"Das Thema 'Gewalt in der Familie' ist wahrscheinlich so alt wie das Leben in Familie überhaupt." (Büttner, Christian/ Nicklas, Hans, 1984, S.10) Wird von Gewalt in Ehe und Partnerschaft gesprochen, muß man festhalten, dass dabei in der Regel Männergewalt gemeint, die immer gegen Frauen allgemein gerichtet ist und kein neues soziales Problem darstellt. Züchtigungsrecht und Prügelstrafe waren bis in die jüngere Vergangenheit ein unangefochtenes Privileg des Mannes/ Vaters in der Familie.
1902 entfiel das Züchtigungsrecht des Mannes gegen die Frau durch das BGB, aber auch heute noch mißhandeln (Ehe-)Partner aller sozialen Schichten ihre Frauen mit dem Glauben, dass sie dazu berechtigt seien. Das Ausmaß bzw. die "Normalität" dieses Gewalthandelns stellt ein großes Problemfeld dar. Dass Gewalthandlungen im häuslichen Bereich keine Einzelfälle, sondern alltäglich sind, zeigen diese Zahlen: Mehr als ein Drittel aller Morde und Totschläge werden innerhalb der Familie verübt. Über 80% aller aufgeklärten Gewaltdelikte werden von Tätern begangen, die mit dem Opfer unmittelbar verwandt, verschwägert oder befreundet sind. Der allgemeinen Einschätzung nach ist die Dunkelziffer der Mißhandlungen in Ehe und Partnerschaft außerordentlich hoch.
Warum das so ist, wird im Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt. Zu Beginn soll 'Gewalt' im Allgemeinen und 'Gewalt gegen Frauen' im Besonderen genauer definiert sowie Formen und das Ausmaß der Gewalt beleuchtet werden. Zusammen mit den Folgen für mißhandelte Frauen, kann dann zu der Frage übergeleitet werden: Wie und warum dulden Frauen Gewalt ? Arthur Schopenhauer hat sich dazu geäußert: "Der Quäler und der Gequälte sind Eines. Jener irrt, indem er sich der Qual, dieser, indem er sich der Schuld nicht teilhaft macht."
Im Anschluß daran, wird es notwendig die Ursachen der Gewalt aufzudecken und unter anderem genauer auf gesellschaftliche Bedingungen sowie auslösende Faktoren einzugehen. Die intensive, seit Jahren aktuelle Diskussion und Auseinandersetzung mit der Problematik Gewalt in Ehe und Partnerschaft geht auf die Anstrengungen der Frauenbewegung in den 70iger Jahren zurück. In dieser Zeit wurden auch erste Interventionsmöglichkeiten eingerichtet, die sich vorrangig an den mißhandelte Frauen orientierten. Frauenhäuser wurden gegründet und Beratungsstellen spezialisierten sich auf diese Problematik. Erst im Laufe der letzten Jahre entwickelte man Angebote für gewalttätige Männer und Gesetze zur Sanktionierung wurden erlassen.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II "Gewalt in Ehe und Partnerschaft" - grundlegende Aussagen
- 1 Definitionsansätze von Gewalt gegen Frauen
- 2 Formen der Gewalt
- 2.1 Physische Gewalthandlungen
- 2.2 Psychische Gewalthandlungen
- 2.3 Sexuelle Gewalthandlungen
- 3 Merkmale und Ausmaß der Gewalt
- 4 Folgen der Gewalt
- 5 Duldung und Widerstand der Frauen
- III Ursachen der Gewalt
- 1 Gesellschaftliche und strukturelle Ursachen von Gewalt
- 1.1 Geschlechtsspezifische Sozialisation
- 1.2 Das Geschlechterverhältnis
- 1.3 Gesellschaftliche Begünstigungen von Gewalt
- 2 Persönlichkeitsstruktur gewalttätiger Männer
- 3 Auslösende bzw. situative Faktoren von Gewalt
- 3.1 Stress
- 3.2 Schwangerschaft und Sexualität
- 3.3 Alkohol, Trennung, Eifersucht, Provokation u.a.
- 1 Gesellschaftliche und strukturelle Ursachen von Gewalt
- IV Interventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen
- 1 Das neue Gewaltschutzgesetz
- 2 Beratungsangebote für mißhandelte Frauen
- 2.1 Einzelberatung
- 2.2 Gruppentherapeutische Arbeit
- 2.3 Das Frauenhaus
- 3 Beratungsangebote für gewalttätige Männer
- 3.1 Gruppentherapeutisches Programm nach Koval, Ponzetti & Cate
- 3.2 Geschlechtsrollen-Seminar nach Pern & Heilemann
- V Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Gewalt in Ehe und Partnerschaft, fokussiert auf Gewalt gegen Frauen. Ziel ist es, Definitionsansätze zu beleuchten, Formen und Ausmaß der Gewalt zu beschreiben und Ursachen zu analysieren. Interventionsmöglichkeiten und die Rolle gesellschaftlicher Strukturen werden ebenfalls betrachtet.
- Definition und Formen von Gewalt gegen Frauen
- Ausmaß und Folgen von Gewalt in Partnerschaften
- Gesellschaftliche und strukturelle Ursachen von Partnergewalt
- Persönlichkeitsmerkmale gewalttätiger Männer
- Interventionsmöglichkeiten und Präventionsstrategien
Zusammenfassung der Kapitel
I Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema Gewalt in Ehe und Partnerschaft vor und betont, dass es sich dabei in der Regel um Männergewalt gegen Frauen handelt, die trotz des Wegfalls des Züchtigungsrechts im Jahr 1902 weiterhin besteht. Die hohe Dunkelziffer und die Notwendigkeit einer genaueren Definition von Gewalt sowie der Untersuchung der Ursachen und Folgen werden hervorgehoben. Die Arbeit verspricht, Interventionsmöglichkeiten zu beleuchten und den historischen Kontext der Frauenbewegung zu berücksichtigen.
II "Gewalt in Ehe und Partnerschaft" - grundlegende Aussagen: Dieses Kapitel liefert verschiedene Definitionsansätze von Gewalt, unterscheidet zwischen physischer, psychischer und sexueller Gewalt und erläutert den Unterschied zwischen personaler und struktureller Gewalt nach Johan Galtung. Es beleuchtet Merkmale und Ausmaß der Gewalt, die Folgen für betroffene Frauen und deren Duldung bzw. Widerstand. Der Fokus liegt auf der umfassenden Definition von Gewalt, um die Komplexität des Problems hervorzuheben.
III Ursachen der Gewalt: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen von Gewalt in Ehe und Partnerschaft auf gesellschaftlicher, struktureller und individueller Ebene. Es beleuchtet geschlechtsspezifische Sozialisation, das Geschlechterverhältnis und gesellschaftliche Begünstigungen von Gewalt. Zusätzlich werden Persönlichkeitsmerkmale gewalttätiger Männer und auslösende situative Faktoren wie Stress, Schwangerschaft, Sexualität, Alkohol und Eifersucht analysiert, um ein ganzheitliches Verständnis der Ursachen zu ermöglichen.
IV Interventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Interventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen. Es beschreibt das neue Gewaltschutzgesetz und verschiedene Beratungsangebote für betroffene Frauen (Einzelberatung, Gruppentherapie, Frauenhäuser) sowie für gewalttätige Männer (Gruppentherapieprogramme, Geschlechtsrollen-Seminare). Der Fokus liegt auf den verschiedenen Strategien zur Intervention und Unterstützung für Opfer und Täter.
Schlüsselwörter
Gewalt gegen Frauen, Partnergewalt, Männergewalt, häusliche Gewalt, Definitionsansätze, Formen der Gewalt (physisch, psychisch, sexuell), Folgen von Gewalt, Ursachen von Gewalt, gesellschaftliche Strukturen, Geschlechterverhältnis, Interventionsmöglichkeiten, Gewaltschutzgesetz, Frauenhäuser, Männerberatung, Prävention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Gewalt in Ehe und Partnerschaft"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit dem Thema Gewalt in Ehe und Partnerschaft, mit besonderem Fokus auf Gewalt gegen Frauen. Sie untersucht Definitionsansätze, beschreibt verschiedene Formen und das Ausmaß der Gewalt, analysiert die Ursachen auf gesellschaftlicher und individueller Ebene und beleuchtet Interventionsmöglichkeiten sowie die Rolle gesellschaftlicher Strukturen. Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zu grundlegenden Aussagen über Gewalt, den Ursachen der Gewalt, Interventionsmöglichkeiten und ein Resümee.
Welche Arten von Gewalt werden behandelt?
Die Arbeit unterscheidet zwischen physischer, psychischer und sexueller Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften. Sie berücksichtigt dabei sowohl die persönliche als auch die strukturelle Gewalt nach Johan Galtung und betont die umfassende Definition von Gewalt, um die Komplexität des Problems hervorzuheben.
Welche Ursachen für Gewalt werden untersucht?
Die Arbeit analysiert Ursachen auf verschiedenen Ebenen: Gesellschaftliche und strukturelle Ursachen wie geschlechtsspezifische Sozialisation, das Geschlechterverhältnis und gesellschaftliche Begünstigungen von Gewalt werden ebenso betrachtet wie Persönlichkeitsmerkmale gewalttätiger Männer und auslösende situative Faktoren wie Stress, Schwangerschaft, Sexualität, Alkohol und Eifersucht.
Welche Interventionsmöglichkeiten werden vorgestellt?
Das Kapitel zu Interventionsmöglichkeiten beschreibt das neue Gewaltschutzgesetz und verschiedene Beratungsangebote für betroffene Frauen (Einzelberatung, Gruppentherapie, Frauenhäuser) sowie für gewalttätige Männer (Gruppentherapieprogramme, Geschlechtsrollen-Seminare). Der Fokus liegt auf den verschiedenen Strategien zur Intervention und Unterstützung für Opfer und Täter.
Welche gesellschaftlichen Strukturen spielen eine Rolle?
Die Arbeit betont den Einfluss geschlechtsspezifischer Sozialisation, des Geschlechterverhältnisses und gesellschaftlicher Begünstigungen von Gewalt auf das Auftreten von Partnergewalt. Der historische Kontext, beispielsweise der Wegfall des Züchtigungsrechts im Jahr 1902, wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Folgen von Gewalt werden beschrieben?
Die Arbeit beleuchtet die Folgen von Gewalt für die betroffenen Frauen. Die Duldung oder der Widerstand der Frauen gegenüber der Gewalt wird ebenfalls thematisiert.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel (Einleitung, grundlegende Aussagen zu Gewalt, Ursachen der Gewalt, Interventionsmöglichkeiten und Resümee), die die zentralen Inhalte und Argumentationslinien jedes Kapitels prägnant zusammenfasst.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Gewalt gegen Frauen, Partnergewalt, Männergewalt, häusliche Gewalt, Definitionsansätze, Formen der Gewalt (physisch, psychisch, sexuell), Folgen von Gewalt, Ursachen von Gewalt, gesellschaftliche Strukturen, Geschlechterverhältnis, Interventionsmöglichkeiten, Gewaltschutzgesetz, Frauenhäuser, Männerberatung, Prävention.
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- Diplom-Pädagogin Melanie Schöpcke (Author), 2004, Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Ursachen und Interventionsmöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81500