Bevölkerungsverschiebungen, deren Ursachen und Folgen, geben Anlass zur Forschung. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) fand eine, für Sachsen wichtige, Auswanderungsbewegung statt. Diese endete erst am Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Rede ist hierbei von den aus Böhmen und Mähren geflohenen Protestanten. Jene Glaubensflüchtlinge siedelten sich zum Großteil im benachbarten Sachsen an. Sie mussten, um ihres Glaubens Willen vor den Auswirkungen der Gegenreformation fliehen. Aufgrund ihrer Tüchtigkeit und hohen Bildung wirkten sie an der raschen wirtschaftlichen und sozial-kulturellen Erholung Sachsens von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges mit.
Diese Arbeit stützt sich auf die von Christian Adolph Pescheck und Georg Loesche geführten Studien zur Gegenreformation und den Exulanten. Anhand einiger ausgewählter Aspekte soll das Schicksal der protestantischen Glaubensflüchtlinge, die Gründe für ihre Auswanderung, ihre Siedlungsgebiete und die dadurch entstandenen, zumeist positiven, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen für Sachsen - besonders vom Anfang bis zur Mitte des 17. Jahrhundert - dargestellt werden. Problematisch ist es hierbei, eine genaue Aussage über die Anzahl der geflüchteten Protestanten und ihrer Herkunftsgebiete zu treffen. Die verwendeten Angaben betreffend der Zahlen, belaufen sich lediglich auf Schätzungen, aufgrund der Gesamtbevölkerung Böhmens zu jener Zeit und sind fragwürdig . Die Begründung dafür liegt in den damals noch nicht geführten Aufzeichnungen . Die Volkszählungen begannen ab 1705 in Böhmen und die systematische Anlage von Kirchenbüchern wurde erst im Konzil von Trient verfügt. Vorher geführte Aufzeichnungen wurden zum Großteil durch Feuer und Krieg zerstört, oder sie fielen der absichtlichen Vernichtung infolge der Gegenreformation zum Opfer . Für die Einordnung in das damalige Geschehen ist es des weiteren notwendig kurz die Situation in Sachsen und Böhmen und vor allem die Rekatholisierung der habsburgischen Lande - besonders Böhmens - zu betrachten. Jedoch soll dabei auf eine detaillierte Schilderung aller einzelnen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges verzichtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sachsen und Böhmen im 17. Jahrhundert
- Rekatholisierung (Gegenreformation)
- Exulantenbewegung
- Gründe der Auswanderung
- Betroffene gesellschaftliche Schichten
- Siedlungsgebiete der Exulanten in Sachsen
- Auswirkungen auf das kulturelle und wirtschaftliche Leben in Sachsen
- Wirtschaftliche Wiederbelebung
- Kultureller und geistiger Einfluss der Exulanten
- Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswanderung protestantischer Exulanten aus Böhmen und Mähren nach Sachsen im 17. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Rekatholisierung und des Dreißigjährigen Krieges. Die Analyse beleuchtet die Gründe für die Flucht der Exulanten, ihre Integration in die sächsische Gesellschaft und deren Auswirkungen auf das kulturelle und wirtschaftliche Leben Sachsens.
- Die Rekatholisierung in Böhmen als treibende Kraft der Exulantenbewegung
- Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die protestantische Bevölkerung Böhmens
- Die Integration der Exulanten in Sachsen und deren Beitrag zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung
- Die Rolle des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen im Kontext der Exulantenbewegung
- Die Herausforderungen und Chancen der Integration von Glaubensflüchtlingen in einer neuen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Exulantenbewegung als Folge des Dreißigjährigen Krieges und der Rekatholisierung vor. Sie erläutert die Bedeutung der Exulanten für die Entwicklung Sachsens und die Herausforderungen bei der Erforschung dieses Themas, insbesondere die fehlenden Aufzeichnungen und die Unsicherheit über die Anzahl der geflüchteten Personen.
- Sachsen und Böhmen im 17. Jahrhundert: Dieses Kapitel beleuchtet die politische Situation in Sachsen und Böhmen zu Beginn des 17. Jahrhunderts, insbesondere die Beziehungen zwischen dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. und dem Habsburger Kaiser. Es wird die Rolle Sachsens im Böhmischen Aufstand und die Bedeutung der Ober- und Niederlausitz als Zufluchtsort für die Exulanten hervorgehoben.
- Rekatholisierung (Gegenreformation): Dieses Kapitel definiert den Begriff Rekatholisierung und schildert die politische und religiöse Situation, die die Flucht der protestantischen Bevölkerung aus Böhmen bewirkte. Es beleuchtet die Rolle des Augsburger Religionsfriedens, die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten und die Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Protestanten in Böhmen.
- Exulantenbewegung: Dieses Kapitel befasst sich mit den Gründen für die Auswanderung der Exulanten aus Böhmen und Mähren. Es untersucht die betroffenen gesellschaftlichen Schichten und beschreibt die Herausforderungen und die Auswirkungen der Flucht auf die Familien und Lebensumstände der Exulanten.
- Siedlungsgebiete der Exulanten in Sachsen: Dieses Kapitel zeigt die Regionen Sachsens auf, in denen sich die Exulanten niederließen. Es beleuchtet die spezifischen Bedingungen und Herausforderungen, die die Exulanten in ihren neuen Heimatregionen erwarteten.
Schlüsselwörter
Exulanten, Gegenreformation, Rekatholisierung, Dreißigjähriger Krieg, Böhmen, Sachsen, Johann Georg I., Kurfürst, Glaubensfreiheit, Flucht, Migration, Integration, wirtschaftliche Entwicklung, kultureller Einfluss, Siedlungsgebiete, Auswirkungen, Ober- und Niederlausitz.
- Quote paper
- Magister Artium Jens Weis (Author), 2001, Die böhmischen Exulanten und deren Einfluss auf die Entwicklung Sachsens unter Johann Georg I. im 17. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/786