Das 2. und 1. Jh. v. Chr. war für die Römische Republik eine Zeit der Expansion, doch vollzog sich der Wandel vom Stadtstaat zum mediterranen Imperium nicht ohne innere Spannungen. Soziale und politische Krisen, meist blutige Konflikte zeichnen die dunklen Töne im Bild jener Ära. Der Sklavenaufstand um Spartakus zählt sicher zu den bekannteren Episoden, und es ist denkwürdig, daß praktisch alle großen Sklavenaufstände der Antike in diese Epoche fielen, in den relativ begrenzten Zeitraum von 140 – 70 v. Chr.
Antike Sklavenaufstände, Spartakus – vielleicht denkt man an Kirk Douglas in der Hollywood-Verfilmung. Vielleicht denkt man auch an den Spartakusbund samt Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Doch bestehen signifikante Unterschiede zwischen antiker und moderner Bewegung: War der ‚Bund‘ eine Vereinigung mit mehr oder weniger klaren Vorstellungen vom anzustrebenden Wandel der Gesellschaft, verband die Sklaven des Spartakus zwar der Wille zur Freiheit, jedoch kein politisch-ideologisches Programm.
Nach einigen – enger gefaßten – Definitionen in der Soziologie ist der Spartakusaufstand nicht einmal als soziale Bewegung einzustufen, da sie neben formaler Organisation und kollektivem Handeln v.a. fordern, daß die Ziele einer solchen Bewegung im sozialen Wandel bestehen. Das mag auf den ersten Blick paradox klingen: Tausende von aufsässigen Sklaven wagten gemeinsam kämpfend ihr Leben für die Freiheit, aber in der Tat ist (soweit wir wissen) von ihnen nie die grundsätzliche Abschaffung der Sklaverei gefordert worden. Wählt man eine weite Definition sozialer Bewegungen, etwa Gruppen, die für ein gemeinsames Ziel handeln, lassen sich die antiken Sklavenaufstände mit gängigen soziologischen Theorien beschreiben. Dies soll in dieser Arbeit versucht werden.
Untersuchungsgegenstand sind die drei größten Sklavenaufstände, furiose Rebellionen, die zu langwierigen Kriegen gerieten und die römische Welt in Atem hielten: Der erste und der zweite sizilische Aufstand (ca. 136-132 / 104-101 v. Chr.) sowie die Erhebung des Spartakus in Italien (73-71 v. Chr.). Interessant sind sie als ‚unorthodoxes‘ Anwendungsbeispiel für die soziologische Beschreibung sozialer Bewegungen nicht zuletzt, weil darin eine fruchtbare Herausforderung für die Theorie bestehen könnte. Zur Erörterung der Sklavenaufstände wird hauptsächliche die Theorie kollektiven Handelns von Mancur Olson herangezogen, verlinkt mit Teilannahmen zur Rolle von „frames“ und Identität in sozialen Bewegungen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Historischer Überblick
III. Die soziologische Theorie
III. 1. Sklavenaufstände als soziale Bewegung?
III. 2. Die Theorie kollektiven Handelns
III. 2. 1. Das Kollektivgut
III. 2. 2. Kosten und Nutzen
III. 2. 3. Das „Trittbrettfahrer-Problem“
III. 2. 4. Selektive Anreize
III. 2. 5. Einige Makrovariablen
III. 2. 6. Zur Dynamik der Aufstände
III. 3. Zusammenfassung
IV. Schlussüberlegungen
V. Abkürzungsverzeichnis
VI. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Das 2. und 1. Jh. v. Chr. war für die Römische Republik eine Zeit der Expansion, doch vollzog sich der Wandel vom Stadtstaat zum mediterranen Imperium nicht ohne innere Spannungen. Soziale und politische Krisen, meist blutige Konflikte zeichnen die dunklen Töne im Bild jener Ära. Der Sklavenaufstand um Spartakus zählt sicher zu den bekannteren Episoden, und es ist denkwürdig, dass praktisch alle großen Sklavenaufstände der Antike in diese Epoche fielen, in den relativ begrenzten Zeitraum von 140 – 70 v. Chr.
Antike Sklavenaufstände, Spartakus – vielleicht denkt man an Kirk Douglas, drahtig, wie er den Sklaven, die zu ihm übergelaufen sind, flammende Worte zuruft, Worte, die ihnen aus dem Herzen sprechen, mit reichlich Pathos, auf dass ein gewaltiger Haufe Komparsen loszieht, die brutalen römischen Unterdrücker das Fürchten zu lehren. Soweit Hollywood.
Vielleicht denkt man indes auch an den Spartakusbund samt Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Doch obwohl diese anzunehmen schienen, mit dem Namensgeber ihres Parteiflügels vieles gemein zu haben, bestehen signifikante Unterschiede zwischen beiden Bewegungen: War der ‚Bund‘ eine Vereinigung mit mehr oder weniger klaren Vorstellungen vom anzustrebenden Wandel der Gesellschaft, verband die Sklaven des Spartakus zwar der Wille zur Freiheit, jedoch kein politisch-ideologisches Programm.
Nach einigen – allerdings enger gefaßten – Definitionen in der Soziologie ist der Spartakusaufstand nicht einmal als soziale Bewegung einzustufen, da sie neben formaler Organisation und kollektivem Handeln v.a. fordern, dass die Ziele einer solchen Bewegung im sozialen Wandel bestehen[1]. Das mag auf den ersten Blick paradox klingen: Tausende von aufsässigen Sklaven wagten gemeinsam kämpfend ihr Leben für die Freiheit, aber in der Tat ist (soweit wir wissen) von ihnen nie die grundsätzliche Abschaffung der Sklaverei gefordert worden[2]. Wählt man eine weite Definition von sozialen Bewegungen, etwa Gruppen, die für ein gemeinsames Ziel handeln, lassen sich die antiken Sklavenaufstände mit gängigen soziologischen Theorien beschreiben. Dies soll in dieser Arbeit versucht werden[3].
Untersuchungsgegenstand sind die drei größten Sklavenaufstände, furiose Rebellionen, die zu langwierigen Kriegen gerieten und die römische Welt in Atem hielten: Der erste und der zweite sizilische Aufstand (ca. 136-132 / 104-101 v. Chr.) sowie die Erhebung des Spartakus in Italien (73-71 v. Chr.). Interessant sind sie als ‚unorthodoxes‘ Anwendungsbeispiel für die soziologische Beschreibung sozialer Bewegungen nicht zuletzt, weil darin eine fruchtbare Herausforderung für die Theorie bestehen könnte. Zur Erörterung der Sklavenaufstände wird hauptsächliche die Theorie kollektiven Handelns von Mancur Olson herangezogen, verlinkt mit Teilannahmen zur Rolle von „frames“ und Identität in sozialen Bewegungen.
Zunächst soll eine Einführung in die Geschichte der Sklavenaufstände gegeben werden.
II. Historischer Überblick
Das Aufbegehren[4] gegen die Unfreiheit seitens der Sklaven nahm in der Antike (wie sonst auch) verschiedene Formen an: Sabotage, Flucht und offener Widerstand. Da jedoch politische oder ideologische Einflüsse kaum eine Rolle spielten, war das Freiheitsideal meist nur durch individuelles Engagement für die eigene Person zu erreichen, und so begegnet uns gemeinschaftlicher Widerstand in Form von Revolten allgemein recht selten[5]. Dafür, dass die großen Sklavenrebellionen nun sämtlich in dem verhältnismäßig kurzen Zeitraum zwischen 140 und 70 v. Chr. ausbrachen und ihr Zentrum auf Sizilien und in Süditalien hatten, lassen sich in erster Linie spezifische sozio-ökonomische Ursachen benennen[6]. Die Römische Republik befand sich in einer Phase militärischer und wirtschaftlicher Expansion. Durch die permanente Verpflichtung zum Wehrdienst war vielfach dem ursprünglichen Kleinbauerntum seine Existenzgrundlage geraubt worden. Viele waren in die Städte abgewandert und hatten den Großgrundbesitzern v. a. in Italien und auf Sizilien billiges Land zugespielt[7]. Die Folge war eine neue extensive Vieh- und Gutswirtschaft in Form von Villae und Latifundien. In diesen Mittel- und Großbetrieben entwickelten sich neue, rationalisierte Arbeitsprozesse; zur Deckung des gestiegenen Bedarfs an billigen Arbeitskräften boten sich Sklaven an[8]. Die Hauptquellen, aus denen Sklaven der römischen Wirtschaft zuströmten waren Menschenraub und Kriegsgefangenschaft. Insbesondere Kriegsgefangene aus dem hellenistischen Mittelmeerraum führte man massenhaft nach Italien[9], Menschen also, die frei geboren plötzlich das schwere Los der Sklaverei zu tragen hatten und die in der Mehrheit auf die Wiedererlangung ihrer Freiheit brannten.
Hatte die Sklaverei in der römischen Frühzeit noch patriarchalischen Charakter, d.h. dass zwischen Sklave und Hausherr relativ gute Beziehungen, auch menschliche Verbundenheit bestanden[10], wurde aus den Sklavenheeren ab dem 2. Jh. v. Chr. eine anonyme, von Ausbeutung und Verachtung gezeichnete Schicht ohne tiefere soziale Bindungen, wurde der einzelne Mensch als bloßer Produktionsfaktor kapitalistischen Gewinnstrebens aufgefasst[11]. In ihrer Bedeutung für die römische Wirtschaft war die Sklaverei schnell unentbehrlich und allgegenwärtig geworden und die Zahl der Sklaven sprunghaft angestiegen. Eingesetzt wurden sie in Stadt und Land auf allen Wirtschaftssektoren, vom Landarbeiter über den Bergmann und Dienstboten bis hin zum gebildeten Lehrer für die Sprösslinge der besseren Gesellschaft[12]. Vor allem auf dem Land aber erfuhren sie brutale Ausbeutung und denkbar schlechte Behandlung[13]. Und obwohl Maßnahmen belegt sind, die ein Aufbegehren der Sklaven verhindern sollten[14], scheinen die Herrschenden die Kontrolle oft allzu leichtfertig gehandhabt zu haben. Insbesondere die Hirten-Sklaven der auf Sizilien und in Süditalien weit verbreiteten Viehwirtschaft waren weitgehend der Aufsicht ihrer Besitzer entzogen, wenn sie die Herden des Sommers in abgelegenen Regionen weideten, und zum Schutz vor wilden Tieren und Viehdieben waren sie sogar mit Waffen ausgestattet. Trotz ihrer relativen Bewegungsfreiheit traf auch sie ein hartes Los, denn die Großgrundbesitzer versorgten sie nicht mit ausreichend Nahrung und Kleidung, so dass sie sich auf das Banditentum verlegten[15]. Die Bandenbildung war denn auch der erste Schritt hin zur bewaffneten Revolte, die nur noch eines Anlasses bedurfte[16].
Der springende Funke für den 1. sizilischen Aufstand (136-132 v. Chr.)[17] war denn auch eine Racheaktion gegen einen besonders grausamen Grundbesitzer. Im Handstreich eroberten die Sklaven die Stadt Enna und machten ihren Führer, einen syrischen Wahrsager namens Eunus zu ihrem König. Nach Anschluss anderer revoltierender Sklavengruppen soll seine Anhängerschaft angeblich 200.000 Mann gezählt haben[18], die weite Gebiete kontrollierten und beträchtliche militärische Erfolge gegen die Römer zustande brachten. Ziel dieses Sklaven-Staates war offenbar die Umkehrung der Verhältnisse, denn die Sklaven übernahmen Rechte und Besitztümer ihrer ehemaligen Herren und ließen diese z. B. in Waffenfabriken schuften[19]. Rom gelang es erst nach längerem, blutigem Krieg (bellum servile), den Aufstand zu zerschlagen.
Ganz ähnlich verlief der 2. sizilische Aufstand[20] ein Vierteljahrhundert später (104-101 v. Chr.). Anlass war ein römischer Senats-Beschluss, der – einer außenpolitischen Krisensituation geschuldet – die Freilassung aller aus den mit Rom verbündeten Staaten versklavten Bürger anordnete[21], und der auf Sizilien vermutlich auf Druck der reichen Gutsbesitzer nicht umgesetzt wurde, woraufhin erneut ein Sklavenkrieg entbrannte. Wiederum vereinigten sich mehrere aufständische Gruppen unter der Führung eines gewissen Salvius, ebenfalls syrischer Wahrsager, und wählten ihn zu ihrem König. Die Anhängerschaft wuchs auf mindestens 30.000 Mann und wieder bedurfte es eines zermürbenden Krieges, bis Rom der Lage Herr wurde.
Der für Rom gefährlichste Sklavenkrieg (74-71 v. Chr.) nahm seinen Anfang in einer Verschwörung von etwa 70 Gladiatoren um ihren Führer Spartakus[22]. Sie brachen aus einer Gladiatorenschule in Capua in Süditalien aus, verschanzten sich zunächst auf dem Vesuv und sammelten nach anfänglichen Erfolgen – von Rom unterschätzt – zahlreiche Anhänger bei den Sklaven im ländlichen Raum, die, mit improvisierten und erbeuteten Waffen ausgestattet, unter der taktischen Führung des Spartakus bald ein schlagkräftiges Heer bildeten und den Römern vernichtende Niederlagen beibrachten. Auf der Höhe seines Erfolges soll Spartakus nach den niedrigsten Schätzungen über 60.000, nach anderen Angaben sogar über 120.000 Mann verfügt haben, mit denen er quer durch Italien marodierte. Über die Ziele der Bewegung bestand scheinbar Uneinigkeit: Während angenommen wird, dass Spartakus die Seinen möglichst ohne große Verluste aus Italien führen wollte, damit sie in ihre Heimatländer zurückkehren konnten, schien sich eine Opposition in den eigenen Reihen stark genug zu fühlen, der Römischen Republik in ihrem Zentrum einen empfindlichen wenn nicht vernichtenden Stoß zu versetzen. Umherschweifend und unter fortwährenden Abspaltungen größerer Verbände wurde die Massenflucht aus Italien auch mehrfach versucht[23], scheiterte aber entweder am Widerstand der Römer oder am Übermut der eigenen Leute. Schließlich musste der Proconsul Marcus Licinius Crassus[24] ganze acht Legionen aufbieten, um dem Krieg ein Ende zu bereiten; ein Ende, das in den Quellen trotz ihrer ablehnenden Haltung zu den Sklavenaufständen als heroischer Untergang beschrieben wird[25].
Zu den strukturellen Merkmalen der Sklavenbewegungen[26] zählt, dass sie zunächst von kleineren Gruppen initiiert wurden, die Zugang zu Waffen hatten (Hirten, Gladiatoren). Durch erste Erfolge, die sie dem Überraschungseffekt verdankten[27], erhielten sie Zulauf und wurden rasch zu Massenbewegungen. Die schnelle und flexible Organisation wurde charismatischen, militärisch wie logistisch fähigen Anführern übertragen. Überläufer fanden sich primär bei den in der Landwirtschaft eingesetzten Sklaven, aber auch arme freie Bauern schlossen sich an, spielten jedoch keine nennenswerte Rolle[28]. Unterstützung durch andere sozial benachteiligte Gruppen (etwa der städtischen Sklavenschicht) erfuhren sie nicht. Stammten die Aufständischen auf Sizilien aus einem ähnlichen kulturellen Hintergrund (hellenistischer Orient), war die Anhängerschaft des Spartakus heterogener zusammengesetzt und Uneinigkeit ebenso ein Grund für das Scheitern seiner Bewegung. Auch die Ansätze zur Staatenbildung finden sich nur auf Sizilien[29]. Gemein war allen, dass sie es offenbar nicht auf eine Änderung des sozialen Systems abgesehen hatten und nicht darauf aus waren, die Institution Sklaverei abzuschaffen. Bei den beiden sizilischen Aufständen spielte man nur mit vertauschten Rollen und auch dem Spartakus fehlte augenscheinlich jedwedes revolutionäre Programm. Im Wesen der Aufstände ganz allgemein lag es schließlich, dass sie zu Vernichtungskriegen wurden.
Zwar gab es ein kurzes Echo auf die großen Sklavenkriege in anderen Regionen des Mittelmeeres[30], doch hat es nach dem Untergang des Spartakus keinen geschlossenen Aufstand mehr gegeben. Konsequenzen aus den Sklavenaufständen sind kaum gezogen worden. Neben der Angst vor dem potentiellen Feind im eigenen Haus reifte in den Sklavenhaltern vielleicht allmählich die Einsicht, „dass die brutale Behandlung und die rücksichtslose Ausbeutung der Unfreien ebenso aus politischen wie aus ökonomischen Gründen eine unzweckmäßige Form der Sklavenwirtschaft war.“[31] Erst circa ein Jahrhundert später in der Kaiserzeit etablierte sich wieder eine humanere Haltung gegenüber den Sklaven, freilich ohne die Sklaverei als solche in Frage zu stellen. Und auch hier lässt sich fragen, ob nicht eine Gesetzgebung, die grausame Exzesse von Sklavenbesitzern unter Strafe stellt, im Umkehrschluss auf das Fortbestehen von massiven Missständen verweist.
[...]
[1] Vgl. z. B. McCarthy/Zald, Resource Mobilization, S.1217f.
[2] Die Quellen sprechen zwar durchweg aus der Perspektive von Nicht-Sklaven, dennoch wäre eine solche Forderung sicher auf Widerhall gestoßen, zumal die sonstigen Motive und Ziele der aufständischen Sklaven genannt werden. Abgesehen davon lässt sich sagen, dass die Institution Sklaverei zu keiner Zeit in der Antike in Frage stand; Sklaven waren der gesamten antiken Gesellschaft eine ökonomische wie soziale Selbstverständlichkeit.
[3] Vorweg sei genommen, dass die Abbildung moderner Theorien auf historisch entfernte Ereignisse kein leichtes Unterfangen ist. Dem Anspruch nach empirischer Hypothesenprüfung z.B. kann aufgrund der verhältnismäßig schlechten Dokumentation also nur bedingt entsprochen werden. Indessen sollte die Gültigkeit der Theorien ja nicht auf zeitnahe Phänomene beschränkt sein.
[4] Eine ausführliche Abhandlung bieten z.B. Vogt, Sklavenkriege und Bradley, Slavery.
[5] Vgl. Bradley, Slavery, S.44; eine Alternative zum Aufbegehren bestand für die Sklaven in der (begründeten) Hoffnung auf Freilassung bei untadeligem Benehmen; umfassender hierzu sowie zu terminologischen und typologischen Fragen zur antiken Sklaverei siehe Weiler, Sklavenstatus.
[6] Diese sind im historischen Kontext zu sehen und lassen sich nicht als Strukturmerkmale der antiken Sklaverei bewerten.
[7] Vgl. Alföldy, Sozialgeschichte, S.45f.
[8] Unfreies Personal ließ sich brutal ausbeuten, die Sklaven waren leicht ersetzbar und mussten zudem nicht dem Militärdienst zur Verfügung stehen.
[9] Anschauliche Zahlen, die durchschnittlich 20.000 bis 80.000 Gefangene für jeweils einzelne militärische Erfolge der Römer nennen, finden sich samt Quellenangaben bei Alföldy (Sozialgeschichte, S.49), und Bradley (Slavery, S.146 Anm.4). Brunt (Manpower, S.121) schätzt den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung Italiens auf ca. ein Drittel. Vgl. Vogt, Sklavenkriege, S.21f.
[10] Der Sklave gehörte der familia seines Besitzers an, Hausherr und Unfreie arbeiteten und wohnten zusammen, und bei der vielfach praktizierten Freilassung erhielt der Sklave das römische Bürgerrecht und verblieb über ein Klientelverhältnis der Familie des einstigen Herrn verbunden.
[11] Diese Haltung z.B. bei Cato (agr. 10f.): Sklaven zählt er ebenso zur Ausstattung eines Gutes wie die Nutztiere und Gerätschaften; Varro (rust. 1, 17, 1) unterscheidet ganz einfach typologisch drei Arten von Werkzeugen: stummes (Gerät), halbsprechendes (Vieh) und sprechendes – die Sklaven.
[12] Hierzu ausführlicher Bradley, Slavery, S.26ff.
[13] Wobei auch hier auf eine gewisse Hierarchie zu verweisen ist, vom Gutsverwalter über Aufseher und Fachkräfte hinab zum gebrandmarkten und gefesselten Landarbeiter.
[14] Etwa die ethnische Mischung der Sklaven, um über Sprachbarrieren Konspirationen vorzubeugen, oder das Säen von Zwietracht unter den Arbeitern. Auch wurde durch die Zubilligung der Gründung einer Familie versucht, die Sklaven dauerhaft zu binden.
[15] Diod. 34, 2, 27ff.
[16] Zum Gehalt dieser Erklärung vgl. unten Kap. III, S.7.
[17] Die wichtigsten Quellen sind Flor. epit. 2, 7 und Diod. 34 / 35, 2, 20f.
[18] Wobei antike Zahlenangaben jedoch immer mit Vorsicht zu genießen sind.
[19] Diod. 35, 2, 15.
[20] Die Quellen sind wiederum Flor. epit. 2, 7 und Diod. 36, 1-11.
[21] Italien wurde von den Kimbern und Teutonen bedroht und Rom benötigte die Hilfstruppen der alliierten Länder.
[22] Als Hauptquellen sind zu nennen Plut. Crass. 8-11, App. civ. 1, 116-120 und Flor. epit. 2, 7; eine knappe aber dichte Beschreibung bietet Münzer, RE II 6 (1929), s.v. Spartacus, Sp.1528-1536.
[23] Zuerst über die Alpen, dann nach Sizilien (wo eine erneute Anfachung der Sklavenkriege mißlang) und zuletzt in Richtung der Adria.
[24] Der später mit Pompeius und Caesar das berühmte Triumvirat bildete.
[25] Plutarch (Crass. 11) erzählt, wie Spartakus vor der entscheidenden Schlacht sein Pferd tötet, um ohne Fluchtmöglichkeit entweder Tod oder Sieg mit den Seinen zu teilen, und schließlich den Zweikampf mit Crassus suchend fällt. Auch seien unter seinen getöteten Anhängern nur wenige mit Wunden auf dem Rücken gefunden worden. – Bilder von mit dem Mut der Verzweiflung für ihre Sache Kämpfenden. 6.000 gefangene Sklaven wurden schließlich an der Via Appia zwischen Capua und Rom gekreuzigt, gleichsam als abschreckende Propaganda wie als blutrünstiger Triumph des siegreichen Feldherren.
[26] Vgl. Alfoldy, Sozialgeschichte, S.62ff.
[27] Zudem war Rom zur Zeit der Revolten in anderen Gebieten des Reiches militärisch stark belastet, verfügte nur über wenige Reserven und versuchte zuerst, die Aufstände mit geringem Aufwand zu ersticken. Erst nach gefährlichen Niederlagen wurden alle Kräfte mobilisiert.
[28] Dennoch wäre eine gesonderte Untersuchung dieser Gruppe sicher interessant.
[29] Eine wirkliche politische Perspektive hatten sie allerdings nie.
[30] So etwa in den Bergwerken in Attika oder auf der Insel Delos, einem Hauptumschlagplatz des Sklavenhandels.
[31] Alföldy, Sozialgeschichte, S.63.
- Quote paper
- Mathias Pfeiffer (Author), 2007, "Bellum servile" - Antike Sklavenaufstände als Anwendungsbeispiel für Theorien sozialer Bewegungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80713
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