Vorliegende Arbeit soll, nachdem die Entstehungsgeschichte beleuchtet wurde, das Fest der Panathenäen erläutern. Zunächst wird auf die Vorbereitung der religiösen Feier eingegangen und dabei vor allem der wichtige Dienst der Arrephoren dargestellt. Im Anschluss wird der Prozessionsweg und die Anordnung der Teilnehmer erklärt, um dann den Blick auf die Opferfeier und das Opfermahl, den wichtigsten Akt eines griechischen Festes, zu richten. Anschließend werden die Agone, die sowohl für die Penteteris, als auch für die Kleinen Panathenäen von Bedeutung waren, beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verlauf der religiösen Feier
2.1. Vorbereitungen zum Fest
2.1.1. Der Arrephoren-Dienst
2.1.2 Die Pannychis
2.2.Die Prozession
2.2.1. Peplos und Prozessionsweg
2.2.2. Die Prozessionsteilnehmer
2.3. Die Opferfeier und das Opfermahl
3. Die Agone
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Denkt man an Athene, so ergibt sich das Bild einer gewappneten Göttin, deren Körper fast gänzlichst von ihrem Schild bedeckt ist. „Zeus selbst“, so heißt es in Hesiods Theogonie, „gebar aus seinem Haupte die eulenäugige Tritogenaia, die Gewaltige, die Erweckerin des Kampfgetöses, die Heerführerin [...].“[1] Ähnlich beschreibt es der Homerische Hymnos: „Von Pallas Athene, der hehren Göttin will ich singen, der Eulenäugigen, der Immerklugen, der Schonungslosen, der reinen Jungfrau, der Stadtbeschützerin, der Wehrhaften [...], die Zeus selbst, der Meister der Klugheit, geboren aus seinem heiligen Haupte in Kriegswaffen von schimmernden Golde; [...]“[2]. Keine Mutter hat sie geboren, sie weiss nur von ihrem Vater, gehört deshalb ganz zu ihm und gilt als dessen Ebenbild.
Als jungfräuliche Göttin hegt sie eine Abneigung gegen Liebesverbindungen und Ehe, eine Eigenschaft, die sie mit Artemis teilt. Und wie Apollon ein Gott der Ferne ist, so ist Athene eine Göttin der Nähe. Und eben diese Nähe lässt sie in zahlreichen Erzählungen als treue Ratgeberin und Helferin zum rechten Zeitpunkt auftreten. So begleitet sie den Herakles auf seinen Fahrten, hilft ihm das Unmögliche zu vollbringen, und führt ihn in den Himmel ein. In zahlreichen Schilderungen wirkt sie, ohne selbst einzugreifen, sondern durch ihre bloße Anwesenheit.[3]
Die Panathenäen bzw. die Panathenaia sind das Hauptfest des Stadtstaates Athen und des Monats Hekatombaion. Der Sage nach wurden die Panathenäen von Erichthonios – auch Erechtheus genannt – oder von Theseus gestiftet.[4] Das Wort selber lässt zwei Bedeutungsmöglichkeiten zu: Zum einen kann ein Fest gemeint sein, dass die Bevölkerung von Attika vereinte, wenn man die Vorsilbe Pan, griechisch für „all“, „alle“, oder „ganz“[5] bedeutet, zugrunde legt. Hierfür ließe sich Theseus als Stifter der Panathenäen erklären, dessen Name Symbol für die politische Einigung Attikas ist. Und zum anderen kann es das Gesamtfest der Athene oder das Fest zu Ehren der Athene bedeuten, wenn man in „athenaia“ den Namen der Göttin erkennt. Mehrfach wird in der Forschungsliteratur im Zusammenhang der Panathenäen auch vom „Neujahrsfest“[6] der Stadt Athen gesprochen, denn das attische Jahr begann nach der Sonnenwende im Sommer, weshalb der Hekatombaion – Juni/Juli – auch den ersten Monat des Jahres darstellt.
Unterschieden werden die Panathenäen in die Großen und Kleinen Panathenäen. Das ursprüngliche Fest, also die Feier, die auf Erichthonios oder Theseus zurückzuführen ist, wurde jährlich ein bis zwei Tage gefeiert und wird als Kleine Panathenäen bezeichnet.[7] Die Großen Panathenäen feierte man erst ab dem Jahr 566/565 v.Chr. alle vier Jahre im dritten Olympiadenjahr. Aufgrund des vierjährigen Abstandes zwischen den Feiern wird sie deshalb auch Penteteris genannt. Die prinzipielle Neuerung zu den Kleinen Panathenäen war die Stiftung eines sportlichen Agon, weshalb die Penteteris auch vier Tage andauerte. Zumeist wird diese Reformation der Panathenäen dem Archon Hippokleides zugeschrieben, dessen Amtszeit allerdings in den Quellen undatiert ist, aber mit Bestimmtheit in dieser Zeit lag. Eine Quelle dagegen verweist auf Peisistratos (560-527 v.Chr.) als „Erfinder“ der Großen Panathenäen, was aber aufgrund seiner Lebensdaten und der ersten Zeugnisse der Feier vor seiner Zeit unmöglich ist.[8] Am wahrscheinlichsten ist, dass der erste Versuch die Panathenäen unter Hippokleides geschah, indem er die Wettkämpfe einführte, und dass Peisistratos diese in seiner Amtszeit endgültig festgelegt und ausgestaltet hat. Sicher ist, dass die Panathenäen, sowohl die Großen als auch die Kleinen, am Ende des Monats Hekatombaion stattfand, und der Hauptfesttag der 28. Hekatombaion war, „[...] der auch als der Geburtstag der Göttin galt [...]“[9], weshalb die Panathenäen auch als der Geburtstag der Stadt angesehen werden.
Vorliegende Arbeit soll, nachdem die Entstehungsgeschichte beleuchtet wurde, das Fest der Panathenäen erläutern. Zunächst wird auf die Vorbereitung der religiösen Feier eingegangen und dabei vor allem der wichtige Dienst der Arrephoren dargestellt. Im Anschluss wird der Prozessionsweg und die Anordnung der Teilnehmer erklärt, um dann den Blick auf die Opferfeier und das Opfermahl, den wichtigsten Akt eines griechischen Festes, zu richten. Anschließend werden die Agone, die sowohl für die Penteteris, als auch für die Kleinen Panathenäen von Bedeutung waren, beschrieben.
2. Verlauf der religiösen Feier
2.1. Vorbereitungen zum Fest
2.1.1. Der Arrephoren-Dienst
Arrephoren waren sieben bis elf Jahre alte Mädchen aus vornehmen Familien, die vom Volk für den Dienst ausgewählt wurden. Insgesamt wurden vier Mädchen neun Monate vor den Panathenäen – also im Herbst – dazu auserkoren.[10] Zwei der Arrephoren wurden darauf vom Archon Basileus erwählt an der Webarbeit das Peplos teilzunehmen, der nur an der Penteteris dargebracht wurde. Das Weben des Athenagewandes „[...] war eine wichtige kultische Handlung [...]“[11], und die Teilnahme galt als besondere Ehre, deshalb wetteiferten auch Jungfrauen und verheiratete Frauen Athens an der Arbeit teilzunehmen, und somit auch im Dienst, als sogenannte Ergastinen, der Göttin zu stehen. Zeitweise ist diesbezüglich von 100 bis 120 Athenerinnen die Rede. Der Beginn der Arbeit fiel auf das Fest Chalkeia am 30. Pyanopsion, und der feierliche Anfang oblag der Athenapriesterin und ihren Gehilfinnen. Die Arrephoren verbrachten folglich neun Monate auf der Akropolis und trugen während ihres Aufenthalts bzw. während der Arbeit am Peplos weiße Gewänder. Der Goldschmuck, den sie trugen, wurden der Göttin geweiht.[12] Der Peplos selber wurde aus Wolle gefertigt, seine Grundfarbe war gelb und er zeigt Szenen aus der Mythologie. Hauptsächlich stellte er Szenen aus der Gigantomachie dar, so zum Beispiel die Tötung des Giganten Enkelados durch Athene.
Wie bereits erwähnt wurde der Peplos nur angefertigt wenn die Großen Panathenäen bevorstanden. Es gibt aber auch vereinzelt die Meinung, u.a. dargebracht von Simon Price, dass der Peplos, der von den Arrephoren gefertigt wurde, den Götter-Giganten-Kampf darstellte und für die Kultstatue der Athena Polias bestimmt war, eigentlich für die jährlichen Panathenäen bestimmt war. Zusätzlich soll seit ungefähr 470 v.Chr. ein zweiter, größerer Peplos von männlichen – Price bezeichnet sie als „professional“ – Webern, für die Großen Panathenäen gefertigt worden sein, welcher Athene und Zeus als Retter der göttlichen Ordnung dargebracht wurde.[13] Auch Deubner äußert sich diesbezüglich, allerdings hält er die Zeugnisse, die einen zweiten Peplos für die kleinen Panathenäen erwähnen für „trügerisch“[14]. Vielmehr geht er davon aus, dass bei der Auslegung der Quellen bzw. Quellenschreiber selber die Kleinen Panathenäen mit den Plyntheria im Monat Thargelion verwechselt haben, bei denen der Kultstatue der Athena Polias Schmuck und Peplos abgenommen wurden, und die Statue wie Peplos im Meer gewaschen wurden. Wobei folglich auch die Prozession durch die Stadt zum Meer erfolgte, und wieder zurück. Ich persönlich halte Deubners Ansicht für wahrscheinlich bzw. argumentativ richtig, denn der griechische Philosoph Proklos (410-485 v.Chr.)gab eine Überlieferung an, wonach die Kleinen Panathenäen den Bendideia im Thargelion folgten, wobei es sich aber auch um eine Verwechslung mit den Plyntheria handelte.[15] Fest steht, dass der Peplos auch ein fester Bestandteil der Prozession der Penteteris war, d.h. er auf der Akropolis gebracht wurde, was wiederum die Frage aufwirft wann und wie das heilige Gewand nach seiner Fertigstellung in die Stadt hinabgebracht wurde. Die beiden anderen Arrephoren lebten nicht weit weg vom Tempel der Athena Polias. Das Gebäude, dass man als ihren Wohnsitz erachtet, liegt „[...] westlich des Erechtheion an der Nordmauer der Burg [...].“[16]
[...]
[1] Aus: Otto, Walter: „Die Götter Griechenlands“; Vittorio Klostermann, Frankfurt a.M. 1987; Seite 56.
[2] Aus: ebd. Seite 57.
[3] Zusammengefasst aus: ebd. Seite 58.
[4] Ziehen, L.: Artikel „Panathenaia“ in: Ziegler, Konrat (Hrsg.): „Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft; 36. Halbband 2. Drittel – Band XVIII,3; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart 1983; Seite 457.
[5] Deubner, Ludwig: „Attische Feste“; Akademie-Verlag, Berlin 1956; Seite 22.
[6] Burkert, Walter: „Wilder Ursprung – Opferritual und Mythos bei den Griechen“; Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1990; Seite 52.
[7] Deubner, Ludwig; Seite 24.
[8] Parker, Robert: „Athenian Religion – A History“; Oxford University Press, Oxford 1996; Seite 89.
[9] Aus: Ziehen, L.; Seite 458.
[10] Burkert, Walter; Seite 42.
[11] Aus: Ziehen, L.; Seite 460.
[12] Deubner, Ludwig; Seite 31.
[13] Vgl.: Price, Simon: „Religion of the Ancient Greeks“; Cambridge University Press, Cambridge 1999; Seite 33.
[14] Deubner, Ludwig; Seite 30.
[15] Ziehen, L.; Seite 458/459.
[16] Burkert, Walter; Seite 41.
- Arbeit zitieren
- Christiane Berger (Autor:in), 2007, Die Panathenäen - das Fest der Stadt zu Ehren der Göttin Athene, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81397
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