„ Branded as the Monster of Malmesbury in his own lifetime, he is remembered three hundred years later as the great maligner of human nature.“ – So beschreibt Paul J. Johnson den Thomas Hobbes hartnäckig anhaftenden Ruf bezüglich seiner Sicht auf den Menschen. Auch einige Jahrhunderte nach der Veröffentlichung des Leviathan scheint die Wendung „Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen“ die bekannteste Sentenz zu sein, die den meisten Menschen, die sich mit dem Werk des Thomas Hobbes auseinander gesetzt haben, einfällt, wenn die Rede von seiner Anthropologie sein soll. In der Regel wird mit diesem Zitat ein Typus von Mensch verbunden, der in jeder Beziehung nur nach Maßgabe des eigenen Nutzens handelt, keinerlei Interesse an einem wie auch immer gearteten Gemeinwohl hegt und alle Mittel einsetzt, die Bedürfnisse, die Ihn umtreiben, zu befriedigen. Anscheinend notwendige Folge daraus ist ein „Krieg aller gegen alle“, der sich als permanente Konkurrenz der Individuen um begrenzte Ressourcen, Güter und letztlich um das Leben selbst darstellt.
Diese Ausführungen zur Anthropologie der Hobbesschen Philosophie sollen einen Beitrag zur Frage leisten, inwieweit sich die maßgeblichen Schriften, in denen Thomas Hobbes seine Sicht des Menschen darlegt, als eine Anthropologie des „Wolf-Man“ interpretieren lassen.
Erster thematischer Schwerpunkt soll die Frage nach der Ableitung des naturzuständlichen Menschen aus dem Hobbesschen Methoden- und Erkenntnisbegriff sein. Die sich aus der Klärung dieser Frage ergebenden Grundzüge einer Anthropologie sollen im weiteren Verlauf dargestellt werden.
In seinem Hauptwerk „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates“, das erstmals 1651 erschien, versucht Hobbes seine politische Philosophie summarisch darzustellen. Somit erscheint es gerechtfertigt, es als wichtigsten Ausgangspunkt für interpretative Bemerkungen zum Konzept des Menschen im Naturzustand heranzuziehen, wobei einige Ausblicke in die Schriften „De homine“ (1658), „De cive“ (1642) und „De corpore“ (1655) wertvolle Hinweise zur Ausgestaltung und Vervollständigung dieses anthropologischen Konzepts liefern dürften.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Methode als Ausgangspunkt für eine neue Anthropologie
- Methodische Friedenswissenschaft versus traditionelle Moralphilosophie
- Der Mensch als „Matter in motion“
- Der Naturzustand als Begründung der Staatsbildung
- Relativität der Normen
- Notwendigkeit einer anthropologischen Staatsbegründung
- Ethische Konsequenzen der mechanistischen Psychologie
- Der Mensch - ein Wolf?
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Anthropologie von Thomas Hobbes, insbesondere im Kontext seines Werkes „Leviathan“. Sie beleuchtet die methodischen Grundlagen seiner Philosophie und deren Einfluss auf die Konzeption des Naturzustands.
- Der Einfluss der geometrischen Methode auf Hobbes’ Anthropologie
- Die Konzeption des Naturzustands als Ausgangspunkt für die Staatsbildung
- Die Rolle des „Krieg aller gegen alle“ in der Hobbesschen Philosophie
- Die Bedeutung der mechanistischen Psychologie für die Anthropologie
- Die Frage nach der Interpretation des Menschen als „Wolf“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt den kontroversen Ruf von Hobbes' Philosophie vor. Sie thematisiert die Frage, ob sich Hobbes' Anthropologie als eine des „Wolf-Man“ interpretieren lässt.
Kapitel 2 beleuchtet die methodische Grundlage von Hobbes' Philosophie. Es untersucht, wie Hobbes' geometrische Methode eine neue Sicht des Menschen hervorbringt, die sich von traditionellen moralphilosophischen Ansätzen unterscheidet.
Kapitel 3 erörtert die Konzeption des Naturzustands als Begründung für die Staatsbildung. Es untersucht die Relativität der Normen im Naturzustand sowie die Notwendigkeit einer anthropologischen Staatsbegründung.
Schlüsselwörter
Thomas Hobbes, Leviathan, Naturzustand, Anthropologie, Mechanistische Psychologie, Krieg aller gegen alle, Moral, Staatsbegründung, Methodische Friedenswissenschaft, Geometrie.
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- Magister Artium Christoph Hartmann (Author), 2005, "Homo homini lupus" - Zur Interpretation der Anthropologie und des Naturzustands in Thomas Hobbes' "Leviathan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79402