Im Folgenden werde ich den Begriff „Rolle“, die Rollentheorie, ihre Vertreter und die Kritik an ihr näher erläutern.
Als Vorläufer des Rollenbegriffs gilt der Begriff der „Charaktermaske“, worunter Karl Marx „die entfremdete Existenzform des Menschen durch die ihm aufgezwungene Klassenlage versteht“ und ihr das freie Individuum der klassenlosen Gesellschaft gegenüberstellt.
Der Begriff der „Rolle“ gehört zum beständigen Inventar der Soziologie. Allerdings gibt es nur wenige Begriffe, die so unscharf definiert worden sind, wie dieser. Linton nannte Rolle „die Gesamtheit der kulturellen Muster“ Dahrendorf: „ein Bündel von Erwartungen“. Seine große Wirkung beruht zum Teil auf seinen Bezug zum Alltagsleben, insbesondere zur Welt des Theaters, wo jemand in einer bestimmten Rolle auf die Bühne tritt, diese spielt und danach wieder abtritt. Von marxistischer Seite wurde der Rollenbegriff vielfach als Element der Verschleierung von Herrschafts- und Macht-strukturen kritisiert.
Grundsätzlich kann man drei Dimensionen des Rollenbegriffs unterscheiden: 1. Rolle als dynamischer Aspekt von Status/ Position, 2. Rolle als Verhaltensmuster, 3. Rolle als an Positionsinhaber gerichteter Erwartungskomplex.
Der Begriff „Rolle“ bedeutet, dass normierte Verhaltenserwartungen von Personen, die einen Bezug zu der Rolle haben (Bezugspersonen oder Bezugsgruppen), an den Inhaber einer bestimmten Rolle herangetragen werden. Zwar werden diese Erwar-tungen an das Individuum herangetragen, sie meinen aber ausschließlich die Rolle in der sich das Individuum befindet.
1. Inhaltsverzeichnis 2
2 Ausführungen zur Rollentheorie 3
2.1 Der Begriff „Rolle“ 3
2.2 Die Rollentheorie 5
3 Literatur 19
Inhaltsverzeichnis
1 Ausführungen zur Rollentheorie
1.1 Der Begriff „Rolle“
1.2 Die Rollentheorie
1.2.1 Geschichte der Rollentheorie und ihre Vertreter
1.2.2 Kritik an der Rollentheorie
1.2.3 Ergänzende Aspekte zur Rollentheorie
2 Literatur
1 Ausführungen zur Rollentheorie
Im Folgenden werde ich den Begriff „Rolle“, die Rollentheorie, ihre Vertreter und die Kritik an ihr näher erläutern
1.1 Der Begriff „Rolle“
Als Vorläufer des Rollenbegriffs gilt der Begriff der „Charaktermaske“, worunter Karl Marx „die entfremdete Existenzform des Menschen durch die ihm aufgezwungene Klassenlage versteht“ (zit. nach Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 549) und ihr das freie Individuum der klassenlosen Gesellschaft gegenüberstellt (vgl. Endruweit, G./ Trommsdorff, G.: Wörterbuch der Soziologie, 1989, S. 549).
Der Begriff der „Rolle“ gehört zum beständigen Inventar der Soziologie. Allerdings gibt es nur wenige Begriffe, die so unscharf definiert worden sind, wie dieser. Linton nannte Rolle „die Gesamtheit der kulturellen Muster“ (Linton, 1945, S. 252, in: Abels, 2001, S. 81) Dahrendorf: „ein Bündel von Erwartungen“(Dahrendorf 1958, S. 33, in: Abels, 2001, S. 81). Seine große Wirkung beruht zum Teil auf seinen Bezug zum Alltagsleben, insbesondere zur Welt des Theaters, wo jemand in einer bestimmten Rolle auf die Bühne tritt, diese spielt und danach wieder abtritt (vgl. Abels, H.: Einführung in die Soziologie, 2001, S. 81). Von marxistischer Seite wurde der Rollenbegriff vielfach als Element der Verschleierung von Herrschafts- und Macht-strukturen kritisiert (vgl. Schäfers, Bernhard: Grundbegriffe der Soziologie, 1986, S. 254).
Grundsätzlich kann man drei Dimensionen des Rollenbegriffs unterscheiden: 1. Rolle als dynamischer Aspekt von Status/ Position, 2. Rolle als Verhaltensmuster, 3. Rolle als an Positionsinhaber gerichteter Erwartungskomplex (vgl. Endruweit& Trommsdorff, 1989, S. 548).
Der Begriff „Rolle“ bedeutet, dass normierte Verhaltenserwartungen von Personen, die einen Bezug zu der Rolle haben (Bezugspersonen oder Bezugsgruppen), an den Inhaber einer bestimmten Rolle herangetragen werden. Zwar werden diese Erwar-tungen an das Individuum herangetragen, sie meinen aber ausschließlich die Rolle in der sich das Individuum befindet (vgl. Schäfers, 1986, S. 252/253).
Rollen erfüllen eine allgemeine Orientierungsfunktion, da sie für planbares Verhalten aller am gesellschaftlichen Leben beteiligten Personen sorgen und somit eine Voraussage, Regelmäßigkeit und Berechenbarkeit der sozialen Handlungsbeiträge dieser Personen ermöglichen.
Rollenkonformes Verhalten ermöglicht den anderen Gesellschaftsangehörigen eine Entlastung hinsichtlich eigener Anpassung und Entscheidungen sowie der Erwart-barkeit des Verhaltens anderer (Entlastungseffekt). Die Gesellschaft kann, mit ihren sozialen Gebilden, als ein komplexes Gefüge von funktional und hierarchisch auf-einander bezogenen Rollen betrachtet werden. Soziales Handeln wird je nach Entwicklungsstand einer Gesellschaft und Eigenart einzelner Gesellschaftsbereiche unterschiedlich durch Rollen im Voraus normiert, d.h. in manchen Gesellschafts-formen gibt es Spielräume für eigenständige Verhaltensentscheidungen der Rollen-inhaber oder die Rolle kann individuell ausgestattet werden. Die Erfüllung der Rollen-erwartungen resultieren durch Lernprozesse, in deren Verlauf viele Rollenvorschrif-ten verinnerlicht werden.
Normative Erwartungen an eine Rolle sind positionsbezogene Konkretisierungen sozialer Normen, die durch soziokulturelle Werte gerechtfertigt werden, d.h die Rolle hängt von ihrer sozialen Position und deren Funktion sowie vom gesellschaftlichen Werte- und Normensystem ab.
Die Komplementarität der Rollenerwartungen, d.h. den Pflichten des Rolleninhabers entsprechen Rechte seiner Rollenpartner und umgekehrt, ist grundlegend für die Stabilität und das Funktionieren von Gesellschaft, sozialen Gebilden und Handeln. Die Ausgewogenheit der Rechte und Pflichten zwischen Rollenpartnern hängt von den jeweiligen Macht- und Herrschaftsverhältnissen ab (vgl. Hillmann, Karl- Heinz: Wörterbuch der Soziologie, 1994, S. 742).
Die Bezugsgruppen können den Rolleninhaber auch sanktionieren mit dem Ziel Rollenkonformität zu erzielen und abweichendes Verhalten zu verhindern vgl. Schäfer, 1986, S. 253). Nach der Schärfe der Sanktionen läst sich der Grad der Verbindlichkeit der Rollenerwartungen (kann-, soll-, muss- Erwartungen) für den Rollenträger bestimmen (vgl. Hillmann, 1994, S. 743).
Jeder Mensch hat so viele soziale Rollen wie er Gruppen oder sozialen Gruppierungen angehört. Hartley hat folgende Rolleneinteilung vorgenommen:
1. durchdringende (Rollen, die andere Rollen beeinflussen) und begrenzte (Rollen die keinen Einfluss auf andere Rolle ausüben) Rollen
2. festgelegte ( Rollenverhalten ist durch Gesetze und Verordnungen festgelegt; wird als Einengung oder Hilfe empfunden) und vage (geben Rolleninhaber großen Spielraum zur Rollengestaltung, da die Erwartungen an ihn in einer bestimmten Situation nicht eindeutig festgelegt sind; werden als Freiraum oder Veraltensunsicherheit empfunden) Rollen
3. Zwangsrollen (sind einem auferlegt, z.B. Geschlechts- oder Altersrolle) und Kürrollen (man wählt eine Rolle, z.B. die Rolle des Mitgliedes in einem Turnverein)
4. Übereinstimmende (die verschiedenen Rollen eines Trägers werden in Einklang gebracht) und divergierende (die verschiedenen Rollen eines Trägers sind nicht in Einklang zu bringen, was häufig zu Rollenkonflikten führt) Rollen
5. Komplementäre Rollen (enthalten soziale Beziehungen, z.B. Rolle des Kindes- Eltern sind vorhanden)
6. Formelle (Rollenerwartungen sind institutionalisiert, z.B. in Gesetzen) und informelle ( Rollenerwartungen sind aus dem tatsächlichen Verhalten des Rollenträgers entstanden, waren aber schon vor dem Verhalten des jeweiligen Trägers vorhanden, z.B. Klassenclown) Rollen (vgl. Soziologie. Eine Einführung für Erzieherberufe, 1989, S. 51-53).
Der Rollenbegriff findet sich außerdem noch in weiteren relevanten Theorien der Allgemeinen Soziologie wieder: in der konflikttheoretischen Theorie als Zwang bzw. „Ärgerlichen Tatsache der Gesellschaft“ (Dahrendorf), in der Kritischen Theorie („Rolle und Macht“, Rollenkompetenz u.a. bei Claessens, „Rolle und Klasse“ bei Dreitzel, etc.), in der marxistischen Theorie (als „Ausgeburt bürgerlichen Denkens“ und „Warnung vor dem Rollenbegriff“ u.a. bei DDR- Soziologen) und in der Verhaltenstheorie ( als Grundbegriff lückenloser operationalisierbarer Hypothesen über Sozialverhalten u.a. bei Opp) (vgl. Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 548).
1.2 Die Rollentheorie
Die Rollentheorie wurde von einer mikro-, und einer makrosoziologischen Betrachtung aus entwickelt und ist Teil einer strukturell-funktionalen-, und einer interaktionistischen Theorie. Im Schnittfeld beider Ansätze steht die Rollentheorie als Theorie mittlerer Reichweite. Sie erklärt warum sich Menschen in Situationen rollengemäß verhalten (vgl. Wiswede, G.: Soziologie, 1991, S. 185).
Das traditionelle Rollenkonzept ist meist eng mit der strukturell- funktionalen- Theorie verbunden und ist überall dort zu finden, wo es institutionalisierte soziale Strukturen mit vielen unterschiedlichen Positionen und Funktionen gibt. Der Rolleninhaber hat einen festen Status und folgt je nach Position den Normen, die in das umfassende Wertsystem einer Gesellschaft integriert sind und trägt bei Einhaltung dieser, zur Stabilität des Systems bei (vgl. Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 548). Die Rollen-theorie kann sowohl Prozesse der Anpassung als auch des Widerstandes erfassen und eignet sich für konservative aber auch für kritische Analysen und Positionen in der Soziologie. Die Rollentheorie hat nur begrenzte Reichweite und bedarf immer der Ergänzung durch 1. biographische Aspekte (Kompetenzen des Rollenträgers), 2. situative Komponenten (Ort des Handelns), 3. „Einbeziehung gesellschaftlicher und politisch- ökonomischer Dimensionen“ (Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S 552). Je nachdem wie man den Begriff der Rolle formuliert und auf welchen Aspekt man mehr Wert legt, passt ein anderes Rollenkonzept (vgl. Endruweit& Trommsdorff, 1989, S. 550- 552).
1.2.1 Geschichte der Rollentheorie und ihre Vertreter
Die traditionelle Rollentheorie wurde systematisch 1936 von dem amerikanischen Kulturanthrophologen Ralph Linton (1893- 1953) entwickelt. Hierbei wird die Gesellschaft als ein Netzwerk sozialer Stellen gesehen. Linton arbeitete die Unter-scheidung von „Rolle“ (als dynamischer Aspekt des Status) und „Status“ (Rechte und Pflichten) heraus, wobei „Rolle“ die Wahrnehmung bzw. Aktivierung des Status ist, d.h. wenn das Individuum dem Status nachkommt, spielt es eine Rolle. Er unter-schied zugeschriebene (aufgrund biologischer bedeutsamer Merkmale, z.B. Ge-schlecht, Lebensalter) und erworbene (aufgrund besonderer Aktivitäten oder Erfolge, z.B. im Beruf) Rollen (vgl. Hillmann, 1994, S. 743, vgl. Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S.548/549). Er vertrat die Ansicht, dass „ein System fortbesteht, während die Individuen, die Plätze in ihm einnehmen, kommen und gehen können.“ (Linton 1945, S. 252, in: Abels, 2001, S. 81).
Parsons entwickelte Lintons Theorie weiter und formulierte sie aus, indem er sagte, dass ein Individuum seine Rolle nur spielt, sich somit an Anderen orientiert und „freiwillig“ zu den Normen der Gesellschaft zustimmt, da es sich dadurch größere Gratifikation und weniger Frustration durch Sanktionen erhofft (vgl. Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 549). Die Normen ergeben sich aus dem kulturellen System einer jeden Gesellschaft. Die darin enthaltenen Werte sieht er als mustergültig an und als entscheidendes Verbindungselement zum Sozialsystem. Normen regulieren die sozialen Prozesse und Beziehungen (vgl. Abels, 2001, S. 84). In seiner Handlungs- und Systemtheorie (1937, 1951) zeigt er, wie der Mensch zur Persön-lichkeit wird und durch sein Handeln die allgemeinen Wertmuster einer Gesellschaft verinnerlicht. Die Verinnerlichung der Rollen gewährt eine Stabilität des Systems (vgl. Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 549).
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- Quote paper
- Kathrin Rühling (Author), 2004, Soziologische Rollentheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78322
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