Schule im 21. Jahrhundert muss sich radikal verändern. Zu diesem Schluss kommen zahlreiche Expertengremien, jüngst die Bildungskommission der Heinrich-Böll-Stiftung. Dabei werden nicht nur Rufe nach veränderten Schulstrukturen und vermehrter Gestaltungsautonomie und –verantwortung der Einzelschulen laut, sondern auch Forderungen nach neuen, innovativen Lehr- und Lernformen. Diese sollen einer zunehmenden Heterogenität in den Klassenzimmern genügen und Schüler(innen) zu einer aktiven Teilhabe an sich verändernden gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen befähigen.
Zukünftige Mitentscheider(innen) sind dabei vor große globale Herausforderungen gestellt, für deren Lösung es keine eindeutigen Rezepte gibt. Weltweite Einigkeit besteht inzwischen jedoch über das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung. Auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro im Jahr 1992 wurde mit der Agenda 21 ein weltweites Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert verabschiedet, das der Bildung einen bedeutenden Stellenwert auf dem Weg zur Erreichung einer globalen nachhaltigen Entwicklung beimisst. Die »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (BNE) kann somit als pädagogische Reaktion auf den Nachhaltigkeitsdiskurs verstanden werden. Auch in diesem Kontext erschallt der Ruf nach innovativen Lernstrategien. Das »Situierte Lernen« gehört im Reformdiskurs über schulische Lernformen inzwischen zu den meistdiskutierten Ansätzen und findet insbesondere in der Diskussion um BNE große Resonanz.
In der Arbeit werden zunächst knapp die Grundgedanken des »Situierten Lernens« skizziert und der Ansatz im größeren Kontext der didaktischen Theoriediskussion verortet. Den Abschluss dieser Einführung bildet die Zusammenschau einiger Befunde aus der empirischen Lehr-/Lernforschung. Der zweite Teil diskutiert in gebotener Kürze die Grundlagen des in Deutschland dominierenden Verständnisses einer kompetenzorientierten BNE, um die Bedeutung des Situierten Lernens im aktuellen BNE-Diskurs zu verdeutlichen. Abschließend werden beide Teil zusammengeführt und die Rolle des Situierten Lernens in der BNE anhand von bildungspolitischen und bildungstheoretischen Dokumenten aus dem nationalen und internationalen BNE-Diskurs erörtert und verdeutlicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Situiertes Lernen
- Grundlagen
- Didaktische Einordnung
- Empirische Befunde
- Lern(form)en für Nachhaltigkeit
- Kurzskizze: Die Diskussion um BNE
- Ansatz: Kompetenzorientiertes Lernen
- Situiertes Lernen in der BNE: Neues »mathetisches« Paradigma?
- Vorsichtiges Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit des situierten Lernens im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ansätzen herauszuarbeiten und das Potential des situierten Lernens für eine effektivere BNE zu beleuchten.
- Situiertes Lernen als pädagogischer Ansatz
- Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und ihre Herausforderungen
- Kompetenzorientiertes Lernen im Kontext der BNE
- Empirische Befunde zum situierten Lernen
- Das Potential des situierten Lernens für die BNE
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und betont die Notwendigkeit innovativer Lehr- und Lernformen angesichts globaler Herausforderungen und der zunehmenden Heterogenität in Schulen. Sie stellt die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als pädagogische Reaktion auf den Nachhaltigkeitsdiskurs vor und positioniert situiertes Lernen als einen vielversprechenden Ansatz innerhalb dieses Diskurses. Die Arbeit skizziert den weiteren Aufbau und die Zielsetzung.
Situiertes Lernen: Dieses Kapitel beleuchtet den Ansatz des situierten Lernens. Es thematisiert die Schwierigkeit einer einheitlichen Definition und die Abgrenzung zu verwandten Konzepten. Der Fokus liegt auf der Klärung des Begriffs „Situiertheit“ und der Darstellung, dass Lernen nicht als isolierter Prozess, sondern als sozial und kulturell eingebetteter Vorgang verstanden wird. Empirische Befunde, insbesondere aus ethnomethodologischen Studien, werden herangezogen, um die Kontextgebundenheit von Wissen zu verdeutlichen. Das Kapitel präsentiert ein Modell des situierten Lernens, das die Verknüpfung von Wissen, Handeln, Erfahrung und sozialhistorischem Kontext betont.
Lern(form)en für Nachhaltigkeit: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Diskussion um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Deutschland und stellt den Ansatz des kompetenzorientierten Lernens vor. Es betont die Bedeutung von BNE angesichts globaler Herausforderungen und beleuchtet die Notwendigkeit innovativer Lernstrategien, um die angestrebten Kompetenzen zu fördern. Der Abschnitt dient als Brücke zwischen dem theoretischen Verständnis des situierten Lernens und dessen praktischer Anwendung im Kontext der BNE.
Situiertes Lernen in der BNE: Neues »mathetisches« Paradigma?: Dieses Kapitel untersucht die Rolle des situierten Lernens in der BNE. Anhand von bildungspolitischen und bildungstheoretischen Dokumenten wird die Bedeutung des Ansatzes im nationalen und internationalen BNE-Diskurs erörtert. Es wird analysiert, ob situiertes Lernen als ein neues „mathetisches“ Paradigma für die BNE betrachtet werden kann, das eine umfassendere und nachhaltigere Wissensaneignung ermöglicht.
Schlüsselwörter
Situiertes Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Kompetenzorientiertes Lernen, Nachhaltiges Lernen, Empirische Bildungsforschung, Lerngemeinschaft, Kontextgebundenheit, Soziokultureller Ursprung von Kognition.
Häufig gestellte Fragen zu: Anwendbarkeit des situierten Lernens im Kontext der BNE
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Anwendbarkeit des situierten Lernens im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ansätze herauszuarbeiten und das Potential des situierten Lernens für eine effektivere BNE zu beleuchten.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt u.a. situiertes Lernen als pädagogischen Ansatz, die Herausforderungen der BNE, kompetenzorientiertes Lernen im Kontext der BNE, empirische Befunde zum situierten Lernen und dessen Potential für die BNE. Sie umfasst eine Einleitung, Kapitel zu situiertem Lernen, Lernformen für Nachhaltigkeit, die Anwendung situierten Lernens in der BNE und ein Resümee.
Was wird unter „situiertem Lernen“ verstanden?
Das Kapitel „Situiertes Lernen“ klärt den Begriff „Situiertheit“ und beschreibt Lernen nicht als isolierten Prozess, sondern als sozial und kulturell eingebetteten Vorgang. Es werden empirische Befunde herangezogen, um die Kontextgebundenheit von Wissen zu verdeutlichen und ein Modell des situierten Lernens vorgestellt, das die Verknüpfung von Wissen, Handeln, Erfahrung und sozialhistorischem Kontext betont.
Wie wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Arbeit dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet die Diskussion um BNE in Deutschland und stellt den Ansatz des kompetenzorientierten Lernens vor. Sie betont die Bedeutung von BNE angesichts globaler Herausforderungen und die Notwendigkeit innovativer Lernstrategien zur Förderung der angestrebten Kompetenzen.
Welche Rolle spielt kompetenzorientiertes Lernen?
Kompetenzorientiertes Lernen wird als wichtiger Ansatz im Kontext der BNE vorgestellt. Die Arbeit betont dessen Bedeutung für die Förderung der angestrebten Kompetenzen im Bereich der Nachhaltigkeit.
Wird die Arbeit empirische Befunde berücksichtigen?
Ja, die Arbeit bezieht empirische Befunde, insbesondere aus ethnomethodologischen Studien, mit ein, um die Kontextgebundenheit von Wissen im Rahmen des situierten Lernens zu verdeutlichen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Kapitel „Vorsichtiges Resümee“ fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert die Anwendung des situierten Lernens in der BNE. Es wird analysiert, ob situiertes Lernen als ein neues „mathetisches“ Paradigma für die BNE betrachtet werden kann.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Situiertes Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Kompetenzorientiertes Lernen, Nachhaltiges Lernen, Empirische Bildungsforschung, Lerngemeinschaft, Kontextgebundenheit, Soziokultureller Ursprung von Kognition.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu situiertem Lernen, Lernformen für Nachhaltigkeit, situiertem Lernen in der BNE und ein Resümee. Jedes Kapitel wird im HTML-Dokument detailliert zusammengefasst.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Pädagogen, Lehramtsstudierende, Bildungsforscher und alle, die sich mit innovativen Lehr- und Lernformen im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen.
- Quote paper
- Daniel Fischer (Author), 2007, Situiertes Lernen = Nachhaltiges Lernen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77817