Zu den auffälligsten Unterschieden zwischen dem Französischen, dem Rätoromanischen und den oberitalienischen Dialekten einerseits und dem Lateinischen und den anderen romanischen Sprachen andererseits gehört die Verwendung des Personalpronomens in Subjektfunktion. Während die anderen romanischen Sprachen - zumindest auf den ersten Blick- die Verhältnisse des Klassischen Latein (KL) fortsetzen, wo der Gebrauch der Subjektpronomina auf wenige definierte Fälle beschränkt ist, geht in den oben erwähnten Sprachen das Personalpronomen dem Verb in der Regel voran.
Wenn auch die heutige französische Form /tykur/ daher funktional, wenn auch nicht typologisch, dem klassisch lateinischen curris entspricht, so bietet das Altfranzösische ein völlig anderes Bild, da hier die Subjektpronomina auch dann gesetzt werden, wenn die Flexionssuffixe zur Kennzeichnung der Peronalität noch weitgehend erhalten sind. Ähnliche Verhältnisse herrschen im Rätoromanischen und in den norditalienischen Dialekten, wo bisweilen eine Doppel- und Dreifachmarkierung der Person beobachtet werden kann.
Die Gründe für diesen einschneidenden Wandel, der das Französische in markanter Weise von den anderen romanischen Sprachen trennt, werde ich versuchen in dieser Arbeit anhand von verschiedenen Thesen aufzuzeigen.
Zunächst wende ich mich jedoch der Markierung der Personalität im Lateinischen zu, um dann zur Entwicklung im Alt- und Mittelfranzösischen bis hin zum modernen Französisch überzugehen. Und schließlich werde ich auf einige Tendenzen und bereits fortgeschrittene Entwicklungen der Personalpronomina im informell gesprochenen Französisch eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Person- und Zahlmarker am lateinischen Verb
- 2. Die Entstehung neuer Subjektmarker
- 2.1 Der Verlust emphatischer Bedeutung
- 2.2 Die Entwicklung neuer emphatischer Personalpronomen aus Akkusativ-Pronomen
- 2.3 Pronomina der 3. Person
- 3. Der Verlust der postverbalen Person/Zahl-Marker
- 4. Verschiedene Thesen zum obligatorischen Gebrauch der Subjektpronomen
- 5. Entwicklungen im modernen formell und informell gesprochenen Französisch
- 5.1 Synthetisierung bei „Subjekt-Klitikon + Verb“
- 5.2 Das semantische Bleichen von moi, toi, lui etc.
- 5.3 Die Verwendung von ça
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Obligatorisierung von Pronomen im Französischen. Sie verfolgt das Ziel, die Gründe für den einschneidenden Wandel in der Verwendung von Subjektpronomen im Französischen im Vergleich zu anderen romanischen Sprachen aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert die Entwicklung von der Verwendung von Person- und Zahlmarkern im Lateinischen bis zum modernen Französisch.
- Entwicklung der Subjektmarker vom Lateinischen zum Französischen
- Verlust emphatischer Bedeutung lateinischer Subjektpronomen
- Entstehung neuer emphatischer Personalpronomen
- Verlust postverbaler Person/Zahl-Marker
- Theorien zum obligatorischen Gebrauch von Subjektpronomen im Französischen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den auffälligen Unterschied in der Verwendung von Subjektpronomen zwischen Französisch und anderen romanischen Sprachen, wobei im Französischen im Gegensatz zu z.B. dem Lateinischen, Subjektpronomen regelmäßig vor dem Verb stehen, selbst wenn die Verbform die Person bereits eindeutig markiert. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Gründe für diesen Wandel an, beginnend mit der Betrachtung der Personalmarkierung im Lateinischen und der Entwicklung im Alt- und Mittelfranzösischen bis hin zum modernen Französisch, einschließlich informeller Sprachverwendung.
1. Person- und Zahlmarker am lateinischen Verb: Dieses Kapitel analysiert die Person- und Zahlmarker im klassischen Lateinischen. Es beschreibt sie als integralen Bestandteil der Verbgruppe, die zwingend vorhanden sind, selbst bei zusätzlicher Markierung durch Nominalphrasen. Die hochsynthetische Natur dieser Marker, ihre Unverschiebbarkeit und semantische Undurchsichtigkeit werden hervorgehoben. Das Kapitel verwendet Beispiele aus der a-Konjugation um die morphologischen Details zu verdeutlichen.
2. Die Entstehung neuer Subjektmarker: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der Subjektpronomina der 1. und 2. Person vom Klassischen Latein bis zum modernen Französisch. Es zeigt die Veränderungen im Nominativ von den lateinischen Formen über das Vulgärlatein und Altfranzösisch bis zum modernen Französisch auf, inklusive der Entwicklung der unpersönlichen 1. Person Plural „on“. Der Fokus liegt auf der Veränderung der grammatischen Funktion und der semantischen Entwicklung.
2.1 Der Verlust emphatischer Bedeutung: Dieses Unterkapitel (in der Zusammenfassung des Kapitels 2 enthalten) fokussiert auf den Verlust der emphatischen Funktion, die lateinische Subjektpronomen ursprünglich hatten. Im Gegensatz zu den obligatorischen Person- und Zahlmarkern am Verb waren diese Pronomen optional und dienten zur Hervorhebung des Subjekts. Die Abnahme ihrer emphatischen Bedeutung ebnete den Weg für ihre Obligatorisierung in anderen Kontexten.
2.2 Die Entwicklung neuer emphatischer Personalpronomen aus Akkusativ-Pronomen: Dieses Unterkapitel (in der Zusammenfassung des Kapitels 2 enthalten) beleuchtet die Entwicklung neuer emphatischer Pronomen aus den Akkusativpronomen. Es beschreibt den Prozess, wie diese Pronomen ihre ursprüngliche Funktion verloren und eine neue emphatische Rolle neben den Subjektpronomen einnahmen, illustriert durch Beispiele und Erklärungen zur funktionalen Verschiebung.
2.3 Pronomina der 3. Person: Dieses Unterkapitel (in der Zusammenfassung des Kapitels 2 enthalten) behandelt die Entwicklung der Pronomen der 3. Person. Es erklärt die Veränderung ihrer Verwendung und Funktion im Kontext der Obligatorisierung von Subjektpronomen und zeigt die Unterschiede im Vergleich zur Entwicklung der 1. und 2. Person auf. Dies könnte Kontexte einschließen, in denen die 3. Person Pronomen optional bleiben, während die 1. und 2. Person bereits obligatorisch sind.
3. Der Verlust der postverbalen Person/Zahl-Marker: Dieses Kapitel befasst sich mit dem allmählichen Verlust der postverbalen Person- und Zahl-Marker im Französischen. Es analysiert die Gründe für diesen Verlust und seine Auswirkungen auf die Entwicklung der Subjektpronomen. Der Fokus liegt auf dem Wechsel von einer synthetischen zu einer analytischeren Grammatik. Es werden wahrscheinlich historische und sprachliche Faktoren untersucht, die zu diesem Wandel beigetragen haben.
4. Verschiedene Thesen zum obligatorischen Gebrauch der Subjektpronomen: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Theorien, die den obligatorischen Gebrauch der Subjektpronomen im Französischen erklären. Es vergleicht und kontrastiert diese Theorien und bewertet ihre Stärken und Schwächen. Die Theorien könnten phonetische, morphologische und syntaktische Aspekte der Sprachentwicklung berücksichtigen.
5. Entwicklungen im modernen formell und informell gesprochenen Französisch: Dieses Kapitel untersucht aktuelle Tendenzen in der Verwendung von Personalpronomen im modernen Französisch, sowohl in formellen als auch informellen Kontexten. Es analysiert die Synthetisierung von Subjekt-Klitika und Verb, das semantische Bleichen von Pronomen wie „moi“, „toi“, „lui“ und die Verwendung von „ça“. Der Vergleich formeller und informeller Sprache zeigt den Einfluss von Sprachwandelprozessen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Entwicklung obligatorischer Subjektpronomen im Französischen
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Obligatorisierung von Subjektpronomen im Französischen und die Gründe für diesen Wandel im Vergleich zu anderen romanischen Sprachen. Sie analysiert die Entwicklung der Personalmarkierung vom Lateinischen über das Altfranzösische bis zum modernen Französisch.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Subjektmarker vom Lateinischen zum Französischen, den Verlust der emphatischen Bedeutung lateinischer Subjektpronomen, die Entstehung neuer emphatischer Personalpronomen, den Verlust postverbaler Person/Zahl-Marker, sowie verschiedene Theorien zum obligatorischen Gebrauch von Subjektpronomen im Französischen. Sie betrachtet auch aktuelle Tendenzen im modernen gesprochenen Französisch (formell und informell).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält eine Einleitung, Kapitel zur Person- und Zahlmarkierung im Lateinischen, zur Entstehung neuer Subjektmarker (inkl. Unterkapitel zum Verlust emphatischer Bedeutung, zur Entwicklung neuer emphatischer Pronomen aus Akkusativpronomen und zu Pronomen der 3. Person), zum Verlust postverbaler Marker, zu verschiedenen Theorien zum obligatorischen Gebrauch von Subjektpronomen und zu Entwicklungen im modernen Französisch (formell und informell). Sie schließt mit einer Schlussbemerkung.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Analyse des Lateinischen?
Die Analyse des klassischen Lateinischen zeigt, dass Person- und Zahlmarker integraler Bestandteil der Verbgruppe sind, zwingend vorhanden und hochsynthetisch, unverschiebbar und semantisch undurchsichtig sind. Die lateinischen Subjektpronomen hatten ursprünglich eine emphatische Funktion und waren optional.
Wie erklärt die Arbeit die Entstehung neuer Subjektmarker?
Die Arbeit beschreibt die Entwicklung der Subjektpronomen der 1. und 2. Person vom Klassischen Latein bis zum modernen Französisch, einschließlich der Entwicklung von „on“. Der Fokus liegt auf der Veränderung der grammatischen Funktion und der semantischen Entwicklung, insbesondere dem Verlust der emphatischen Funktion der lateinischen Pronomen und der Entwicklung neuer emphatischer Pronomen aus den Akkusativpronomen.
Warum werden im Französischen Subjektpronomen obligatorisch verwendet?
Die Arbeit präsentiert verschiedene Theorien, die den obligatorischen Gebrauch von Subjektpronomen im Französischen erklären. Diese Theorien werden verglichen und bewertet, wobei phonetische, morphologische und syntaktische Aspekte der Sprachentwicklung berücksichtigt werden. Der Verlust postverbaler Person- und Zahl-Marker und der damit verbundene Wandel von einer synthetischen zu einer analytischeren Grammatik spielen eine entscheidende Rolle.
Wie sieht die Verwendung von Pronomen im modernen Französisch aus?
Das Kapitel über das moderne Französisch analysiert aktuelle Tendenzen in der Verwendung von Personalpronomen in formellen und informellen Kontexten. Es betrachtet die Synthetisierung von Subjekt-Klitika und Verb, das semantische Bleichen von Pronomen wie „moi“, „toi“, „lui“ und die Verwendung von „ça“.
Welche Sprachen werden in der Arbeit verglichen?
Die Arbeit vergleicht hauptsächlich das Lateinische mit dem Französischen, wobei auch andere romanische Sprachen implizit als Vergleichsgruppe dienen, um den einzigartigen Wandel im Französischen hervorzuheben.
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- Magistra (Phil.) Tina Rönz (Author), 2002, Obligatorisierung von Pronomina im Französischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8004