Robert Mundells berühmter Aufsatz „A Theory of Optimum Currency Areas“ aus dem Jahre 1961 begründet die Theorie optimaler Währungsräume. Er erhielt 1999 den Nobelpreis, denn sein bahnbrechender Artikel legte die Grundlage für die Kosten-Nutzen-Analyse von Währungsunionen. Darauf aufbauend erarbeiteten Wissenschaftler unabhängig von einander eine Vielzahl von Optimalitätskriterien mit dem Ziel, das entscheidende Kriterium zur Bestimmung des optimalen Währungsraumes zu finden. Der traditionelle Ansatz der Theorie entstand im Wesentlichen in den 60er und 70er Jahren. Damals schien es als ob Währungsräume, die die nationalen Grenzen überschreiten, kaum jemals diskutiert bzw. politisch erreichbar werden würden. Heute ist der Europäische Währungsraum jedoch bereits Realität und der Beitritt der zehn neuen Mitgliedsstaaten zur Europäischen Union im Mai 2004 war der erste Schritt dieser Länder in Richtung der Aufnahme in die Europäische Währungsunion. Mit dem Beitritt geben die Länder ihre nationale Geld- und Währungspolitik auf und der Wechselkurs fällt als Anpassungsinstrument an exogene Schocks weg. Vorteile des Beitritts sind nach Görgens, Ruckriegel und Seitz (2004, S.12) die Verminderung der Transaktionskosten durch eine einheitliche Währung, das Entfallen der Schwankungen des nominalen Wechselkurses und dadurch bedingte Unsicherheiten, sowie der Anstieg der Preistransparenz, was zu mehr Wettbewerb und damit zu einem effizienteren Ressourceneinsatz führt. Die erwarteten Kosten des Beitritts zu der Währungsunion können mit der Theorie optimaler Währungsräume bestimmt werden. In der vorliegenden Seminararbeit soll nun Antwort auf die folgenden Fragen gegeben werden: Wie ist der Beitritt der zehn neuen Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOEL) zur Europäischen Währungsunion (EWU) vor dem Hintergrund der Theorie optimaler Währungsräume nach Mundell (1961) zu bewerten? Bringt uns die vergrößerte Eurozone einem optimalen Währungsraum näher?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Theorie optimaler Währungsräume
2.1 Mundell (1961) und seine Annahmen zum optimalen Währungsraum
2.2 Theoretische Darstellung
2.3 Kritische Würdigung der Theorie von Mundell (1961)
2.4 Erweiterungen der Theorie durch McKinnon (1963) und Kenen (1969)
2.5 Kritische Würdigung der Theorie optimaler Währungsräume
3 Die Europäische Währungsunion und die Erweiterung um die Mittel- und Osteuropäischen Länder
3.1 Prüfung der Optimalitätskriterien nach Mundell (1961), McKinnon (1963)
und Kenen (1969)
3.1.1 Arbeitsmobilität
3.1.2 Offenheitsgrad
3.1.3 Diversifikation der Produktion
3.2 Ergebnisse der Überprüfung der Kriterien
4 Schlussfolgerungen und Kritik
5 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Graphische Darstellung des Anpassungspfads in A und B
Abbildung 2: Wiederherstellung des Gleichgewichts ohne eine Änderung des
Preisniveaus, Migration von A nach B
Abbildung 3: Offenheitsgrad (Ex + Im/BIP) 2005
Abbildung 4: Anteil des Handels mit der EU-15 am Gesamthandel 2004*
Abbildung 5: Anteil der Wertschöpfung der Sektoren Landwirtschaft, Industrie und
Dienstleistungen am BIP (in %) 2005
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Regionale Arbeitslosenquotendifferenzen Europa 2004 und USA 2005
1 Einleitung
Robert Mundells berühmter Aufsatz „A Theory of Optimum Currency Areas“ aus dem Jahre 1961 begründet die Theorie optimaler Währungsräume. Er erhielt 1999 den Nobelpreis, denn sein bahnbrechender Artikel legte die Grundlage für die Kosten-Nutzen-Analyse von Währungsunionen. Darauf aufbauend erarbeiteten Wissenschaftler unabhängig von einander eine Vielzahl von Optimalitätskriterien mit dem Ziel, das entscheidende Kriterium zur Bestimmung des optimalen Währungsraumes zu finden. Der traditionelle Ansatz der Theorie entstand im Wesentlichen in den 60er und 70er Jahren. Damals schien es als ob Währungsräume, die die nationalen Grenzen überschreiten, kaum jemals diskutiert bzw. politisch erreichbar werden würden. Heute ist der Europäische Währungsraum jedoch bereits Realität und der Beitritt der zehn neuen Mitgliedsstaaten zur Europäischen Union im Mai 2004 war der erste Schritt dieser Länder in Richtung der Aufnahme in die Europäische Währungsunion. Mit dem Beitritt geben die Länder ihre nationale Geld- und Währungspolitik auf und der Wechselkurs fällt als Anpassungsinstrument an exogene Schocks weg. Vorteile des Beitritts sind nach Görgens, Ruckriegel und Seitz (2004, S.12) die Verminderung der Transaktionskosten durch eine einheitliche Währung, das Entfallen der Schwankungen des nominalen Wechselkurses und dadurch bedingte Unsicherheiten, sowie der Anstieg der Preistransparenz, was zu mehr Wettbewerb und damit zu einem effizienteren Ressourceneinsatz führt. Die erwarteten Kosten des Beitritts zu der Währungsunion können mit der Theorie optimaler Währungsräume bestimmt werden. In der vorliegenden Seminararbeit soll nun Antwort auf die folgenden Fragen gegeben werden: Wie ist der Beitritt der zehn neuen Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOEL) zur Europäischen Währungsunion (EWU) vor dem Hintergrund der Theorie optimaler Währungsräume nach Mundell (1961) zu bewerten? Bringt uns die vergrößerte Eurozone einem optimalen Währungsraum näher?
Die Theorie optimaler Währungsräume liefert zwar kein geschlossenes formales Modell, sie stellt jedoch eine gute theoretische Grundlage für die Bearbeitung der Fragestellung dar, da sie den Fokus auf die wichtigsten Effekte legt und diese einzeln beurteilt.
Im ersten Abschnitt der Arbeit verdeutlicht die Analyse der Theorie optimaler Währungsräume nach Mundell (1961) sein Konzept der Arbeitsmobilität. Zusätzlich wird auf Kritikpunkte und Erweiterungen der Theorie durch McKinnon (1963) und Kenen (1969) eingegangen. Auf Basis der theoretischen Grundlagen ergeben sich Hypothesen bezüglich der Kriterien zur Abgrenzung von Währungsräumen. Im zweiten Abschnitt werden die Optimalitätskriterien an der EWU und den MOEL überprüft und der Beitritt der MOEL zur EWU beurteilt. Der letzte Abschnitt fasst schließlich die Schlussfolgerungen und Kritik zusammen.
2 Die Theorie optimaler Währungsräume
Die Theorie optimaler Währungsräume (OWR-Theorie) ist der Standardansatz zur Beurteilung der Kosten bei der Einführung einer Gemeinschaftswährung im Zuge der Teilnahme an einer Währungsunion (Backe/ Wojcik 2002, S.6). Mit Zunahme der geographischen Gebietsgröße steigen nicht nur die Vorteile einer Währungsunion, sondern sie wird auch heterogener, was zu zusätzlichen Kosten führt. Diese Heterogenität hat zur Folge, dass die Zentralbank nicht auf lokale Bedingungen in den Mitgliedsländern eingehen kann. Eine gemeinsame Geldpolitik lässt sich dann problemlos durchführen, wenn die Währungsunion überwiegend symmetrischen Schocks ausgesetzt ist, d.h. Schocks, die alle Länder in gleichem Maße treffen, oder Mechanismen für die Anpassung nach asymmetrischen Schocks, d.h. Schocks, die nur einzelne Länder in der Währungsunion oder die Länder insgesamt unterschiedlich treffen, vorhanden sind (Görgens, Ruckriegel, Seitz 2004, S.12). Durch asymmetrische Schocks können allerdings beträchtliche Kosten entstehen (Baldwin/Wyplosz 2004, S.331 zitiert nach Peters 2006, S.3). Anhand der Kriterien der OWR-Theorie lässt sich beurteilen, ob der Beitritt zu einer Währungsunion und damit die Übergabe der nationalen Geldpolitik an eine gemeinsame Zentralbank mit hohen Kosten verbunden ist oder nicht. Im Folgenden sollen der Ansatz von Mundell (1961) und darauf aufbauend die Ansätze von McKinnon (1963) und Kenen (1969) diskutiert werden, wobei jeweils auch auf Kritikpunkte verwiesen wird.
2.1 Mundell (1961) und seine Annahmen zum optimalen Währungsraum
Mundell (1961) ist der Erste, der sich auf theoretischer Ebene mit der Abgrenzung von optimalen Währungsräumen beschäftigt. Er stellt die Frage auf „ [..] how large should the territory using a single currency be?“ und definiert dabei einen optimalen Währungsraum als „ [..] a domain in which exchange rates are fixed“. Mundell merkt an, dass es einen bedeutenden Unterschied zwischen der Anpassung innerhalb eines Währungsraums mit einer Einheitswährung und einem Währungsraum mit mehreren Währungen gibt; mit anderen Worten gibt es einen Unterschied zwischen interregionaler und internationaler Anpassung, obwohl in letzterem Fall feste Wechselkurse vorliegen (Horvath 2003, S.10). Um dies zu illustrieren führt Mundell drei Beispiele der Anpassung in verschiedenen Gebieten an, die von asymmetrischen Nachfrageschocks betroffen sind. Das erste Beispiel betrachtet zwei unabhängige Länder mit nationalen Währungen, wo jedes Land auch eine Region ist. Das zweite Beispiel betrachtet ein Land mit einer Währung und zwei verschiedenen Regionen. Das dritte Beispiel schließlich umfasst zwei Länder mit unabhängigen Währungen und zwei Regionen, die über die Länder hinweg verlaufen. Um die Auswirkungen der Bildung eines einheitlichen Währungsgebietes zu veranschaulichen, bezieht er sich in seiner Arbeit auf eine Region als ökonomische Einheit. Mundell (1961, S.660) definiert diese Region folgendermaßen: die Region hat eine einheitliche Produktionsstruktur und ist durch interne Faktormobilität gekennzeichnet. Innerhalb der Regionen sind die Wechselkurse flexibel, nach außen hin fixiert.
2.2 Theoretische Darstellung
Die OWR-Theorie nach Mundell (1961, S.658) geht von zwei Ländern A und B aus, die jeweils nationale Währungen und flexible Wechselkurse haben. Mundell (1961, S.659) unterteilt das Gebiet in die Regionen A (Ost) und B (West), die beide ein bestimmtes Produkt herstellen. Zwischen den beiden Regionen herrscht Faktorimmobilität. Ein asymmetrischer Nachfrageschock führt zur Bevorzugung des von B hergestellten Produkts gegenüber dem von A hergestellten Produkt. In A führt dies zu einem Rückgang der Nachfrage und damit zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem Außenhandelsdefizit. In B steigt hingegen die Inflation. In Abbildung 1 sind die Anpassungen in A und B graphisch dargestellt.
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- Quote paper
- Michaela Bruckner (Author), 2006, Robert A. Mundell (1961): Die Theorie optimaler Währungsräume – Wie ist die EWU-Osterweiterung zu bewerten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78145
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