Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Literatur der Shoah der so genannten „2. Generation“ unter Berücksichtigung des ihr eigenen Diskurses der Identitätssuche bzw. des Verlustes dieser aufbauend auf zwei der Werke des Autoren Doron Rabinovici.
Der Grund für die Wahl des Autoren liegt in zweierlei Besonderheiten. Als Sohn Überlebender des Holocausts arbeitet Doron Rabinovici die historisch einmalige Katastrophe auf eine der „2. Generation“ typische literarische Weise auf, was die Diskurse zu dieser Thematik angeht. Allerdings – und das ist der weitaus bedeutendere Aspekt für die Wahl seiner Werke – wählt er eine, vor allem in der „Suche nach M.“, äußerst groteske Form der Darstellungsmöglichkeit, die sein Werk stark von denen anderer Autoren, wie z. B. Eva Menasse, Robert Menasse oder auch Robert Schindel, unterscheidet. Das Thema erscheint alles beherrschend und bildet sowohl die Ausgangslage als auch die Motivation seiner Charaktere.
Das zweite von Rabinovici vorzustellende Werk „Ohnehin“ verfährt auf eine auffällig andere Weise und stellt politisch kritische Diskurse innerhalb der österreichischen Gesellschaft weit stärker in den Vordergrund. Trotz der Differenzen durchziehen die Topoi Identitätssuche und Aufarbeitung der Vergangenheit beide Werke. Aber nicht nur diese. Beide Motive scheinen grundlegend für die „2. Generation“ zu sein.1 Aus diesem Grund wird die Arbeit die Literatur der „2. Generation“ in ihren Grundzügen versuchen aufzuschlüsseln und eine Unterscheidung zu der Literatur der „ersten Generation“ anstreben, um anschließend die verschiedenen Themenbereiche beider Werke herauszuarbeiten. Hierfür werden die „Suche nach M.“ und „Ohnehin“ gegenübergestellt und ihre Präsentation wird auf die ihnen eigenen Spezifika hin überprüft und miteinander verglichen werden. Dafür soll eine Unterscheidung der Ebenen individueller („Suche nach M.“) und kultureller („Ohnehin“) Identität eingeführt werden, die es im Anschluss auf ihre Inhalte und Motive zu analysieren gilt.
Dies alles folgt aufgrund der in der vorliegenden Arbeit nachzuweisenden These, Rabinovicis Werke nähmen eine Sonderstellung in der Intensität der Behandlung von Identitätsproblemen als Folge des Holocausts innerhalb des Shoah-Diskurses der Gegenwartsliteratur ein, indem sie durch eine groteske Überzeichnung pathologisch gestörter Individuen in besonderem Umfang die Identitätslosigkeit der „1. und 2. Generation“ zu unterstreichen verstünden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Zur problematischen Unterscheidung zwischen der „1. und 2. Generation“
- III. Thematisierung der Identitätsproblematik bei Rabinovici
- 1. Die verlorene Identität
- 2. Die vergessene Identität
- 3. Die verdrängte Identität
- IV. Zur \"postnazistischen“ Gesellschaftsidentität bei Rabinovici
- 1. Der Aufschwung der Rechten in Österreich
- 2. Thematisierung der „Walser-Rede“ zum Erinnern und Vergessen in ,,Ohnehin“
- 3. Außerösterreichische Konflikte und Verbrechen an der Menschheit
- V. Täter-Opfer Konstruktionen bei Doron Rabinovici
- VI. Abschließende Auswertung
- VII. Literaturverzeichnis
- 1. Quellen
- 2. Forschungsliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Literatur der so genannten „2. Generation“ des Holocaust, insbesondere die Werke von Doron Rabinovici, „Suche nach M.“ und „Ohnehin“. Der Fokus liegt auf der Identitätssuche und dem Umgang mit der Vergangenheit in dieser Generation. Die Arbeit untersucht die spezifische Darstellung der Identitätsproblematik in Rabinovicis Werken und vergleicht sie mit anderen Autoren.
- Identitätsproblematik der „2. Generation“
- Darstellung des Holocaust in der Literatur
- Unterscheidung zwischen individueller und kultureller Identität
- „Walser-Debatte“ und die Frage des Erinnerns
- Täter-Opfer-Konstellationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit dar. Kapitel II untersucht die problematische Unterscheidung zwischen der „1. und 2. Generation“ der Shoah-Literatur. Kapitel III analysiert die Thematisierung der Identitätsproblematik in Rabinovicis Werk „Suche nach M.“. Kapitel IV untersucht die „postnazistische“ Gesellschaftsidentität bei Rabinovici, insbesondere anhand des Romans „Ohnehin“ und der „Walser-Rede“ zum Erinnern und Vergessen. Kapitel V analysiert die Täter-Opfer-Konstruktionen in Rabinovicis Werken. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und in einem Fazit dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Shoah-Literatur der „2. Generation“, wie der Identitätsfindung und der Aufarbeitung der Vergangenheit, der „Walser-Debatte“, Täter-Opfer-Konstellationen, groteske Überzeichnung, die „Suche nach M.“ und „Ohnehin“ von Doron Rabinovici.
- Quote paper
- Alexander Hoffmann (Author), 2007, Aus Doron Rabinovicis Werken - Auf der Suche nach einer Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80222