Der Kaiser Claudius ist eines jener historischen Beispiele, die belegen, dass sich eine Krankheit des Gehirns nicht unbedingt auf den Geist auswirken muss. Trotz einer offensichtlichen Behinderung wurde er römischer Kaiser.
In der vorliegenden Arbeit will ich herausarbeiten, wie und unter welchen Voraussetzungen Claudius die Kaiserwürde im Jahre 41 n. Chr. erhielt. Dazu führe ich zu erst die antiken Chronisten auf, deren Arbeiten die wichtigsten Quellen zum Verständnis dieses Themenbereiches darstellen. Denn in der Altertumswissenschaft stellt die niedergeschriebene „oral history“ durch möglichst zeitnahe Autoren, den Dreh- und Angelpunkt des Verständnisses für moderne Historiker dar. Da aber der Großteil der antiken Literatur und damit auch der Geschichtsschreibung nicht erhalten ist, wird das Wissen über die Antike durch die Überlieferungslage beeinflusst. „Selbstverständlich sind auch wissenschaftsgeschichtliche Urteile an den Erkenntnisstand und an die Perspektiven der jeweiligen Gegenwart gebunden.“
Im Folgenden beleuchte ich kurz das Leben und Wirken der römischen Kaiser Caligula und Claudius, um den Regierungsantritt des Kaisers Claudius in einen chronologischen Rahmen einzuordnen.
Im vierten Kapitel wird der Vorgang der senatorisch-prätorianischen Verschwörung geschildert, welche schließlich mit der Ermordung Caligulas ihren Höhepunkt erfährt.
In den Kapiteln fünf und sechs steht die Akklamation Claudius und deren Umstände im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung; vor allem die Tatsache, dass sich die Prätorianer, im Gegensatz zum Senat als „Kaisermacher“ bzw. als Legitimationsinstanz für die Erhebung zum princeps hervortun und das Militär somit zu einer nicht zu unterschätzenden Gruppe im Kampf um die Herrschaft des imperium romanum wird.
Im darauf folgenden werden Claudius erste Amtshandlungen unter dem Gesichtspunkt, dass er beim Antritt seiner Herrschaft besonders das schwer gestörte Verhältnis zwischen ihm und dem Senat zu verbessern versuchte, dargestellt.
Zum Schluss wird der Vorgang des Regierungswechsels von Caligula zu Claudius, unter dem Wandel der Herrschaftsübertragung und der Prinzipatsentwicklung seit Augustus noch einmal zusammenfassend beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Chronologie
3. Kaiserbiographien
3.1 Caligula
3.2 Claudius
4. Der Mord an Caligula
4.1 Caligulas „Regiment eines unberechenbaren Sadisten“
4.2 Die Verschwörung der Prätorianer und des Senats
5. Die erste Senatssitzung nach dem Mord an Caligula
6. Claudius Akklamation zum Imperator durch die Prätorianer
7. Claudius endgültige Legitimation als Kaiser
8. Claudius erste Amtshandlungen als Kaiser
9. Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Kaiser Claudius ist eines jener historischen Beispiele, die belegen, dass sich eine Krankheit des Gehirns nicht unbedingt auf den Geist auswirken muss. Trotz einer offensichtlichen Behinderung wurde er römischer Kaiser.
In der vorliegenden Arbeit will ich herausarbeiten, wie und unter welchen Voraussetzungen Claudius die Kaiserwürde im Jahre 41 n. Chr.[1] erhielt. Dazu führe ich zu erst die antiken Chronisten auf, deren Arbeiten die wichtigsten Quellen zum Verständnis dieses Themenbereiches darstellen. Denn in der Altertumswissenschaft stellt die niedergeschriebene „oral history“ durch möglichst zeitnahe Autoren, den Dreh- und Angelpunkt des Verständnisses für moderne Historiker dar. Da aber der Großteil der antiken Literatur und damit auch der Geschichtsschreibung nicht erhalten ist, wird das Wissen über die Antike durch die Überlieferungslage beeinflusst. „Selbstverständlich sind auch wissenschaftsgeschichtliche Urteile an den Erkenntnisstand und an die Perspektiven der jeweiligen Gegenwart gebunden.“[2]
Im Folgenden beleuchte ich kurz das Leben und Wirken der römischen Kaiser Caligula und Claudius, um den Regierungsantritt des Kaisers Claudius in einen chronologischen Rahmen einzuordnen.
Im vierten Kapitel wird der Vorgang der senatorisch-prätorianischen Verschwörung geschildert, welche schließlich mit der Ermordung Caligulas ihren Höhepunkt erfährt.
In den Kapiteln fünf und sechs steht die Akklamation Claudius und deren Umstände im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung; vor allem die Tatsache, dass sich die Prätorianer, im Gegensatz zum Senat als „Kaisermacher“ bzw. als Legitimationsinstanz für die Erhebung zum princeps hervortun und das Militär somit zu einer nicht zu unterschätzenden Gruppe im Kampf um die Herrschaft des imperium romanum wird.
Im darauf folgenden werden Claudius erste Amtshandlungen unter dem Gesichtspunkt, dass er beim Antritt seiner Herrschaft besonders das schwer gestörte Verhältnis zwischen ihm und dem Senat zu verbessern versuchte, dargestellt.
Zum Schluss wird der Vorgang des Regierungswechsels von Caligula zu Claudius, unter dem Wandel der Herrschaftsübertragung und der Prinzipatsentwicklung seit Augustus noch einmal zusammenfassend beschrieben.
2. Chronologie
Die wichtigsten Quellen für Caligulas und Claudius Lebensbeschreibung liefern Flavius Josephus (ca. 37/38 - 100), C. Suetonius Tranquillus (ca. 70 - 150) und Cassius Dio (ca. 150 - 235).
Flavius Josephus entstammte einer angesehenen priesterlich-königlichen Familie aus Jerusalem. Er war jüdischer Militärkommandeur in Galiläa während des Ersten Jüdischen Krieges in den Jahren 66 – 70. Nach der Eroberung Jerusalems lebte er als Schriftsteller und Günstling der Flavier in Rom, wo er in griechischer Sprache seine Hauptwerke verfasste: de bello judaico (Der jüdische Krieg) in sieben Büchern und antiquitates judaicae (Jüdische Altertümer) in 20 Büchern.
Sueton gehörte dem Ritterstand an und wurde standesüblich in der Rhetorik ausgebildet und war später als Advokat tätig. Von seinen Werken sind die Kaiserbiographien fast vollständig erhalten. Darin schildert er das Leben Caesars und aller Kaiser bis zu Domitian. Seine Werke sind eher von Unterhaltungswert gekennzeichnet. Daher hängt ihm mitunter der Makel des „Klatschkolumnisten“ an, was vor allem aus seiner Vorliebe für Anekdoten und der umfangreichen Beschreibung allzu menschlicher Züge herrührt.
Cassius Dio, aus Bithynien stammend, bekleidete die höchsten römischen Ehrenämter und hatte zweimal das Konsulat inne. Er selbst gibt Auskunft über viele seiner Quellen, auf die er sich stützt. Genauso wie Josephus schrieb er in griechischer Sprache. Von seiner achtzig Bände umfassenden „Römischen Geschichte“ sind nur die Bücher 36-60 und Teile aus 78 und 79 erhalten.
3. Kaiserbiographien
3.1 Caligula
Gaius Caesar Germanicus wurde 31. August 12 als jüngster Sohn des Germanicus und der Älteren Agrippina in Antium geboren. Er wuchs in den Feldlagern seines Vaters in Germanien auf.[3] Dort wurde ihm von den Soldaten der Spitzname caligulae, was soviel wie Soldatenstiefelchen bedeutet, verliehen. Caligula verlor im Alter von sieben Jahren seinen Vater[4], welcher vermutlich vergiftet wurde, und musste später die Verbannung seiner Mutter[5] miterleben. Seit dem Jahr 31 lebte Caligula mit Tiberius in dessen freiwilligem Exil auf Capri.[6] Im Jahre 33 wurde Caligula die Quästur verliehen und er erhielt zugleich das Privileg, sich fünf Jahre vor dem festgesetzten Alter auch um die übrigen Ämter des cursus honorum zu bewerben.[7] Erst nach dem Tod des Tiberius (16.3.37) wurde Caligula vom Prätorianerpräfekten Nevius Cordus Sertorius Macro zum Kaiser ausgerufen, nicht zuletzt wegen dessen Beliebtheit bei den Soldaten und die Erinnerung an seinen verehrten Vater Germanicus.[8] Der Senat entsprach Caligulas Wünschen, indem er das Testament des Tiberius für ungültig erklärte, weil es den Altersunterschied zwischen Caligula und Gemellus, den beiden jetzt 24 bzw. 17 Jahre alten Vettern, nicht berücksichtigte. Caligula erhielt die Vollmachten, die das Prinzipat begründen, und die ermöglichten, dass er Zugriff auf das gesamte Vermögen des Tiberius bekam.[9] Caligula bedachte die Prätorianer mit einem Ehrengeschenk[10] und den Senat, der Caligula umgehend als neuen princeps bestätigt hatte, mit der Abschaffung der Majestätsprozesse[11], mit denen Tiberius den Senat ständig in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Die anfängliche Begeisterung für Caligula wich allerdings, als Caligula für sich als Inkarnation Jupiters einen Tempel auf dem Forum forderte und sich als „Neuer Dionysius“ im Osten des Reiches verehren ließ.[12] 38 trieb er seinen Förderer Macro zum Selbstmord.[13] Mehrere Ehen und Gerüchte über inzestiöse Verbindungen mit seinen Schwestern verschlechterten den Ruf Caligulas.[14] Im Jahre 39 führte er die Majestätsprozesse wieder ein und zwang so mehrere Senatoren zum Freitod.[15] Im selben Jahr nahm er einen Feldzug in Germanien in Angriff[16], welcher über das Stadium eines groß angelegten Manövers[17] nicht hinauskam und mit der Hinrichtung verdächtiger Verschwörer und der Verbannung seiner Schwestern Julia Agrippina und Julia Livilla endete.[18]
„Nachdem Caligula durch eine Verschwörung am 24. Januar 41 n. Chr., ohne einen Thronfolger bestimmt zu haben, ums Leben gekommen war, suchten die mit diesem Ausgange nicht unzufriedenen Senatoren die alte res publica libera wiederherzustellen.“[19] In der Folge der Verschwörung kamen auch seine vierte Frau Caesonia und seine Tochter Drusilla ums Leben.[20]
3.2 Claudius
Tiberius Claudius Nero Germanicus wurde am 1. August 10 v. Chr. in Lugdunum (Lyon) geboren.[21] Seine Eltern waren Nero Claudius Drusus (Stiefsohn des Augustus), und Antonia Minor (Tochter der Octavia).[22] Claudius wurde während seiner Kindheit schwer krank, was aus Folgeschäden einer schweren und verfrühten Geburt resultierte.[23] Während seiner Kindheit blieb Claudius weitestgehend im Schatten seines älteren Bruders Germanicus (15 v.-19 n. Chr.).[24] Da wegen seiner körperlichen Behinderung und häufigen Krankheiten eine militärische Laufbahn ausgeschlossen war, aber Augustus seine geistigen Fähigkeiten erkannte, erhielt Claudius eine standesgemäße Ausbildung. Claudius entwickelte ein ernstzunehmendes wissenschaftliches, vor allem historisches, philologisches und antiquarisches Interesse.[25]
Erst im Jahre 37 bekleidete Claudius unter Caligula sein erstes öffentliches Amt als consul suffectus.[26] Als Caligula am 24. Januar 41 von den Prätorianern ermordet wurde, war der Senat schon entschlossen, das Prinzipat abzuschaffen und die Republik wiederherzustellen. Claudius wurde jedoch von der Prätorianergarde zum Kaiser ausgerufen und dem Senat blieb nur die Wahl zur Bestätigung der Akklamation. Claudius war der erste Kaiser, der den Prätorianern ein Donativ (in Höhe von 15.000 Sesterzen pro Mann) zu seinem Regierungsantritt versprach.[27]
Claudius anfängliche Regierungstätigkeit war durch die Wiederherstellung des inneren Friedens gekennzeichnet; die Mörder Caligulas wurden hingerichtet, die Majestätsprozesse abgeschafft und die kaiserliche Bürokratie wurde neu gegliedert und ein zentralistischer Ausbau betrieben.[28] Um sein Ansehen als Kaiser zu steigern, begann Claudius, lang geplante militärische Unternehmungen in die Tat umzusetzen. Es gelang im Jahre 43 die Eroberung des südlichen Britanniens, Judäa wurden 44 und Thrakien 46 als neue Provinzen gegründet und Mauretanien wurde 42 befriedet und neu gegliedert.[29] Der Stärkung alter römischer Religionen ging die Verfolgung der keltischen Druiden und die Ausweisung der Astrologen aus Italien voraus.[30] Unter anderem wurden unter Claudius zahlreiche Bauvorhaben umgesetzt, wie z.B. der Ausbau des Hafens in Ostia oder der Bau eines neuen Aquäduktes für Rom.[31]
[...]
[1] Im Folgenden werden nur noch die Jahreszahlen vor Christus explizit mit v. Chr. versehen. Bei den Jahreszahlen nach Christus fällt das n. Chr. weg.
[2] Christ, Karl (1990): Neue Profile der Alten Geschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. S. 2.
[3] Winterling, Aloys (2004): Caligula – Eine Biographie. 3. Auflage, Verlag C.H. Beck, München. S. 22.
[4] Ebd. S. 25.
[5] Ebd. S. 38.
[6] Winterling (2004) S. 39.
[7] Ebd. S. 45.
[8] Vgl. ebd. S. 50.
[9] Suet. Cal. 14,1.
[10] Winterling (2004) S. 55.
[11] Ebd. S. 54.
[12] Ebd. S. 140.
[13] Christ, Karl (1995): Geschichte der Römischen Kaiserzeit – Von Augustus bis zu Konstantin. 3. durchgesehene Auflage, Verlag C.H. Beck, München. S. 212f.
[14] Vgl. Winterling (2004) S. 7.
[15] Christ (1995) S. 213.
[16] Winterling (2004) S. 102.
[17] Vgl. Bellen, Heinz (1998): Grundzüge der römischen Geschichte. Zweiter Teil – Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian. Primus Verlag, Darmstadt. S.53f.
[18] Winterling (2004) S. 105.
[19] Küthmann, Harald: Claudius, Germanicus und Divus Augustus. In: JNG 10 (1959/60), 47-60. S. 58.
[20] Bellen, Heinz (1997) in: Clauss, Manfred (Hrsg.): Die Römischen Kaiser – 55 historische Portraits von Caesar bis Iustitian. Verlag C.H. Beck, München. S. 66.
[21] Suet. Claud. 2,1.
[22] Vgl. Kierdorf, Wilhelm (1997) In: Clauss, Manfred (Hrsg.): Die Römischen Kaiser – 55 historische Portraits von Caesar bis Iustitian. Verlag C.H. Beck, München S. 67.
[23] Vgl. ebd. S. 68.
[24] Christ (1995) S. 216.
[25] Vgl. ebd. S. 216.
[26] Vgl. Kierdorf (1997) S. 68.
[27] Vgl. ebd. S. 69.
[28] Vgl. Kierdorf (1997) S. 69f.
[29] Vgl. ebd. S. 70f.
[30] Vgl. Bellen (1998) S.54.
[31] Vgl. von Hesberg, Henner (1994): Bogenmonumente und Stadttore in claudischer Zeit. In: Strocka, Volker Michael (Hrsg.): Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54 n.Chr.) – Umbruch oder Episode? Internationales interdisziplinäres Symposium aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläums des Archologischen Instituts der Universität Freiburg i.Br. 16.-18. Februar 1991. Mainz 1994. S. 245.
- Quote paper
- Florian Link (Author), 2007, Der Regierungsantritt des Kaisers Claudius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79972
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