In der vorliegenden Arbeit wird es darum gehen, eine Brücke zwischen verschiedenen Themenkomplexen zu schlagen und diese einzelnen Stücke wie ein Fundament zusammensetzen, damit ein ‚Haus’ darauf entstehen kann (vgl. Abb. 1).
Beginnen wird die Arbeit mit einer allgemeinen Problembeschreibung. Die bestehende Problematik ist sehr vielschichtig und spielt sich auf unterschiedlichen Ebenen ab. Auf gesellschaftlicher Ebene erleben wir einen drastischen demographischen Wandel, eine Vielzahl der Bevölkerung entscheidet sich bewusst gegen Kinder und für die Karriere, nicht zuletzt aufgrund der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf. (vgl. Aktuell geführte Diskussion zur Ausweitung der Betreuungsplätze für unter Dreijährige) Auf der anderen Seite werden immer mehr Kinder in Armut hineingeboren und sind Verwahrlosung ausgesetzt. Auf politischer Ebene wird über diese Problematik bestenfalls diskutiert aber nicht konsequent gehandelt. Schlussendlich hat man auf pädagogischer Ebene versäumt die frühe Kindheit ins Blickfeld der Aufgaben einzubeziehen. Gekümmert wird sich erst wenn ein Kind auffällig wird, nicht aber schon bei kleinen Anzeichen von Irritationen z.B. in der Mutter-Kind-Beziehung. Deshalb muss darüber diskutiert werden ob ein Frühwarnsystem benötigt wird, welches verhindert, dass Kinder erst ‚in den Brunnen fallen’ müssen um Hilfe zu bekommen.
Kapitel 2 dieser Arbeit beschäftigt sich mit dem Stichwort soziale Behinderung. Dieser Begriff ist weder eindeutig definiert noch klassifiziert, gemeint sind Defizite, die in der Entwicklung eines Kindes entstehen weil sich Probleme manifestieren konnten, die bei rechtzeitiger Förderung hätten vermieden werden können.
Diesem einleitenden Teil folgen zwei theoretische Bausteine, bestehend aus Bindungstheorie und Resilienzforschung. Die Bindungstheorie ist deshalb so bedeutend für diesen Themenkomplex, weil sie die Wichtigkeit primärer Beziehungen betont. Eine sichere Bindung gilt als ein herausragender protektiver Faktor für die kindliche Entwicklung. Andersherum hat eine unsichere Bindung für die Entwicklung des Kindes weitreichende negative Folgen. Die Resilienzforschung befasst sich mit weiteren Risiko- und Schutzfaktoren, die den Faktor Bindung stets mitberücksichtigt aber auch nach anderen Einflüssen sucht, die Kinder widerstandsfähig machen.
Anschließend soll es um Prävention im Allgemeinen und um ganz konkrete Programme gehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problembeschreibung
- 1.2 Die Notwendigkeit eines Frühwarnsystems
- 2. Soziale Behinderung
- 2.1 Das Neuseeländische Projekt
- 2.2 Soziale Gesundheit
- 3. Bindungstheorie
- 3.1 Begriffsbestimmung
- 3.1.1 Bindung
- 3.1.2 Exploration
- 3.1.3 Innere Arbeitsmodelle
- 3.2 Grundlagen der Bindungstheorie
- 3.2.1 Die Entstehung von Bindungsmustern
- 3.2.2 Das Konzept der Feinfühligkeit
- 3.2.3 Merkmale eines sicheren Bindungsverhaltens
- 3.3 Die Bedeutung der Eltern-Kind-Bindung für die gesunde Entwicklung des Kindes
- 3.4 Bindungsstörungen
- 3.4.1 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
- 3.4.2 Bindungsstörungen des Kindesalters mit Enthemmung
- 3.5 Störungen der Eltern-Kind-Beziehung
- 3.6 Bindungsmuster
- 3.6.1 Fremde Situation
- 3.6.2 Statistische Verteilung der Bindungsmuster A,B,C,D
- 3.6.3 Bindungsmuster und ihre Bedeutung als Risiko- oder Schutzfaktoren
- 3.6.4 Die Kontinuität von Bindungsmustern
- 3.6.5 Weitergabe von Bindungsmustern zwischen den Generationen
- 3.7 Erkenntnisse der Bindungstheorie zum Thema Beziehungsförderung und Prävention von Sozialer Behinderung
- 4. Resilienz
- 4.1 Was bedeutet Resilienz?
- 4.1.1 Protektive Faktoren
- 4.1.2 Risikofaktoren
- 4.2 Die Entwicklung von Resilienz
- 4.2.1 Entwicklungsmodell zur Entstehung von Resilienz nach Werner
- 4.3 Was resiliente Kinder auszeichnet
- 4.4 Was ist Resilienzforschung?
- 4.4.1 Hintergründe
- 4.4.2 Inhalte/Schwerpunkte
- 4.5 Anfragen an die Resilienzforschung und Aussichten
- 4.6 Resilienz und Behinderung
- 4.7 Die Kauai-Studie von Emmy E. Werner
- 4.7.1 Vorstellung der Studie
- 4.7.2 Die Risikogruppe
- 4.7.3 Ergebnisse der Studie in Bezug auf das Thema der Arbeit
- 4.8 Die Mannheimer Längsschnittstudie
- 4.8.1 Vorstellung der Studie
- 4.8.2 Ergebnisse in Bezug auf das Thema der Arbeit
- 4.9 Zusammenfassung der Ergebnisse beider Studien und ihre Bedeutung für die pädagogische Arbeit
- 4.10 Resilienz im Kleinkindalter
- 4.10.1 Protektive frühe Förderung
- 5. Prävention
- 5.1 Einleitung des Praktischen Teils
- 5.2 Beziehungsgestaltung
- 5.3 Entwicklungspsychologische Beratung
- 5.3.1 Zielgruppe jugendliche Mütter
- 5.3.2 Frühe und beziehungsfördernde Intervention
- 5.3.3 Entwicklungspsychologische Beratung für junge Eltern
- 5.4 STEEP™ (STEPS TOWARD EFFECTIVE ENJOYABLE PARENTING)
- 5.4.3 Aufbau und Ablauf des STEEPT -Programms
- 5.5 Elternberatungsstelle Potsdam: Vom Säugling zum Kleinkind
- 5.5.1 Das Projekt
- 5.5.2 Ergebnisse
- 5.5.3 Ziele der Beratung
- 6. Konsequenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung früher Bindung und Resilienz für die Beziehungsgestaltung zwischen Müttern und Kindern im Hinblick auf die Prävention von sozialer Behinderung. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, denen Kinder aus Risikofamilien gegenüberstehen, und untersucht, wie die Förderung von Bindungssicherheit und die Entwicklung von Resilienz eine wichtige Rolle für die gesunde Entwicklung dieser Kinder spielen können.
- Die Bedeutung von Bindungssicherheit für die Entwicklung des Kindes
- Die Rolle von Resilienz als Schutzfaktor für Kinder in Risikofamilien
- Die Herausforderungen der Prävention von sozialer Behinderung
- Die Bedeutung von frühzeitiger Intervention und Unterstützung für Eltern und Kinder
- Die Anwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Problematik der sozialen Behinderung und die Notwendigkeit eines Frühwarnsystems beleuchtet werden. Anschließend wird der Begriff der sozialen Behinderung anhand des Neuseeländischen Projekts und der Theorie der sozialen Gesundheit definiert.
Kapitel 3 widmet sich der Bindungstheorie. Es werden grundlegende Begriffe wie Bindung, Exploration und innere Arbeitsmodelle definiert. Die Entstehung von Bindungsmustern, das Konzept der Feinfühligkeit und Merkmale eines sicheren Bindungsverhaltens werden vorgestellt. Die Bedeutung der Eltern-Kind-Bindung für die gesunde Entwicklung des Kindes und die verschiedenen Arten von Bindungsstörungen werden im Detail erläutert.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Konzept der Resilienz. Es wird definiert, was Resilienz bedeutet, welche protektiven und Risikofaktoren eine Rolle spielen und wie sich Resilienz entwickeln kann. Es werden wichtige Erkenntnisse aus der Resilienzforschung, insbesondere die Ergebnisse der Kauai-Studie von Emmy E. Werner und der Mannheimer Längsschnittstudie, vorgestellt und deren Bedeutung für die pädagogische Arbeit diskutiert.
In Kapitel 5 werden verschiedene Konzepte der Präventionsarbeit vorgestellt, wie zum Beispiel Entwicklungspsychologische Beratung für junge Eltern und das STEEP™-Programm.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bindung, Resilienz, soziale Behinderung, Prävention, Entwicklungspsychologische Beratung, Risikofamilien, Frühwarnsysteme, Eltern-Kind-Beziehung, gesunde Entwicklung, Schutzfaktoren und frühzeitige Intervention.
- Quote paper
- Damaris Steeb (Author), 2007, Zur Bedeutung früher Bindung und Resilienz für die Beziehungsgestaltung zwischen Müttern und Kindern im Hinblick auf die Prävention von sozialer Behinderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80077