Ludwig Mies van der Rohe gilt als einer der namhaftesten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts und Wegbereiter der Modernen Architektur. Wahre Baukunst war für ihn nicht der Mode unterworfen, aber auch nicht gültig bis in alle Ewigkeit. Jedes Gebäude sollte den treibenden Kräften seiner Zeit geschuldet werden: der Massengesellschaft, der Wirtschaftsordnung und der Technologie. Kunst war für ihn nicht das willkürlich Neue, sondern das Ergebnis einer geordneten Struktur.
Konstruktion, Material, Transparenz und Ästhetik bildeten bei seinen Werken stets eine Einheit. Die gesamte architektonische Konstruktion basiert auf einem Rastersystem und dem Goldenen Schnitt. Edle Materialien wurden sorgsam ausgewählt und perfekt verarbeitet.
Dieses wohlüberlegte, nachvollziehbare Bauen und Mies’ Persönlichkeit weckten das Interesse vieler seiner Kollegen. Der große Einfluss, den Mies van der Rohe auf mehrere Architektengenerationen ausübte macht eine Beschäftigung mit seinen Gebäuden besonders interessant.
Obwohl seine Karriere in Deutschland begann, ist er vor allem in den USA bekannt geworden, wo er fünf Jahre nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nach Chicago ins Exil ging. Durch den Bau der Neuen Nationalgalerie kommt er erstmals wieder in sein Heimatland zurück. Mit diesem Bauauftrag wird ihm nun die Anerkennung zuteil, die ihm durch die Machthaber zuvor verwehrt wurde. Die Nationalgalerie beherbergt zu dieser Zeit vor allem die Kunst des 19. Jahrhunderts, der sich Mies verbunden fühlte. Der Name „Neue Nationalgalerie“ unterstreicht sowohl den nationalen, als auch den zukunftsorientierten Anspruch dieses wichtigen öffentlichen Gebäudes. Er ist auch als politisches Signal an den Ostteil Berlins zu sehen, wo die „alte“ Nationalgalerie lag. Die Gründe seines Exils und die Motivation der Auftraggeber ihn nach Deutschland zu holen, beschreibe ich genauer im ersten Kapitel.
Die Nationalgalerie basiert auf der Konstruktion früherer Mies’scher Bauten. Abgesehen vom Einfluss von Friedrich Schinkel und der Antike, lässt sich das Gebäude auf einzelne, von Mies van der Rohe selber konstruierte, Entwürfe zurückführen. Die vier wichtigsten Vorgängerbauten werden in Kapitel zwei vorgestellt. Beeindruckend ist dabei die unglaubliche Stringenz, mit der der Architekt die grundlegenden Ideen zum Bau dieses Gebäudes entwickelt, welches einen End- und Höhepunkt seiner Karriere darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungsgeschichte des Bauauftrags
- Die Neue Nationalgalerie
- Der Bauvorgang
- Das Dach
- Die Halle als Einraum
- Die Stützen
- Der Sockel
- Das Untergeschoß
- Städtebaulicher Kontext
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Neue Nationalgalerie in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe. Ziel ist es, die Entstehungsgeschichte des Bauwerks, seine architektonischen Besonderheiten und seinen städtebaulichen Kontext zu beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf Mies' Entwurfs- und Bauprinzipien sowie den Einfluss seiner vorherigen Arbeiten.
- Entstehungsgeschichte der Neuen Nationalgalerie und die politische Dimension des Bauauftrags
- Architektur und Konstruktion der Neuen Nationalgalerie: Materialwahl, Raumgestaltung und technische Details
- Einfluss früherer Entwürfe Mies van der Rohes auf die Gestaltung der Nationalgalerie
- Städtebauliche Einbettung der Neuen Nationalgalerie im Kontext des Berliner Kulturforums
- Mies van der Rohes architektonische Philosophie und ihre Umsetzung in der Neuen Nationalgalerie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Ludwig Mies van der Rohe als bedeutenden Architekten des 20. Jahrhunderts vor und hebt seine Prinzipien von Konstruktion, Material, Transparenz und Ästhetik hervor. Sie betont die Bedeutung der Neuen Nationalgalerie als Rückkehr Mies' in sein Heimatland nach seinem Exil in den USA und die politische Symbolik des Projekts. Die Einleitung skizziert die Verbindung der Nationalgalerie zu früheren Werken Mies' und kündigt die thematische Struktur der Arbeit an.
Entstehungsgeschichte des Bauauftrags: Dieses Kapitel beleuchtet die Bemühungen des Berliner Senats, Mies van der Rohe mit dem Bau der Neuen Nationalgalerie zu beauftragen. Es beschreibt die Bedeutung der Person Mies' für den Auftrag und die Rolle der Wiedergutmachung für seine verhinderte Karriere unter dem Nationalsozialismus. Die Unterdrückung seiner Arbeit während der NS-Zeit und die Schwierigkeiten, die er als Architekt mit der Moderne verbunden erlebte, werden ausführlich geschildert. Das Kapitel illustriert die politische Dimension des Bauauftrags als ein Stück deutscher Wiedergutmachung.
Die Neue Nationalgalerie: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Beschreibung des Gebäudes, beginnend mit dem Bauvorgang und gegliedert nach einzelnen Bauteilen (Dach, Halle als Einraum, Stützen, Sockel, Untergeschoß). Es analysiert die grundlegenden Konstruktionsprinzipien und deren kunstgeschichtlichen Hintergründe, einschließlich der Inszenierung des "Einraums" und Besonderheiten wie das Kugelgelenk an den Stützen. Es verbindet die technischen Aspekte mit der ästhetischen Wirkung des Gebäudes und thematisiert die Kritik an seiner starken Repräsentativität.
Städtebaulicher Kontext: Das Kapitel untersucht die Einbindung der Neuen Nationalgalerie in den Kemperplatz und das Berliner Kulturforum. Es beleuchtet die Zielsetzung eines kulturellen Viertels, in dem sich die Gebäude gegenseitig ergänzen, und analysiert, inwieweit diese Symbiose gelungen ist. Der Fokus liegt auf der Positionierung der Nationalgalerie innerhalb des städtebaulichen Kontexts und ihrer Beziehung zu den umliegenden Gebäuden.
Schlüsselwörter
Ludwig Mies van der Rohe, Neue Nationalgalerie, Moderne Architektur, Konstruktionsprinzipien, Städtebau, Nationalsozialismus, Exil, Wiedergutmachung, Rastersystem, Goldener Schnitt, Materialität, Transparenz, Berlin, Kulturforum, Kemperplatz.
Häufig gestellte Fragen zur Neuen Nationalgalerie
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet eine umfassende Analyse der Neuen Nationalgalerie in Berlin, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe. Sie umfasst die Entstehungsgeschichte des Bauauftrags, die architektonischen Besonderheiten des Gebäudes, seine städtebauliche Einbettung und die architektonische Philosophie Mies van der Rohes. Die Analyse betrachtet Konstruktionsprinzipien, Materialwahl, Raumgestaltung und den politischen Kontext der Entstehung.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Entstehungsgeschichte der Neuen Nationalgalerie und ihre politische Dimension; die Architektur und Konstruktion des Gebäudes (Materialwahl, Raumgestaltung, technische Details); den Einfluss früherer Entwürfe Mies van der Rohes; die städtebauliche Einbettung im Berliner Kulturforum; und Mies van der Rohes architektonische Philosophie und ihre Umsetzung in der Neuen Nationalgalerie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Entstehungsgeschichte des Bauauftrags, Die Neue Nationalgalerie (detaillierte Beschreibung des Gebäudes, gegliedert nach Bauteilen), Städtebaulicher Kontext, Zusammenfassung. Jedes Kapitel beleuchtet einen spezifischen Aspekt der Neuen Nationalgalerie.
Wie wird die Neue Nationalgalerie in der Arbeit beschrieben?
Die Neue Nationalgalerie wird detailliert beschrieben, wobei der Bauvorgang und einzelne Bauteile wie Dach, Halle, Stützen, Sockel und Untergeschoss analysiert werden. Die Arbeit untersucht die Konstruktionsprinzipien, die kunstgeschichtlichen Hintergründe und die ästhetische Wirkung des Gebäudes. Auch die Kritik an seiner starken Repräsentativität wird thematisiert.
Welche Rolle spielt der politische Kontext?
Der politische Kontext spielt eine wichtige Rolle. Die Arbeit beleuchtet die Bemühungen des Berliner Senats, Mies van der Rohe mit dem Bau zu beauftragen, die Bedeutung der Person Mies' für den Auftrag und die Rolle der Wiedergutmachung für seine verhinderte Karriere unter dem Nationalsozialismus. Die Unterdrückung seiner Arbeit während der NS-Zeit und die Schwierigkeiten, die er als Architekt mit der Moderne verbunden erlebte, werden ausführlich beschrieben.
Wie ist die Neue Nationalgalerie städtebaulich eingebunden?
Die Arbeit untersucht die Einbindung der Neuen Nationalgalerie in den Kemperplatz und das Berliner Kulturforum. Sie analysiert die Zielsetzung eines kulturellen Viertels und die Beziehung der Nationalgalerie zu den umliegenden Gebäuden. Der Fokus liegt auf der Positionierung der Nationalgalerie innerhalb des städtebaulichen Kontexts und ihrer Beziehung zu den umliegenden Gebäuden.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ludwig Mies van der Rohe, Neue Nationalgalerie, Moderne Architektur, Konstruktionsprinzipien, Städtebau, Nationalsozialismus, Exil, Wiedergutmachung, Rastersystem, Goldener Schnitt, Materialität, Transparenz, Berlin, Kulturforum, Kemperplatz.
- Quote paper
- Ulf Sthamer (Author), 2004, Ludwig Mies van der Rohe. Neue Nationalgalerie in Berlin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77834