Der allgemeine Lebensstandard, das Durchschnittseinkommen sowie das Bildungsniveau in Deutschland sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Doch obwohl die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands durch eine sukzessive Zunahme des allgemeinen Wohlstandes und Lebensstandards gekennzeichnet ist, ist das Armutsrisiko angestiegen. Aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und durch den Wandel von Lebens- und Haushaltsformen haben Ungleichheit und Armutsrisiken tendenziell zugenommen. Ein Armutsrisiko besteht nach einer auf EU-Ebene erzielten Vereinbarung, wenn das Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 Prozent des gesellschaftlichen Mittelwertes beträgt, derzeit sind 13,5 Prozent der Bevölkerung einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt.
Die erheblichen sozialen Ungleichheiten spiegeln sich natürlich auch in der Gesundheit der Betroffenen wieder. Sozial benachteiligte Personen haben geringere Gesundheitschancen und ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Außerdem haben sie oftmals ein riskantes Gesundheitsverhalten, welches auch erheblich zu einem erhöhten Krankheitsrisiko beiträgt.
Gesundheitsriskantes Verhalten, wie ungesunde Ernährung, geringe körperliche Aktivität, Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum tritt in unteren sozialen Schichten häufiger auf als in privilegierten Bevölkerungsgruppen. Dadurch ist die Prävalenz von vielen Krankheiten in der Unterschicht deutlich höher als in der Oberschicht. Ich werde mich im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit mit den verhaltenskorrelierten Risikofaktoren ungesunder beziehungsweise falscher Ernährung und mangelnder körperlicher Aktivität beschäftigen, wodurch Übergewicht und Adipositas entstehen können. In sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist das Vorkommen von Übergewicht und Adipositas deutlich höher als in der Mittel- oder Oberschicht, welches das Risiko von Folgeerkrankungen erhöhen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Schicht
2.1 Die drei Schichten
2.2 Definition des Begriffs Sozialer Ungleichheit
2.2.1 Der Sozialschichtindex
2.2.2 Soziale Ungleichheit in der Gesundheit
3. Ernährung
3.1 Ernährungsverhalten von Personen mit niedrigem Sozialindex
3.2 DGE-Empfehlungen für eine gesunde Ernährung
3.3 Ursachen für das schlechte Ernährungsverhalten der Unterschicht
4. Körperliche Aktivität
4.1 Definition von körperlicher Aktivität
4.2 Empfehlungen für körperliche Aktivität
4.2.1 Verbreitung von sportlicher und körperlicher Aktivität nach sozioökonomischem Status
4.2.2 Ursachen der sozialen Unterschiede in Bezug auf die Bewegung
5. Übergewicht
5.1 Die Entstehung von Übergewicht
5.1.1 Ursachen für Übergewicht nach Udo Pollmer
5.1.2 Thermostatmodell zur Gewichtsregulierung
5.2 Die Messung von Übergewicht und Adipositas
5.3 Schichtspezifische Unterschiede beim Vorkommen von Adipositas
5.4 Erklärungsansätze des sozialen Gradienten
5.5 Adipositas als Risikopotential
5.5.1 Metabolisches Syndrom
5.5.2 Weitere Begleit- und Folgeerkrankungen von Adipositas
6. Fazit
7. Anhang
8. Literaturverzeichnis
9. Linkverzeichnis
1. Einleitung
Der allgemeine Lebensstandard, das Durchschnittseinkommen sowie das Bildungsniveau in Deutschland sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen (Robert Koch-Institut, S.83) Doch obwohl die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands durch eine sukzessive Zunahme des allgemeinen Wohlstandes und Lebensstandards gekennzeichnet ist, ist das Armutsrisiko angestiegen. Aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und durch den Wandel von Lebens- und Haushaltsformen haben Ungleichheit und Armutsrisiken tendenziell zugenommen. Ein Armutsrisiko besteht nach einer auf EU-Ebene erzielten Vereinbarung, wenn das Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 Prozent des gesellschaftlichen Mittelwertes beträgt, derzeit sind 13,5 Prozent der Bevölkerung einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt (Robert Koch-Institut, S.83).
Die erheblichen sozialen Ungleichheiten spiegeln sich natürlich auch in der Gesundheit der Betroffenen wieder. Sozial benachteiligte Personen haben geringere Gesundheitschancen und ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Außerdem haben sie oftmals ein riskantes Gesundheitsverhalten, welches auch erheblich zu einem erhöhten Krankheitsrisiko beiträgt (Lampert, Soß, Häflinger, Ziese, 2005, S.6). Gesundheitsriskantes Verhalten, wie ungesunde Ernährung, geringe körperliche Aktivität, Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum tritt in unteren sozialen Schichten häufiger auf als in privilegierten Bevölkerungsgruppen. Dadurch ist die Prävalenz von vielen Krankheiten in der Unterschicht deutlich höher als in der Oberschicht. Ich werde mich im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit mit den verhaltenskorrelierten Risikofaktoren ungesunder beziehungsweise falscher Ernährung und mangelnder körperlicher Aktivität beschäftigen, wodurch Übergewicht und Adipositas entstehen können. In sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist das Vorkommen von Übergewicht und Adipositas deutlich höher als in der Mittel- oder Oberschicht, welches das Risiko von Folgeerkrankungen erhöhen kann (Benecke, Vogel, 2003, S.11). Ich werde in meiner Arbeit Prävalenzraten zu den verschiedenen Schichten in Bezug auf Übergewicht und Adipositas mit möglichen Erklärungen aufzeigen, Folgeerkrankungen beschreiben und Empfehlungen für ein positives Gesundheitsverhalten zur möglichen Prävention von Übergewicht und Adipositas geben. Zudem werde ich noch Aussagen Udo Pollmers, der als Deutschlands renommiertester und streitbarster Ernährungsspezialist gilt mit einbeziehen. Er stellt oftmals die Gesundheitsberichterstattungen des Robert Koch-Instituts in Frage und belegt in seinem Buch „Eßt endlich normal!“ mit Daten, Zahlen und Fakten seine häufig gegenteilige Meinung.
2. Definition von Schicht
„Die Annahme, dass Gesellschaften (grundsätzlich oder in ihren heutigen typischen Ausformungen) stufenförmig (hierarchisch) aufgebaut sind, geht davon aus, dass sich auf diesen Stufen (in den "sozialen Schichten") jeweils viele als gleichartig analysierbare soziale Akteure befinden, und dass die Schichten selbst sich nach bestimmten Kriterien deutlich einteilen lassen.“ (wikipedia.de)
2.1 Die drei Schichten (lexikon.meyers.de)
Die Unterschicht bezeichnet die Gesamtheit derjenigen Gesellschaftsmitglieder, die nach Bildung, Einkommen, Sozialprestige und anderen Faktoren den Sockel einer Gesellschaft bilden. Die Mittelschicht ist die Gesamtheit der sozialen Gruppen einer industriell bestimmten Gesellschaft, die nach Ausweis objektiver sozialer Merkmale (z.B. Einkommen und Vermögen) und subjektiver Schichtungsfaktoren (z.B. bestimmte politisch-gesellschaftliche Grundhaltungen, Sozialprestige und Werteverständnis) zwischen einer Ober- und einer Unterschicht stehen. Angehörige der Oberschicht sind die Gruppen in einer Gesellschaft, die gemeinsam deren Elite bilden.
2.2 Definition des Begriffs Sozialer Ungleichheit
Unter Sozialer Ungleichheit wird die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Gütern auf gesellschaftliche Positionen und die damit zusammenhängende Ungleichheit der Lebensbedingungen von Individuen und Personengruppen verstanden (social-science-gesis.de).
2.2.1 Der Sozialschichtindex
Der Sozialschichtindex erfasst drei zentrale Indikatoren: Einkommen, Bildung und berufliche Stellung. „Entsprechend den Grundüberlegungen zum Sozialprestige wurde angenommen, dass das Einkommen (Haushaltseinkommen) die pekuniären Möglichkeiten und Restriktionen indiziert, dass Bildung (Schul- und weitere Ausbildung) als Indikator hinsichtlich der Präferenzen für Verhalten gilt und dass die berufliche Stellung (des Hauptverdieners in der Familie) die Wirkungen des sozialen Umfeldes erfasst.“ (Winkler, Stolzenberg, 1999, S.179) Durch den Sozialschichtindex wird ein umfassendes Bild des sozio-ökonomischen Status vermittelt (Helmert, 2003, S.30).
2.2.2 Soziale Ungleichheit in der Gesundheit
Soziale Ungleichheit hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Gesundheit der jeweiligen Schichten. Die Sozialindikatoren Einkommen, Bildung und berufliche Stellung haben einen Einfluss auf die Gesundheit. Das Einkommen korreliert mit der Gesundheit der jeweilig betroffenen Personen, somit geben im telefonischen Gesundheitssurvey 2003 vom Armutsrisiko betroffene Personen eine andauernde beziehungsweise wiederkehrende Krankheit oder eine Gesundheitsstörung häufiger an als Personen aus der Oberschicht (Lampert, Soß, Häflinger, Ziese , 2005, S.34). Zudem zeigt sich in Bezug auf Schmerzprävalenz und das Vorkommen von Einschränkungen in der Alltagsgestaltung ein markanter Einkommensgradient ( Lampert, Soß, Häflinger, Ziese, 2005, S.34-35). Einkommenseffekte wirken sich auch auf die Gesundheitsversorgung aus. „Im Zusammenhang mit der Einführung der Praxisgebühren wird bisweilen behauptet, dass ökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen der Zugang zum System der medizinischen Versorgung erschwert wird und sich dadurch die ohnehin vorhandene gesundheitliche Chancenungleichheit noch verschärft.“( Lampert, Soß, Häflinger, Ziese , 2005, S.43) Vorhandene Bildung stellt einen positiven Faktor für die allgemeine Gesundheit dar. „Dass Bildung durch die Vermittlung von Wissen und Förderung individueller Anlagen und Begabungen die gesundheitliche Entwicklung im Kindes- und Jugendalter unterstützt und noch im Erwachsenenalter mit einem Gesundheitsgewinn verbunden ist, wird nicht mehr nur von Gesundheitswissenschaftlern und Gesundheitspolitikern hervorgehoben, sondern ist inzwischen auch bildungspolitisch unumstritten.“( Lampert, Soß, Häflinger, Ziese, 2005, S.52) Diesen Autoren zufolge verbessert sich die Gesundheit und verringert sich das Erkrankungs- und Sterberisiko mit steigendem Bildungsniveau. Auch der letzte Sozialschichtindikator (berufliche Stellung) hat einen Einfluss auf die Gesundheit. Die Arbeitswelt sei einerseits als gesundheitliche Ressource anzusehen, aber andererseits könnte sie auch Belastungen und Gefährdungen für die Gesundheit darstellen, wobei das Verhältnis von Risiken und Ressourcen von der jeweilig beruflichen Stellung abhängt ( Lampert, Soß, Häflinger, Ziese , 2005, S.77).
3. Ernährung
„Das Ernährungsverhalten ist kulturell und sozial geprägt und nimmt gleichzeitig Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden sowie auf Entstehung und Verlauf zahlreicher Krankheiten.“(RKI, 2006)
3.1 Ernährungsverhalten von Personen mit niedrigem Sozialindex
Fehlernährung beziehungsweise ungesunde Ernährung sind mit dem Einkommen und der Schulbildung im hohen Maße verbunden. Der Hauptteil der Nahrung unterer sozialer Schichten besteht aus Brot, Teigwaren und Kartoffeln, also aus einer sehr kohlenhydratreichen Kost. Als wichtig befinden Personen aus der Unterschicht auch den Verzehr von Fleisch und Wurst, dagegen haben für eine gesunde Ernährung empfohlene Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte nur einen geringen Stellenwert. Außerdem ist der Konsum von zuckerhaltigen Limonaden und Colagetränken hoch. (tafel.de)
Besonders die Ernährung von Frauen mit geringem Sozialindex ist vom Verzehr ungesunder Lebensmittel geprägt. „Für Frauen aus Westdeutschland mit einem Haushaltseinkommen unterhalb oder nahe der Armutsschwelle ergaben sich für alle fünf Parameter des Ernährungsverhaltens signifikant erhöhte Odds Ratios, die auf eine deutlich ungesündere Ernährungsweise hinweisen, als bei Frauen mit mittlerem oder hohem Haushaltseinkommen.“ (Helmert, 2003, S.72) Die fünf Parameter des Ernährungsverhaltens waren in dem Fall ein häufiger Verzehr von Innereien, selten Salat und rohes Gemüse, selten Vollkornbrot und Schwarzbrot, dafür ein häufiger Verzehr von Weißbrot und eine seltene Aufnahme von Haferflocken und Müsli. Betrachtet man nun die Ernährungsempfehlungen in Form der zehn Regeln der deutschen Gesellschaft für Ernährung, wird man feststellen, dass das tatsächliche Ernährungsverhalten von sozial benachteiligten Personen in Bezug auf die Empfehlungen für eine gesunde Ernährung nur wenig Gemeinsamkeiten hat.
3.2 DGE-Empfehlungen für eine gesunde Ernährung (Schlieper, 2004, S. 348)
Der deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge sollte man sich nach ihren zehn Regeln ernähren, um eine gesunde und vollwertige Ernährung zu gewährleisten.
Im Folgenden sind die wichtigsten Aspekte der 10 Regeln aufgeführt. Die ausführlichen Regeln befinden sich im Anhang.
Man sollte vielseitig essen und sich nicht auf bestimmte Nahrungsmittelgruppen fixieren. Eine tägliche Zufuhr von Getreide- und Milchprodukten, Milch und reichlich Kartoffeln sollte gewährleistet sein. Zu empfehlen sind: fünf Portionen Obst und Gemüse auf einen Tag verteilt, sparsam mit Salz und Zucker umgehen und wenig Fett und fettreiche Lebensmittel verzehren. Fisch, Fleisch, Wurst und Eier sollten nicht täglich, sondern nur in Maßen gegessen werden. Außerdem sollte man bewusst essen, Nahrungsmittel schmackhaft und schonend zubereiten und auf sein Wunschgewicht achten. Sehr wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, mindestens 1,5 Liter täglich in Form von Wasser, Tee und verdünnten Fruchtsäften. Alkohol und Kaffee nur in Maßen.
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- Arbeit zitieren
- Sarah Bittner (Autor:in), 2007, Die Auswirkung sozialer Ungleichheit auf die Gesundheit: Übergewicht und Adipositas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81256
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