Der Tod als Wesensmerkmal des Lebens ist für den Menschen eine gleichermaßen faszinierende wie furchterregende Erfahrung, eine Macht, die von außerhalb auf uns einwirkt und doch untrennbar mit uns verbunden ist, mit uns geschieht. Der Tod holt den Menschen, in Gestalt des Sensenmannes etwa; im Tod endet ein Zustand, die Seele ‚geht fort‘. Sterben-Müssen ist grausame Gewißheit, als Übergang in ein anderes Sein gedacht mitunter noch grausamere Ungewißheit, vielleicht aber auch glückselige Verheißung, für andere Erlösung, Sterben-Wollen. Nicht nur als psychische und physische Erfahrung des Einzelnen ist der Tod durch Ambivalenz gekennzeichnet, ebenso der gesellschaftliche Umgang damit. Tod und Sterben werden tabuisiert, müssen aber als außeralltägliche, unergründliche Erfahrung mit Sinn verbunden und – v.a. was die Angehörigen anbelangt, die den ‚fremden‘ Tod erleben – bewältigt werden. Sie sind Gegenstand religiöser und sozialer Normen und gesellschaftlicher Institutionen, von Sterbebegleitung und Bestattungsunternehmen über Begräbnisrituale und Friedhofsordnungen bis hin zum Erbrecht etwa.
Immer ist der Tod mit einem Spektrum von Vorstellungen und Bräuchen verbunden. Auf diese Vorstellungen und Bräuche speziell im antiken Griechenland möchte die vorliegende Arbeit einen Blick werfen. Welche religiösen Sitten und Rituale regelten den Umgang mit dem Tod, welche Mythen rankten sich um ihn, was für Ideen machte man sich vom Wesen des Todes und davon, was mit dem Menschen im Tod geschah? Welche Anschauungen knüpften sich ans Jenseits, wie war es illustriert und wie stellte man sich die Beziehung von Jenseits und Diesseits vor? Welche Rolle spielte der ethische Wandel eines Menschen für seine aufs Jenseits gerichteten Erwartungen? Und wie veränderte sich all dies im Gang der Zeit?
Nun ist Griechenland auch als eine Wiege analytischen, empirischen und skeptizistischen Denkens bekannt, weshalb hier weiter die Frage beleuchtet werden soll, wie man sich dort seitens der Wissenschaft, genauer der Philosophie und der Medizin, in ihren Anfängen zum Tod hielt, zum Leben und zum Leben nach dem Tod.
Im Bereich jener Anschauungswelten wird sich diese Arbeit bewegen und das Bild, das sich die Lebenden jener Zeit von Tod und Jenseits machten, nachzuzeichnen versuchen, soweit es die Quellen ermöglichen und die Zwecke dieses Aufsatzes gebieten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Tod in der griechischen Antike
- II. 1. Der physische Tod
- II. 2. Der Tod in der Mythologie
- II. 3. Der Tod in Religion, Ritual und Volksglaube
- II. 4. Die Philosophie und der Tod
- III. Jenseitsvorstellungen
- III. 1. Die dumpfe Unterwelt der archaischen Zeit (8. - 7. Jh. v. Chr.)
- III. 2. Jenseitserwartung und Jenseitsgericht – der Wandel seit dem 6. Jh. v. Chr.
- III. 3. Ethik und Eschatologie im 4. Jh. v. Chr.
- III. 4. Ausblick
- IV. Menschenbild und Seelenwandel
- V. Die antike Medizin und der Tod
- VI. Schlußüberlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Tod und Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike und analysiert religiöse, philosophische und medizinische Aspekte dieser Thematik. Der Fokus liegt auf der Erforschung der verschiedenen Perspektiven auf den Tod, die in der Antike existierten, sowie der Entwicklung dieser Vorstellungen im Laufe der Zeit.
- Der Tod als Wesensmerkmal des Lebens und seine Bedeutung in der griechischen Kultur
- Der physische Tod und seine Wahrnehmung in der antiken Medizin
- Die Rolle des Todes in der Mythologie und die Darstellung des Thanatos
- Jenseitsvorstellungen und die Entwicklung des Jenseitsgerichts
- Die antike Medizin und ihre Ansichten zum Tod, Leben und Leben nach dem Tod
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema Tod und Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike ein und beleuchtet die Ambivalenz des Todes sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft. Sie stellt die relevanten Fragestellungen für die Arbeit vor.
II. Der Tod in der griechischen Antike: Dieses Kapitel beleuchtet den Tod als notwendigen Bestandteil des menschlichen Wesens in der Antike. Es werden verschiedene Perspektiven auf den Tod betrachtet, unter anderem der physische Tod, seine Darstellung in der Mythologie sowie sein Platz in Religion, Ritualen und Volksglauben. Zudem werden philosophische Ansichten zum Tod erörtert.
II. 1. Der physische Tod: Dieser Abschnitt befasst sich mit den medizinischen Erkenntnissen über den Tod in der Antike. Er beschreibt die verschiedenen Theorien zur Todesursache und die Bedeutung des letzten Atemzugs sowie die erkennbaren Todeszeichen.
II. 2. Der Tod in der Mythologie: Hier wird der Tod als Personifizierung des Thanatos in der griechischen Mythologie vorgestellt. Der Abschnitt beleuchtet die Rolle des Thanatos als Verkörperung des Unvermeidlichen und die verschiedenen Darstellungsformen in der bildenden Kunst.
III. Jenseitsvorstellungen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung von Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike. Es analysiert die Veränderung dieser Vorstellungen über die Zeit und die unterschiedlichen Vorstellungen von der Unterwelt, dem Jenseitsgericht und der Beziehung zwischen Diesseits und Jenseits.
III. 1. Die dumpfe Unterwelt der archaischen Zeit (8. - 7. Jh. v. Chr.): Dieser Abschnitt beschreibt die frühen Vorstellungen von der Unterwelt in der archaischen Zeit.
III. 2. Jenseitserwartung und Jenseitsgericht – der Wandel seit dem 6. Jh. v. Chr.: Dieser Teil behandelt die Entwicklung von Jenseitsvorstellungen ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. und beleuchtet die Bedeutung des Jenseitsgerichts und die veränderten Erwartungen an das Jenseits.
III. 3. Ethik und Eschatologie im 4. Jh. v. Chr.: In diesem Abschnitt werden die ethischen und eschatologischen Aspekte von Jenseitsvorstellungen im 4. Jahrhundert v. Chr. erörtert.
IV. Menschenbild und Seelenwandel: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Menschenbild in der griechischen Antike und dessen Zusammenhang mit der Vorstellung von Seelenwandel.
Schlüsselwörter
Tod, Jenseits, griechische Antike, Mythologie, Thanatos, Religion, Ritual, Volksglaube, Philosophie, Medizin, Jenseitsvorstellungen, Unterwelt, Jenseitsgericht, Seelenwandel, Ethik, Eschatologie, Menschenbild.
- Quote paper
- Mathias Pfeiffer (Author), 2007, Tod und Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77870