Filmanalyse: "DEAD MAN" von Jim Jarmusch unter besonderer Berücksichtigung der künstlerischen Perspektiven.
Zum Ende wird ein Vergleich zwischen normalen Western und DEAD MAN gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1 Der Regisseur Jim Jarmusch
2 Dead Man
2.1 Inhaltsangabe
2.2 Sequenzprotokoll
1 Charaktere
2.3 William Blake als historische Person
2.4 William Blake im Film
2.5 Nobody
3 Die Filmmusik von Neil Young
3.1 das William-Blake-Motiv
3.2 das Motiv der indianischen Kultur
3.3 das Verfolgermotiv
4 Filmische Poesie Aspekte einer künstlerischen Analyse
4.1 Dead Man als Schwarz-Weiß-Film Eine Hommage an die Anfänge des Filmes?
4.2 Schwarzblenden
5 Das filmische Gedicht
5.1 Prolog
5.2 Refrain
5.3 Verse und Strophen
5.4 Epilog
6 Dead Man als (Anti-)Western?
Literaturverzeichnis
Anhang 1
1 Der Regisseur Jim Jarmusch
Jim Jarmusch wurde 1953 in Akron, Ohio geboren. Durch seine Mutter und Großmutter bestärkt studierte er Literatur an der Columbia-University in New York; das Studium schloss er 1975 ab. Kurz vor Ende seines Studiums bekam er während eines Studienaufenthaltes in Paris Einblicke in die Cinémathèque[1] und begann sich verstärkt für den Film (insbesondere für den europäischen und japanischen Film) zu interessieren. Zurück in New York versuchte sich Jarmusch als Schriftsteller und Musiker[2]. Nach eigenen Aussagen „verfasste [er in dieser Zeit] Prosagedichte, die mit der Zeit jedoch zunehmend wie filmhafte Beschreibungen von Szenen wirkten, wenn auch weniger wie Drehbücher“ ([Andrew2001] S. 10) Nach dieser Erkenntnis bewirbt sich Jim Jarmusch an der Filmschule der NYU (New York Universitiy) und wird angenommen. Nicholas Ray, einer seiner Lehrer, erkennt Jarmuschs Talent und nimmt ihn als Assistenten zu sich. Über Ray lernt Jarmusch dann auch Wim Wenders kennen, der ihn bei dem Film „Lightning Over Water“ (1980) zu seinem Produktionsassistenten macht. Nach Rays Tod dreht Jarmusch seinen ersten eigenen Film. Durch Stipendiengelder, die fälschlicherweise an ihn statt an die Universität überwiesen wurden, finanzierte er sich den Film. Es entstand sein Debutfilm „Permanent Vacation“ (1980). Jarmusch reichte ihn als Abschlussarbeit an der NYU ein, wurde jedoch abgewiesen. Der Film sei durch missbrauchte Gelder entstanden und würde durch seine Länge von 80 Minunten den Standard eines studentischen Abschlussfilmes bei weitem überschreiten. In Europa wurde der Film jedoch in einigen Kinos gezeigt und erhielt Kultstatus. Nach Jahren erkannte jedoch die NYU Jim Jarmusch den Abschluss doch noch an. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden allerdings schon weitere Jarmusch-Filme.
Aus 45 Minuten Restmaterial, das Jarmusch geschenkt bekam, entstand die 30-minütige Kurzfassung seines großen Erfolges „Stranger than Paradise“(1982). Nach einer erweiterten Fassung des Filmes 1984 wurde Jim Jarmusch als Independent-Filmer gefeiert. Seine späteren Filme[3] setzten seine erfolgreiche Karriere fort. Neben seinen Erfolgen als Drehbuchautor und Regisseur trat Jim Jarmusch in einigen Filmen auch selbst als Schauspieler auf.
2 Dead Man
2.1 Inhaltsangabe
William Blake, ein Mann aus Cleveland, der jegliche familiäre Beziehung verloren hat, macht sich auf die Reise in den Westen Amerikas. Dort soll er eine Stelle als Buchhalter bei den Dickinson-Metallwerken antreten. In dem Zielort Machine, einem verrohten Ort ohne jegliche Sitte und Moral, angekommen erfährt er, dass seine Stelle schon besetzt ist. Auf der Suche nach Trost trifft er in einer Bar auf das Blumenmädchen Thel, einer ehemaligen Prostituierten. Thel nimmt William Blake mit in ihr Zimmer. Dort werden sie von Thels Verlobten Charly, Dickinsons Sohn, entdeckt. Eine aus der Situation heraus entstehende Schießerei hat den Tod Thels und Charlys zur Folge. Blake flüchtet schwer verwundet aus Machine, dicht gefolgt von Kopfgeldjägern und Marshalls, die von Dickinson auf seine Spur angesetzt wurden.
Auf seiner Flucht trifft Blake auf Nobody, einen Indianer, der in seiner Kindheit verschleppt und von seinem Stamm verstoßen wurde. Nobody sieht in Blake den verirrten Geist des englischen Dichters William Blake, dessen Werk Nobody in seiner Zeit der europäischen Gefangenschaft zu schätzen gelernt hat.
Die Verehrung des Dichters lassen Nobodys Fürsorge aufkeimen. Der Indianer begleitet Blake auf seiner spirituellen Reise in den Tod. Während dieser Reise lassen die beiden viele Leichen auf ihren Wegen zurück, bis sie selbst am Ende das Zeitliche segnen.
2.2 Sequenzprotokoll
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Charaktere
3.1 William Blake als historische Person
William Blake war ein englischer Dichter, Maler und Kupferstecher, dessen Talente lange unerkannt blieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine Werke gesellschaftlich anerkannt.
1757 in London geboren, wuchs William Blake, als Sohn einer Händlerfamilie, im Millieu der unteren Mittelklasse auf. Schon früh erkannte seine Familie sein künstlerisches Talent und er wurde zum Kupferstecher ausgebildet. Bis zu seinem Tod 1827 behauptete Blake Visionen zu haben. Seine Werke voller Mystik zeugen von seinen wundersamen Begegnungen. Ebenso hat Blake seine mythologischen Weltanschauungen in seinem Gesamtwerk festgehalten. Die Umsetzung der Urkräfte in personifizierter Form stehen dabei im Vordergrund.
Die künstlerische Umsetzung seiner Gedanken und Visionen stellte William Blake mit großer Sprachgewalt und für seine Zeit sehr kühnen Bildern dar. Daher fand er zu seiner Zeit kaum Verständnis und Anerkennung für seine Kunst. Mittlerweile befinden sich viele Werke Blakes in der Tate-Gallery in London, Gedichte von ihm werden im Unterricht verwendet[4] und er dient der Inspiration von Künstlern[5], nicht zuletzt auch von Jim Jarmusch.
3.2 William Blake im Film
William Blake ist ein naiver, aus Cleveland stammender Buchhalter, der sich nach dem Tod seiner Eltern auf die Reise in den (wilden) Westen Amerikas begibt. Verlassen von seiner Verlobten sucht er in einer Stadt names Machine sein neues Glück. Anscheinend ohne jegliches Wissen über die Situation an der „Frontier“ setzt er sich gutgläubig in den Zug und reist ab. Die Szene in Thels Zimmer verdeutlicht Blakes Naivität und Unwissenheit. Er findet dort unter ihrem Kopfkissen eine Waffe und fragt erstaunt, was sie denn damit wolle. Ihre Antwort hierauf ist einfach und erklärend: „This is America!“.
[...]
[1] Die Cinémathèque français ist ein französisches Filminstitut in Paris, dass sich für die Erhaltung und Verbreitung von Filmen als Kulturgut einsetzt. Sie wird hauptsächlich von staatlichen Subventionen getragen. (vgl. [Wikipedia])
[2] Jim Jarmusch sang und spielte Keyboard in einer Punkband, die sich die Del-Byzanteens nannte. In dieser Zeit des „post-Punks“ spielte die Musik oft eine eher nebensächliche Rolle. Der Zeitgeist war das, was die Musik ausdrückte. Immer wieder bezieht sich Jim Jarmusch in Interviews auf diese Zeit. Den Zeitgeist der Musik versucht Jarmusch auch weiterhin festzuhalten. In vielen Filmen wird den Musikern eine sehr eigenständige und wichtige Aufgabe zuteil. Einerseits treten immer wieder Musiker als Schauspieler auf (bspw. John Lurie, Tom Waits oder Iggy Pop). Andererseits werden einzelne Musiker für die Filmmusik engagiert und ihnen hierbei jegliche künstlerische Freiheit gestattet (siehe Neil Young bei „Dead Man“ oder RZA bei „Ghost Dog“).
[3] Seine Filme in zeitlicher Reihenfolge sind:
„Permanent Vacation“ (1980, 77 Min., Farbe)
„Stranger than Paradise“ (1982, 30 Min., sw./1984, 89 Min., sw.)
„Down by Law“ (1986, 107 Min., sw.)
„Coffee and Cigarettes“ (1986, 6 Min., sw./1989, 8 Min., sw./1993,12 Min.,sw./ 2003, 95 Min.,sw.)
„Mystery Train“ (1989)
„Night on Earth“ (1991)
„Dead Man“ (1995)
„Year of the Horse“ (1997)
„Ghost Dog“ (1999)
„Ten Minutes Older – the Trumpet“ (2002; ein Episodenfilm mit vielen namenhaften Regisseuren unter anderem auch Wim Wenders und Aki Kaurismäki)
[4] Im englisch-sprachigen Raum wird oft das Gedicht „The Tyger" verwendet. Dieses bietet eine Fülle an literaturwissenschaftlichen Analysemöglichkeiten.
[5] Benjamin Britten komponierte beispielsweise den Liederzyklus „Songs and Proverbs of William Blake“ den er Blake widmete.
- Quote paper
- Heide Junker (Author), 2004, Dead Man - eine künstlerische Auseinandersetzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79046
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