Standard. Standardsprache. Standarddeutsch. Standardvarietät. Gutes Deutsch. Richti-ges Deutsch. Hochdeutsch. Schriftsprache. Literatursprache. Nonstandard. Nonstan-dardvarietät. Dialekt. Mundart. Soziolekt. Umgangssprache. Alltagssprache. Es gibt viele Termini, die Standard und Nonstandard flankieren und ebenso gibt es viele Defini-tionen.
In der vorliegenden Hausarbeit wird versucht ein schlüssiges Bild darüber zu geben, was als Standard und was als Nonstandard gilt, welche Funktionen sie haben und wer für ihre Festlegung verantwortlich ist. Die Betrachtungen werden aus der soziolinguisti-schen Perspektive beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Standard
2.1 Standard und Variation
2.2 Standardsprache und ihre Funktion
2.3 Festlegung des Standards
3. Nonstandard
3.1 Nonstandardvarietät als Gegenbegriff?
3.2 Dialekt
3.3 Umgangssprache
4. Schlussbemerkung
5. Literaturverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
7. Erklärung zur schriftlichen Hausarbeit
1. Einleitung
Standard. Standardsprache. Standarddeutsch. Standardvarietät. Gutes Deutsch. Richtiges Deutsch. Hochdeutsch. Schriftsprache. Literatursprache. Nonstandard. Nonstandardvarietät. Dialekt. Mundart. Soziolekt. Umgangssprache. Alltagssprache. Es gibt viele Termini, die Standard und Nonstandard flankieren und ebenso gibt es viele Definitionen.
In der vorliegenden Hausarbeit wird versucht ein schlüssiges Bild darüber zu geben, was als Standard und was als Nonstandard gilt, welche Funktionen sie haben und wer für ihre Festlegung verantwortlich ist. Die Betrachtungen werden aus der soziolinguistischen Perspektive beleuchtet.
2. Standard
Standard wird hier als Terminus verwendet, der alle Standardvarietäten und Varianten beinhaltet, jedoch nicht präzisiert, von welchen der beiden die Rede ist.
Standardsprache wird in dieser Hausarbeit als Synonym zu Standardvarietät verstanden. Die Gesamtheit an Standardvarietäten und Nonstandardvarietäten ergeben die deutsche Sprache (also nicht die Standardsprache).
2.1 Standard und Variation
Termini wie Standardsprache und Standarddeutsch suggerieren Einheitlichkeit im ganzen Sprachgebiet, es soll gewissermaßen eine Einheitssprache existieren. Diese Einheitlichkeit soll auch auf sozialer Ebene Gültigkeit haben: Standardsprache für alle Menschen, egal welcher Herkunft, welchem sozialen Hintergrund oder Bildungsniveau.[1]
Demnach müsste in allen deutschen Sprachgebieten, beispielsweise in Deutschland, Österreich und der Schweiz die gleiche Standardsprache gelten. Nun sagen aber die Sprecher Österreichs und die der deutschsprachigen Schweiz z. B. in den förmlichsten Situationen Jänner bzw. Matur oder Matura während in Deutschland Januar bzw. Abitur gängig ist.[2] Bedeutet das, dass die eine Variante mehr Standard ist, während die andere es weniger ist? Nein, es bedeutet lediglich, dass in unterschiedlichen deutschen Sprachgebieten gewisse Abweichungen vorkommen, die aber im jeweiligen Sprachgebiet als Standard gelten können. Wie ist das möglich? Gibt es verschiedene Standards?
Bevor ich mich dieser Frage zuwende, müssen einige Begriffe kurz erklärt werden, die im Verlauf dieser Hausarbeit eine wichtige Rolle spielen.[3]
Eine nationale Variante ist eine für eine Nation spezifische einzelne Sprachform. Ein Beispiel für eine solche Variante wurde gerade beschrieben (Januar – Jänner).
Eine nationale Varietät ist im Gegensatz zu einer Variante ein ganzes Sprachsystem, z. B. das österreichische Standarddeutsch, die deutsche Standardsprache, Dialekte oder Soziolekte. Varietäten müssen nicht eine ganze Nation umfassen, sie können auch in kleineren Nationsteilen vorkommen. Eine nationale Varietät bedarf natürlich nationaler Varianten.
Überdies gilt es zu unterscheiden zwischen Standardvarietäten und Nonstandardvarietäten. Auf die letzteren wird im Abschnitt eingegangen, der sich mit Nonstandard beschäftigt. Eine Standardvarietät kann nur etwas sein, das zwar eine nationale Varietät ist, jedoch gleichzeitig als Standard festgelegt ist. Sie gilt für die ganze Nation bzw. für alle Sprachteilhaber einer Nation. Folglich ist z. B. die deutsche Standardsprache eine Standardvarietät.
Wird nun die Frage von vorhin nochmals aufgegriffen (Gibt es verschiedene Standards?), so muss die Antwort lauten: Es gibt verschiedene Standardvarietäten.
Soweit soll Folgendes festgehalten werden: Da die Gesellschaft vielfältig gegliedert ist, weil es Unterschiede gibt, die beispielsweise den Wohnort, sozialen Status, die Ausbildung und den Beruf, die Religionszugehörigkeit und das Geschlecht betreffen, ist es nur allzu einsichtig, dass nicht alle Sprecher exakt die gleiche Sprache verwenden.[4] Es kommt dadurch zu einer„Vielfalt des Deutschen“[5], die terminologisch schwer festzumachen ist, weshalb es zu Definitions- und Abgrenzungsschwierigkeiten kommt. Mit dem Terminus Varietäten versucht man diese Vielfalt, die Variation der deutschen Sprache, systematisch zusammenzufassen und zu erklären.
2.2 Standardsprache und ihre Funktion
Standardsprache wird assoziiert mit Hochdeutsch/ -sprache, Gutes Deutsch, Schrift-/ Literatursprache. Der Teil der deutschen Sprache also, der als Norm angesehen wird; er gilt als das richtige Deutsch.
Irrtümlicherweise wird von Menschen, die nicht mit der Linguistik vertraut sind, oft angenommen, dass es Standardsprache schon immer gab, dass also z. B. Dialekte und Soziolekte gewissermaßen von ihr „abstammen“. Vielmehr ist die Entwicklung der Standardsprache „das Produkt eines langwierigen historischen Ausgleichs- und Differenzierungsprozesses.“[6] Erst im 19. Jh. entwickelte sich langsam die einheitliche deutsche Orthographie und Orthoepie. Konrad Duden legte 1880 mit seinem Orthografischen Wörterbuch der deutschen Sprache den Grundstein für die spätere deutsche Einheitsschreibung von 1901, die bis in die Gegenwart die Basis der deutschen Orthographie bildet.
Von einer Einheit der Aussprache konnte ebenfalls keine Rede sein, bis sich im Laufe des 19. Jh. auf den deutschen Bühnen eine Aussprache entwickelte, die als Mustersprache angesehen wurde. Vorangetrieben wurde die Verbreitung nach dem 2. Weltkrieg durch Rundfunk, Tonfilm und Telefon.[7] Schauspieler und Sprecher der öffentlichen Medien gelten damals, wie heute auch noch, als „Modellsprecher“[8]. Dieser Terminus wird im Verlauf der Hausarbeit nochmals aufgegriffen und genauer erläutert werden.
Kommunikation in allen Lebensbereichen ist ein wichtiger und unumgänglicher Bestandteil menschlichen Lebens. Sowohl Wirtschaft und Handel, Literatur und Kultur als auch die Schule und der Beruf, der Alltag und das allgemeine nationale Einheitsgefühl einer Sprachgemeinschaft hängt von kommunikativen Akten ab. Gibt es eine Einheitssprache, die für alle Sprachteilhaber unabhängig von ihrem Wohnort Gültigkeit hat, so kann von einer Erleichterung der Verständigung die Rede sein und es kann von einem gewissen Erfolg in der Kommunikation ausgegangen werden.
Bis zur Ausbildung der Standardsprache wurden viele unterschiedliche Dialekte gesprochen und eigentümliche und regional gebundene Schreibweisen verwendet. Demnach war Verständigung immer nur in dem Ausmaß möglich, als es die dialektalen Grenzen zuließen.
Standardsprache verwischt diese Grenzen, ermöglicht barrierelose Kommunikation und „besitzt das höchste gesellschaftliche Prestige, da die Menschen in ihr das Ideal der Sprachrichtigkeit und den Ausdruck von Bildung sehen.“[9] Sie hat nicht nur die größere kommunikative Reichweite, sondern ermöglich viel mehr Situationen, „in denen sie, ohne dass gesellschaftliche Sanktionen drohen, angewendet werden kann.“[10]
2.3 Festlegung des Standards
Bisher wurde aufgezeigt, dass Standard variiert; wir sprechen von Standardvarietäten. Es wurde bereits kurz erwähnt, dass eine Varietät als Norm festgelegt sein muss, um als Standardvarietät zu gelten. Im Folgenden soll dargelegt werden, was als Norm bzw. Standard gilt, welche Instanzen diese Norm setzen und was ihnen die Macht gibt, ihre Ansichten als allgemein gültig zu präsentieren. Hierbei beziehe ich mich auf das Instanzenmodell Ulrich Ammons (Soziales Kräftefeld einer Standardvarietät).[11]
„Die Gültigkeit der Normen erlaubt oder gebietet es Normautoritäten, von Normsubjekten die Normbefolgung zu verlangen.“[12] Die Voraussetzung für Normen ist also ihre Gültigkeit. Es muss Gesellschaftsmitglieder geben, die die Befugnis haben, diese Normen festzulegen und gültig zu machen.
Ulrich Ammon spricht von vier normsetztenden Instanzen: die Modellsprecher/ -schreiber, der Sprachkodex, die Sprachexperten und die Sprachnormautoritäten. Die vier Instanzen sollen erklärt werden und anschließend soll anhand einer Abbildung ihre Beziehung zueinander und zur Bevölkerung thematisiert werden.
[...]
[1] Vgl. Ammon, Ulrich: Standard und Variation: Norm, Autorität, Legitimation. In: Standardvariation. Wie viel Variation verträgt die deutsche Sprache? Hrsg. von Ludwig M. Eichinger. Berlin: de Gruyter (=Jahrbuch Des Instituts Für Deutsche Sprache). S. 28.
[2] Ebd. S. 29.
[3] Anmerkung: Hierbei beziehe ich mich auf die Definitionen Ulrich Ammons aus: Standard und Variation: Norm, Autorität, Legitimation. S. 30 – 31.
[4] Vgl. Meibauer, Jörg u.a.: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart; Weimar: Metzler 2002. S. 3.
[5] Löffler, Heinrich: Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache? Begriffsklärung: Standard und Gegenbegriffe.. In: Standardvariation. Wie viel Variation verträgt die deutsche Sprache? Hrsg. von Ludwig M. Eichinger. Berlin: de Gruyter (=Jahrbuch Des Instituts Für Deutsche Sprache). S. 15.
[6] Schmidt, Wilhelm: Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. 9., verbesserte Aufl. Stuttgart: S. Hirzel 2004. S. 164.
[7] Ebd. S. 157 – 160.
[8] Ammon, Ulrich: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Berlin: de Gruyter 1995. S. 79.
[9] Schmidt, Werner.: Geschichte der deutschen Sprache. S. 164.
[10] König, Werner: dtv – Atlas Deutsche Sprache. 15. Aufl. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005 (= dtv – Atlas). S. 135.
[11] Ammon, Ulrich: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. S. 73 – 82, ebenso: Standard und Variation: Norm, Autorität, Legitimation. S. 32 – 40.
[12] Ammon, Ulrich: Standard und Variation: Norm, Autorität, Legitimation. S. 32.
- Arbeit zitieren
- Aljona Merk (Autor:in), 2007, Standard und Nonstandard - Definition und Funktion aus soziolinguistischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81220
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.