] Spur, G.: Technologie und Management, S. 106
[19] Spur, G.: Technologie und Management, S. 109
[20] vgl. Albers/Gassmann: Technologie- und Innovationsmanagement, S. 234
[21] Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 32
[22] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 39
[23] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 38 f.
[24] vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 32
[25] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 39 ff.
[26] vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 63
[27] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 41 f.
[28] vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 66 ff.
[29] vgl. Strebel, H.: Innovations- und Technologiemanagement, S. 43
[30] vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 63 ff.
[31] Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 65
[32] vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 65
[33] Specht/Beckmann/Amelingmeyer: F&E-Management, S. 66
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. (FH) Rolf Hommers (Autor:in), 2007, Die treibende Kraft: Neue Technologien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81861
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