In dieser Arbeit werden vier Internetpräsenzen neuheidnischer Vereine (e.V.) näher auf ihr Geschlechterverständnis hin betrachtet. In einem ersten Schritt werden verschiedene Veröffentlichungen, die auf den Seiten zu finden sind, auf ihre Darstellung von Geschlechterverständnis untersucht. Das Medium Sprache kann mit verschiedenen grammatischen Mechanismen das Weibliche unterrepräsentieren, indem für die Benennung beider Geschlechter nur die männliche Form eines Wortes benutzt wird (z.B. Lehrer). In einem zweiten Schritt werden die Internetpräsenzen unter Bezugnahme auf Theorien zu Geschlechterstereotypen, Rollenverteilung und tradiertem Geschlechterverständnis auf inhaltliche Transportierungen von Geschlechterrollenverständnis untersucht. Ziel der Arbeit ist eine möglichst differenzierte Darstellung der Geschlechterrollenverständnisses dieser vier Vereine.
Zunächst wird kurz dargestellt, welche Kriterien bei der Auswahl der Internetpräsenzen eine Rolle spielten und wie sich das chronologische methodische Vorgehen gestaltete. Es werden in diesem Abschnitt außerdem einige Überlegungen zur Soziologie des Internets angestellt. Nach den nötigen Begriffserklärungen wird darauf folgend ein Exkurs zum Selbst- und Fremdverständnis der Gruppierungen vorgenommen. Um einen Exkurs handelt es sich, weil es nicht ausbleibt, zunächst die Frage nach ihrer politischen Positionierung zu stellen gerade, wenn Glaubensgemeinschaften, die alte germanische Gottheiten verehren, untersucht werden. Dies wird vorgenommen mit Erörterungen zu dem Vorwurf, neuheidnische Gruppierungen transportierten rassistische und demokratiefeindliche Inhalte. Der Schwerpunkt der Untersuchung wird dann auf das Geschlechterbild der einzelnen Gruppierungen gelegt. Hierzu wird eine genaue Betrachtung der veröffentlichten Inhalte unter Bezugnahme auf verschiedene Theorien der Geschlechterforschung vorgenommen. Abschließend werden einige Überlegungen zum Geschlechterrollenverständnis an sich angestellt werden, welche unter Einbindung der Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse den Abschluss der Arbeit bilden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Präsentation neureligiöser Vereine im Internet – ein ‚gender-orientierter’ Blick
2.1. Einige Worte zur Auswahl der untersuchten Seiten
2.2. Exkurs: Selbst- und Fremd-Verständnis neuheidnischer Vereinigungen in Deutschland
2.3. Begriffsklärungen
2.3.1. Erläuterungen zur Praxis des Neuheidentums und deren Begrifflichkeiten
2.3.2. Ritualwesen und Geschlecht
2.3.3. Darstellung einiger Begrifflichkeiten aus den Gender Studien und eine kurze Anmerkung zum Verständnis des Mediums Internet
2.4 Das ‚Andere’, die Sprache und tradierte Geschlechterstereotype
2.5. Anwendung auf die Internetpräsenzen
2.5.1. Die sprachliche Analyse
2.5.2. Die inhaltliche Analyse
3. Warum Geschlechterrollenverständnis?
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
Neue Religionen erfreuen sich derzeit einer immer größer werdenden Beliebtheit (vgl.: Schrupp 1998). Das Seminar „Göttin - Priesterin - Hexe. Neue Formen von Frauenspiritualität.“[1] sollte mit der Dokumentation neuer religiöser Gruppierungen - und hier speziell jene, die sich mit Weiblichkeit, Feminismus und/oder Emanzipation als Politikum auseinandersetzen – „Einsichten in das Verhältnis zwischen Geschlecht und Religion“ vermitteln. Im Verlaufe des Seminars wurde sich vornehmlich immer wieder mit neureligiösen Vereinigungen befasst, die in der Hauptsache ihren Sitz oder ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten haben. Deutschsprachige Organisationen dieser Vereinigungen oder gar eigenständige Gruppierungen mit neureligiösem Inhalt wurden hingegen eher selten erwähnt. (s.o.) Das bot Anlass zur genaueren Betrachtung dieses Feldes.
Das Medium Internet als weltumspannende und universal nutzbare Kommunikationsplattform (vgl. Rost in: Gräf/Krajewski 1997) bietet den neuheidnischen Religionsgemeinschaften eine Präsentationsmöglichkeit von „Kollektivtext[en]“ (Rost in: Gräf/Krajewski 1997, 29), die ihre Vorstellungen und Ansichten von der Welt (und also auch ihrem Verständnis von Geschlechterrollen) zum Inhalt haben und auf diesem Wege einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.
In dieser Arbeit werden vier Internetpräsenzen neuheidnischer Vereine (e.V.) näher auf ihr Geschlechterverständnis hin betrachtet. In einem ersten Schritt werden verschiedene Veröffentlichungen, die auf den Seiten zu finden sind, auf ihre Darstellung von Geschlechterverständnis untersucht. Das Medium Sprache kann mit verschiedenen grammatischen Mechanismen das Weibliche unterrepräsentieren, indem für die Benennung beider Geschlechter nur die männliche Form eines Wortes benutzt wird (z.B. Lehrer). In einem zweiten Schritt werden die Internetpräsenzen unter Bezugnahme auf Theorien zu Geschlechterstereotypen, Rollenverteilung und tradiertem Geschlechterverständnis auf inhaltliche Transportierungen von Geschlechterrollenverständnis untersucht. Ziel der Arbeit ist eine möglichst differenzierte Darstellung der Geschlechterrollenverständnisses dieser vier Vereine.
Zunächst wird kurz dargestellt, welche Kriterien bei der Auswahl der Internetpräsenzen eine Rolle spielten und wie sich das chronologische methodische Vorgehen gestaltete. Es werden in diesem Abschnitt außerdem einige Überlegungen zur Soziologie des Internets angestellt. Nach den nötigen Begriffserklärungen wird darauf folgend ein Exkurs zum Selbst- und Fremdverständnis der Gruppierungen vorgenommen. Um einen Exkurs handelt es sich, weil es nicht ausbleibt, zunächst die Frage nach ihrer politischen Positionierung zu stellen gerade, wenn Glaubensgemeinschaften, die alte germanische Gottheiten verehren, untersucht werden. Dies wird vorgenommen mit Erörterungen zu dem Vorwurf, neuheidnische Gruppierungen transportierten rassistische und demokratiefeindliche Inhalte. Der Schwerpunkt der Untersuchung wird dann auf das Geschlechterbild der einzelnen Gruppierungen gelegt. Hierzu wird eine genaue Betrachtung der veröffentlichten Inhalte unter Bezugnahme auf verschiedene Theorien der Geschlechterforschung vorgenommen. Abschließend werden einige Überlegungen zum Geschlechterrollenverständnis an sich angestellt werden, welche unter Einbindung der Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse den Abschluss der Arbeit bilden.
Für die Untersuchung war die Arbeit von Jenny Blain, Nine Worlds of Seid-Magic, (2002) inspirierend. Die Kapitel 6. und 7. über Seið und Gender veranlassten die Autorin, sich näher mit dem Geschlechterverständnis in neuheidnischen Vereinigungen zu beschäftigen. Des Weiteren lieferte Brian Bates` The Way of Wyrd (1984) interessante und bereichernde Einblicke in das (anhand von historischen Quellen rekonstruierte) Leben eines angelsächsischen Zauberers.
In der Arbeit sollen Textbelege in amerikanischer Zitierweise vorgenommen werden. Eine Ausnahme bilden Textpassagen aus dem Internet, die nicht in einen Artikel eingebunden sind und somit meist ungenügend belegt sind. D.h.: Sind solcherlei Textpassagen von Bedeutung für die Arbeit und es lässt sich aber keine eindeutige Angabe zum/r Autoren/in und/oder Titel des Textes finden oder eine genaue Internetseite angeben (so erlebt bei der Präsenz des Steinkreis e.V.), wird der entsprechende Beleg mit genauer Angabe von Abrufdatum sowie den angegebenen Daten zu Verfasser/in (etwa, wenn es sich nur um ein Pseudonym im Sinne eines Usernamens statt um den vollständigen Namen des/r Verfassers/in handelt) und Titel in einer Fußnote im Text vermerkt.
Wichtige Literatur für die Durchführung der Untersuchung stellen zunächst einmal verschiedene (und im Speziellen die untersuchten) Internetseiten mit ihren oft zahlreichen Veröffentlichungen und Artikeln dar. Neben den transportierten Informationen über den Verein selbst ließen sich schon hier viele Unklarheiten bzgl. einiger Begrifflichkeiten transparenter machen. Ein Handbuch der Gender-Theorien, Gender@Wissen von Christina von Braun und Inge Stephan (Hg.)[2], war mit seinen vielseitigen Artikeln eine große Hilfe. Zur Bearbeitung der Seiten unter dem Aspekt Gender und Sprache wurde zum einen die Veröffentlichung von Margot Brunner und Karin Frank-Cyrus, Die Frau in der Sprache. Gespräche zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch. (1998) herangezogen, zum anderen wurden zur Analyse Schlüsselaussagen aus Language and Gender (2000) von Angela Goddard und Lindsey Meân Patterson verwendet. Eine gute Zusammenfassung zu Sozialisation und Geschlechterrollentradierung lieferte zudem die Artikelsammlung von Barbara Rendtorff und Vera Moser: Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung. (1999) und Klaus-Jürgen Tllmanns Sozialisationstheorien (2000). Auch die Verwendung von Klassikern wie Judith Butlers Das Unbehagen der Geschlechter (1991), Carol Hagemann-Whites Sozialisation: Weiblich – männlich? (1984) oder Simone de Beauvoirs Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau (1951) war ein wichtiger Aspekt der Untersuchung.
2. Präsentation neureligiöser Vereine im Internet – ein ‚gender-orientierter’ Blick
Die Besinnung auf ‚Alte Religionen’, die im Sinne der Gegenwart modifiziert, aber dennoch möglichst traditionell ausgeübt werden, findet sich in nahezu jeder Industriegesellschaft dieser Welt. Nord- und Mitteleuropa bieten einen historisch interessanten Hintergrund um sich der Ausübung dieser auf alten Glaubensinhalten basierenden Neuen Religionen zu widmen. Die Praxis einer „vorchristlichen germanischen Religion“[3] muss heute so neu definiert werden, dass sie in den gegenwärtigen und somit völlig anders organisierten Alltag integriert werden kann. Dies bedeutet zunächst Erforschung des Heidentums alter Zeit, um dann etwa Modifikationen der Rituale[4] oder sinnvolle Ergänzung der Lücken im Material vornehmen zu können, aber auch einen geeigneten Umgang mit dem Umfeld zu finden, das den Gedanken an z.B. Magie mindestens ungewöhnlich, meist sogar belächelnswert findet. Hinzu kommt die Wandlung des Geschlechterrollenverständnisses, also der Umstände, unter denen Geschlecht definiert, ge- und erlebt wird. Und auch Begrifflichkeiten müssen mit Bedeutung gefüllt werden. Hier eröffnet sich ein Bereich, in dem verschiedene Auslegungen und Deutungen des Materials für divergierende Definitionen sorgen können. Interessant ist, dass z.B. im Vergleich zu den Vereinigten Staaten das Auftreten von Naturreligionen (und also Neuheidentum) in Deutschland weniger üblich und häufig zu sein scheint. Mindestens ist es jedoch so, dass hier Neue Religionen weniger offen praktiziert werden. Es gibt deutsche Vereine, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, dem ‚Agieren im Verborgenen’ entgegen zu wirken und den vielen Einzelpersonen und Kleingruppen eine organisierte Gemeinschaft zu bieten, in der sie ihren Glauben in der Gruppe praktizieren können[5]. Dabei muss es sich jedoch nicht nur um Neuheiden im deutschsprachigen Gebiet handeln. Viele der Organisationen haben ihre Internetseite auch ins Englische übertragen und bieten somit über die Sprachgrenze hinaus Neuheiden Zugang zu ihrer Vereinigung.
2.1. Einige Worte zur Auswahl der untersuchten Seiten
Der direkte historische Bezug zum Germanentum und dem damit verbundenen polytheistischen Glauben erschien besonders geeignet als Forschungsfeld für neu heidnische Gruppierungen. Der wiederholt formulierte Vorwurf, neuheidnische Glaubensgemeinschaften seien meist auch Vertreter nationalistischen Gedankenguts (und könnten somit als ‚völkische’ Glaubensgemeinschaft angesehen werden, sog. ‚Folkish Ásatrú’[6] ), veranlasste zu einer Verengung der Suchkriterien: Gegenstand der Untersuchung sollten Vereinigungen sein, die weitestgehend frei von rassistischen oder rechts-ideologischen Inhalten sind. Dies sollte die allzu starke Ausuferung der Untersuchung in den politischen Bereich verhindern. Dennoch war es bei der Auswahl von Belang, dass sich die Vereinigungen in irgendeiner Weise zu dem Thema äußern, um eine Positionierung vornehmen zu können. Da die Diskussion um rechtesideologische Inhalte innerhalb der Neuheiden-Szene sehr intensiv geführt wird, ließ sich oft mindestens eine Distanzierungs-Klausel ausmachen.
Schon das o.g. Seminar war durchsetzt mit der Untersuchung von Internetpräsenzen. Das Internet als „eine massenmediale ‚Verbreitungstechnologie’“ (Rost in: Gräf/Krajewski 1997, 24) bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Veröffentlichung von verschiedensten Dokumenten.
„…das Internet [trägt] als Medium zur Bildung einer Struktur bei[…], die zum großen Teil aus sozialen Prozessen erzeugt wird und deren soziale Gebilde durch Beziehungsgeflechte zwischen Maschinen einerseits und Personen andererseits zusammengehalten werden. Seine Bauteile sind (vornehmlich) Kommunikation und Handlung.“ (Gräf/Krajewski 1997, 7f.)
Diese eher allgemein formulierte Struktur lässt sich bei genauerer Betrachtung in soziale Gemeinschaften unterteilen (vgl. ebd), die sich mit unterschiedlichen Themenbereichen auseinandersetzen. Diese „virtuelle Gemeinschaft zeichnet sich durch die Dominanz des virtuellen Raumes aus.“ (beide: Bühl in: Gräf/Krajewski 1997, 47) Dieser wiederum stellt ein Netzwerk dar, das sich aus Interessenkonstellationen konstruiert (vgl. ebd.). Internetpräsenzen bilden die Gemeinsamkeit von Interessen ab und bieten sozialen Gruppen eine Plattform zur themenzentrierten Kommunikation. Diese Kommunikation basiert auf der Veröffentlichung von Texten. Auf diese Texte kann von anderen Internetusern oftmals in irgendeiner Weise reagiert werden (Email, Kommentarfunktion, Forumsbeitrag etc.). Dies ist ein kommunikativer Akt, der zwar schriftlich stattfindet, sich aber in Teilen mit dem gesprochenen Akt vergleichen lässt. „Öffentliche Kommunikationsforen“ elektronischer Gemeinschaften „reihen sich ein in die Tradition der Salons und Kaffeehäuser des 18. Jahrhunderts.“ (Wehner in: Gräf/Krajewski 1997, 130) Sie werden medienhistorisch als Substitute solcher öffentlichen Orte der Kommunikation und Kontaktaufnahme gewertet. (vgl. ebd.). Diese Eigenschaft des Internets als Medium und dessen Aktualität als Kommunikationsmittel veranlassten eine Einengung der Untersuchung auf das Internet. Es wurde somit nach Internetpräsenzen von Vereinen und/oder Vereinigungen gesucht, die möglichst in Deutschland, mindestens aber im deutschsprachigen Raum ihre Kontaktadresse haben und den vorchristlichen germanischen Polytheismus zum Inhalt oder zumindest zu einem gewichtigen Teilaspekt ihrer Religion gemacht haben. Diese Vereinigungen sollten sich mit dem Thema Rassismus bzw. ‚Folkish Ásatrú’ auseinander gesetzt haben, selbst aber keine (erkennbare) rechtsideologische Ausrichtung haben.
Bei der Recherche stellte sich recht bald heraus, dass unter den in Frage kommenden Gruppierungen mehrere eingetragene Vereine waren. Als erste Internetpräsenz wurde die des ‚Eldaring e.V.’[7] gewählt. Der Eldaring beschreibt sich als deutsche Organisation[8] der Vereinigung ‚The Troth’ in Amerika.[9] Die umfangreiche Artikelsammlung des Eldaring schien ein gutes Feld zu bieten, um Ansichten und Praxen zu den Geschlechterrollen zu überprüfen. In der Link-Sammlung des Vereins fand sich ein Verweis auf den ‚Odinic Rite Deutschland e.V.’[10] (kurz: ‚ORD’) mit dem Hinweis, dass dies ein befreundeter Verein sei. Dieser versteht sich als unabhängige, deutschsprachige Organisation des ‚Odinic Rite’, der seinen Ursprung in Großbritannien hat[11]. Schon bei kurzer Betrachtung erweckte die Seite den Eindruck, mit ihren ausführlichen Erklärungen zum Verein und dessen Hintergrund recht ergiebig für die Untersuchung der Forschungsfrage zu sein. Somit wurde auch diese Seite auf die Liste der zu untersuchenden Internetpräsenzen gesetzt. Der Umstand, dass diese beiden Gruppierungen als eingetragener Verein eine Satzung vorzuweisen haben und außerdem beide ein sehr umfangreiches Impressum erstellt hatten, erleichterte die Überprüfung der gesetzten Auswahlkriterien immens und etablierte sich somit als Kriterium für die weitere Auswahl. In einer Rücksprache mit Kristin Futterlieb wurde von dieser die Internetpräsenz des ‚Rabenclan e.V.’ empfohlen.[12] Gerade die Vereinigung von verschiedenen Neuen Religionen mit neuheidnischem Hintergrund versprach interessante Aspekte zu eröffnen, zudem findet sich auf den Internetseiten eine große Artikelsammlung und verschiedene Erlebnisberichte und Dokumentation von Ereignissen im Verein. Auf der Linkseite und in einem Artikel fanden sich Hinweise auf ‚Der Steinkreis e.V.’[13] Diese Seite sollte als letzte in die Liste der zu untersuchenden Seiten aufgenommen werden, dient aber eher der Ergänzung, als dass sie eine weitere vollständig zu untersuchende Internetpräsenz darstellt. Es befinden sich einige interessante Artikel auf der Seite, auf die sich im Einzelfall bezogen werden kann. Außerdem ergänzte der Steinkreis so die Erhebungsgruppe um eine weitere Gruppierung, die sich in ihrer Existenz nicht auf eine Schirmvereinigung beruft.
Es wurden zur Untersuchung der Seiten zwei Fragenkataloge entwickelt. Der erste lehnt sich stark an den von Kristin Futterlieb erstellten, im o.g. Seminar verwendeten Katalog an und wurde um einige für die Arbeit relevante Fragen erweitert. Er diente der Überprüfung der Seiten auf ihre Brauchbarkeit hinsichtlich der Untersuchung. Der zweite sollte mit einigen wenigen, allgemein formulierten Fragen einen Leitfaden für die eigentliche Untersuchung darstellen.
Der ‚Rabenclan’ und der ‚Steinkreis’ sind Vereinigungen, die sich aus sich selbst heraus und zur Vereinigung von Menschen mit neuheidnischem Glauben gegründet haben. Der ‚Eldaring’ und der ‚ORD’ hingegen verstehen sich als zwar unabhängige, aber dennoch aus ‚The Troth’ bzw. ‚Odinic Rite’ hervorgegangene Vereinigungen. Aus den Selbstdarstellungen der vier Vereine heraus ergeben sich interessante Einblicke in bestimmte Denkweisen, Vorurteile durch Außenstehende und das Verhältnis der Gruppen untereinander. Anhand dieser Dokumente wird nun zunächst ein kurzer Exkurs zur Außen- und Innenansicht dieser vier Gruppierungen stattfinden, der einige Bemerkungen zur Problematik der politischen Positionierung neuheidnischer Gruppierungen enthält.
2.2. Exkurs: Selbst- und Fremd-Verständnis neuheidnischer Vereinigungen in Deutschland
Menschen, die sich zur Ausübung neuheidnischer Religion in organisierten Gruppen zusammenfinden, geraten schnell in Verdacht rechtsradikales Gedankengut zu transportieren (vgl.: Schrupp 1998). Bei der Gründung eines Vereins, der Neuheidentum und das traditionelle vorchristliche Heidentum zum Inhalt hat, besteht somit oftmals Bedarf nach politischer Positionierung und der (öffentlichen) Auseinandersetzung mit diesen Vermutungen. Grund dafür sind zahlreiche Vereinigungen, die vordergründig neuheidnische Gruppierungen sind, hintergründig jedoch mit Hilfe dieses Glaubens rechtsideologisches Gedankengut verbreiten (vgl.: Schrupp 1998, Pöhlmann 2002).
Hinzu kommt, dass ein polytheistischer Glaube, der sich mit alten germanischen Göttern auseinandersetzt, schnell auf Skepsis stößt oder nicht ernst genommen wird. Wenn keine kritischen Inhalte zu entdecken sind, wird eine solche Gruppe (gerade von Autoren/innen mit christlichem Hintergrund) nicht selten als ‚Spaßgesellschaft’ abgetan. So schreibt etwa Antje Schrupp in ihrem Artikel:
„Wenn sich Leute in Deutschland für Naturreligion und Germanentum interessieren, dann heißt das also nicht automatisch, daß sie rechtsradikal sind. Ich habe solche Leute kennengelernt bei einem Heidenwochenende zur Feier der Walpurgisnacht […]. Es war ein bunter Haufen von Leuten, die sich teilweise wie Asterix-Figuren verkleidet hatten, Wettkämpfe im Baumstamm-Weitwerfen machten, Met tranken und irische Folkmusik hörten. Sie alle bezeichneten sich als Hexen, Druiden oder Germandenpriester. […] Auch wenn man diese Leute für ein wenig spinnert halten mag, so war doch hier mit Sicherheit weniger rechtsradikales Gedankengut vorhanden, als auf einem x-beliebigen CDU-Parteitag.“ (Schrupp 1998)
Somit unterliegen gerade neuheidnische Gruppierungen wie die vier o.g., die sich mindestens von rechtsideologischen Inhalten distanzieren, in der (christlichen) Öffentlichkeit einem starken Rechtfertigungsdruck. Für die Beantragung einer Eintragung als Verein sollte ein Kriterium sein - so die Vermutung der Autorin - mindestens öffentlich kein rechtsideologisches, rassistisches oder anderes verfassungswidriges Gedankengut zu transportieren und somit eine politische Positionierung im liberalen bis linkspolitischen Spektrum anzulegen.
Die vier Vereine verstehen sich als „Forum für den Informations- und Erfahrungsaustausch“ (Bartel 2003), „Interessenvertretung für naturreligiöse Menschen“[14], „heidnisch-naturreligiöses Netzwerk“[15] oder „naturreligiöse Gemeinschaft auf der Grundlage der überlieferten vorchristlichen germanischen Religion und Kultur“[16]. Schon hier werden die verschiedenen Selbstbilder der Vereine deutlich.
[...]
[1] So angeboten in den Religionswissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen, im Sommersemester 2005 von Kristin Futterlieb.
[2] erschienen 2005
[3] So gelesen auf der Hauptseite des ORD, http://www.odinic-rite.de/index.php?id=2, abg. a. 03.11.2005.
[4] Alle der untersuchten Vereine haben sich z.B. von rituellen Tieropfern distanziert. Bsp.: „Anders als in alter Zeit, als jede Familie selbst schlachtete und den Anblick gewohnt war, wären blutige Opfer am Altar heute für die meisten von uns erschreckend. […] Daher kaufen wir das Fleisch für das Opfermahl beim Metzger und bringen im Ritual selbst nur unblutige Opfer dar […].“ (Das Opfer. Text auf der Seite des ORD, zu finden unter: http://www.odinic-rite.de/index.php?id=59; abg. a. 01.11.2005) „Obwohl das Fleisch bei einem neuheidnischen Fest kaum mehr selbst geschlachtet ist, […].“ (Das Blót - das heilige Fest der Germanen. verfasst von Pileatus (Username). Nachzulesen unter http://www.eldaring.de/content/modules.php?name=News &file=arti-cle&sid=109; abg. a. 01.11.2005)
[5] Dies kommt besonders dem Ritualwesen zugute: Viele Rituale sind geeigneter für die Durchführung in einer Gruppe.
[6] ‚Folkish Ásatrú’ legt besonderen Wert auf die ethnische Komponente der Tradition. Die Blutlinie ist hier die stärkste Verbindung. Oft geht die Bekennung zum Folkish Ásatrú mit einer politisch rechten Gesinnung einher. Nachzulesen unter http://www.wizardrealm.com/norse/; abg. am. 03.11.2005.
[7] Die Hauptseite ist zu finden unter: http://www.eldaring.de/content/index.php. abg. a. 25.10.2005.
[8] Es gibt weitere Eldaring-Vereinigungen in verschiedenen Ländern, u.a. in Österreich und der Schweiz.
[9] Weitere Informationen unter http://www.thetroth.org/. abg. a. 03.11.2005.
[10] Zu finden unter: http://www.odinic-rite.de/index.php?id=2. abg. a. 25.10.2005.
[11] Der Odinic Rite ist für weitere Informationen zu finden unter: http://www.odinic-rite.org/index2.html; abg. a. 03.11.2005.
[12] Abrufbar unter: http://www.rabenclan.de/; abg. a. 25.10.2005.
[13] Abrufbar unter: http://www.dersteinkreis.de/ abg. a. 25.10.2005.
[14] Hauptseite der Internetpräsenz des Rabenclans. http://www.rabenclan.de/; abg. a. 07.11.2005.
[15] Sprenger, Ute: Kurz-Info über den Steinkreis e.V. http://www.dersteinkreis.de; abg. a. 07.11.2005.
[16] Startseite des ORD. http://www.odinic-rite.de/index.php?id=2; abg. a. 07.11.2005.
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