Waren die Neunzigerjahre noch von der Theorie des Endes der Geschichte von Francis Fukuyama geprägt, so kehrte die totgesagte Geschichte am 09/11 zurück – und mit ihr die Religion. Die religiöse – präziser: islamische – Legitimation der Attentate hat zu einer Rückkehr der Religion in die Weltpolitik, und folglich in die Medien, geführt. Die unsichtbare Religion von Thomas Luckmann ist wieder sichtbar geworden, die privatisierte Religion ist zurück in die politische Öffentlichkeit geraten. Die Frage lautet: Erleben wir seit 09/11 eine Rückkehr der Religion – oder lediglich ihre mediale Thematisierung? Oder ist dies, wenn wir Religion nach Niklas Luhmann als kommunikatives Geschehen definieren, letztlich dasselbe? In der Arbeit wird empirisch nachgewiesen, dass in ausgewählten Printmedien seit 09/11 Begriffe wie 'Religion', 'Islam' und 'Christentum' signifikant häufiger verwendet werden. Wenn also Identität vermehrt über religiöse Codes – und weniger über ethnische, nationale, geschlechtliche etc. – abgehandelt wird, dann ist dies eine Referenz, mit der, so lautet die Annahme, Identität gestiftet wird. Denn nach G. H. Mead ist das Ich gewissermassen das, womit wir uns identifizieren. Die Fremdzuschreibung religiöser Identität z. B. bei Moslems, hat Rückwirkungen auf die eigene Identität. Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied darin, ob Osama bin Laden den Westen als säkulare oder als christliche Gesellschaft angreift. Es besteht ein Unterschied darin, ob der Westen säkulare oder eben christliche Werte verteidigt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ASPEKTE DER RELIGION
- DEFINITION VON RELIGION
- SÄKULARISIERUNG
- PRIVATISIERUNG DER RELIGION
- FUNDAMENTALISMUS
- Protestantischer Fundamentalismus
- Islamischer Fundamentalismus
- MEDIEN, RELIGION UND DER KAMPF DER KULTUREN
- MEDIALE THEMATISIERUNG DER RELIGION
- Quantitative Perspektive
- "Religion" in den Medien
- "Religion" und "Politik" in den Medien
- "Religion" und "Konflikt" in den Medien
- "Religion" und "Terror" in den Medien
- Qualitative Perspektive
- DER KAMPF DER KULTUREN
- DIE MEDIALE KONSTRUKTION RELIGIÖSER IDENTITÄT
- MEDIEN UND ISLAMISCHE IDENTITÄT
- MEDIEN UND CHRISTLICHE IDENTITÄT
- ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 eine Rückkehr der Religion in die Gesellschaft und die Medien zu beobachten ist. Die Arbeit analysiert die mediale Thematisierung von Religion und ihre Auswirkungen auf die Konstruktion religiöser Identitäten.
- Die Rolle der Medien im Kontext der Säkularisierung und des Kampfes der Kulturen
- Die mediale Konstruktion von religiösen Identitäten
- Die quantitative und qualitative Analyse der medialen Berichterstattung über Religion
- Die Folgen der medialen Thematisierung von Religion für die Gesellschaft
- Der Einfluss von Ereignissen wie dem 11. September auf die Wahrnehmung von Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und führt in die Thematik der Rückkehr der Religion nach den Anschlägen vom 11. September ein. Kapitel 2 beleuchtet verschiedene Aspekte der Religion, wie die Definition von Religion, die Säkularisierung, die Privatisierung der Religion und den Fundamentalismus. Kapitel 3 untersucht die Rolle der Medien im Kontext des Kampfes der Kulturen und analysiert die mediale Thematisierung von Religion. Kapitel 4 widmet sich der medialen Konstruktion religiöser Identitäten und behandelt die Beispiele des Islams und des Christentums.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Religion, Medien, Säkularisierung, Fundamentalismus, Kampf der Kulturen, Identität, mediale Thematisierung, quantitativ-qualitative Analyse, 11. September, Islam, Christentum.
- Arbeit zitieren
- Francis Müller (Autor:in), 2007, Religion nach 09/11, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78569