Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine steht im Mittelpunkt des Romans Neuromancer von William Gibson, der zu den einflussreichsten und bekanntesten Werken der literarischen Strömung des sogenannten Cyberpunk gehört. Der Cyberpunk entstand Mitte der 1980er Jahre als ein Subgenre der Science-Fiction-Literatur. Die genaue Definition des Genres ist umstritten, eine Annäherung lässt sich aber über die Etymologie des Begriffes vornehmen: cyber von cybernetics verweist auf eine hochtechnologisierte Welt und die umfassende Durchdringung des menschlichen Daseins durch Computer, also kybernetische Systeme; punk wiederum verweist auf die Gegenkultur der 80er Jahre und deutet die Möglichkeit einer Kritik ebendieser alles beherrschenden Macht des Computers hin.
Im Zentrum dieser Arbeit soll die Frage nach der Beziehung von Mensch und Maschine in einer technologisierten Welt stehen, wie sie in Neuromancer dargestellt wird. Diese Fragestellung wird entlang zweier Entwicklungslinien untersucht: zum einen wird die Annäherung des Menschen an die Maschine durch die Technik dargestellt, zum anderen soll umgekehrt gefragt werden, wieweit sich die Maschine dem Menschen annähert. klären. Zum Schluss bleibt die Frage nach den Konsequenzen dieser Entwicklung sowohl für den Menschen als auch für die Maschine zu beantworten.
Die Darstellung wird sich eng am Text orientieren und auf weitere Literatur weitgehend verzichten. Der Frage nach der Annäherung des Menschen an die Maschine wird mehr Raum eingeräumt, da sich darüber im Roman deutlich mehr Aussagen finden lassen als zur umgekehrten Fragestellung. Im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch und Maschine soll die Ambivalenz der technologischen Entwicklung für den Menschen besondere Berücksichtigung finden. Eine solchermaßen kritische Sichtweise deckt sich mit Gibsons eigener Einschätzung: „My feelings about technology are totally ambivalent – which seems to me to be the only way to relate to what’s happening today.” Der Begriff der Ambivalenz impliziert nicht unbedingt eine negative Wertung. Dennoch soll in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass die zunehmende Annäherung von Mensch und Maschine, wie sie in Neuromancer beschrieben wird, letztlich zu einer pessimistischen Bewertung der Folgen technologischer Entwicklung für den Menschen führt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mensch und Maschine - Versuch einer Begriffsbestimmung
- Die Annäherung des Menschen an die Maschine.
- Der Cyberspace zwischen Transzendenz und Exklusion..
- Case und der Cyberspace
- Die Eroberung des Körpers durch die Technik.
- Die Maschine als Metapher für den Menschen ......
- Der Mensch als Softwarekonstrukt
- Maschine und Mensch..
- Künstliche Intelligenz als übermenschliche Lebensform.….….……........
- Die Evolution der Maschine und die Stagnation des Menschen.
- Zusammenfassung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung von Mensch und Maschine in William Gibsons Neuromancer, einem einflussreichen Cyberpunk-Roman. Sie untersucht die Annäherung des Menschen an die Maschine im Kontext der technischen Entwicklung und umgekehrt, die Annäherung der Maschine an den Menschen. Die Arbeit analysiert die Ambivalenz der technologischen Entwicklung und deren Auswirkungen auf die menschliche Existenz.
- Die Bedeutung des Cyberspace und seine Auswirkungen auf die menschliche Wahrnehmung und Identität
- Die Darstellung der Symbiose von Mensch und Maschine
- Die Kritik an der technologischen Entwicklung und ihrer potenziellen Folgen für den Menschen
- Die Frage nach der Definition von Mensch und Maschine im Kontext der technologischen Entwicklung
- Die Analyse des Protagonisten Case und seiner Beziehung zum Cyberspace
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über das Thema und die Fragestellung der Arbeit. Sie beleuchtet die Bedeutung des Cyberpunk-Genres und den Einfluss von Neuromancer auf die Science-Fiction-Literatur. Darüber hinaus wird die Ambivalenz der technologischen Entwicklung für den Menschen im Kontext von Neuromancer dargestellt.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Begriffsbestimmung von Mensch und Maschine und untersucht die Eigenschaften, die den Menschen von der Maschine unterscheiden. Der Begriff der Maschine wird dabei in einem weiten Sinne verstanden und umfasst auch technische Apparate und Systeme, die nach mechanischen Gesetzen funktionieren.
Kapitel 3 fokussiert auf die Annäherung des Menschen an die Maschine. Das Kapitel analysiert die technologische Neuerung des Cyberspace und seine Auswirkungen auf die menschliche Wahrnehmung und Identität. Es wird gezeigt, dass der Cyberspace sowohl transzendent als auch exklusiv ist und den Menschen sowohl von den Fesseln der materiellen Existenz befreit als auch neue Fesseln anlegt. Die Figur von Case als „cyberspace cowboy“ veranschaulicht die Ambivalenz des Cyberspace und seine Bedeutung für die menschliche Identität.
Schlüsselwörter
Cyberpunk, Neuromancer, William Gibson, Mensch-Maschine-Beziehung, Cyberspace, Technik, Ambivalenz, Transzendenz, Exklusion, Identität, künstliche Intelligenz, technologische Entwicklung, Software, Metapher.
- Quote paper
- Thomas Neumann (Author), 2006, Mensch und Maschine in William Gibsons 'Neuromancer', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77801