"Das Thema 'Gewalt in der Familie' ist wahrscheinlich so alt wie das Leben in Familie überhaupt." (Büttner, Christian/ Nicklas, Hans, 1984, S.10) Wird von Gewalt in Ehe und Partnerschaft gesprochen, muß man festhalten, dass dabei in der Regel Männergewalt gemeint, die immer gegen Frauen allgemein gerichtet ist und kein neues soziales Problem darstellt. Züchtigungsrecht und Prügelstrafe waren bis in die jüngere Vergangenheit ein unangefochtenes Privileg des Mannes/ Vaters in der Familie.
1902 entfiel das Züchtigungsrecht des Mannes gegen die Frau durch das BGB, aber auch heute noch mißhandeln (Ehe-)Partner aller sozialen Schichten ihre Frauen mit dem Glauben, dass sie dazu berechtigt seien. Das Ausmaß bzw. die "Normalität" dieses Gewalthandelns stellt ein großes Problemfeld dar. Dass Gewalthandlungen im häuslichen Bereich keine Einzelfälle, sondern alltäglich sind, zeigen diese Zahlen: Mehr als ein Drittel aller Morde und Totschläge werden innerhalb der Familie verübt. Über 80% aller aufgeklärten Gewaltdelikte werden von Tätern begangen, die mit dem Opfer unmittelbar verwandt, verschwägert oder befreundet sind. Der allgemeinen Einschätzung nach ist die Dunkelziffer der Mißhandlungen in Ehe und Partnerschaft außerordentlich hoch.
Warum das so ist, wird im Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt. Zu Beginn soll 'Gewalt' im Allgemeinen und 'Gewalt gegen Frauen' im Besonderen genauer definiert sowie Formen und das Ausmaß der Gewalt beleuchtet werden. Zusammen mit den Folgen für mißhandelte Frauen, kann dann zu der Frage übergeleitet werden: Wie und warum dulden Frauen Gewalt ? Arthur Schopenhauer hat sich dazu geäußert: "Der Quäler und der Gequälte sind Eines. Jener irrt, indem er sich der Qual, dieser, indem er sich der Schuld nicht teilhaft macht."
Im Anschluß daran, wird es notwendig die Ursachen der Gewalt aufzudecken und unter anderem genauer auf gesellschaftliche Bedingungen sowie auslösende Faktoren einzugehen. Die intensive, seit Jahren aktuelle Diskussion und Auseinandersetzung mit der Problematik Gewalt in Ehe und Partnerschaft geht auf die Anstrengungen der Frauenbewegung in den 70iger Jahren zurück. In dieser Zeit wurden auch erste Interventionsmöglichkeiten eingerichtet, die sich vorrangig an den mißhandelte Frauen orientierten. Frauenhäuser wurden gegründet und Beratungsstellen spezialisierten sich auf diese Problematik. Erst im Laufe der letzten Jahre entwickelte man Angebote für gewalttätige Männer und Gesetze zur Sanktionierung wurden erlassen.
Gliederung
I Einleitung
II "Gewalt in Ehe und Partnerschaft" - grundlegende Aussagen
1 Definitionsansätze von Gewalt gegen Frauen
2 Formen der Gewalt
2.1 Physische Gewalthandlungen
2.2 Psychische Gewalthandlungen
2.3 Sexuelle Gewalthandlungen
3 Merkmale und Ausmaß der Gewalt
4 Folgen der Gewalt
5 Duldung und Widerstand der Frauen
III Ursachen der Gewalt
1 Gesellschaftliche und strukturelle Ursachen von Gewalt
1.1 Geschlechtsspezifische Sozialisation
1.2 Das Geschlechterverhältnis
1.3 Gesellschaftliche Begünstigungen von Gewalt
2 Persönlichkeitsstruktur gewalttätiger Männer
3 Auslösende bzw. situative Faktoren von Gewalt
3.1 Stress
3.2 Schwangerschaft und Sexualität
3.3 Alkohol, Trennung, Eifersucht, Provokation u.a
IV Interventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen
1 Das neue Gewaltschutzgesetz
2 Beratungsangebote für mißhandelte Frauen
2.1 Einzelberatung
2.2 Gruppentherapeutische Arbeit
2.3 Das Frauenhaus
3 Beratungsangebote für gewalttätige Männer
3.1 Gruppentherapeutisches Programm nach KOVAL, PONZETTI & CATE
3.2 Geschlechtsrollen- Seminar nach PERN & HEILEMANN
V Resümee
VI Anhang
VII Literatur- und Quellenverzeichnis
VIII Erklärung
I Einleitung
"Das Thema 'Gewalt in der Familie' ist wahrscheinlich so alt wie das Leben in Familie überhaupt." (Büttner, Christian/ Nicklas, Hans, 1984, S.10)
Wird von Gewalt in Ehe und Partnerschaft gesprochen, muß man festhalten, dass dabei i.d.R. Männergewalt gemeint, die immer gegen Frauen allgemein richtet ist und kein neues soziales Problem darstellt. Züchtigungsrecht und Prügelstrafe waren bis in die jüngere Vergangenheit ein unangefochtenes Privileg des Mannes/ Vaters in der Familie. 1902 entfiel das Züchtigungsrecht des Mannes gegen die Frau durch das BGB, aber auch heute noch mißhandeln (Ehe-) Partner aller sozialen Schichten ihre Frauen mit dem Glauben, dass sie dazu berechtigt seien. Das Ausmaß bzw. die "Normalität" dieses Gewalthandelns stellt ein großes Problemfeld dar. Dass Gewalthandlungen im häuslichen Bereich keine Einzelfälle, sondern alltäglich sind, zeigen diese Zahlen: Mehr als ein Drittel aller Morde und Totschläge werden innerhalb der Familie verübt. Über 80% aller aufgeklärten Gewaltdelikte werden von Tätern begangen, die mit dem Opfer unmittelbar verwandt, verschwägert oder befreundet sind. Der allgemeinen Einschätzung nach ist die Dunkelziffer der Mißhandlungen in Ehe und Partnerschaft außerordentlich hoch.
Warum das so ist, wird im Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt. Zu Beginn soll 'Gewalt' im Allgemeinen und 'Gewalt gegen Frauen' im Besonderen genauer definiert sowie Formen und das Ausmaß der Gewalt beleuchtet werden. Zusammen mit den Folgen für mißhandelte Frauen, kann dann zu der Frage übergeleitet werden: Wie und Warum Frauen Gewalt dulden? Arthur Schopenhauer hat sich dazu geäußert: "Der Quäler und der Gequälte sind Eines. Jener irrt, indem er sich der Qual, dieser, indem er sich der Schuld nicht teilhaft macht." Im Anschluß daran, wird es notwendig die Ursachen der Gewalt aufzudecken und u.a. genauer auf gesellschaftliche Bedingungen sowie auslösende Faktoren einzugehen. Die intensive, seit Jahren aktuelle Diskussion und Auseinandersetzung mit der Problematik Gewalt in Ehe und Partnerschaft geht auf die Anstrengungen der Frauenbewegung in den 70iger Jahren zurück. In dieser Zeit wurden auch erste Interventionsmöglichkeiten eingerichtet, die sich vorrangig an den mißhandelte Frauen orientierten. Frauenhäuser wurden gegründet und Beratungsstellen spezialisierten sich auf diese Problematik. Erst im Laufe der letzten Jahre entwickelte man Angebote für gewalttätige Männer und es wurden Gesetzte geschaffen, die Gewalt in Ehe und Partnerschaft sanktionieren.
II "Gewalt in Ehe und Partnerschaft" - grundlegende Aussagen
1 Definitionsansätze von Gewalt gegen Frauen
Um die Problematik Gewalt in Ehe und Partnerschaft genauer beleuchten zu können, ist es notwendig den Begriff 'Gewalt' allgemein, aber auch speziell die Problematik 'Gewalt gegen Frauen' zu betrachten.
Gewalt wird häufig allein als körperliche Gewalt verstanden, was den Gewaltbegriff aber deutlich einschränkt. Unter Gewalt gegen Frauen werden alle physischen, psychischen und sexuellen Mißhandlungen, Verhaltensweisen oder Maßnahmen verstanden, die Menschen und speziell Frauen wegen ihres Geschlechts herabsetzen, ausgrenzen oder benachteiligen.
Dabei unterscheiden einige Wissenschaftler, wie bspw. der norwegische Friedensforscher Johan Galtung, zwischen personaler und struktureller Gewalt. Personale Gewalt (direkte Gewaltanwendung) ist von einer Person (handelnder Akteur) direkt gegen eine andere Person gerichtet, wie vom Ehemann auf die Ehefrau oder die Kinder. Gewaltanwendung ohne nötigen Akteur, nicht direkt, aber auf bestimmte Gruppen (alle Randgruppen) in der Gesellschaft, wie z.B. Andersdenkende, Frauen und Kinder, Behinderte, Ausländer sowie Homosexuelle, betrachtet Galtung als strukturelle Gewalt (vgl. Galtung, Johan: Strukturelle Gewalt - Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Reinbek 1975; zitiert nach Hilbert, Konrad, 1996) Diese strukturelle Gewalt äußert sich in der Ungleichheit der Geschlechter und der Benachteiligung und Unterdrückung sowie Ausbeutung spezieller Gruppen, indem ungleiche Lebenschancen eingeräumt werden (Einkommen, Ressourcen, Bildungschancen, Entscheidungsgewalt...). Durch Medien, Sprache, gesellschaftliche Mythen usw. wird strukturelle Gewalt vermittelt und aufrechterhalten. Nach Galtung liegt Gewalt dann vor " ... wenn Menschen so beeinflußt werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist, als ihre potentielle Verwirklichung." (Galtung, Johan: Strukturelle Gewalt - Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Reinbek 1975; zitiert nach Hilbert, Konrad, 1996, S.74) Demnach ist Gewalt die Ursache für den Unterschied zwischen dem Potentiellen eines Menschen und dem Aktuellem, dem der Mensch ausgesetzt ist. Die Umstände (das Aktuelle) lassen den Menschen nicht zu dem werden, was er von seiner Natur aus sein könnte. Sie be- und verhindern die Lebensverwirklichung des Menschen. Ausgrenzung und Minderwertigkeit wird von der Gesellschaft betrieben und läßt sie zu sozial Schwächeren werden, obwohl sie es als Person nicht sind. Aber nicht alle strukturellen Gewalthandlungen sind gleich Gewalt. Jeder Mensch empfindet anders, deshalb ist strukturelle Gewalt subjektabhängig. Erst wenn der Mensch unter bestimmten äußeren Einflüssen leidet, tut man ihm Gewalt an.
Gewalt in Ehe und Partnerschaft ist in erster Linie personale Gewalt gegen Frauen, die durch strukturelle Gewalt begünstigt und unterstützt wird. Spricht man von Gewalt gegen Frauen unterscheidet man zum einen die Gruppen von Menschen, die Gewalt anwenden (überlegene Männer) und zum anderen die Gruppen von Menschen, die häufiger als andere Gewalt erleiden (Randgruppe Frau). Gewalt gegen Frauen im allgemeinen ist immer eine geschlechtsbezogene Gewalttat; Gewalt in Ehe und Partnerschaft im besonderen ist größtenteils Männergewalt, die in der Privatsphäre Familie stattfindet und mit persönlichen, intimen, verwandtschaftlichen oder gesetzlichen Beziehungen verbunden ist. "Nach Angeben des Justizministeriums der USA ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen Opfer von häuslicher Gewalt werden, 11mal größer als bei Männern." (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 1997, S.7)
Eine weitere spezifische Definition von Gewalt in Ehe und Partnerschaft steht im Einklang mit der UN- Deklaration, die sich für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen einsetzt und sich nicht an traditionelle Definitionen von häuslicher Gewalt anlehnt. Demnach ist Gewalt in Ehe und Partnerschaft als in häuslicher Umgebung ausgeübte Gewalt zu sehen, die sich gegen Frauen richtet und zwar aus ihrer Rolle innerhalb dieser Umgebung bzw. Gewalt, die die Frauen innerhalb der häuslichen Umgebung direkt und nachteilig treffen soll. Diese Gewalt kann sowohl von Privatpersonen, als auch vom Staat und seinen Vertretern ausgeübt werden. (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 1997)
2 Formen der Gewalt
Einige Definitionen des Gewaltbegriffes benennen verschiedene Erscheinungsformen von Gewalthandlungen. Männer setzten Gewalt in physischer, psychischer und sexueller Form gegen ihre Ehefrauen oder Lebenspartnerin ein. Dabei wenden sie häufig nicht nur eine Form der Gewalt an. Es läßt sich aber feststellen, dass Frauen, die physische Gewalt erleben sich auch mit sexuellen Übergriffen konfrontiert sehen. Männer, die psychische Gewalt anwenden verzichten häufig auf körperliche und sexuelle Mißhandlungen. 3
2.1 Physische Gewalthandlungen
Es gibt eine Vielzahl von körperlichen Gewaltanwendungen, die hier aufgelistet werden sollen: Schläge auf den Körper; Faustschläge; Fußtritte; Arme und Hände verdrehen; Ohrfeigen; Arme festbinden, damit die Frau sich nicht wehren kann;
Schläge mit Gegenständen; Gegenstände werfen und deren Versuch sowie Gegenstände auf dem Körper zerschlagen; Überschütten mit Flüssigkeiten, Verbrennungen zufügen;
gegen Fenster, Wände, Türen... stoßen; Treppe hinunter stoßen; Kopf gegen die Wand stoßen;
Umstoßen, Boxen, Schütteln, Packen;
Haareziehen; Anspucken; Beissen, Würgen; Zerreißen der tragenden Kleider.
Zeigen die Schläge des Mannes nicht die gewünschte Wirkung bzw. Erfolg wird die Frau auch häufig aus der Wohnung geworfen oder in die Wohnung oder ein Zimmer eingeschlossen. Wenn der Mann glaubt, nicht die absolute Kontrolle über die Frau zu haben, dann droht er, sie mit einer gefährlichen Waffe (Messer, Revolver, sogar Sturmgewehr) umzubringen und benutzt sie auch. So kommt es nicht selten zu Mord oder Totschlag.
Physische Gewalt, so das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen, Jugend (1997, S.15), wird angewandt "Zum Zwecke der Einschüchterung, Manipulierung oder Nötigung des untergeordneten Partners."
Einige Berichte und Erzählungen mißhandelter Frauen sind im Anhang zu finden.
2.2 Psychische Gewalthandlungen
Männer setzten in Beziehungen auch eine breite Palette von Kontroll-, Beherrschungs- und Einschüchterungsmethoden ein um Frauen für ihre Zwecke gefügig zu machen.
Psychische Gewalt beinhaltet oft verbale Angriffe gegen Frauen. Männer sprechen ihre Vorwürfe, ihre Verachtung und Drohung häufig offen mit einer massiven Lautstärke aus. Sie setzten ihre Stimme als Waffe ein: schreien, regen sich auf, brüllen, werden böse und aggressiv, sind außer sich, übertönen ihre Frauen um sie am sprechen zu hindern und schreien so alles nieder. Diese verbalen Attacken können auch durch Schweigen ersetzt oder abgelöst werden. Die Männer sprechen gar nicht mehr, antworten nicht auf Fragen der Frauen, hören nicht zu, brechen Diskussionen einfach ab und verweigern jedes Gespräch. Die meisten Frauen können damit am wenigsten umgehen, sie wissen nicht, was in ihm vorgeht und was sie erwartet. (vgl. Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten, 1997)
In der Vulgärsprache gibt es viele Schimpfworte für Frauen (Hure, Luder, Schlampe...), welche sich Männer häufig bemächtigen. Diese Worte sind alle negativ besetzt und vermitteln das Bild einer Frau, die keinen Respekt verdient. Damit bringen Männer ihre ganze Verachtung zum Ausdruck. Für die meisten Frauen sind Beschimpfungen und Beleidigungen Alltag geworden. Manche Männer sind regelrechte "Haustyrannen". Sie kritisieren, erniedrigen und verunglimpfen ihre Frauen Tag ein Tag aus. Vorwürfe, wie 'Du bist zu nichts zu gebrauchen. Du bist unfähig die Kinder zu erziehen. Du kochst und putzt schlecht - das ist ein Saustall hier...' sind dafür nur einige Beispiele. Gebote und Verbote, die der Mann vorgibt müssen eingehalten werden, sonst eskaliert die Situation (völlige Entmündigung). Erniedrigungen reichen von Gleichgültigkeit über Geringschätzigkeit bis zu tiefster Verachtung. Die Frau wird ignoriert und behandelt, als wäre sie nicht da. Alles was sie tut ist schlecht. Der Partner kann es auch dann nicht akzeptieren, wenn ihr mal etwas gut gelingt. "Weil er heldenhaft überlegen sein will, muß er zuschlagen, um jeder nur denkbaren weiblichen Stärke vorzugreifen." (Gensior, Sabine/ Hagemann- White, Carol, 1992, S.9) Zusätzlich geben Männer auch noch ihr Bestes um die Arbeit der Frauen zu sabotieren, wobei sie ihr gleichzeitig keinerlei Unterstützung, sei es bei den Kindern oder im Haushalt, zukommen lassen. Damit gelingt des den Männern schließlich die Frau zu dem zu machen, was sie ihrer Meinung nach sind - unfähige Wesen. Kritik und Erniedrigung erfolgt oft nicht nur in den eigen vier Wänden, auch in der Öffentlichkeit werden die Frauen gedemütigt, lächerlich gemacht, so dass es andere hören können; auch macht er der Frau nahestehende Personen schlecht und kritisiert diese (vgl. Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten, 1997).
Drohungen sind ein vielfältig einsetzbares Druckmittel, das zu psychischen Gewalthandlungen zählt, da es Verhaltensweisen beinhaltet, die terrorisieren. Die Androhung von Gewalt reicht in vielen Fällen aus, um sich gegenüber der Partnerin durchzusetzen. Meist betreffen Drohungen die Kinder (sie zu entführen, ihnen etwas an zu tun oder sogar umzubringen) oder den Mann selbst (Selbstmorddrohungen, Trennung/Scheidung). Treffen und Verletzen will der Mann damit aber immer die Frau, welche eingeschüchtert, verschreckt, ängstlich ist und das Schlimmste fürchtet. Einsperren oder Aussperren aus/in einem Zimmer oder der Wohnung, mit oder mit nur wenig Kleidung und ohne Geld und Papieren wenden Männer ebenso häufig an, wie damit zu drohen. Manche Männer äußern sich auch indirekt/ versteckt. So lassen sie durchblicken, dass sie zu allem fähig sind, in dem sie der Frau bspw. alle Freiheiten lassen, sie aber auf Schritt und Tritt verfolgen, sie bspw. von der Arbeit
abholen oder vom Sport (stetige Kontrolle, Überwachung) sowie in der Absicht handeln, ihr einen Schrecken einzujagen (mit hoher Geschwindigkeit fahren, plötzliches unerwartetes Auftauchen). Gegenstände zerschlagen oder dagegen treten, in einem Wort - randalieren - ist ein lärmendes und brutales Verhalten, was zu psychischer Gewalt zählt. So schlagen Männer in ihrer Wut Türen zu und sogar ein, knallen Gegenstände auf den Tisch oder schmeißen das Essen u.a. auf den Boden bis dass sie die Wohnungseinrichtung kurz und klein schlagen.
Die weiblichen Opfer dieser Gewalttätigkeiten berichten, dass psychische Gewalt mit unter schwerer zu ertragen sei, als die physische oder sexuelle.
2.3 Sexuelle Gewalthandlungen
Unter sexuellen Handlungen versteht man alle Handlungen, welche unter Einsatz von Drohung und Gewalt erzwungen werden, d.h. sexuelle Gewalt ist immer verbunden mit physischer und/oder psychischer. Wie bei psychischen Handlungen gibt es auch bei sexuellen Übergriffen verschiedene Ausprägungen: von sexueller Belästigung über sexuelle Nötigung bis hin zur Vergewaltigung.
Die meisten Männer gehen mit brutalster Gewalt vor, dadurch werden die Frauen gehindert Widerstand zu leisten. Viele Frauen leisten gar keinen Widerstand aus Angst vor noch mehr Gewalt oder weil sie keinen Ausweg sehen und es schnell hinter sich bringen wollen. Andere bedrängen und belästigen ihre Partnerin durch Berührungen, verbale Äußerungen und anzügliche Blicke so lang, bis sie, um Ruhe zu haben, schließlich nachgibt. Dass die Frau uninteressiert ist wird nicht zur Kenntnis genommen.
Sexuelle Handlungen als Bestrafung und als Wiedergutmachung von Gewaltattacken sind nicht untypisch für Gewaltbeziehungen. So meinen Männer im Bett alles wieder gut machen zu können oder andererseits sie für bestimmte Dinge zu bestrafen. Einige Frauen berichten, dass ihre Partner nach jedem Streit mit ihnen schlafen wollten, weil sie wohl fürchteten zu weit gegangen zu sein und ihre Partnerin so wieder an sich binden zu können. Den Frauen widerstrebt diese Wiedergutmachung natürlich, nachdem sie zuvor geschlagen, beschimpft und bedroht wurden; sie fühlen sich noch mehr erniedrigt und empfinden den sexuellen Akt als erneute zusätzliche Gewalt. (vgl. Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten, 1997)
Die Verweigerung des Mannes an die Frau zählt nicht zu sexueller, aber psychischer Gewalt mit sexuellem Inhalt. So verweigern Männer jegliche sexuelle Beziehung zu ihren
Partnerinnen, wenn diese selbständiger und selbstbewußter werden und eigene Wünsche realisieren (z.B. Ausbildung). Sie behaupten sie seien nicht gut im Bett, nicht attraktiv usw. Dies ist nicht Ausdruck fehlenden Interesses, sondern soll die Partnerin erniedrigen und ihr zeigen, dass sie nicht einmal mehr fürs Bett taugt. Ziel ist es die Frau von ihren eigenen Bedürfnissen wieder zurück in die Beziehung und Familie zu holen.
3 Merkmale und Ausmaß der Gewalt
Gewalt in Ehe und Partnerschaft ist i.d.R. kein einmaliges Ereignis, sondern ein sich wiederholender Rechtsverstoß, der in Häufigkeit und Intensität oftmals in der weiteren Entwicklung eskaliert. Die amerikanische Sozialwissenschaftlerin und Therapeutin Lenore Walker entwickelte aufgrund Beratererfahrungen mit Paaren eine Theorie, die Dynamik und Verlauf einer gewalttätigen Beziehung erklären sollte. Demnach läuft Gewalt in Ehe und Partnerschaft nach einer bestimmten Gesetzmäßigkeit ab, wird diese nicht unterbrochen, steigert sich Häufigkeit und Ausmaß der Gewalt von Mal zu Mal. Bei dem sog. Gewaltzyklus handelt es sich um ein verfestigtes, weiter eskalierendes Mißhandlungsmuster. Der Wechsel zwischen immer stärkerer Gewaltanwendung, Reue und äußerst liebevoller Fürsorge vollzieht sich in immer kürzeren Abständen, wobei die Frau immer mehr an Selbstwertgefühl und Handlungsfähigkeit verliert. Die Phasen des Gewaltzyklusses von Seiten des Mannes sind folgende: 1) Durch Zuschlagen, Demütigen usw. verschafft er sich Erleichterung vom emotionalen Druck - Gefühle der Angst und Ohnmacht werden damit abgewehrt.
2) Der Mann hält inne, seine Hand bleibt 'in der Luft stehen' - dies ist der Umschlagmoment der Situation ("Was habe ich getan!"). Der Mann erkennt die Situation, ist entsetzt und hat seine Selbstkontrolle wieder.
3) Er bereut, sieht die Verletzungen seiner Partnerin, es tut ihm leid. Einige Männer machen zu diesem Zeitpunkt Versprechungen, Erklärungen, entschuldigen sich und bitten um Vergebung (ähnlich einem kleinen Kind). Andere Männer sagen erst einmal gar nichts und bringen den nächsten Tag Blumen mit nach Hause und wieder andere Übergehen den Vorfall mit Schweigen.
4) Es kommt die Zeit der neuen Verliebtheit und Harmonie, die kennzeichnet ist durch Gemeinsamkeit, Nähe und Intimität (sonst kaum mehr vorhanden). Beide schöpfen Hoffnung.
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- Arbeit zitieren
- Diplom-Pädagogin Melanie Schöpcke (Autor:in), 2004, Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Ursachen und Interventionsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81500
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