Die Hanse ist eines der bedeutendsten Phänomene des Mittelalters. Wie kein anderes hatte sie die Geschichte Nordeuropas mitbestimmt, während die Handlungsschwerpunkte der Kaiser im Heiligen Reich Römischer Nation eher in Süddeutschland und Südeuropa lagen. Neben ihrer wirtschaftspolitischen Funktion kam ihr mit dem Übergang von der Kaufmannshanse zur Städtehanse, d.h., mit der Intensivierung der zwischenkommunalen Kontakte, im wachsenden Maße eine kulturpolitische Bedeutung zu.
Die niederdeutschen Kaufleute verbanden nicht nur Absatzmärkte mit Rohstoffhäfen, sondern brachten dem nord- und osteuropäischen, gerade im Entstehen begriffenen oder noch nicht vorhandenen, Bürgertum auch literarische und sprachliche Errungenschaften West- und Mitteleuropas näher. Die Ausbreitung und Verwendung des Niederdeutschen soll jedoch nur im Kontext mit der Bedeutung der Hanse für die Literatur in Nordeuropa behandelt werden.
Neben dem Kulturtransport ist die Frage der Freizeitgestaltung der Angehörigen der Kantoren oder Schiffsbesatzungen im Winter vom Interesse. In dieser Jahreszeit – vom 11. November bis zum 22. Februar – war es verboten Handelsverkehr über der Ostsee zu betreiben. Es ist wenig glaubhaft, dass es dort nur mit einer solchen Brutalität zuging, von der die Etymologie des Wortes „hänseln“ zeugt. Gesicherter ist die Beschäftigung mit Erzählungen und Musik. Das hansische Erzählen, d.h., die Literatur der Hanse , soll in dieser Arbeit am Beispiel von mehreren Beispieltexten auf ihre Funktionen und Ausbreitung untersucht werden. Als verbindendes Glied stellt sich die Frage nach den Einflusssphären: War die kulturelle Beeinflussung wechselseitig oder einseitig? Aus welchen Regionen wurden literarische Güter übernommen und in welchen Regionen beeinflusste die niederdeutsche Hanse selbst das geistige Leben?
Methodisch ist die Arbeit daher in zwei Abschnitte untergliedert. Im ersten werden die Umgebungskriterien hanseatischer Literatur untersucht. Hier spielen historische, literaturwissenschaftliche und sprachwissenschaftliche Faktoren eine Rolle, obwohl zwischen diesen keine absolute Zäsur vorgenommen werden kann.
Im zweiten Teil werden einzelne Werke genauer beschrieben. Gleichwohl sie die mittelalterliche Literatur des hanseatischen Raums nur ansatzweise repräsentieren, wird versucht, typische Wesenszüge der damaligen Literatur herauszustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Umgebungskriterien hanseatischer Literatur
- Historischer Kontext
- Literaturwissenschaftlicher Kontext
- Sprachwissenschaftlicher Kontext
- Funktionen der Literatur an verschiedenen Beispielen
- Die Mittelniederdeutsche Margaretenlegende
- Die Thidrekssaga
- Reynke de Vos
- Schlussbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Verbreitung und den Funktionen mittelniederdeutscher Literatur im hanseatischen Raum. Sie untersucht, wie die Hanse als ein bedeutendes Phänomen des Mittelalters nicht nur die Geschichte Nordeuropas prägte, sondern auch eine bedeutende Rolle im kulturellen Austausch spielte. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der Hanse auf die Literatur in Nordeuropa und erforscht die Frage der wechselseitigen kulturellen Beeinflussung zwischen den Hansestädten und anderen Regionen.
- Die Bedeutung der Hanse für die Verbreitung von Literatur in Nordeuropa
- Die Rolle der Hanse im kulturellen Austausch zwischen West- und Mitteleuropa und Nord- und Osteuropa
- Die Funktionen der mittelniederdeutschen Literatur im hanseatischen Raum
- Die Einflusssphären der Hansestädte auf das geistige Leben in anderen Regionen
- Die Entwicklung des Mittelniederdeutschen als Hansesprache
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Hanse als ein wichtiges Phänomen des Mittelalters vor und betont ihre Bedeutung für die Geschichte und Kultur Nordeuropas. Sie erläutert die wirtschaftliche und kulturpolitische Rolle der Hanse und beleuchtet die Bedeutung des Niederdeutschen für die literarische Verbreitung im nord- und osteuropäischen Raum. Die Arbeit untersucht die Funktionen der Literatur der Hanse und die Frage nach der wechselseitigen kulturellen Beeinflussung im hanseatischen Raum.
Umgebungskriterien hanseatischer Literatur
Dieser Abschnitt betrachtet die Umgebungskriterien hanseatischer Literatur anhand von historischen, literaturwissenschaftlichen und sprachlichen Faktoren. Der historische Kontext untersucht das Mäzenatentum wohlhabender Kaufleute und ihre Rolle als Förderer der Literatur. Der literaturwissenschaftliche Kontext ordnet die mittelniederdeutsche Literatur im Gesamtwerk der mittelalterlichen Literatur ein. Der sprachliche Kontext beleuchtet die Entwicklung des Mittelniederdeutschen als Hansesprache.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen der Hanse, mittelniederdeutsche Literatur, kultureller Austausch, Funktionen der Literatur, Einflusssphären, Mäzenatentum, historischer Kontext, literaturwissenschaftlicher Kontext, sprachwissenschaftlicher Kontext, Mittelniederdeutsch als Hansesprache.
- Quote paper
- Matthias Widner (Author), 2007, Ausbreitung und Funktionen mittelniederdeutscher Literatur im hanseatischen Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77778