Die Studie des Pädagogen Markus Ternes greift die Bedingungsböden der zunehmenden Amokläufe Jugendlicher auf und identifiziert diese Gewaltakte als „antizivilisatorische Momente“ einer Gesellschaft zwischen Reflexion und Neuorientierung.
Ternes zentrale Frage ist die These des Zusammengangs zwischen der gestörten Identitätsentwicklung Jugendlicher und ihrem hochaggressiven Verhalten.
Dazu verfolgt er einen multifaktoriellen Ansatz und thematisiert neben Einflussgrößen der frustrationsbedingten Aggression, dem Lernen am Erfolg, vor allem ein identitätsschwächendes Erziehungsverhalten als Ursachenmoment hoher Aggression.
Zunächst klärt der Verfasser zentrale Begriffe und stellt wesentliche Theorien zur Identitätsgenese und Aggressionsentwicklung vor. Sein Ausgangspunkt bildet die Entwicklungstheorie nach Erikson, an die sich die soziologische Perspektive des Symbolischen Interaktionismus Meads anschließt.
Die Persönlichkeitstheorie nach Rogers ergänzt die Überlegungen. Die Reflexion der Patchwork-Identität Keupps fließt in die Betrachtung der Methode biographischer Selbstreflexion nach Gudjons über.
Die Frustrations-Aggressions-Hypothese nach Dollard liefert die Überleitung zur Diskussion pädagogischer Erklärungsansätze, die einen wichtigen Teil der Analyse einnehmen.
Eine Zusammenfassung zur Interdependenz von gestörter Identitätsentwicklung Jugendlicher und ihrem hochaggressiven Verhalten umrahmt die theoretische Aufgliederung.
Im dritten Kapitel stellt Ternes seinen Praxisfall vor. Hierbei greift er auf Erfahrungen der strafjustizlichen Betreuungspraxis zurück. Seine Fallvorstellung geht der Frage nach, ob es mittels einer identitätsstärkenden biographischen Selbstreflexion gelingen kann, die straffällige Bettina zu einer Art inneren Umkehr zu bewegen.
Im Resümee des vierten Kapitels reflektiert der Autor warum die fragmentierte Identität einer Jugendlichen durch die Verkettung unglücklicher Umstände, nicht zu einem positiven Selbst reifen konnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Motivation und einleitende Grundgedanken
- 1.2 Zu These, Erkenntnisinteresse und Methode
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2 Ausgewählte wissenschaftliche Theorien zum Zusammenhang von Identität und Aggression
- 2.1 Begriffsbestimmungen
- 2.2 Auswahl klassischer und moderner Konzepte zur Identitätsentwicklung
- 2.2.1 Zur Identitätsgenese nach Erikson
- 2.2.2 Zum Identitätsbegriff nach Mead
- 2.2.3 Die Persönlichkeitstheorie nach Rogers
- 2.2.4 Identitätskonstruktion im biographischen Kontext
- 2.3 Aggressionstheorien im Kontext pädagogischer Ansätze
- 2.3.1 Die Frustrations-Aggressions-Theorie nach Dollard
- 2.3.2 Zum Ansatz der Lerntheorie
- 2.3.3 Zur Theorie förderlicher zwischenmenschlicher Beziehungen nach Tausch & Tausch
- 2.4 Zum Zusammenhang von Identitätsstörung und aggressivem Verhalten
- 3 Praxisfall Bettina
- 3.1 Probleme als Präventionsansatz
- 3.2 Zu Chancen und Grenzen pädagogischer Intervention
- 3.3 Gespräche und Übung biographischer Selbstreflexion
- 3.3.1 Biographie
- 3.3.2 Interpretation der Wendepunkte
- 3.3.3 Zu Ursachen Bettinas Aggression
- 3.4 Lebenskreisschema bei Haftentlassung
- 4 Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen gestörter Identitätsentwicklung und aggressivem Verhalten bei Jugendlichen. Ziel ist es, zu ergründen, inwieweit eine Identitätsstörung als Erklärungsansatz für Aggression dienen kann und ob neben anderen Faktoren wie Frustration und Lernerfahrungen auch ein identitätsschwächendes Erziehungsverhalten eine Rolle spielt. Der Fokus liegt auf der Analyse eines Praxisfalls, um die theoretischen Überlegungen zu konkretisieren.
- Zusammenhang zwischen Identitätsentwicklung und Aggression
- Identitätstheorien (Erikson, Mead, Rogers)
- Aggressionstheorien (Frustrations-Aggressions-Theorie, Lerntheorie)
- Pädagogische Intervention bei aggressivem Verhalten
- Analyse eines Praxisfalls (Bettina)
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beginnt mit der Schilderung aktueller Gewalttaten und stellt den Zusammenhang zwischen Identitätsschwierigkeiten und Aggression heraus. Der persönliche Bezug zu Bettina, einer inhaftierten jungen Frau, die der Autor im Rahmen einer ehrenamtlichen Betreuung begleitet, wird erläutert. Die Beobachtung von Bettinas Verhalten führt zur zentralen Forschungsfrage der Arbeit: den Zusammenhang zwischen gestörter Identitätsentwicklung und aggressivem Verhalten.
2 Ausgewählte wissenschaftliche Theorien zum Zusammenhang von Identität und Aggression: Dieses Kapitel stellt verschiedene Theorien der Identitätsentwicklung (Erikson, Mead, Rogers) und Aggression (Frustrations-Aggressions-Hypothese, Lerntheorie, Tausch & Tausch) vor. Es werden die jeweiligen Konzepte erläutert und auf ihre Relevanz für den Zusammenhang zwischen Identitätsstörung und aggressivem Verhalten hin untersucht. Der Fokus liegt auf der Verknüpfung theoretischer Ansätze, um ein umfassendes Verständnis des Problems zu entwickeln.
3 Praxisfall Bettina: Dieses Kapitel präsentiert den Fall von Bettina, einer jungen Frau, die wegen verschiedener Gewaltdelikte inhaftiert ist. Es werden Bettinas Lebensumstände, ihr aggressives Verhalten und ihre schwierige Identitätsentwicklung detailliert beschrieben. Durch die Analyse von Gesprächen und biographischer Selbstreflexion wird versucht, die Ursachen für Bettinas Aggression aufzuzeigen und den Zusammenhang mit ihrer Identitätsentwicklung zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Identitätsentwicklung, Aggression, Jugendlicher, Identitätsstörung, Aggressionstheorien, Pädagogische Intervention, Praxisfall, Fallbeispiel, Identität, Gewalt, Frustration, Lerntheorie, Erikson, Mead, Rogers, Prävention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Identitätsstörung und aggressives Verhalten bei Jugendlichen
Was ist der Gegenstand der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen gestörter Identitätsentwicklung und aggressivem Verhalten bei Jugendlichen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse eines Praxisfalls, um die theoretischen Überlegungen zu konkretisieren.
Welche Theorien der Identitätsentwicklung werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Theorien der Identitätsentwicklung, darunter die Konzepte von Erikson, Mead und Rogers. Diese werden im Kontext des Zusammenhangs mit aggressivem Verhalten analysiert.
Welche Aggressionstheorien werden berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht verschiedene Aggressionstheorien ein, wie die Frustrations-Aggressions-Theorie, die Lerntheorie und den Ansatz förderlicher zwischenmenschlicher Beziehungen nach Tausch & Tausch. Diese werden auf ihre Relevanz für den Zusammenhang mit Identitätsstörungen untersucht.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Identitätsstörung und aggressivem Verhalten untersucht?
Der Zusammenhang wird durch die Gegenüberstellung von Identitäts- und Aggressionstheorien und die detaillierte Analyse eines Praxisfalls (Bettina) untersucht. Es wird geprüft, inwieweit eine Identitätsstörung als Erklärungsansatz für Aggression dienen kann und ob neben anderen Faktoren auch ein identitätsschwächendes Erziehungsverhalten eine Rolle spielt.
Wer ist Bettina und welche Rolle spielt sie in der Arbeit?
Bettina ist eine junge Frau, die wegen verschiedener Gewaltdelikte inhaftiert ist. Ihr Fall dient als Praxisbeispiel, um die theoretischen Überlegungen der Arbeit zu veranschaulichen und zu konkretisieren. Die Analyse von Bettinas Lebensumständen, ihrem Verhalten und ihren Gesprächen soll die Ursachen ihrer Aggression aufzeigen und den Zusammenhang mit ihrer Identitätsentwicklung beleuchten.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit kombiniert die Analyse wissenschaftlicher Theorien mit der Fallstudie von Bettina. Es werden Gespräche und biographische Selbstreflexionen von Bettina analysiert, um die Ursachen ihres aggressiven Verhaltens zu verstehen.
Welche pädagogischen Aspekte werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet pädagogische Interventionen im Kontext von aggressivem Verhalten. Es werden Chancen und Grenzen pädagogischer Interventionen im Fall von Bettina diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Identitätsentwicklung, Aggression, Jugendlicher, Identitätsstörung, Aggressionstheorien, Pädagogische Intervention, Praxisfall, Fallbeispiel, Identität, Gewalt, Frustration, Lerntheorie, Erikson, Mead, Rogers, Prävention.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel mit ausgewählten Theorien zu Identität und Aggression, ein Kapitel zum Praxisfall Bettina, und ein Resümee mit Ausblick. Das Inhaltsverzeichnis bietet eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen gestörter Identitätsentwicklung und aggressivem Verhalten zu ergründen und aufzuzeigen, inwieweit verschiedene Faktoren (Identitätsstörung, Frustration, Lernerfahrungen, Erziehungsverhalten) eine Rolle spielen. Die Ergebnisse werden im Resümee und Ausblick zusammengefasst.
- Quote paper
- M.A. Markus Ternes (Author), 2007, Zur Interdependenz von Aggression und Identitätsentwicklungsstörungen bei Jugendlichen - Theoretische Überlegungen und Fallbeispiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79670