Die internationale Schuldenkrise hat Ökonomen auf der ganzen Welt beschäftigt und zu Publikationen angeregt, die das Thema in mehr oder weniger komplexen Darstellungen beleuchten. Dabei erregt die politische Brisanz viele Gemüter und führt zu nicht immer objektiven, teilweise sogar zu ideologischen oder verklärenden Auseinandersetzungen mit dem Problem.
Ziel des vorliegenden Buches ist es, einen chronologischen aber auch kritischen Überblick der Schuldenkrise seit Beginn der siebziger Jahre zu geben. Diese ex-post Analyse bietet die Möglichkeit, aufgestellte Theorien mit den realen Entwicklungen zu vergleichen. Dabei werden die jeweils vorherrschenden Auffassungen sowie die Handlungsweisen der Beteiligten in den entsprechenden Situationen betrachtet und die im Laufe der Zeit schrittweise gewonnenen Erkenntnisse dargestellt. Seinen Schwerpunkt findet das Buch in der kritischen Auseinandersetzung mit den Lösungsansätzen seit dem Ausbruch der Schuldenkrise im Jahr 1982.
Zu Beginn des Buches wird anhand des Schuldenzyklusmodells die Notwendigkeit von Kreditaufnahmen im Ausland für die wirtschaftliche Entwicklung geschildert. Im Anschluss wird aufgezeigt, warum diese ökonomisch sinnvolle Verschuldung in der Praxis für viele Länder Schwierigkeiten mit sich brachte und in einer problematischen Verschuldung mündete.
In den weiteren Kapiteln wird der Umfang der Auslandsverschuldung anhand verschiedener Indikatoren wiedergegeben. Es werden die Ursachen - untergliedert nach verschiedenen Einflussfaktoren und Akteuren - analysiert, und damit zugleich der Grundstein für die Betrachtung der Lösungsansätze gelegt.
Wer hat sich in welcher Art, mit welchem Umfang und mit welchem Interesse für Maßnahmen zur Überwindung der Schuldenkrise engagiert? Die Strategien werden systematisch dargestellt und jeweils kritisch kommentiert. Im abschließenden Kapitel 5 werden neue Krisen in Lateinamerika kurz dargestellt und die Hintergründe beleuchtet, um damit die Frage nach der Wirkung der bisher untersuchten Lösungsansätze zu beantworten.
Nach einer kurzen Zusammenfassung erfolgt der Ausblick, der gleichermaßen als Plädoyer für die Einführung einer Staateninsolvenz als mögliches Verfahren im Umgang mit der Verschuldung der Entwicklungsländer verstanden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Verschuldung und Entwicklung
- 1.1 Auslandsverschuldung und Wirtschaftswachstum
- 1.2 Schuldenzyklus Modell
- 1.3 Motive für Kreditaufnahme Im Ausland
- 1.4 Probleme In der Rücktransferphase
- 1.4.1 Das Transferproblem
- 1.4.2 Das Aufbringungsproblem
- 1.4.3 Das Akzeptanzproblem
- 1.5 Liquiditäts- vs. Solvenzproblem
- 2 Ausmaß und Struktur der Verschuldung
- 2.1 Indikatoren der Gesamtverschuldung
- 2.1.1 Bestandsgrößen
- 2.1.2 Stromgrößen
- 2.1.3 Nettotransfer und Devisenreserven
- 2.2 Schuldnerstruktur
- 2.2.1 Klassifizierung nach Einkommen
- 2.2.2 Klassifizierung nach Region
- 2.3 Gläubigerstruktur
- 2.1 Indikatoren der Gesamtverschuldung
- 3 Ursachen der Schuldenkrise
- 3.1 Exogene Faktoren
- 3.1.1 Ölpreiskrisen
- 3.1.2 Weltweite Rezession
- 3.1.3 Protektionismus in der Weltwirtschaft
- 3.1.4 Entwicklung des Internationalen Zinsniveaus
- 3.2 Endogene Faktoren
- 3.2.1 Verwendung von Auslandskrediten
- 3.2.2 Importsubstitution
- 3.2.3 Preisverzerrungen
- 3.2.4 Schlechtes Schuldenmanagement
- 3.3 Die Rolle der Banken
- 3.3.1 Hohes Kapitalangebot
- 3.3.2 Gewinne mit dem Auslandsgeschäft
- 3.3.3 Länderrisikoanalysen
- 3.3.4 Gruppenrisiken
- 3.3.5 Kreditsyndizierung
- 3.3.6 Moral Hazard Problem
- 3.1 Exogene Faktoren
- 4 Lösungsansätze
- 4.1 Unmittelbare Reaktion nach 1982
- 4.1.1 Vermeidung einer Wirtschaftskrise
- 4.1.2 Umschuldungen
- 4.1.2.1 Umschuldungen öffentlicher Kredite
- 4.1.2.2 Umschuldungen privater Kredite
- 4.1.2.3 Längerfristige Umschuldungen
- 4.1.3 Die Rolle des IWF und eine kritische Betrachtung der Stabilitätsprogramme
- 4.1.4 Kritik
- 4.2 Der Baker Plan
- 4.2.1 Notwendigkeit eines neuen Weges
- 4.2.2 Rahmenbedingungen des Bakerplans
- 4.2.3 Das Scheitern des Bakerplans
- 4.2.4 Konsequenzen
- 4.2.5 Alternative Vorschläge
- 4.3 Marktorientierte Lösungen
- 4.3.1 Sekundärmarktinstrumente
- 4.3.1.1 Debt for Equity Swaps
- 4.3.1.2 Debt for Bond Swaps
- 4.3.1.3 Weiterer Schuldentausch
- 4.3.1.4 Schuldenrückkauf
- 4.3.2 Gründe für die geringe Schuldenreduktion
- 4.3.2.1 Steuer- und bankenrechtliche Gesetzgebung
- 4.3.2.2 Vertragsklauseln In den Kreditverträgen
- 4.3.1 Sekundärmarktinstrumente
- 4.4 Der Brady Plan
- 4.4.1 Inhalt
- 4.4.2 Kritik
- 4.4.2.1 Zahlungsmoral der Schuldner
- 4.4.2.2 Volumen und Umfang des Brady Plans
- 4.4.2.3 Risikotransfer der Geschäftsbanken
- 4.4.2.4 Risikotransfer der USA
- 4.4.3 Praktische Umsetzung
- 4.4.3.1 Das Mexiko Paket
- 4.4.3.2 Wettere Brady Pakete
- 4.4.4 Die Situation nach Brady
- 4.4.4.1 Rückkehr an den Kapitalmarkt
- 4.4.4.2 Wirtschaftspolitische Veränderungen In den Schuldnerländern
- 4.4.4.3 Fazit
- 4.5 HIPC Schuldeninitiative
- 5 Neue Krisen in Lateinamerika
- 5.1 Mexiko 1994
- 5.2 Brasilien 1998
- 5.3 Argentinien 2001
- Zusammenfassung und Ausblick
- A Anhang
- A.1 Weltbankklassinkation der Entwicklungsländer nach Einkommen
- A.2 Struktur und Umfang der Gesamtverschuldung aller Entwicklungsländer
- A.3 Struktur und Umfang der Gesamtverschuldung der Entwicklungsländer niedrigen Einkommens
- A.4 Struktur und Umfang der Gesamtverschuldung der Ölimporteure mittleren Einkommens
- A.5 Struktur und Umfang der Gesamtverschuldung der Ölexporteure
- Umschuldungsvereinbarungen bls zum Baker Plan 1985
- Wirtschaftentwlcklung ausgewählter Länder nach Brady
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Internationalen Schuldenkrise seit Beginn der 1970er Jahre, mit dem Ziel einen chronologischen Überblick über die Entwicklung der Krise zu geben. Die Arbeit analysiert die Ursachen der Krise, die sich in exogenen und endogenen Faktoren sowie in der Rolle der kreditgebenden Banken zusammenfassen lassen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Lösungsansätze, die seit dem Ausbruch der Schuldenkrise im Jahr 1982 entwickelt und umgesetzt wurden.
- Die Motive für Kreditaufnahme im Ausland durch Entwicklungsländer
- Die Probleme in der Rücktransferphase und die Unterscheidung zwischen Liquiditäts- und Solvenzproblem
- Die Rolle der Banken bei der Kreditvergabe an Entwicklungsländer
- Die verschiedenen Lösungsansätze zur Bewältigung der Schuldenkrise, wie Umschuldungen, der Baker Plan, der Brady Plan und die HIPC-Initiative
- Die Auswirkungen der Schuldenkrise auf die Wirtschaftsentwicklung der betroffenen Länder.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Notwendigkeit von Kreditaufnahmen im Ausland für die wirtschaftliche Entwicklung von Entwicklungsländern. Es erläutert das Schuldenzyklusmodell und stellt die verschiedenen Motive für die Kreditaufnahme dar. Zudem werden die Probleme in der Rücktransferphase, wie das Transferproblem, das Aufbringungsproblem und das Akzeptanzproblem, analysiert. Abschließend wird die Unterscheidung zwischen einem vorübergehenden Liquiditätsproblem und einer langfristigen Zahlungsunfähigkeit thematisiert.
Kapitel Zwei analysiert das Ausmaß und die Struktur der Verschuldung der Entwicklungsländer. Es werden verschiedene Indikatoren der Gesamtverschuldung, wie Bestandsgrößen, Stromgrößen, Nettotransfer und Devisenreserven, vorgestellt und ihre Bedeutung für die Beurteilung der Verschuldungssituation erläutert. Die Schuldnerstruktur wird anhand der Klassifizierung nach Einkommen und nach Region dargestellt. Abschließend wird die Gläubigerstruktur untersucht.
Kapitel Drei befasst sich mit den Ursachen der Schuldenkrise. Es wird zwischen exogenen und endogenen Faktoren unterschieden. Zu den exogenen Faktoren gehören die Ölpreiskrisen, die weltweite Rezession, der Protektionismus in der Weltwirtschaft und die Entwicklung des internationalen Zinsniveaus. Die endogenen Faktoren umfassen die Verwendung von Auslandskrediten, die Importsubstitution, Preisverzerrungen und ein schlechtes Schuldenmanagement. Abschließend wird die Rolle der Banken bei der Entstehung der Schuldenkrise untersucht.
Kapitel Vier analysiert die verschiedenen Lösungsansätze, die seit dem Ausbruch der Schuldenkrise im Jahr 1982 entwickelt und umgesetzt wurden. Es werden die unmittelbaren Reaktionen nach 1982, der Baker Plan, marktorientierte Lösungen und der Brady Plan vorgestellt und kritisch beleuchtet. Abschließend wird die HIPC-Initiative, die speziell für die armen hochverschuldeten Länder (HIPCs) entwickelt wurde, vorgestellt.
Kapitel Fünf befasst sich mit neuen Krisen in Lateinamerika, wie der Mexikokrise 1994, der Brasilienkrise 1998 und der Argentinienkrise 2001. Die Ursachen und Folgen der Krisen werden analysiert und die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank bei der Bewältigung der Krisen wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Internationale Schuldenkrise, die Ursachen der Schuldenkrise, die Lösungsansätze zur Bewältigung der Schuldenkrise, die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank, die Wirtschaftsentwicklung der Entwicklungsländer, die Kreditvergabe an Entwicklungsländer, die Bedeutung von Strukturanpassungsprogrammen, die verschiedenen Formen von Schuldenerleichterungen, wie Umschuldungen, Debt for Equity Swaps und Debt for Bond Swaps, sowie die Auswirkungen der Schuldenkrise auf die lateinamerikanischen Staaten.
- 4.1 Unmittelbare Reaktion nach 1982
- Quote paper
- Andrea Bunge (Author), 2002, Die Internationale Schuldenkrise. Ursachen und Lösungsansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8095
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