Das Kind Otto aus Goethes Wahlverwandtschaften (1809) ist eine ziemlich ungewöhnliche, jedoch keineswegs uninteressante, literarische Figur. Gezeugt bei einem doppelten Ehebruch der Fantasie, hat das Kind vier, sich nach chemischen Gesetzen verhaltende, Elternteile, zwei leibliche und zwei geistige, ein erschreckendes Aussehen und ein sehr kurzes lebloses Leben. Dennoch ist seine Rolle im Roman keinesfalls sinnlos. Auf dem durchkonzipierten Spielplan der Wahlverwandtschaften wies Goethe auch der Figur des Kindes Otto eine ganz bestimmte Funktion zu. Diese Funktion soll in der folgenden Arbeit, anhand von Schlüsselszenen im Roman und verschiedenen Interpretationsansätzen aus der Forschung, ermittelt und analysiert werden.
Mit den ungewöhnlichen Umständen der Entstehung des Kindes, seinem merkwürdigen Äußeren und den verschiedenen Einstellungen und Erwartungen der Romanfiguren zum Kind, befassen sich die ersten beiden Kapitel. Sehr aufschlussreich und interessant ist auch eine Analyse des Namens ‚Otto’: Absichtlich von Goethe gewählt, liegen in ihm weitere Schlüssel zum Verständnis der Figur ihres Namensträgers. Deshalb beschäftigt sich Kapitel vier ausführlich mit diesem Aspekt der Forschung. Ebenso wichtig ist der Tod des Kindes. Von hoher Symbolkraft ist Ottos Ertrinken im See, der Höhepunkt des Romans, auf den sich die gesamte Handlung zuspitzt. Der letzte Teil der Arbeit behandelt demzufolge die Themen Wasser und Ertrinken als wichtige Symbole der Wahlverwandtschaften, die vielen Vorausdeutungen innerhalb des Romans auf Ottos Ertrinken, seinen Tod und schließlich die Reaktion der anderen Figuren auf sein Sterben. Anhand der daraus gewonnenen Erkenntnisse schließt die Arbeit mit der zusammenfassenden Beantwortung der zu untersuchenden Frage nach der Funktion des Kindes Otto im Roman.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Zeugung des Kindes: Ein doppelter Ehebruch der Fantasie (Buch 1, Kapitel 11)
- „Die Bildung des Major“
- Das Aussehen des Kindes
- Die Einstellungen der Figuren zum Kind
- „Doch könnten wir leicht mit Buchstaben einstweilen das Verhältnis ausdrücken, wovon hier die Rede war“: Otto - der Name des Kindes
- „[...] es hat aufgehört zu atmen.“ Der Tod des Kindes
- Die Wassersymbolik
- Böse Vorzeichen: Wasserunglücke
- Das Ertrinken des Kindes und die Reaktionen der Romanfiguren
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion der Figur des Kindes Otto in Goethes Wahlverwandtschaften. Analysiert werden die ungewöhnlichen Umstände seiner Zeugung, sein Aussehen, die Reaktionen der Romanfiguren auf ihn und schließlich sein Tod. Der Fokus liegt auf der Interpretation von Ottos Rolle im Gesamtkontext des Romans und der Bedeutung seiner Figur für das Verständnis des Werkes.
- Die ungewöhnliche Zeugung Ottos als Ausdruck der "Wahlverwandtschaften"
- Ottos Aussehen und die Reaktionen der Figuren darauf
- Die symbolische Bedeutung des Namens "Otto"
- Die Symbolik von Wasser und Ertrinken im Zusammenhang mit Ottos Tod
- Ottos Funktion im Gesamtkontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Funktion des Kindes Otto in Goethes Wahlverwandtschaften vor. Sie umreißt den methodischen Ansatz der Arbeit, der sich auf Schlüsselszenen im Roman und verschiedene Interpretationsansätze aus der Forschung stützt.
Die Zeugung des Kindes: ein doppelter Ehebruch der Fantasie (Buch 1, Kapitel 11): Dieses Kapitel analysiert die Zeugung Ottos als Ergebnis eines "doppelten Ehebruchs der Fantasie". Eduard und Charlotte, beeinflusst vom freizügigen Grafenpaar, finden sich in einer Situation wieder, in der ihre Wünsche und Sehnsüchte die Realität überlagern. Die Verwechslung von Ottilie und dem Hauptmann in der entscheidenden Nacht unterstreicht die Irritation und die Überschneidung von Realität und Fantasie. Ottos Zeugung wird so als ein Produkt der komplexen Beziehungen und der ungelösten Spannungen innerhalb der vier Hauptfiguren dargestellt, die von den chemischen Gesetzen der Wahlverwandtschaften bestimmt scheinen.
„Die Bildung des Major“: Dieses Kapitel beleuchtet Ottos Aussehen und die Reaktionen der Figuren auf das Kind. Die Beschreibung Ottos ist ambivalent und spiegelt die widersprüchlichen Gefühle der Erwachsenen wider. Die unterschiedlichen Einstellungen der Figuren zum Kind offenbaren ihre jeweiligen Charaktere und verdeutlichen die Konflikte innerhalb der Gruppe. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der Beschreibungen Ottos und die damit verbundenen emotionalen und sozialen Implikationen.
„Doch könnten wir leicht mit Buchstaben einstweilen das Verhältnis ausdrücken, wovon hier die Rede war“: Otto - der Name des Kindes: Diese Passage untersucht die Bedeutung des Namens "Otto" und seine Funktion als Schlüssel zum Verständnis der Figur. Die Analyse geht davon aus, dass die Namenswahl nicht zufällig ist und weitere Hinweise auf die Rolle und Bedeutung Ottos im Roman liefert. Die Bedeutung des Namens wird im Kontext der Gesamtinterpretation des Romans untersucht.
„[...] es hat aufgehört zu atmen.“ Der Tod des Kindes: Dieses Kapitel analysiert Ottos Tod als Höhepunkt des Romans und untersucht die Symbolik von Wasser und Ertrinken. Ottos Ertrinken wird als ein zentraler Punkt der Handlung betrachtet, der viele vorausgegangene Ereignisse aufgreift und zusammenfasst. Die Analyse konzentriert sich auf die symbolische Bedeutung des Wassers und den Einfluss dieses Ereignisses auf die anderen Figuren. Verschiedene vorausdeutende Elemente im Roman werden ebenfalls berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Goethe, Wahlverwandtschaften, Otto, Kind, Symbolik, Wasser, Ertrinken, Ehebruch, Wahlverwandtschaften, chemische Gesetze, Figur, Funktion, Interpretation.
Häufig gestellte Fragen zu Goethes Wahlverwandtschaften und der Figur des Kindes Otto
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Funktion der Figur des Kindes Otto in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“. Im Mittelpunkt stehen die ungewöhnlichen Umstände seiner Zeugung, sein Aussehen, die Reaktionen der anderen Figuren auf ihn und sein Tod. Die Arbeit untersucht die Bedeutung Ottos für das Verständnis des Gesamtwerks.
Welche Themen werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse behandelt folgende Themen: die ungewöhnliche Zeugung Ottos als Ausdruck der „Wahlverwandtschaften“, Ottos Aussehen und die Reaktionen der Figuren darauf, die symbolische Bedeutung seines Namens „Otto“, die Symbolik von Wasser und Ertrinken im Zusammenhang mit seinem Tod und schließlich Ottos Funktion im Gesamtkontext des Romans.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Zeugung Ottos, seinem Aussehen und den Reaktionen der Figuren, zur Bedeutung seines Namens, zu seinem Tod (inkl. Wasser-Symbolik) und einen Schluss. Jedes Kapitel fasst die Analyse der jeweiligen Aspekte zusammen.
Wie wird die Zeugung Ottos interpretiert?
Die Zeugung Ottos wird als Ergebnis eines „doppelten Ehebruchs der Fantasie“ interpretiert. Eduard und Charlotte, beeinflusst vom Grafenpaar, finden sich in einer Situation wieder, in der Wünsche und Sehnsüchte die Realität überlagern. Die Verwechslung von Ottilie und dem Hauptmann unterstreicht die Irritation und Überschneidung von Realität und Fantasie. Ottos Zeugung ist ein Produkt der komplexen Beziehungen und Spannungen innerhalb der vier Hauptfiguren.
Welche Rolle spielt Ottos Aussehen in der Analyse?
Ottos Aussehen wird als ambivalent beschrieben und spiegelt die widersprüchlichen Gefühle der Erwachsenen wider. Die unterschiedlichen Reaktionen der Figuren auf ihn offenbaren ihre Charaktere und verdeutlichen die Konflikte innerhalb der Gruppe. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der Beschreibungen und deren emotionalen und sozialen Implikationen.
Welche Bedeutung hat der Name "Otto"?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung des Namens „Otto“ und seine Funktion als Schlüssel zum Verständnis der Figur. Es wird angenommen, dass die Namenswahl nicht zufällig ist und weitere Hinweise auf Ottos Rolle und Bedeutung im Roman liefert. Die Bedeutung des Namens wird im Kontext der Gesamtinterpretation untersucht.
Welche symbolische Bedeutung hat Ottos Tod?
Ottos Tod wird als Höhepunkt des Romans und als ein zentrales Ereignis analysiert, das viele vorausgegangene Ereignisse aufgreift und zusammenfasst. Die Analyse konzentriert sich auf die symbolische Bedeutung des Wassers und den Einfluss dieses Ereignisses auf die anderen Figuren. Vorausdeutende Elemente im Roman werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Goethe, Wahlverwandtschaften, Otto, Kind, Symbolik, Wasser, Ertrinken, Ehebruch, Wahlverwandtschaften, chemische Gesetze, Figur, Funktion, Interpretation.
- Citation du texte
- Julia Sproll (Auteur), 2006, Das Kind Otto in Goethes Wahlverwandtschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81007