Allein die Tatsache, dass im Bereich der Erwachsenenbildung vieles auf freiwilliger Basis gelernt wird, und der Lernende oftmals nur das aufnimmt, was er für wichtig und lernenswert hält, fordert vom Erwachsenenbilder ein hohes Maß an Flexibilität und Lehrkompetenz ein. Es ist äusserst wichtig, dass die Beziehung zwischen dem Unterrichtenden und den Lehrgangsteilnehmern auf einer harmonischen und kommunikativen Ebene gehalten wird.
In der Soziologie, wie auch in der Pädagogik, existiert eine Vielzahl von theoretischen Ansätzen die sich mit der Verständigung und Kommunikation zwischen Personen auseinandersetzen und Lösungen anbieten wollen. Der symbolische Interaktionismus ist eine der Theorien, die sich in der modernen Soziologie durchsetzen konnten.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die die Theorie der symbolischen Interaktion und deren Entstehung zu geben. Dabei sollen sowohl die geistigen Väter des symbolischen Interaktionismus, als auch die grundlegenden Voraussetzungen berücksichtigt und vorgestellt werden. Die Arbeit ist ein Versuch, menschliches Verhalten im Zusammenhang mit symbolischer Interaktion zu erklären um so einen Ansatz für die bessere Kommunikation im Rahmen der Erwachsenenbildung darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Personenvorstellungen
2.1 Georg Herbert Mead
2.2 Herbert Blumer
3 Entstehung und geistiger Hintergrund
4 Reize, Gesten und signifikante Symbole
5 Wertedefinition und Handlungsschemata
6 Definition der Situation
7 Kultur des Menschen und die Beschaffenheit der Gesellschaft
7.1 Kultur aus der Perspektive der symbolischen Interaktion
8 Soziale Interaktion und menschliches Handeln
9 Die Verkettung von Handlungen
10 Lernen als soziale Interaktion
11 Lernsituation und symbolische Interaktion
12 Zusammenfassung
13 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Allein die Tatsache, dass im Bereich der Erwachsenenbildung vieles auf freiwilliger Basis gelernt wird, und der Lernende oftmals nur das aufnimmt, was er für wichtig und lernenswert hält, fordert vom Erwachsenenbilder ein hohes Maß an Flexibilität und Lehrkompetenz ein. Es ist äusserst wichtig, dass die Beziehung zwischen dem Unterrichtenden und den Lehrgangsteilnehmern auf einer harmonischen und kommunikativen Ebene gehalten wird.
In der Soziologie, wie auch in der Pädagogik, existiert eine Vielzahl von theoretischen Ansätzen die sich mit der Verständigung und Kommunikation zwischen Personen auseinandersetzen und Lösungen anbieten wollen. Der symbolische Interaktionismus ist eine der Theorien, die sich in der modernen Soziologie durchsetzen konnten.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die die Theorie der symbolischen Interaktion und deren Entstehung zu geben. Dabei sollen sowohl die geistigen Väter des symbolischen Interaktionismus, als auch die grundlegenden Voraussetzungen berücksichtigt und vorgestellt werden. Die Arbeit ist ein Versuch, menschliches Verhalten im Zusammenhang mit symbolischer Interaktion zu erklären um so einen Ansatz für die bessere Kommunikation im Rahmen der Erwachsenenbildung darzustellen.
2 Personenvorstellungen
Bevor im weiteren Verlauf dieser Ausarbeitung die Theorie der symbolischen Interaktion genauer betrachtet werden kann, dient der folgende Abschnitt dazu, einige Fakten zu den geistigen Vätern des symbolischen Interaktionismus dazustellen, um so einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Im Zusammenhang mit der These fallen in der Fachliteratur vornehmlich zwei Namen bekannter Soziologen. Es sind der Name des Wissenschaftlers Georg Herbert Mead, und der seines Schülers und Nachfolgers Herbert Blumer.[1]
2.1 Georg Herbert Mead
Georg Herbert Mead wurde im Februar 1863 als Sohn eines protestantischen Pfarrers im US-Bundesstaat Messachusetts geboren. Er besuchte ein orthodoxes College in Ohio und engagierte sich zu dieser Zeit besonders stark im sozialen Bereich. Im Alter von 24 begann Mead sein Studium der Philosophie und Psychiologie an der Harvard Universität. 1988 zog es ihn für drei Jahre nach Deutschland, wo er im Rahmen seines Studiums an den Universitäten von Leipzig und Berlin Vorlesungen bei bekannten Deutschen Wissenschaftlern wie dem Psychologen Wilhelm Wundt und dem Pädagogen Wilhelm Dilthey belegen konnte.
1891 siedelte Mead zurück in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er zunächst Lehraufträge an den Universitäten von Michigan und Chicago annahm, und später auch als Mitarbeiter im Hull House im Bereich der Sozialarbeit und Erwachsenenbildung mitwirkte. Mead verstarb 1993.[2]
Es selbst war ein Perfektionist der sich davor sträubte unfertige Arbeiten zu veröffentlichen. Infolge dessen ist es zu seinen Lebzeiten zu keiner einzigen Veröffentlichung eines Buches aus seiner Feder gekommen, lediglich einige Aufsätze wurden publiziert. Meads wesentliche Werke wurden erst nach seinem Tod herausgebracht.[3]
„Durch das Zusammenfügen der Vorlesungsmitschriften seiner Studenten mit Manuskripten aus dem Nachlass wurden vier Buchpublikationen ermöglicht.“[4]
Besonderen Anklang fanden Meads soziologische Konzepte. Seine Sozialisationstheorie und sein Begriff des „Selbst“ waren ein wirkungsvoller Gegenpart zu Sigmund Freuds psychologischen Theorien und stießen bei den Soziologen der 1920er und 1930er Jahre auf breite Begeisterung.[5]
Meads Bemühungen um eine Synthese „zwischen Behaviorismus und Pragmatismus, die Unterscheidung zwischen psychischer Umwelt und soziokultureller Umwelt des Menschen, die Wechselwirkung zwischen Wahrnehmung und Handeln […] und das Thema Individuum und Gesellschaft“[6] legen den Grundstein für die Theorie der symbolischen Interaktion.
2.2 Herbert Blumer
Herbert Blumer, geboren 1900, war Schüler von Georg Herbert Mead und promovierte bei seinem Lehrmeister im Jahr 1927 an der Universität von Chicago. Es folgten eine Reihe von Lehraufträgen an den Universitäten von Michigan, Chicago und Kalifornien ehe Blumer 1952 zum Präsidenten der American Sociological Association ernannt wurde.[7]
Obwohl Georg Herbert Mead zu Lebzeiten kein einziges Buch veröffentlicht hat, ist er heute jedem Soziologen ein Begriff, und die von ihm aufgestellte Theorie ist in wissenschaftlichen Kreisen weit verbreitet. Diesen Verdienst können wir Herbert Blumer anrechnen, der nach dem Tode Meads in dessen Fußstapfen trat und seine Vorlesungen fortsetzte. Ihm ist es zu verdanken, dass Meads Ideen in den 1930er Jahren gelehrt und verbreitet wurden.[8]
Des Weiteren ist es im Wesentlichen Blumer zu verdanken, dass die partiell schwer entzifferbaren Texte Meads ausgearbeitet und kombiniert mit den Arbeiten von Charles Horton Cooley, John Dewey und William Isaac Thomas zu einem Gesamtkonzept verschmelzen konnten.[9]
Herbert Blumer selbst, wird in der Soziologie als Pionier gesehen. Er erachtete es für wichtig in soziologischen Fragen verstehend vorzugehen. Das bedeutet, dass es Blumers Ansicht nach erforderlich ist, „verstehen zu können, was sich im Handeln der Menschen ereignet.“[10] Eben dies kann, so Blumer, nur gelingen, wenn man versucht „den Vorgang nachzuvollziehen, in dem sie jeweils ihre Situation definieren.“[11]
Blumer arbeitete im weiteren Verlauf seiner Karriere unter Anderem an der Weiterentwicklung der Theorie des Kollektivverhaltens, analysierte die Wirkung von Film- und Kinobesuchen auf das menschliche Verhalten hielt ein Leben lang an der Theorie der symbolischen Interaktion fest.[12]
Erstaunlicherweise scheute Blumer, ähnlich wie Mead, davor seine Arbeiten zu veröffentlichen und so wurden lediglich vier seiner Bücher publiziert.[13]
Herbert Blumer verstarb im Alter von 87 Jahren.
3 Entstehung und geistiger Hintergrund
Seinen Ausgangspunkt hat der symbolische Interaktionismus in der Soziologie Amerikas an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Erste Vertreter der Theorie waren stark beeinflusst vom Behaviorismus und vom Pragmatismus. Die Epoche selbst war geprägt vom Positivismus.[14]
Wissenschaftler der Zeit, wie zum Beispiel William James oder John Dewey waren davon überzeugt, dass man das Wesen eines Menschen an seinem Handeln erkennen kann. „Dabei wurde unterstellte, dass das Denken und Handeln des Menschen von der Erwägung des Nutzens abhängt, der sich aus dem Handeln ergibt.“[15]
Zentrum jener Idee, und auch der gesamten Soziologie Amerikas zu dieser Zeit war die Universität von Chicago, an der Georg Herbert Mead lehrte, und dessen Vorlesung der Sozialpsychologie mit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Pflichtveranstaltung für alle an der Universität eingeschriebenen Soziologiestudenten wurde. Herbert Blumer führte die Lehrveranstaltung nach dem überraschenden Tod Meads weiter fort, und arbeitete dessen Idee so aus, dass sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer wahren Modetheorie avancierte.[16]
Mead folgte der vorherrschenden psychologischen Theorie, der Mensch sei ein biologisches Wesen, das auf die Reize seiner Umwelt reagiert. Er erweiterte diese Annahme jedoch um einen Zusätzlichen Aspekt. Anders als bei Watson, spielten für Mead auch die geistigen Aktivitäten des Menschen eine Rolle.[17] „Während im strengen Behaviorismus ein passives Individuum unter dem Diktat seiner Umwelt steht, rückte Mead das aktive handelnde und vernunftbegabte Subjekt in den Vordergrund.“[18] Dem zufolge befindet sich der Mensch in einer stetigen Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. In diesen Prozessen der Auseinandersetzung schafft der Mensch signifikante Symbole, die er in weiteren sozialen Prozessen immer wieder bestätigte.
4 Reize, Gesten und signifikante Symbole
Dieses Kapitel der Arbeit befasst sich mit der wichtigen Rolle von Symbolen. „Persönlichkeit und soziales Handeln sind durch Symbole geprägt, die im Prozess der Sozialisation erworben werden und im Prozess der Interaktion von den Handelnden wechselseitig bestätigt oder verändert werden.“[19]
Zentrale Annahme von Meads Theorie ist die Idee, dass „der Mensch seine Umwelt über symbolische Bedeutungen erschließt.“[20] Dies geschieht auf der niedrigsten Ebene mit Hilfe von Reizen auf die der Mensch eine bestimmte Reaktion folgen lässt. So läuft einem beim Anblick leckerer Speisen beispielsweise das Wasser im Munde zusammen, im Falle eines lauten Knalls reagieren wir mit einem Zucken. Die Aufzählung ebendieser Reaktionen auf bestimmte Sinnesreize lässt sich beliebig fortführen.
Ähnliche Reaktionen erfahren wir im Dialog mit einem Gesprächspartner. Dieser vermittelt mit Hilfe von Gesten bewusst oder unbewusst Reize, die eine bestimmte Haltung widerspiegeln und auf der anderen Seite eine festgelegte Reaktion provozieren. Überträgt man diese Situation in das Tierreich, so könnte man hier den Machtkampf zweier Hunde aufführen um das Bild zu verdeutlichen. Gesten wie das fletschen der Zähne, das laute Bellen, das Aufstellen der Ohren oder das Unterwerfen sind zweifelsohne unmissverständliche Reize. Anders als im Tierreich setzt der Mensch seine Gesten nicht ausschließlich instinktiv ein, sondern ist in der Lage gezielt zu Handeln, und die Reize gemäß der Situation zu interpretieren. Die geballte Faust hat in der Diskothek eine andere Bedeutung als im Hörsaal. Um den richtigen Sinngehalt einer Geste deuten zu können, vergleicht der Mensch die aktuelle Situation mit bereits vergangenen Situationen.[21]
Neben den bereits angesprochenen Sinnreizen und Gesten unterscheidet Mead als dritten Faktor die Symbole. Diese unterscheiden sich in sofern, dass nur der Mensch in der Lage ist sie auszubilden.
„Von einem signifikanten Symbol kann man dann sprechen, wenn ein Zeichen oder eine symbolische Geste beim anderen Individuum die gleiche Vorstellung über die dahinterliegende Bedeutung hervorrufen wie im Erzeuger und somit die gleiche Reaktion auslöst.[22] An dem Punkt wo ein Mensch erkennen kann ob die geballte Faust der Beginn einer anstehenden Keilerei bedeutet, oder lediglich dem gesagten Wort Nachdruck verleihen möchte, wird die Geste „zum signifikanten Symbol und bezeichnet eine bestimmte Bedeutung.[23]
Mead bezeichnet den Ursprung der Sprache als Aneinanderreihung vokaler Gesten. Laute werden zu verständlichen Worten. Sprechen zwei Menschen die gleiche Sprache, so wird diese zum signifikanten Symbol. Die Verwendung der der Sprache als Symbol führt zu einem der größten Unterschiede zwischen Menschen auf der einen, und Tieren auf der anderen Seite. Sprache sei, so Mead, die höchste form der Kommunikation und „das Symbolsystem par excellence.“[24]
Die Bedeutung eines Symbols entspricht nicht ausschließlich seiner ursprünglichen Eigenschaft. Welchen Wert ein Symbol in sich trägt, entscheidet jeder Mensch individuell für sich. Um dazu in der Lage zu sein, muss er im Vorfeld gelernt haben, welche Bedeutungen auf bestimmte Symbole fallen können. Dies geschieht im langwierigen Prozess der Sozialisation eine Menschen in seine kulturelle Umwelt. Grundvoraussetzung für soziale Beziehungen ist das Erlernen von Sprache und das speichern von geläufigen Gesten. Die Definition von einzelnen Symbolen ist nicht automatisch festgelegt, sondern ergibt sich im laufe der Zeit aufgrund von Übereinstimmungen unter menschlichen Akteuren, die sich dem jeweiligen Symbol bedienen.[25] Ferner ist der Mensch in der Lage, die Bedeutung von Symbolen durch Vereinbarung mit seinen Mitmenschen zu verändern.[26]
Es lässt sich für das Kapitel zusammenfassend schlussfolgern, dass das Verhalten der Menschen in den meisten Fällen kulturellen Ursprungs ist. Die Kultur wiederum definiert die Bedeutung bestimmter Symbole. Das Verhalten ist also eine Reaktion auf die Definition der Symbole. Nur der Mensch ist in der Lage eine Übereinkunft über die Bedeutung der jeweiligen Symbole zu erzielen und diese anzuwenden. Dazu muss er die Bedeutung der Symbole in seiner jeweiligen Kultur erlernen. Dies geschieht in einem Prozess der Sozialisation.[27]
[...]
[1] Vgl. Runkel 1991. S.1
[2] Vgl. Tippelt 2005, S.1
[3] Vgl. Helle 1977, S. 67f
[4] Helle 1977, S.69
[5] Vgl. Helle 1977, S.72
[6] Helle 1977, S. 73
[7] Vgl. Srubar 2007, S.11
[8] Vgl. Helle 1977, S.71f
[9] Vgl. Helle 1977, S.98
[10] Helle 1977, S.100
[11] Helle 1977, S.100
[12] Vgl. Helle 1977, S.100f
[13] Vgl. Helle 1977, S.101
[14] Vgl. Helle 1977, S.47
[15] Abels 1998, S.12
[16] Vgl. Abels 1998, S.12f
[17] Vgl. Abels 1998, S.13
[18] Abels 1998, S.13
[19] Vgl. Abels 1998, S.16
[20] Abels 1998, S. 16
[21] Vgl. Abels 1998, S.16ff
[22] Abels 1998, S. 19
[23] Abels 1998, S. 19
[24] Abels 1998, S. 20
[25] Vgl. Cardwell 1976, S. 21f
[26] Vgl. Cardwell 1976, S. 26
[27] Vgl. Cardwell 1976, S. 30f
- Arbeit zitieren
- cand.paed Florian Hering (Autor:in), 2007, Der symbolische Interaktionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80921
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